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1. Zulässige Zwecke

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Bei einer GmbH können erwerbswirtschaftliche, sonstige wirtschaftliche sowie auch ideelle Zwecke zulässig sein. Mit Recht wird darauf hingewiesen, dass die GmbH hinsichtlich ihres Zweckes nur sehr geringen Schranken unterliegt (Lutter/Hommelhoff § 1 Rn 4 – zu den Grenzen u Rn 18 f). Die unscharfe Formulierung („Zweck“) lässt darüber streiten, welche Bedeutung in diesem Zusammenhang begriffen wie „Ziel“ und „Gegenstand“ zukommt (Lutter/Hommelhoff § 1 Rn 2; vgl a Scholz/Emmerich § 1 Rn 2a unter Hinw auf Wünsch GesRZ 1982, 155; vgl ferner Zöllner FS 100 Jahre GmbHG, 1992, S 85; iÜ Rowedder/Schmidt-Leithoff § 1 Rn 6 ff). Die entscheidenden Fragen sind ua darin zu sehen, ob es sich um einen „gesetzlich zulässigen (oder unzulässigen) Zweck“ handelt bzw ob die GmbH für eine bestimmte Betätigungsform nicht zugelassen ist (vgl hierzu u Rn 8). Wenn auch mit der GmbH vielfach wirtschaftliche Zwecke verfolgt werden, so kommen ebenso gemeinnützige Zwecke oder ideelle Zwecke in Betracht (Lutter/Hommelhoff § 2 Rn 9; Baumbach/Hueck/Fastrich § 1 Rn 6 f; zur Abgrenzung von wirtschaftlichem und ideellem Vereinszweck BGH NJW-RR 2018, 1376).

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Die GmbH kommt als Rechtsform insb auch für freiberufliche Tätigkeiten in Betracht (hierzu BFH ZIP 12, 2497 – Rechtsanwälte (§ 59c f BRAO), Patentanwälte (§§ 52c f PatAnwO), Steuerberater (§ 49 Abs 1 StBerG) Wirtschaftsprüfer (§ 28 Abs 1 WPO); Baumbach/Hueck § 1 Rn 9, mwN; auch Scholz § 1 Rn 14 f) – insofern steht auch die Rechtsform der Partnerschaftsgesellschaft zur Verfügung (PartGG v 25.7.1994, BGBl I S 1744). Allerdings können Anwalts-GmbH nur von Rechtsanwälten, nicht also von Patentanwälten oder von Patentanwälten und Rechtsanwälten gegründet werden (so noch BGH NJW 12, 461). Insofern ist aber §§ 52c ff PatAnwO zu beachten, die eine entspr GmbH zulassen. Zur „Partnerschaftsgesellschaft mbB“ Huff/Klein/Wilke PartG mbB: Die Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung: Entscheidungshilfe für Rechts- und Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, 2016; hierzu noch Beuthien ZRP 12, 127; iÜ keine Zulassung einer Rechtsanwaltsgesellschaft in Form einer GmbH & Co KG [Handelsgewerbe der KG] BVerfG NJW 12, 993; auch BGH NJW 11, 3036; ferner Tersteegen NZG 10, 651). In Betracht kommen allerdings auch (so) die bereits genannte Patentanwalts-GmbH etc – also die GmbH allein mit Beteiligung der hierzu gehörigen Freiberufler. Zu Zahnärzten, Heilpraktikern Baumbach/Hueck/Fastrich (§ 1 Rn 9 mwN; BGHZ 124, 224; GRUR 1992, 176; auch Scholz/Emmerich § 1 Rn 14b, Rn 14a zu Architekten und Ingenieuren; OLG Düsseldorf NJW-RR 1996, 1322 – Architekten). Teils werden in Landesgesetzen unzulässige Schranken errichtet (richtig Scholz/Emmerich § 1 Rn 14a – zB Architektengesetze der Länder). Vgl auch u Rn 9 ff. Zulässig ist die GmbH für Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (§ 2 Abs 1 UBGG), Kapitalanlagegesellschaften (6 Abs 1 S 2 InvG) sowie für Bankgeschäfte mit Erlaubnis der BaFin (vgl §§ 2b Abs 1, 32, 43 Abs 1 KWG [Nachweis der Erlaubnis ggü Registergericht] – hierzu Baumbach/Hueck/Fastrich § 1 Rn 14).

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Erwerbswirtschaftliche Zwecke liegen vor bei Unternehmen, die auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind (BGHZ 33, 324). Diese Unternehmen dürften in der Praxis regelmäßig einen kaufmännischen Geschäftsbetrieb erfordern. Allerdings spielt dies in diesem Zusammenhang keine entscheidende Rolle (vgl Scholz/Emmerich § 1 Rn 5). Schließlich ist die GmbH gem § 6 Abs 1 HGB immer Kaufmann iSd Handelsrechts (Lutter/Hommelhoff § 1 Rn 6). Grds kommen auch GmbH in Betracht, die kein Handelsunternehmen iSd §§ 1, 2 HGB betreiben, wobei sich freilich aus speziellen Vorschriften Einschränkungen ergeben können (vgl Rn 8). Auch Konzern-GmbH (Kölling NZG 2000, 8; vgl § 18 AktG) sind zulässig (Scholz/Emmerich § 1 Rn 14). Zum Wegfall erforderlicher Genehmigungen su § 8 Abs 1 Nr 6 – die Vorlage von Genehmigungsurkunden etc ist entfallen.

