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Von ‚Kopfschmerzen‘ und von ‚Kopfschmerzen‘

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In kurz-knapper Form sollen hier die „wichtigsten“ Kopfschmerz-Formen/-Arten nach der Definition der „International Headache Society“ [IHS] (Internationealen Gesellschaft für Kopfschmerzen) und den von der IHS veröffentlichten Richtlinien zur Erst-Information zu Papier gebracht werden.


Nach der Klassifikation der IHS muss bei Kopfschmerzen unterschieden werden zwischen:

1. Primären Kopfschmerzen

2. Sekundären Kopfschmerzen

Primäre Kopfschmerzen

Hierbei ist der Schmerz das Haupt-Symptom; keine weiteren strukturellen Erkrankungen.

Sekundäre Kopfschmerzen

Hierbei handelt es sich um Kopfschmerzen, die symptomatisch – aufgrund anderer Erkrankungen – hervorgerufen werden

Dann muss noch beachtet werden:

3. Kraniale Neuralgien

[Nervenschmerzen im Kopfbereich]

Dazu gehören:

3.1 zentrale und primäre Gesichtsschmerzen

Und

3.2 andere Kopf- und Gesichtsschmerzen

Anmerkung:

Die IHS teilt Kopfschmerzen ein in 14 Gruppen mit mehr als 367 Kopfschmerz-Formen.

Migräne und Spannungskopfschmerzen machen dabei >92% aller Kopfschmerzen aus!

1. Primäre Kopfschmerzen

Bei den primären Kopfschmerzen stellen die Kopfschmerzen selbst die Erkrankung dar.

Dazu zählen die Migräne, der Kopfschmerz vom Spannungstyp, der Cluster-Kopfschmerz und auch andere Kopfschmerzen, die jedoch selten vorkommen.

92% aller Kopfschmerzen sind primäre Kopfschmerzen.

1.1 Migräne

1.2 Kopfschmerzen vom Spannungs-Typ

1.3 Cluster-Kopfschmerz

1.4 Trigemino-autonome Kopfschmerzen

1.5 andere primäre Kopfschmerzen

Dazu zählen:

Primärer Husten-Kopfschmerz

Primärer Kopfschmerz bei körperlicher Anstrengung

Primärer Kopfschmerz bei/durch Stress und/oder sozio-psychische Belastungen wier z.B. Schikane, Mobbing u.a.

Primärer Kopfschmerz bei/nach sexueller Aktivität („koitaler bzw. postkoitaler Kopfschmerz“)

Primärer Donnerschlag-Kopfschmerz

Primärer Kopfschmerz durch Kälte („Kälte-Kopfschmerz“)

Primärer Kopfschmerz durch äußeren Druck

Primärer stechender Kopfschmerz

Nummulärer (aufgrund einer entzündlichen Hauterkrankung) Kopfschmerz

Primär Schlaf-gebundener Kopfschmerz

Neu aufgetretender bleibender täglicher Kopfschmerz (NDPH)

2. Sekundäre Kopfschmerzen

Die sekundären Kopfschmerzen sind Symptom einer Erkrankung. Dazu zählen zum Beispiel Kopfschmerzen, die auf Gefäßstörungen im Bereich des Kopfes oder des Halses oder auf ein Kopf- und/oder Halswirbelsäule-Trauma zurückzuführen sind.

Aufgrund …

2.1 Traumen im Bereich des Kopfes und/oder der Halswirbelsäule

[Schädel-Hirn-Trauma/SHT, HWS-Schleudertrauma, OP am knöchernen Schädel]

2.2 Gefäß-Störungen/-Erkrankungen im Kopf-Hals-Bereich

[u.a. zerebrale Arteriosklerose, Schlaganfall/Hirninfarkt, Hirnblutung (z.B. Subarachnoidalblutung), Sinus-Venen-Thrombose, temporale Riesenzell-Arteriitis, Gefäß-Dissektion (Riss in der inneren Gefäßwand Blut läuft zwischen Innen- und Außenwand Bildung einer „falschen Blutbahn“ Unterversorgung des gehirns mit arteriellem Blut und insbes. mit Sauerstoff]

2.3 nicht-gefäß-bedingte Störungen/Erkrankungen im Schädel

[u.a. intrakranielle Hypertension z.B. bei Hydrocephalus, Kopfschmerz nach Lumbalpunktion („post-punktioneller Kopfschmerz“), Hirntumor und Hirn-Metastasen, Prolaktinom, Epilepsie/zerebrales Krampf- bzw. Anfallsleiden]

2.4 infolge Auswirkung von Substanzen oder deren Entzug

Medikamenten-induzierter Kopfschmerz

[insbesondere Schmerzmittel-bedingt – Nitroglycerin-bedingt (= Stickoxid-Spender) – Histamin-bedingt

Achtung:

Bei Einnahme von Triptanen und/oder Ergotamin (= Hauptalkaloid des Mutterkorns) z.B. wegen Migräne oder chron. Spannungskopfschmerzen kommt es vielmals zu Medikamenten-Kopfschmerzen!]

