Читать книгу Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton - Страница 53

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Min Jian-Ksu schlug auf das Sammelschloss seiner Haltegurte, sie sprangen auf und schnellten in die Armlehnen zurück. Mit großen Schritten kam er auf Caine zu und forschte erregt: »Inwiefern, Taff? Was verstehen Sie unter diesem Begriff? Sind wir doch in eines der Schwarzen Löcher geraten?«

Der Commander ließ seine Blicke durch den Steuerraum wandern. Er sah bleiche Gesichter und weit aufgerissene Augen, denn so deprimiert hatte ihn seine Crew noch nie erlebt. Nur Lars Gunnarsson im Maschinenraum, dessen Abbild auf dem Bildschirm im Hintergrund stand, wirkte so ruhig wie immer.

»Kein Schwarzes Loch, Min«, erklärte Taff schließlich. »In diesem Fall hätte uns auch der Schutzschirm nicht vor einem schnellen Ende bewahren können. Wir befinden uns vielmehr in einer Art von Blase, die einen Durchmesser von ungefähr 350 000 Kilometern besitzt, und zwar in ihrem Mittelpunkt. Ihre Wandung besteht aus einer Form von Energie, die der Computer als plastisch oder erstarrt bezeichnet.«

»Was ist unter dieser Bezeichnung zu verstehen?«, fragte Toburu-Chan verwundert. »Ich kann mir darunter nichts vorstellen, zumindest auf Nimboid ist dieser Begriff unbekannt.«

»Gerade in Ihrem System wurden wir aber erstmals damit konfrontiert«, erinnerte ihn Caine. »Das war auf dem Rheamond Hades, wo sich tief in der Vergangenheit eine Station der ausgestorbenen Bewohner befand, die von dem ehemaligen Diktator Tonaga für seine verbrecherischen Zwecke benutzt wurde. Das pulsierend leuchtende blaue Prismatoid bestand aus einer ähnlichen Form von passiver Energie. Wir haben die entsprechenden Angaben in unserem Computer gespeichert, deshalb konnte er die hier vorhandene Blase als äquivalent identifizieren.«

Das Gesicht des solaren Verteidigungsministers hellte sich um eine Nuance auf. »Somit besteht also keine Gefahr für uns, wenn ich Sie recht verstehe?«, erkundigte er sich.

»Keine akute Gefahr!«, berichtigte Taff sofort. »Im Augenblick ist unser Schiff noch nicht bedroht, aber das kann sich schnell ändern. Wer immer uns hier auch sozusagen aus dem Hyperraum aufgefischt hat, er verfolgt damit bestimmt keine guten Absichten. Auch die Spinne spannt ihr Netz schließlich nur zu dem einen Zweck, um darin Beute zu fangen, die sie sich später einverleiben kann!«

»Ich verstehe«, warf Mitani N'Kasaa ein. »Diese riesige Blase ist also ein künstlich geschaffenes Gebilde, vermutlich schon sehr alt, wenn man die Verhältnisse in diesem Sternenhaufen berücksichtigt. Damit ist allerdings noch nicht gesagt, dass sie ursprünglich wirklich als Raumschiffsfalle konzipiert wurde, Taff. Vielleicht war es reiner Zufall, dass wir hineingeraten sind.«

»Du vergisst dabei unseren besonderen Freund Ashkar«, sagte Dorit vom Funkpult her. »Es ist uns auf Kharto gelungen, ihn zu überlisten, und dafür hat er uns Rache geschworen. Was liegt also näher, als dass es seine Falle ist?«

Caine hob abwehrend die Hand.

