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Zentrale Fragestellung

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»Wofür wirst du eigentlich bezahlt?« (Aly 1980)11, werden Familienhelfer*innen häufig gefragt, und das ist die zentrale Fragestellung dieses Anfangskapitels. Diese Frage wird meist im privaten Kontext gestellt, aber durchaus auch in beruflichen Zusammenhängen. Letzteres vor allem dann, wenn Erwartungen an die Leistungen der Familienhilfe nicht ausreichend erfüllt werden oder wenn es Konflikte gibt. Dann allerdings eher mit dem ›Sie‹ als dem ›du‹ im Satzbau. In der Beantwortung bspw. mit dem Argument, dass es darum geht, Familien in schwierigen und belastenden Lebenssituationen zu helfen, dass dies durchaus kompliziert und tatsächlich eine ›richtige Arbeit‹ ist, kommen Fachkräfte häufig unter Rechtfertigungsdruck. Am Ende des Gesprächs bleiben vielfach unterschiedliche Sichtweisen und Widersprüche offen. Die Frage kann im Grunde keinem Gegenüber eindeutig beantwortet werden. Die Antwort ist allerdings insofern klar, als dass die Gesellschaft sich der Sozialen Arbeit im Allgemeinen und der Sozialpädagogischen Familienhilfe im Besonderen seit Jahrzehnten bedient – mit sehr unterschiedlichen Erwartungen, aber im Ausmaß beständig steigend.

Sozialpädagogische Familienhilfe wird zum Bestehen der Gesellschaft gebraucht und sie wird auch bezahlt. Eine detaillierte Antwort auf die obige Frage muss jede*r Familienhelfer*in für sich finden – und dann der fragenden Person möglichst authentisch vermitteln. Wir möchten Ihnen in diesem Anfangskapitel dieses Lehrbuchs für die eigene Auseinandersetzung und Klärung einige Anregungen geben, damit Sie im Ergebnis selbstbewusst sagen können: »Ich als Familienhelfer*in« gebe eine Antwort. Dazu als Einstieg zunächst ein Zitat der Erziehungswissenschaftlerin Sabine Hering. Lesen Sie das Zitat und nehmen Sie sich anschließend eine kurze Denkpause:

»Die ›Kunst‹ besteht darin, aus dem, was mir liegt und was ich kann, mit dem, was ich erlerne, eine Synthese zu erschaffen, die mir entspricht – und aufgrund der Einheit von Eignung und Qualifizierung nicht nur meine persönliche Note professionellen Handelns darstellt, sondern auch – so meine These – durch die Authentizität, die dadurch hergestellt wird, optimale Wirksamkeit hat« (Hering 2004, S. 21 f.).

Fachliches Wissen und Können sind das eine. Die persönliche Ausgestaltung, gerade in helfenden Berufen, das andere. Beides bildet eine Einheit. Braucht es dafür Talent? Ist es eine Kunst? In der Sozialen Arbeit, zu der die Sozialpädagogische Familienhilfe gehört, geht es weniger um Talent und selten um Kunst. Als eine zentrale Basis, um sich auf die Arbeit mit Menschen einzulassen und in dieser zu bestehen, gilt die professionelle Haltung. Obwohl diese Gegenstand etlicher Fachpublikationen ist und deren Bedeutung explizit herausgehoben wird, gibt es keine einheitliche Definition. Übergreifend geht es jedoch in allen Abhandlungen um ein Wechselverhältnis zwischen den fachlichen Kompetenzen sowie Wissensbeständen und den persönlichen Dispositionen. Letztere werden primär durch eigene Werte, Normen sowie biografische Erlebnisse geprägt, »die wie ein innerer Kompass die Stabilität, Nachhaltigkeit und Kontextsensibilität des Urteilens und Handelns« (Kuhl/Schwer/Solzbacher 2014, S. 107) ermöglichen. Sie werden auch durch gesellschaftliche Entwicklungen, soziale und sozialräumliche Beziehungen und institutionelle Bedingungen beeinflusst. Um die eigene professionelle Haltung beständig fortzuentwickeln, bedarf es der regelmäßigen Reflexion im Sinne eines vertiefenden Denkens, Verstehens und Erkennens. In diesem Prozess gilt es auch, seine persönlichen Anliegen und Motivationen, die dafür ausschlaggebend waren und sind, in der Sozialpädagogischen Familienhilfe tätig zu werden bzw. zu sein, zu ergründen und sich dieser sicher zu sein. Die Beschäftigung mit der eigenen professionellen Haltung dauert vom Studium bis in die berufliche Tätigkeit an und ist zu keinem Zeitpunkt abgeschlossen. Die beständige Selbstvergewisserung ist jedoch unabdingbar für den humanen und ethisch-reflektierenden Umgang mit Menschen sowie die Achtsamkeit mit Blick auf die eigene Person. Es ist gewissermaßen eine andauernde Biografiearbeit (vgl. Mertel 2015).


Sozialpädagogische Familienhilfe

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