Читать книгу Wenn die Niere "still & stumm" leidet - Hanspeter Hemgesberg - Страница 18
(akuter) Harnverhalt Komplikationen
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Bei der akuten Harnverhaltung besteht eine große Gefahr, dass die übervolle Harnblase rupturiert (einreißt).
Man unterscheidet drei Formen der Blasenruptur:
1. Extraperitoneale Ruptur
Diese Form macht ungefähr siebzig Prozent aller Blasenrupturen aus. Sie tritt vor allem im Rahmen von Beckenringfrakturen auf.
2. Intraperitoneale Ruptur:
Jede vierte Blasenruptur ist eine intraperitoneale Ruptur. Sie wird durch eine plötzliche Druckerhöhung oder durch eine Dezeleration verursacht. Die intraperitoneale Fraktur betrifft vor allem das Blasendach.
3. Spontane Ruptur:
Diese Form macht ungefähr fünf Prozent aller Blasenrupturen aus. Spontane Rupturen werden in der Regel bei Blasen mit Vorschädigung beobachtet.
Merke:
Als Komplikation der Blasenruptur kann es zu einer akuten Peritonitis (Bauchfellentzündung) - mit weiteren Risiken wie Bauchhöhlen-Entzündung, Durchbruch, Minderung der Blutversorgung in den Organen des Bauchraums mit insbes. Sauerstoff-Unterversorgung und der Gefahr einer Sepsis – und/oder zu einer Urosepsis (d.i. eine systemische Entzündungs-Reaktion des gesamten Organismus infolge einer von den Harnwegen ausgehenden bakteriellen Infektion. Mit einer Inzidenz von 3 von 1000 führt eine Urosepsis zu einer schweren septischen Erkrankung, die mit einer Mortalität von 50 bis 70 Prozent im höchsten Maße lebensbedrohlich ist) kommen.
Weiterhin ist ein paralytischer Ileus (d.i. eine Darmlähmung, die zu einer Aufhebung der Darmpassage führt. Ein Ileus ist lebensbedrohlich und bedarf als medizinischer Notfall einer sofortigen Intensiv-Therapie bzw. einer operativern Intervention) möglich.
Merke:
Eine akute Harnverhaltung immer ein medizinischer Notfall!
Besteht die Harnabfluss-Behinderung über eine längere Zeit – wie z.B. bei der chronischen Harnverhaltung –, kann es zu folgenden Komplikationen kommen:
a. Aufsteigende (aszendierende) Stauung des Harns
In die Harnleiter (Ureter) Hydroureter (= erworbene Harnleiterstauung) Hydronephrose (= Hydroureteronephrose = Stauungsniere = krankhafte Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche; auch genannt „Wassersack-Niere“) Druckatrophie des Nierenparenchys
b. Auf- und absteigende Harnwegsinfekte
c. Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
d. Urosepsis (s.o) septischer Schock Kreislauf- und Multi-Organ-
Versagen (Lunge, Niere, Leber mit Blutungen)
e. Chronische Niereninsuffizienz (CNI) (chron. Nierenversagen) (s.v.)
Die mit größte Komplikation ist die
f. Urämie
(= die Kontamination (Vergiftung/Intoxikation) des Blutes mit harnpflichtigen Substanzen. Eine Urämie kann als Folge einer terminalen Niereninsuffizienz oder eines akuten Nierenversagens auftreten. Die Nieren sind in beiden Fällen nicht mehr in der Lage, harnpflichtige Substanzen in ausreichender Menge mit dem Harn auszuscheiden)
Besteht ein Harnverhalt über eine längere Zeitspanne hinweg, so kann es zu einer Funktionsbeeinträchtigung des Blasenschließ-Muskels kommen; eine solche Funktionsbeeinträchtigung zeigt sich beispielsweise in einem Harnträufeln, das willentlich nicht zu beeinflussen ist.