Читать книгу Wenn die Niere "still & stumm" leidet - Hanspeter Hemgesberg - Страница 17
Therapie
ОглавлениеNierenstein-Behandlung bedeuted immer „zweigleisig“ zu verfahren und vorzugehen:
Einmal die „Akut-Therapie“ und dann die „Sekundär-Prävention“.
I. Akut-Therapie bei Nierenstein
Hier stehen wiederum 2 Behandlungs-Wege offen, in Abhängigkeit von der Größe und der Lage des Steins in der Niere und von der Intensität der durch den Stein verursachten Beschwerden: einmal eine „konservative bzw. indirekte“ Therapie – respektive ein Versuch, die Beschwerden zu beherrschen – und dann eine „aktive bzw. direkte“.
A. Konservative bzw. indirekte Therapie
Die Behandlungsmaßnahmen zielen darauf, den Nierenstein auf natürlichem Weg zum Ausscheiden zu bringen. Sie umfassen insbesondere:
1. Eigenmaßnahmen des Patienten
a. Reichlich Flüssigkeitsaufnahme
[etwa 3 L/Tag – kein koffeinhaltiger Kaffee und Schwarztee, keine zucker-haltigen Limonaden, keine Colagetränke. – Hinweis: Flüssigkeitsmenge unter Berücksichtigung sonstiger bestehender Krankheiten mit einer Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr (u.a. Herzinsuffizienz)]
b. Wärme-Anwendungen
[z.B. Heizkissen, warme bis kurzdauernde heiße Sitzbäder]
c. Viel körperliche Bewegung
[Treppen rauf-und-runter, 2 Stufen auf einmal nehmen, Kniebeugen, Laufen/ Joggen und Tanzen]
d. Auf Ernährung achten
[wenig, besser keine purin-haltige Lebensmittel (z.B. Spinat/Mangold, Makrelen, Heringe, Innereien) essen – generell Fleish-Konsum deutlich einschränken – Salz-Konsum einschränken – viel Frischgemüse/Obst/Salate essen – auf ausreichende Zufuhr an Calcium aus Nahrung achten (z.B. Milch und Milchprodukte]
Der nachfolgende Punkt ist bereits gedacht zur Vorbeugung weiterer Nierensteine
e. Übergewicht kontinuierlich abbauen
[d.h. ca. 10-12% der aktuellen Körpergewichts/Jahr reduzieren!, aber keine Crash-Diäten!]
2. Arzneiliche Therapie
[d.h. Maßnahmen zur Behandlung der Schmerzen/Koliken]
a. Schulmedizinische Therapie
[Verordnung von
- Diclofenac (d.i. ein Nicht Steroidales Antirhheumatikum/Analagetikum = NSRA)
!Vorsicht!
Nierenfunktion kontrollieren!
- Novaminsulfon/Metamizol
- Tramadol oder Tilidin (= Semi-Opinoide)
auch in Kombinationen]
b. Biologisch-naturheilkundliche Therapie
[bei nur leichtergradigen Schmerzen als Monotherapie, sonst komplementär/additiv zur schulmedizin. Therapie:
- Traumeel® (HEEL)
- Spascupreel® (HEEL)
Hinweis:
Bd. Arzneimittel optimalerweise in Kombination
Unabdingbar bei einer konservativen Therapie ist die permanente Kontrolle durch den behandelnden Arzt – optimalerweise ein Urologe! –; die Wirkung, sprich das Ansprechen der Therapie, sollte regelmäßig überwacht werden mit:
a) Sonographie der Nieren
[um zu sehen, ob der Nierenstein noch festsitzt oder ob er weitergewandert ist und evtl. an einer weiteren Enge festsitzt]
b) Labor-Kontrollen
Meine persönliche Meinung:
Ich halte die „konservativ-inaktive Therapie bei einem Nierenstein“ nur für praktikabel und gerechtfertigt, wenn
a. der Patient ansonsten gesund ist und nicht an einer massiveren
gesundheitlichen Störung leidet (z.B. einer chron. Herzinsuffizienz/CHI, bekannter Einschränkung der Nierenfunktion),
b. die Beschwerden durch den Nierenstein sich für den Patienten im
subjektiv erträglichen Ausmaß bewegen (also Schmerzgrad/SG von maximal 5-6 auf der VAS = Visuellen Analog-Skala) und keine länger als wenige Minuten andauernde und nur selten am Tag vorkommende Koliken vorliegen,
c. der Nierenstein spätestens binnen 2-3 Tage spontan „abgeht“.
d. Spätenstens dann halte ich eine aktive Therapie für zwingend geboten, insbesondere um sonst evtl. drohende Komplikationen – Harnstau, Infektionen – zu vermeiden!
B. Direkte bzw. aktive konservative Therapie
Immer dann, wenn die konservativ-inaktive Therapie nicht erfolgreich war innerhalb des gesteckten Zeitfensters – z.B. weil der Stein entweder feststeckt oder im Lumen zu groß ist (>7mm) oder weil unter der Therapie mit Schmerzmitteln die Gefahr besteht, dass die Nierenfunktion geschädigt wird und besonders, weil die Schmerzn bzw. Koliken zunehmen – ist eine „direkte bzw. aktive Therapie“ dringend geboten.