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Unbedenklich ist auch die GmbH, die als Komplementär-GmbH innerhalb einer GmbH & Co KG die Geschäftsführung übernehmen soll (zu den entspr Möglichkeiten Schürmann/Groh BB 1995, 684; zur Freistellungsvereinbarung der Kommanditisten und der Komplementär-GmbH BGH ZIP 1995, 115; zum Informationsanspruch des Kommanditisten BayObLG ZIP 1995, 219). Insofern ist freilich zu beachten, dass hinsichtlich der Wahl der „Gesellschaft“ Veränderungen eingetreten sind (vgl OLG Weimar ZIP 1993, 1509 zur GmbH & Still; etwa auch Heermann BB 1994, 2421 ua zur „GbR mbH“ – s hierzu o Rn 1; vgl auch Timm NJW 1995, 3209; Wertenbruch ZIP 1995, 712 zur Partnerschaftsgesellschaft; Hoffmann-Becking ZIP 1995, 1 zur „kleinen AG“; hierzu auch Seibert/Köster Die kleine AG, 2. Aufl 1995; Horn GmbHR 2001, 386).

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Sonstige wirtschaftliche Zwecke können von der GmbH verfolgt werden, wenn sie gewerblich tätig wird und (allerdings nicht erforderlich) auf Erwerb ausgerichtet ist. Genannt werden können hier ua die Wirtschaftsverbände in der Form der GmbH; auch Unternehmen der öffentlichen Hand im Bereich der Daseinsvorsorge oder gemeinwirtschaftliche Unternehmen (Lutter/Hommelhoff § 1 Rn 10; vgl hierzu Byok/Graef/Faasch Neugründung kommunaler Stadtwerke-Gesellschaften im Lichte des Kartellvergaberechts, NZBau 2012, 556; ferner Scholz/Emmerich § 1 Rn 11 ff mwN; Rowedder/Schmidt-Leithoff § 1 Rn 12). Für diese GmbH der öffentlichen Hand gelten uneingeschränkt sämtliche Vorschriften des Zivilrechts, insb auch des GmbH-Rechts (Lutter/Hommelhoff § 1 Rn 10, krit zu BVerwG GmbHR 2011, 1205 sowie mwN). Spezielle Bedeutung erhält die GmbH sicherlich im Zusammenhang mit dem sog „Outsourcing“ oder der Privatisierung (vgl hierzu etwa Deutsche Flugsicherung GmbH, ferner Behr VergabeR 2009, 136; ferner Cunningham/Fröschl Outsourcing, 1995; hierzu etwa Steuck NJW 1995, 2887 zur Ausgliederung von Regie- und Eigenbetrieben der Gebietskörperschaften ua nach Umwandlungsrecht). Vgl OLG Celle NZG 2001, 374 zu den Voraussetzungen einer ordnungsgemäßen Beschlussfassung – GmbH mit genossenschaftsähnlicher Struktur vgl Wölfle ZfgG 47 1997, 52; Rottnauer Komm zu OLG Stuttgart NZG 2000, 159; NZG 2001, 115; Stock/Remmert NZG 2001, 441; Wachter GmbH-StB 2000, 191; Vieth/Schultze/Jander NZG 1999, 1126; Harrer GesRZ 2001, 2; Henssler Komm zu BayObLG NZG 2000, 641, NZG 2000, 875; Baumbach/Hueck § 1 Rn 9; ferner Parmentier ZIP 2001, 551 – zur Haftungsverantwortlichkeit öffentlich-rechtlicher Körperschaften; Kessler GmbHR 2000, 71; Rowedder/Schmidt-Leithoff § 1 Rn 13 zu öffentlichen Unternehmen.

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Ideelle Zwecke sind anzutreffen bei GmbH, die den geselligen, sportlichen, politischen und sozialpolitischen Bereich abdecken sollen. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass diese Zwecke/Ziele besser – jedenfalls nach aller Erfahrung – in der Form des Vereins verfolgt werden sollen, da die mit den Gründungsfragen, der Liquidation etc anzutreffenden Probleme die GmbH für diese Tätigkeit nicht prädestinieren. Auch die Frage des Mitgliedschaftswechsels sollte hier nicht außer Betracht bleiben (vgl Baumbach/Hueck § 1 Rn 12; Wachter GmbH-StB 2000, 191; vgl auch OLG Stuttgart NJW 1964, 1231 zur Firmierung; iÜ Rowedder/Schmidt-Leithoff § 1 Rn 14). Familiengesellschaften können ebenfalls in Form der GmbH gegründet werden, wobei hier der Abfassung der Satzung besondere Bedeutung zukommt (Baumbach/Hueck § 1 Rn 11). Auch politische und religiöse Zwecke können mit einer GmbH verfolgt werden. Erwähnt werden ferner in diesem Zusammenhang noch soziale Einrichtungen wie private Unterstützungskassen in der Form der GmbH. Treuhandgesellschaften zur Zusammenfassung von Familienvermögen treffen wir in der Form der GmbH an (vgl Scholz/Emmerich § 1 Rn 4 ff mwN).

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