»Dagegen sprechen mehrere Gründe. Auch seine Macht ist nicht unbegrenzt, das ging aus seinen letzten gedanklichen Mitteilungen hervor. Außerdem konnte er nicht ahnen, dass wir ihm in diesen Sternenhaufen folgen würden. Weiterhin würde es seiner Mentalität in keiner Weise entsprechen, sich uns nicht sofort bemerkbar zu machen. Gerade er würde sich sehr beeilen, sich zu zeigen, um uns erneut seinen Willen aufzuzwingen.«

»Das klingt einleuchtend«, sagte Lars vom Maschinenraum her. »Wir haben es hier also wahrscheinlich mit einer anderen Macht zu tun – wieder einmal mit einem Erbe des Jarun oder Drajur, nehme ich an. Die Relikte der alten Kosmischen Mächte sind überall.«

»All diese Vermutungen bringen uns nicht weiter«, knurrte Min Jian-Ksu ungeduldig. »Wir sind wie ein Lamm, das in der Falle sitzt, aber nichts zwingt uns dazu, hier geduldig auf den anschleichenden Tiger zu warten!«

»Wie wäre es zur Abwechslung einmal mit einem Wolf?«, schlug Ladora grinsend vor. »Sie haben den Tiger inzwischen so sehr strapaziert, dass er müde und unlustig geworden sein muss.«

»Nein, wir sollten nicht untätig warten«, fuhr Min fort, ohne sich um den Einwurf zu kümmern. »Weshalb sollten wir nicht einfach versuchen, die Wand dieser Falle zu durchstoßen? Der Antrieb der PROKYON ist dazu doch zweifellos stark genug.«

Taff Caine lächelte müde.

»Ich werde mich sehr hüten, auch nur einen derartigen Versuch zu unternehmen. Eine Wand aus purer Energie, selbst wenn sie nur wenige Millimeter stark sein sollte, bildet ein wahrhaft unüberwindliches Hindernis. Wir sollten vorerst abwarten, über Kurz oder Lang wird sich unser Gegner schon zeigen. Dann können wir ihm mit den Mitteln entgegentreten, die jeweils geboten sind.«

»Das ist auch meine Ansicht«, erklärte Toburu-Chan entschieden. »Diese Energieblase ist einfach zu stark für uns, während ein wirklicher Gegner – ganz gleich, ob lebendes Wesen oder Roboter – auch seine Schwächen haben muss. Warten wir also vorerst ab, wie Taff es vorgeschlagen hat. Erst wenn wir sicher sein können, dass sich niemand um uns kümmert, sollten wir selbst aktiv werden.«

»Meinetwegen, Shogun«, stimmte Min Jian-Ksu überraschend schnell zu. »Wer langsam und vorsichtig seines Weges geht, vermeidet es meist, gegen jene Steine zu stoßen, über die der Ungeduldige nur zu leicht stolpert. Sie haben mein Einverständnis, Taff.«

»Wo habe ich diesen Spruch nur schon gehört?«, grübelte Mitani mit scheinheiliger Miene. »Kannst du mir aushelfen, Taff?«

»Mitnichten, Mädchen«, sagte Caine augenzwinkernd. »Ich habe eine andere und bessere Idee: Während wir Männer hier die Stellung halten, könntest du zusammen mit Dorit für eine gute Mahlzeit sorgen. Einverstanden, Geliebte meines schwachen Herzens?«

»Wir fliegen, Gebieter!«, versicherte die samthäutige Schönheit.

Ein Hauch jener fast schon sprichwörtlichen Gelassenheit der PROKYON-Crew wehte durch den Raum. Er konnte jedoch niemanden darüber hinwegtäuschen, dass die Lage unverändert ernst blieb. Noch immer schwebte der diskusförmige Kreuzer bewegungslos im Mittelpunkt der energetischen Blase, die ihn gefangen hielt. Jederzeit konnte der Gegner, über dessen Stärke und Absichten bisher nicht das geringste bekannt war, so plötzlich auftauchen und zuschlagen, dass jede Gegenwehr zu spät kommen musste!

Taff Caine und seine Gefährten wussten um diese Gefahr.

