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Prolog

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Das Sterben fühlte sich nicht so an, wie Mark es erwartet hatte. Es fühlte sich gar nicht aktiv an. Er brauchte eigentlich gar nichts zu tun. Es war auch kein Kampf. Bei einem fairen Kampf weiß man nicht unbedingt, wie er ausgehen würde. Hier stand der Sieger von vornherein fest. Es brauchte keinen Kampf. Mark hatte es sich dramatischer vorgestellt. Spektakulärer. Beeindruckender. Vielleicht auch beängstigender. Zumindest aber irgendwie… wichtiger. Jetzt kam sein Tod so banal. So beiläufig banal. Sogar ein bisschen enttäuschend banal. Wie eine Postwurfsendung, die auf einmal ganz einfach im Briefkasten liegt, ohne ein besonderes Aufheben um sich zu machen. Oder wie der Schornsteinfeger, der vor der Tür steht. Regelmäßig. Ungefragt. Einfach so. Es fühlte sich so an, als würde das Leben einfach aufhören. Als würde es einfach in ihm einschlafen. Er spürte, wie das Leben müde in ihm wurde. Sein Leben. Er war ganz ruhig. Vielleicht war es auch nur das Morphium, das ihn ruhigstellte. Oder das Adagio in G-Moll von Tomaso Albinoni, das leise im Hintergrund lief und mit seinen Violinen seine Seele sänftigte.

Sarah und die Kinder waren jetzt ohne Unterbrechung da. Und Lukas. Sie saßen die ganze Zeit an seinem Bett. Fast jede Minute. Sie saßen einfach da. Hielten seine Hand, erzählten, lachten, weinten, spielten ihm seine Lieblingsplatten von Miles Davis und Nils Landgren vor – oder eben das Adagio, sein Adagio - und verbreiteten Ruhe. Eine wohltuende Ruhe. Eine friedliche Ruhe. Manchmal auch eine traurige Ruhe.

Aber es war in Ordnung. Es war jetzt alles in Ordnung. Da war nichts mehr, was es zu sagen, was es zu tun gab. Es war alles gesagt. Es war alles getan. Fast alles. Sarah flüsterte ihm ins Gesicht, dass sie noch einmal von ihm geküsst werden wollte. Bitte. Einmal noch. Sie legte ihre Mund auf seine trockenen, rissigen Lippen. Mark versuchte einen Kuss. Sarah bedankte sich mit einem Kuss auf seine glühende Stirn. Mark schloss die Augen. Er sah ihre Tränen nicht mehr. Er selbst hatte keine mehr. Dann brauchten sie nur noch zu warten. Sie warteten. Um 17.51 Uhr hatte das Warten ein Ende. Das Leben war in Mark eingeschlafen. Er merkte es gar nicht. Es war gut. Er hatte es geschafft. Sie hatten es geschafft.

Ein Mal noch!

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