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Migräne-Phasen
ОглавлениеEine Migräne, eine Migräne-Attacke, verläuft vielmals – aber nicht unbedingt und immer – in Phasen.
I. Prodromal-Phase (Vorboten-Phase) der Migräne
Sie kann dauern zwischen in der Regel einigen Stunden aber auch selten mehrere Tage.
Die eigentliche Migräne kann sich bis zu 3 Tage vor einem Anfall/einer Attacke mit den sogen. Vorboten ankündigen.
Ich bezeichne diese Phase als „Yellow Flag“, als ‚Warnhinweis‘ auf einen Migräne-Anfall.
Vorwarnzeichen können – müssen aber nicht! – sein:
- gesteigerte Reizbarkeit
- Depressive Stimmungslage/Verstimmung
- häufiges Gähnen
- vermehrter und/oder verstärkter Harndrang
- Heißhunger
- Licht- und/oder Geräusch-Empfindlichkeit
- Konzentrations-Störungen
- Probleme beim Lesen und/oder Sprechen
- raschere und länger anhaltende Erschöpfung, leichtere Erschöpfbarkeit
- Muskelverspannungen
- Übelkeit
- Schlafstörungen
Hinweis:
Diese Vorboten konnen singulär auftreten, aber auch in Vielzahl.
Anmerkung für die spätere Therapie:
Ist beim Patienten eine Migräne bekannt (diagnostisch gesichert), dann ist es bereits in dieser Migräne-Vorphase „an der Zeit“ mit einer adäquaten Migräne-Therapie zu beginnen und nicht zuzuwarten, bis die Migräne-Attacke sich eingestellt hat!
Liegt eine Migräne-Form mit einer „Aura“ vor, dann kommt es im Anschluss an die Prodromal-Phase zur Aura-Phase.
Bei Patienten mit einer Migräne ohne Aura, dann folgt auf die Prodromal-Phase die Kopfschmerz-Phase.
II. Aura-Phase
Sie dauert überwiegend zwischen 5 und 60 min.
Charakteristisch für Migräne-Auren ist die Dynamik des Prozesses, beispielsweise das „Wandern“ des Flimmerskotoms im Gesichtsfeld oder Wandern des Kribbelgefühls im Arm oder durch die einzelnen Finger. Auch eine Verschiebung der Aura-Symptome, beispielsweise von Seh- über Sensibilitäts- bis hin zu Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen, kann beobachtet werden.
Diese Dynamik zeigt sich bei Messungen im Gehirn in Form einer wandernden Störungsfront (Streudepolarisierung). Die Dynamik der Symptome sowie deren langsames Einsetzen und Abklingen sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen neurologischen Erkrankungen, insbesondere gegenüber dem Schlaganfall.
! Wichtig !
Die Aura hat keinerlei schädigende Auswirkungen auf das Hirngewebe, ihre Anzeichen sind lediglich vorübergehend und dauern in der Regel bis zu 60 Minuten.
Aura-Symptome können sein, auch wiederum singulär wie in unterschiedlichen Mehrfach-Vorkommen:
- Sehstörungen (flackernde Lichter, Sehen von Linien oder Punkten)
- vorrübergehender Sehverlust
- Gesichtsfeld-Ausfall
- Taubheitsgefühl
- Stechende, prickelnde Empfindungsstörungen (Parästhesien) in verschiedenen Körperpartien
- Sprechstörungen/Sprachprobleme
Anmerkung für die spätere Therapie:
Spätestens jetzt ist es höchste, um nicht zu sagen allerhöchste Zeit, mit einer qualifizierten Migräne-Therapie zu starten!
III. Kopfschmerz-Phase
Sie kann andauern von 4 Stunden bis zu 3-4 Tagen.
Die Migräne-Attacke tritt nicht selten ‚überlappend‘ mit entweder den Prodromi oder der Aura ein.
Der Kopfschmerz tritt in der Kopfschmerzphase meistens halbseitig (etwa 70% der Fälle) insbesondere im Bereich von Stirn, Schläfe und Auge auf.
Zu den typischen Beschwerden der Kopfschmerzphase gehören:
- einseitiger, um das Auge als ‚Zentrum‘ lokalisierter Schmerz von mittelgradiger bis nahezu nicht mehr ertragbarer Intensität von unterschiedlichen Schmerz-Qualitäten:
pochend, pulsierend, bohrend, brennend, schneidend
- Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Schwindel
- Schlafstörungen
- ‚verstopfte‘ Nase
- depressive Verstimmung
- Ängste bis hin zu Panik
- Erschöpfung physisch, psychisch, mental-kognitiv
- Empfindlichkeit gegenüber Licht (Photophobie), Lärm/lauten Geräuschen (Phonophobie), Gerüchen (Osmophobie) und vielmals auch Berührungen und engen Kleidungsstücken
- Nackenschmerz, Nackensteifigkeit
- blass-fahles Hautcolorit
Kinder haben kürzere Migräne-Attacken mit eher beidseitiger Lokalisation in der Stirn-Schläfen-Region.
Als Begleitsymptom treten bei Kindern und Jugendlichen häufiger Geruchsempfindlichkeit, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auf. Einige Sonderformen der Migräne können ohne Kopfschmerz auftreten.
Anmerkung für die spätere Therapie:
In dieser Phase – ich bezeichne sie als/mit ‚Zeit des zu späten Therapie-Beginns – nehmen viel Migräniker „Arzneimittel ein kreuz & quer“ – und nach dem falschen Gedanken „Viel hilft viel!“ –, um von den quälenden Schmerzen loszukommen, ein.
Jetzt erst mit der Migräne-Behandlung zu beginnen ist aufgrund meiner langjährigen Erfahrung und der vieler meiner Kollegen der „völlig falsche Behandlungsansatz!“
IV. Rückbildungs-Phase
Sie kann bis zu 24 Stunden dauern.
In dieser Zeit bilden sich in aller Regel sowohl der typische Kopfschmerz wie die Begleit-Symptome langsam zurück.
In dieser Phase fühlt sich der Migräne-Kranke physisch, psychisch und mental-kognitiv müde und abgespannt.
Diese Phase geht nahtlos über in die
V. Erholungs-Phase
Sie dauert an zwischen 24 und 48 Stunden.
In dieser Phase, aber auch noch Tage danach, können weitere Symptome auftreten so u.a.;
- Konzentrations-Schwierigkeiten
- kognitive Einschränkungen, mangelnde Auffassung
- Müdigkeit, Mattigkeit, leichte Erschöpfbarkeit
- Stimmungs-Schwankungen von Apathie bis Euphorie
Davon erholen sich die Migräniker schließlich.
Die ‚Häufigkeit‘ der Migräne-Anfälle ist unterschiedlich. Generell kann gesagt werden, dass diese Attacken zwischen einmal bis 6-8mal im Monat vorkommen.