Auch während sie sich dem Essen widmeten, das ihnen die beiden Mädchen brachten, wichen ihre Blicke kaum von den Schirmen der Rundumbeobachtung. Der Schutzschirm war inzwischen abgeschaltet worden, um jede Beeinträchtigung der Ortungsanlagen zu vermeiden. Trotzdem kam nicht das schwächste Signal herein, das ihnen eine beginnende Aktivität des unbekannten Herren über diese Falle verriet.

Einige Stunden vergingen ereignislos.

Unmerklich begann das untätige Warten an den Nerven der Besatzung der PROKYON X zu zerren.

Noch stärker litt jedoch Toburu-Chan unter diesem Zustand, obwohl er zuvor Caines Vorschlag unterstützt hatte. Zwar war er ein für nimboidanische Verhältnisse erstaunlich besonnener Mann, aber nach und nach kam die besondere Mentalität der Leute vom Vulkanplaneten doch zum Durchbruch.

Schließlich sagte er: »Mir scheint, dass wir uns jetzt lange genug in Geduld geübt haben, Freunde. Niemand hat sich um uns gekümmert, und ich neige der Ansicht zu, dass es auch weiterhin so bleiben wird. Wir sollten versuchen, diese Blase aufzuknacken und uns zu befreien, meine ich.«

»Sie denken an Hyperdead?«, erkundigte sich der Commander interessiert. Der Shogun nickte.

»Allerdings, Taff. Ich zweifle nicht daran, dass es unsere Projektoren schaffen werden, diese seltsame energetische Wand zu durchbrechen. Falls wider Erwarten nicht, wissen wir dann wenigstens, woran wir sind.«

»Wahr gesprochen, Toburu«, sagte Lars, der sich jetzt ebenfalls in der Zentrale aufhielt. »Auch Misserfolge machen klüger, sind also letztendlich eine besondere Abart des Erfolgs. Allerdings meine ich auch, dass diese Waffe stark genug ist, um eine Bresche in die Wandung der Falle zu schlagen. Die Gefahr eines Energierückschlags besteht dabei kaum, dafür ist das Volumen des Hohlraums zu groß.«

»Du sagst es, Vater der Maschinen«, brummte Luca Ladora. »Auf also, lasset uns zu Taten schreiten. Wer ist alles dafür?«

Fünf Hände erhoben sich. Vier davon gehörten den männlichen Mitgliedern der PROKYON-Crew, die fünfte war die von Toburu-Chan. Der Kybernetiker sah die beiden Mädchen mit gerunzelter Stirn an.

»Wollt ihr Hübschen uns im Stich lassen?«, fragte er gekränkt. »Das hätte ich euch nun wirklich nicht zugetraut, Gefährtinnen unzähliger Abenteuer.«

»Davon kann gewiss keine Rede sein«, erklärte Dorit Grenelle entschieden. »Wir meinen nur, dass es durchaus nicht schaden kann, noch einige weitere Stunden zu warten. Vielleicht lösen sich indessen alle Probleme auch ohne Gewaltanwendung ganz von selbst.«

Taff lachte amüsiert auf.

»Eine ganz neue Methode, zumindest für unsere Crew: Man schiebt die Dinge auf die lange Bank und wartet ab, bis sie hinten herunterfallen! Man kann aber auch zu lange warten, und dann ist es vielleicht zu spät, noch etwas zu tun.«

Min Jian-Ksu hob die Hand und erkundigte sich missmutig: »Mich geruht wohl niemand mehr zu fragen, Commander Caine? Ich bin zwar nur Gast hier an Bord, aber auch Ihr höchster Vorgesetzter, wenn mich meine Erinnerungen nicht trügen!«

»Das tun sie nicht, in der Tat«, gab Taff ungerührt zu. »Reden Sie also ungeniert, Herr über alle abwesenden terrestrischen Raumflotten. Was schlagen Sie vor, Herr Minister?«

Der Asiate lächelte hintergründig.