Alkohol-induzierter Kopfschmerz (sogen. „Kater-Kopfschmerz“)

Kokain-induzierter Kopfschmerz

Koffein-induzierter Kopfschmerz

Kopfschmerz durch Gebrauch von Östrogenen, Opioiden

2.5 infolge einer Infektion

[insbes. infolge einer viralen Infektion oder bei einer Sepsis – bei einer Meningitis]

2.6 infolge der Störung der Homöostase

[Homöostase = Gleichgewicht der physiologischen Körperfunktionen; Stabilität des Verhältnisses von Blutdruck, Körpertemperatur, pH-Wert des Blutes u.a.]

Taucher-Kopfschmerz

Höhen-Kopfschmerz

Bluthochdruck-bedingter Kopfschmerz

Kopfschmerz durch Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)

Kopfschmerz durch Dialyse

2.7 infolge einer Erkrankung von anderen/sonstigen Gesichts- oder Schädel-Strukturen

Erkrankungen des Schädels, von Hals, Augen, Ohren, Nase, Nasenneben-höhlen, Zähnen, Kiefern, Mund und sonstigen Gesichts- oder Schädel-Strukturen

wie z.B. Ohrspeicheldrüsenentzündung/Parotitis, Entzündung der Schleimhäute von Nase + Nebenhöhlen/Rhinosinusitis, Fehlbiss/Dysgnathie, akuter Grüner Star/ Glaukom und der Vakuum-Kopfschmerz (verursacht durch den Verschluss der normalen Öffnungen der Nasennebenhöhlen, bes. Stirnhöhle) – diese Beschwerden/Erkrankungen lösen einen „übertragenen Kopfschmerz“, „referred pain“ aus

infolge Erkrankung/Schädigung der Halswirbelsäule/HWS

[Knochen, Wirbel, Bänder, Muskulatur = „zervikogener Kopfschmerz“; z.B. bei Skoliose, Bandscheibenschaden]

2.8 infolge psychosomatischer bzw. psychischer Störungen

[hierbei handelt es sich bzgl. der Kopfschmerzen um eine sogen. Co-Morbidität – teilweise liegt eine Somatisierungsstörung vor oder eine psychotische Störung (diese äußert sich auf allen Ebenen der Emotionen und des Verhaltens, hinzu- kommen Veränderungen der Gedanken und der Wahrnehmung).

3. Kopf- und Gesichtsschmerzen, die aufgrund von Neuralgien im Gesicht-Hals-Bereich auftreten und im entsprechenden nervalen Versorgungsbereich

Hierunter fallen:

Trigeminus- und Fazialis-Neuralgie/-Neuropathie

Schmerzen durch Hirnnerven-Störung/-Schädigung

Zentrale neuropathische Schmerzen wie z.B. bei Mulipler Sklerose/MS

Nach der IHS (International Headache Society) erfolgt folgende „Kopfschmerz-Untergruppen“:

Kopfschmerz-Untergruppen nach IHS

[Code-Nr und Kopfschmerz-Typ]

Code-Nr 1

Migräne, darunter Stress-Kopfschmerzen und die Psychogene Migräne

Code-Nr 2

Kopfschmerz vom Spannungstyp

Code-Nr 3

Cluster-Kopfschmerz oder sonstige chronisch-paroxysmale Halbseiten-Kopfschmerzen

Code-Nr 4

Verschiedenartige Kopfschmerzformen ohne begleitende strukturelle Läsionen, Stress-Kopfschmerzen

Code-Nr 5

Kopfschmerzen nach Schädeltrauma

Code-Nr 6

Kopfschmerzen bei Gefäßstörungen (Hirndurchblutungsstörungen)

Code-Nr 7

Kopfschmerzen bei sonstigen Störungen im Schädel

Code-Nr 8

Kopfschmerz durch Einwirkung bzw. Entzug von Substanzen

Code-Nr 9

Kopfschmerz im Rahmen von Infektionen

Code-Nr 10

Kopfschmerzen bei Stoffwechselvorgängen

Code-Nr 11

Kopfschmerz bei Erkrankungen im gesamten Kopfbereich

Code-Nr 12

Kopf- und Gesichtsneuralgien, bei Schädigungen von Nervenstämmen usw.

