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ERKENNEN, WAS MÖGLICH IST

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Wie findet man den Zugang zum Raum der Möglichkeiten? Mit einem ausgeprägten Sinn für Beobachtung, einem Verständnis für Zusammenhänge und Mut. Eine wesentliche Grundlage ist Gabe der Beobachtung: Frei von Wertung und ohne Kommentare. Das ist anspruchsvoll in einer Welt, die einen dauernd zum Bewerten und Kommentieren einlädt. Das Wahrnehmen und Erkennen von Möglichkeiten setzt einen Geist voraus, der offen ist. Wertungen verschließen das potenziell Mögliche.

Dazu hatte ich ein schönes Erlebnis: Auf einer Trendreise mit 20 UnternehmerInnen nach Berlin stand auch ein Besuch des Institute for Healing Architecture auf dem Programm. Dieses an der Technischen Universität angesiedelte Institut beschäftigt sich mit der Frage, wie Architektur dem Menschen helfen kann, gesund zu werden – und zu bleiben. Eine spannende Frage. Vor allem, wenn man weiß, dass immer mehr Menschen an psychischen Krankheiten leiden oder Schlafprobleme haben. Außerdem bewegen wir Mitteleuropäer uns über 90 % unserer Zeit innerhalb von Räumen. Der Einfluss der Räume auf unseren Gesundheitszustand ist durchaus relevant.

Wir erreichen das Institute for Healing Architecture. Die Räume wirken nüchtern, geradezu unwirtlich. Es empfing uns eine junge Frau, sie stellte sich als wissenschaftliche Assistentin vor. Die Frau Professor war kurzfristig indisponiert. Wir bewegten uns durch das Institut in Richtung Konferenzraum. Dort fiel uns auf: Die meisten Schreibtische waren leer. Die Assistentin erwähnte, dass fünf ihrer sieben Kollegen krank seien. Die Räume waren kahl eingerichtet, man fühlte sich nicht besonders wohl. Und die Zimmerpflanzen, allesamt Ficus Benjamini, trugen kaum mehr Blätter. Es war gespenstisch in diesem Institut, das für Heilung sorgen soll.

Nach einem detailreichen wissenschaftlichen Vortrag saßen wir in diesem Konferenzraum, kühl, still und ratlos. Allesamt haben sich mehr von diesem Besuch erwartet. In dem Moment wurde mir klar, dass ich die Gruppe auf die Beobachtungsfähigkeit hinweisen muss. Die räumlichen Erlebnisse haben uns zu sehr beeindruckt, als dass wir darin noch Potenziale sehen könnten. Enttäuschung wäre die Folge. Gleichzeitig ist das Thema der Healing Architecture mit enormem Potenzial ausgestattet. Die Notwendigkeit, unsere Häuser und auch Stadtteile gesund zu bauen, ist heute enorm groß. Auch wenn es in diesen Räumen des Instituts nicht direkt erlebbar war: Man hatte sich dort viel Kompetenz in genau diesen Fragen aufgebaut. Die Beispiele, an denen gearbeitet wird, und die akribischen Publikationen beweisen dies. Mir wurde klar: Wir sollten versuchen, das Potenzial des Moments zu erkennen. Dadurch bewegen wir uns im Raum der Möglichkeiten. Als ich der Gruppe dies gespiegelt habe, hat sich ad hoc die Stimmung gedreht. Den Menschen wurde bewusst, das hier kann zu einem ganz wichtigen Moment der Reise werden. Wir blicken in ein Zukunftspotenzial, das erst wenige kennen. Dieser Moment wurde zu einem der Highlights der Reise. Nicht aufgrund einer Sensation oder einer Euphorie, sondern weil es der Gruppe gelungen ist, ihre Beobachtung auf das Potenzial des Moments zu lenken. Werten verschließt die Tür zum Möglichen. Oft zu schnell. Halten Sie sich diese Türe offen: Der Preis ist gering. Beobachten und das Geschwader an Meinungen, Begründungen und Assoziationen im Kopf einfach ziehen lassen.

Ich mach mir die Welt

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