»Als Urneffe des Kung-fu-tse, wie Sie es kürzlich so treffend apostrophiert haben, pflege ich mich auch in den von diesem großen Mann empfohlenen Tugenden zu üben, obwohl das in der heutigen Zeit nicht immer leicht ist. Jedenfalls verfüge ich über ein großes Maß an Geduld, das sich nun schon oft genug zu Ihren Gunsten ausgewirkt hat, wie Sie kaum bestreiten können.«

»Hört, hört!«, sagte Orvid Bashkiri sarkastisch. »Ich entsinne mich da an einige Vorkommnisse im Zusammenhang mit unserer Crew ...«

»Lass das bitte, Orvid!«, rügte ihn Caine. »Allerdings wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie es kurz machen würden, Min. Wir müssen zu einem Entschluss gelangen, ohne dass jemand dabei überfahren wird.«

Der Minister nickte und sagte sachlich: »Ich habe nachgedacht und mich dabei bemüht, die Schablone des Freund-Feind-Denkens ganz außer Acht zu lassen, Taff. Rein objektiv gesehen, ist folgendes geschehen: Die PROKYON wurde mit einer uns unbekannten Methode aus dem Hyperraum geholt und in diese Blase aus plastischer Energie gebracht. Wir haben sie instinktiv als Falle angesehen, aber muss sie das auch notwendigerweise sein?«

»Nicht unbedingt«, warf Rhegos Kytall ein, der bis dahin geschwiegen hatte. »Wir wissen so gut wie nichts über dieses Gebilde und können uns darum auch kein gültiges Urteil darüber bilden. Deshalb neige ich dazu, erst nach Erlangen weiterer Fakten einen Entschluss in dieser oder jener Richtung zu fassen.«

Min Jian-Ksu fuhr fort: »Schön, wir sind also eingefangen worden, und jedem beliebigen anderen Raumschiff wäre es vermutlich ebenso ergangen. Ich meine nun, dass sich die Erschaffer dieses erstaunlichen riesigen Gebildes durchaus nicht als Spinne im Netz verstanden haben, wie Sie anfangs sagten, Taff. Vielmehr denke ich, dass sie eventuell sogar positive Beweggründe haben mögen. Vielleicht haben sie uns durch ihr Eingreifen davor bewahrt, in eines der Schwarzen Löcher zu geraten, von denen es hier bekanntlich geradezu wimmelt!«

Caines Gesicht blieb jedoch pessimistisch.

»Altruisten waren überall und zu jeder Zeit sehr dünn gesät, Min«, entgegnete er zurückhaltend. »Ich selbst bin so wenigen begegnet, dass ich sie mühelos an den Fingern einer Hand abzählen kann. Kurz und präzise gefragt: Was ist nun eigentlich Ihrer langen Rede kurzer Sinn?«

»Weiterhin abwarten«, erklärte der Asiate entschieden. »Ich bin der Auffassung, dass sich über Kurz oder Lang jemand um uns kümmern wird, Taff. Voreiliges Handeln könnte uns im Endeffekt Schaden bringen. Wir wissen schließlich nicht, was außerhalb dieser Blase auf uns wartet.«

Der Commander lächelte dünn. »Haben wir diese, Ihre Auffassung als einen Befehl zu betrachten, Herr Minister?«, fragte er förmlich.

»Genau das, Commander Caine«, bestätigte Min Jian-Ksu gelassen.

*

Es war still im Steuerraum, nur die Lufterneuerungsanlage fauchte leise, und die Ortungsanlagen verbreiteten ein eintöniges Summen. Min Jian-Ksu war eingeschlafen, sein Kopf ruhte auf der Rückenlehne des Sessels, der Mund war halb geöffnet. Toburu-Chan und sein Kybernetiker hatten sich in ihre Kabine zurückgezogen, Mitani und Dorit saßen vor dem Funkpult und beschäftigten sich schweigend mit einem komplizierten Brettspiel. Taff schüttelte unmutig den Kopf, seine Ungeduld wuchs immer weiter.