Code-Nr 13

Nichtklassifizierbare Kopfschmerzen

Bleibt noch eine wichtige Anmerkung zur Migräne bei Kindern und jüngeren Jugendlichen.

Dabei kommt die Migräne mit und ohne Aura vor. In den letzten Jahren hat Migräne auch und bes. in diesen Jahrgängen deutlich zugenommen. Bereits im Vorschulalter klagen fast 20 Prozent der Kinder über gelegentliche Kopfschmerzen; am Ende der Grundschul-Zeit haben über die Hälfte aller Kinder Kopfschmerz-Erfahrungen.

Im Kindesalter und in den jüngeren Jugendlichen-Jahrgängen sind Mädchen und Jungen gleichermaßen betroffen. Studien haben gezeigt, dass bis zum zwölften Lebensjahr zwischen 3,7 und 10,6 Prozent der Mädchen und Jungen an Migräne leiden. Eine neuere Untersuchung fand insgesamt eine Migräne-Häufigkeit von vier Prozent bei Kindern und elf Prozent bei Jugendlichen.

Untersuchungen an fast 7.000 deutschen Schülern ergaben, dass …

… rund 90 Prozent der Kinder bis zum zwölften Lebensjahr Kopfschmerz-Erfahrungen haben.

In etwa 60 Prozent der Fälle handelte es sich um Kopfschmerzen vom Spannungstyp und bei rund zwölf Prozent um Migräne.

In Deutschland leiden insgesamt etwa 69,4 Prozent aller Jugendlichen unter Kopfschmerzen (59,5 Prozent der Jungen und 78,9 Prozent der Mädchen). 1,4 Prozent aller Jugendlichen klagen über chronische Kopfschmerzen (Beschwerden an mehr als 15 Tagen pro Monat).

Die kindliche/jugendliche Migräne geht meistens mit kürzeren Migräne-Anfällen als beim Erwachsenen einher. Die vegetativen Begleitsymptome stehen hier im Vordergrund (Übelkeit, Aura), oft auch mit unspezifischen Schmerzen. Die Kinder/Jugendliche ziehen sich typischerweise vom Spielen/TV-Sehen usw. zurück und schlafen nicht selten im Verlauf einer Migräneattacke ein, um nach kurzem Schlaf weitgehend beschwerdefrei aufzuwachen.

Häufige, starke und pochende Kopfschmerzen können auch bei Kindern/Jugendlichen Hinweis für Migräne sein.

Oft schmerzt der ganze Kopf, nicht nur eine Seite wie bei den Erwachsenen. Während eines Anfalls fallen die Kinder/Jugendliche durch Teilnahmslosigkeit, Antriebsschwäche, Müdigkeit und Blässe auf. Zusätzlich haben sie meist ähnliche Beschwerden wie die „Großen“ – vor allem Übelkeit und Erbrechen.

Es ist Ihnen, verehrte Leserschaft, sicherlich verständlich, dass in diesem kleinen Buch nicht sämtliche ‚Kopfschmerz-Arten‘ besprochen werden können.

Ich werde mich auf die ‚wichtigsten‘ und am ‚häufigsten‘ vorkommenden Kopfschmerzen beschränken, auf …

Migräne

Spannungskopfschmerzen

Cluster-Kopfschmerzen

Stress-Kopfschmerzen und Psychogene Kopfschmerzen

Augen-Migräne

Aus meiner Sicht als Arzt, der im Laufe seines Berufslebens sehr viele Kopfschmerz-Kranke behandelt hat, eine mehr als ‚beängstigende Zahl‘:

Zwei von drei erwachsenen Deutschen (etwa 66 Millionen) leiden zumindest zeitweilig unter Kopfschmerzen.

Das sind rund 47 Millionen Menschen.

Von diesen wiederum sind fast 18 Millionen von Migräne betroffen, weitere 25 Millionen von Kopfschmerzen des Spannungstyps, der Rest mit knapp vier Millionen leidet unter anderen Formen wie beispielsweise dem Cluster-Kopfschmerz und vielen weiteren Formen.

Migräne & Co.

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