Etliche Optionen stehen zur Verfügung. Der behandelnde Arzt sollte mit dem Patienten abklären, welche Optionen bestehen und welche er aufgrund des Nierensteins (Größe, Lage usw.) er präferiert. So z.B.:
a. Litholye oder Chemolyse
[d.i. die medikamentöse Auflösung von z.B. Nierensteinen]
b. Extrakorporale Stoßwellen-Lithotrypsie (ESWL)
[d.i. die nicht-invasive (unblutige) mechanische Zertrümmerung von Steinen durch zielgerichtete Stoßwellen]
c. Percutane Nephrolithopraxie (PCNL)
[d.i. ein invasives (blutiges) Verfahren zur Entfernung von Nierensteinen; es handelt sich um einen endoskopischen Eingriff; percutan bedeutet, dass es sich nicht um einen offenen chirurg. Eingriff handelt, sondern über die Punktion der Haut]
d. Ureterorenoskopie (URS)
[d.i. eine Nierenstein-OP bei Nierensteinen, die in den Harnleiter gerutscht sind und dort festsitzen; von der Harnröhre wird das Instrument (ähnlich einem Endoskop) über die Blase in die Harnleiter geschoben und der Stein entfernt]
e. Schlingentisch-Extraktion
[d.h. es wird eine Schlinge über den Harnleiter eingeführt und versucht, mit der Schlinge den Stein herauszuziehen –
!Vorsicht!
wegen hoher Verletzungsgefahr heute nur noch sehr selten in Anwendung!]
f. offene Operation
[eine „offene OP“ zur Steinentfernung ist heute extrem selten; i.d.R. nur dann, wenn der Nierenstein sehr groß ist und das Nieren-Hohlsystem vollständig ausfüllt]
g. Laparoskopie bzw. laparoskopische Chrirgie
[Laparoskopie = endoskopische Untersuchung der in der Bauchhöhle enthaltenen Organe – Chirurgische Laparoskopie = operativer Eingriff über ein Endoskop; hier zur Entfernung eines Nierensteins – die laparaskopische Chirurgie zählt zu den Verfahren der „minimal-invasiven Chirgie“ (MIC]
Und:
In jedem Falle ist eine „Nach- und Weiterbehandlung“ zum erneuten Stein-Vorkommen – also zur „Sekundär-Prophylaxe“ – unbedingt ratsam und dem Patienten anzuemepfehlen!
II. „Sekundär-Prophylaxe“
Etwas flapsig das Motto:
„Lieber Stein-arm, als stein-reich!“
Wenngleich die erneute Bildung von Nierensteinen und Steinen im gesamten Urogenital-System nicht gänzlich zu vermeiden ist, kann aber – das ist wissenschaftlich eindeutig belegt – durch eine „Sekundär-Prophylaxe“ ein wirkungsvoller ‚Stein-Schutz‘ erreicht werden.
Und diese Vorbeugung ist besonders wichtig für Menschen, die bereits an einem Konkrement/Stein im Urogenital-System erkrankt waren.
Fakt:
„Wer bereits einmal an einem Stein im Urogenital-System erkrankt war, der muss immer damit rechnen, dass sich erneut Konkremente bzw. Steine bilden!“
Das heißt, dass hier der Mensch seinerseits gefordert ist.
Es ist inzwischen wissenschaftlich in groß-angelegten internationalen Studien belegt und bewiesen, dass eine „umfassende Umstellung der bisherigen Ernährung“ wirkungsvoll ist.
In Kurzform:
a. viel trinken (über den Tag verteilt)
b. Oxalat-reiche Lebensmittel weitgehend meiden (Spinat/Mangold,
Petersilie, Rhabarber, Walnüsse, Schokolade, Kakao)
c. auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium achten (Vorsicht ist
geboten für Niereninsuffizienz-Kranke! – hier die Zufuhr mit dem Arzt abstimmen)
d. Konsum an tierischem Eiweiß deutlich einschränken
e. Konsum an Kochsalz deutlich einschränken
Ich ergänze:
Unerläßlich ist, dass sich der ehemalige Nierenstein-Patient regelmäßig durch einen Arzt untersuchen und kontrollieren läßt – u.a. Urin- und Blut-Untersuchung, Sonographie –.
Bedarfsweise muss eine bestehende Hyperurikämie (Erhöhung der Harnsäure im Blut) medikamentös behandelt werden.
Zur Vorbeugung von Steinen kann der Urin angesäuert werden – dies sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden –.
Auch sollte der Patient sich mit dem Arzt besprechen, ob bei ihm die Einnahme von Magnesium – Magnesium bindet im Urin Oxalat und soll so die Bildung von Kalzium-Oxalat-Steinen hemmen – sinnvoll ist.
Zuletzt noch sollte mit dem behandelnten Arzt (Urologe) geklärt werden, ob es zur Sekundär-Prophylaxe von Nierensteinen sinnvoll und empfehlenswert ist, das eine oder andere Arzneimittel – wie es in der Literatur empfohlen wird – einzunehmen, so:
a. Kalziumcitrat
[in Studien konnte ein wirksamer Nierenstein-Schutz nachgewiesn werden]
b. Thiazid-Diuretika
[nachgewiesen ist in Studien, dass sie das Risiko für Nierensteine senken – d.s. „harn-treibende Wirkstoffe“ (Diurektika), welche über eine Hemmung der Aufnahme von Natrium und Chlorid (Kochsalz) in der Niere wirken – zu beachten ist allerdings die „Blutdruck-Situation“]
Als nächste Erkrankung soll der „Harnverhalt“ besprochen werden; im eigentlichen Sinn keine Erkrankung der Nieren, doch aufgrund seiner potentiell bestehenden negativen Einflussnahme auf die Nierenfunktion, soll der Harnverhalt hier besprochen werden.