Was wir hier treiben, ist im höchsten Grad unsinnig!, dachte er resigniert. Wir haben zweifellos eine gute Chance, diese Blase mit Hyperdead aufzubrechen und uns aus dem Staub zu machen. Statt dessen sitzen wir untätig hier herum und warten, bis dem Herren dieser Fall einfällt, sie wieder einmal zu inspizieren. Wie sollen wir Ashkar jemals finden, wenn dieser schlafende Buddha weiterhin in seiner Dickköpfigkeit verharrt?

Er sah zu Orvid hinüber, der nach wie vor seine Instrumente im Auge behielt, obwohl sie sich bisher nicht gerührt hatten. Lars und Luca starrten abwechselnd auf diesen oder jenen Bildschirm, ihre Gesichter waren ausdruckslos. Das war jedoch nur Maske, und Taff wusste es. Sie wünschten Min zum Teufel, um endlich so handeln zu können, wie sie wollten.

Es muss endlich etwas geschehen!, dachte der Commander, und in seinem Hirn formte sich eine Idee. Er überdachte sie mehrmals und nickte dann vor sich hin.

»Ja!«, murmelte er leise, und seine Züge hellten sich auf. »So werden wir es machen, ganz gleich, ob es Min gefällt oder nicht. Mag er hinterher ruhig anfangen zu toben, er kann jedenfalls nicht sagen, dass wir seinen Befehl missachtet hätten. Die PROKYON bleibt ja schließlich an ihrem Platz.«

Lars war aufmerksam geworden und sah ihn an. Taff zwinkerte ihm zu, der Bordingenieur zwinkerte zurück und stieß Luca heimlich mit dem Fuß an. Sie verstanden sich auch ohne Worte, und Orvid nickte ihnen mit Augurenmiene zu.

Caine erhob sich lässig und sagte halblaut: »Die Zeit verrinnt wie die Wogen am Strand, und nichts ist bisher geschehen. Kommt, wir wollen versuchen, sie wenigstens halbwegs sinnvoll zu nutzen. Wir begeben uns in den Geschützstand und checken die Hyperdeadprojektoren gründlich durch. Es könnte schließlich sein, dass wir sie bald brauchen werden, und dann darf es keine Pannen geben.«

»Nein, das darf es nicht«, bekräftigte Luca todernst und winkte den beiden Mädchen zu, die aufmerksam geworden waren. »Haltet solange hier die Stellung und assistiert Orvid, falls es notwendig werden sollte. Sobald der Alarm ertönt, werden wir mit annähernder Lichtgeschwindigkeit wieder hier erscheinen.«

»Was hast du wirklich vor, Taff?«, fragte Mitani ahnungsvoll. Caine grinste leicht und versicherte: »Genau das, was ich eben gesagt habe, liebste Freundin. Du wirst doch nicht wagen, an den Worten eines Obersten der GRAT zu zweifeln?«

»Ich kenne dich, Taff Caine«, sagte das samthäutige Mädchen und sah ihn aus schmalen Augen an. »Nun gut, tue, was du nicht lassen kannst; du würdest ja doch nicht auf mich hören, wollte ich dir davon abraten.«

»Du kennst mich tatsächlich«, gab Taff fast heiter zu.

Min Jian-Ksu regte sich im Schlaf und sagte einige unverständliche Worte. Er erwachte jedoch nicht, und die Körper der drei Männer entspannten sich wieder. Geräuschlos verließen sie die Zentrale, und draußen auf dem Korridor fragte Lars: »Worum geht es nun wirklich, Kommandant? Ich kann dir im Voraus versichern, dass wir auf jeden Fall mitmachen.«

»Daran habe ich keinen Augenblick lang gezweifelt, Alter«, sagte Taff. »Ich habe folgendes geplant: Ihr beiden nehmt euch eine Spear, schleust sie aus und steuert einen beliebigen Punkt dieser vertrackten Kugel aus plastischer Energie an, um sie mit allen vorhandenen Mitteln aus der Nähe zu testen. So gewinnen wir vielleicht Erkenntnisse, die uns später nützlich sein können, falls der böse Feind auf der Bildfläche erscheint.«

»Doch gerade daran glaube ich jetzt nicht mehr«, erklärte der Bordingenieur. »Ich bin vielmehr der Ansicht, dass jene, die diese Falle einst konstruierten, längst nicht mehr existieren. Nur die Blase ist noch geblieben und erfüllt rein automatisch den Zweck, für den sie einst geschaffen wurde. Wir stecken nun bereits mehr als fünf Stunden darin, und in dieser Zeit müsste längst jemand auf unser Erscheinen reagiert haben, sofern es ihn gäbe.«

»Wenn wir darauf warten wollten, könnten wir hier drin verhungern, verdursten und ersticken, je nach Belieben«, knurrte Luca Ladora. »Da ich aber einigen Wert darauf lege, Erethreja möglichst bald und wohlbehalten wiederzusehen, bin ich voll auf deiner Seite, Taff. Komm, Lars, gehen wir es an!«

»Viel Glück, Freunde!«, sagte der Commander ernst. »Handelt so, wie es auch nach Lage der Dinge angemessen erscheint, vermeidet aber jedes unnütze Risiko. Ihr müsst wohlbehalten zurückkehren – die Erde braucht ihre Hüter der Menschheit nach wie vor.«

»Du wirst es hier vermutlich schwerer haben als wir da draußen«, prophezeite ihm Lars Gunnarsson. »Ein sprücheklopfender Min ist schon schwer genug zu ertragen, und wenn er merkt, was wir spielen, wird er unausstehlich sein ...«

Die beiden Männer grinsten und entfernten sich zum Beiboothangar hin. Caine suchte dagegen wirklich den Geschützstand auf, um ihnen Rückendeckung geben zu können. Keinen Moment zu früh, denn schon nach wenigen Sekunden leuchtete die Ruflampe der Bordsprechanlage auf. Taff drückte den Kontaktknopf und vernahm gleich darauf die Stimme Dorit Grenelles.

Die Funkerin sprach extrem leise, sie benutzte offenbar das Kehlkopfmikrophon. »Min ist eben erwacht und hat nach euch gefragt, Taff! Ich habe ihm euer Alibi gegeben, und damit war er vorerst zufrieden. Was ihr auch immer vorhabt, ihr werdet euch jedenfalls jetzt sehr vorsehen müssen, wenn er nichts merken soll.«

»Gutes Mädchen«, murmelte Caine in die Membran der Gegensprechanlage. »Du musst auf jeden Fall Orvid irgendwie verständigen, damit er schnellstens einen Teil seiner Anzeigen desaktiviert! Lars und Luca fliegen mit einer Spear aus, um die Falle zu erkunden.«

»Verstanden«, kam es gedämpft zurück. Taff atmete erleichtert aus, schaltete die Sprechanlage ab und aktivierte einen Monitor, der ihm den Beiboothangar zeigte. Die beiden Raumfahrer hatten die Spear bereits bestiegen, die Pumpen liefen und saugten die Luft aus dem Startschacht. Normalerweise wurden die entsprechenden Schaltungen von der Zentrale aus vorgenommen, es gab jedoch auch Duplikatanlagen an Ort und Stelle für den Notfall.

Traten sie in Aktion, leuchteten im Steuerraum unübersehbar die roten Warnlampen auf. Nun hing alles davon ab, ob es Bashkiri noch rechtzeitig gelungen war, sie zu blockieren! Min Jian-Ksu verstand zwar nicht viel von Raumfahrttechnik, aber er besaß einen erstklassig funktionierenden Verstand. Wenn er Verdacht schöpfte, ehe das Beiboot ausgeschleust war …

Der Deckel des Startschachts öffnete sich, die Spear schwebte ins Freie hinaus. Caine grinste still vor sich hin und schaltete den Monitor ab. Die erste Phase war geglückt, der Minister hatte nichts gemerkt! Inwiefern die Aktion von Erfolg begleitet war, blieb allerdings eine Unbekannte mit zahlreichen Fragezeichen dahinter.

Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie

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