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Der Feldsauger sah das Ziel seiner Wünsche nun schon ganz dicht vor sich. Er hatte seine Geschwindigkeit bis auf wenige Sekundenmeter reduziert und trieb langsam auf die Wachboje zu. Sein künstliches Bewusstsein triumphierte, denn er hatte es doch geschafft, ehe ihm die Kraft ausgegangen war.

Jetzt konnte ihm nichts mehr geschehen, sein Fortbestand würde für lange Zeit gesichert sein. Nur noch ganz kurze Zeit, und dann würde sich sein Saugstachel in die Wand der Boje bohren und ihr soviel Energie abzapfen, wie er nur vertragen konnte. Der Energietransformator würde sie gierig aufsaugen, sich wieder zur vollen Größe ausdehnen und einen riesigen Vorrat speichern.

Noch war es aber nicht soweit.

Nicht jede beliebige Stelle der Wachboje war für sein Vorhaben geeignet. Es gab bestimmte Zapfstellen, an denen die Struktur der energetischen Hülle um ein Geringes von der Norm abwich. Früher einmal waren sie besonders gekennzeichnet gewesen, aber das war jetzt längst nicht mehr der Fall.

Weshalb, das hatte der Feldsauger ebenso vergessen wie so vieles andere. Er wusste nur noch, dass er eine solche Zapfstelle ausfindig machen musste, wenn er Erfolg haben wollte. Er änderte seine Bewegungsrichtung und trieb dann parallel zur Wandung der Boje dahin. Die künstlichen Sinne seines Handlungskopfs waren voll aktiviert und tasteten sie eingehend ab.

Schon die geringen Ausstrahlungen der erstarrten Energie ließen seine Gier fast übermächtig werden. Sein Saugstachel begann unruhig zu zucken, obwohl er noch keinen Arbeitsimpuls erhalten hatte. Es war wirklich allerhöchste Zeit für ihn.

Dann – endlich! – hatte er eine der Zapfstellen ausfindig gemacht. Eine letzte Korrektur der Richtung, die Vorderseite des Handlungskopfs wies genau auf sie. Die letzten Meter wurden überbrückt, dann fuhr der Stachel aus und bohrte sich in die Wandung der Boje. Augenblicklich setzte nun der Energiefluss ein.

Wie ein Rausch kam es über das künstliche Bewusstsein des Kosmischen Instrukteurs. Eine unendlich lang erscheinende Zeit hatte er das köstliche Gefühl der in ihn strömenden Energie entbehren müssen. Nun jedoch überwältigte es ihn förmlich und ließ ihn alles andere vergessen.

*

Min Jian-Ksu stapfte durch den Ringkorridor im Kabinentrakt der PROKYON X. Seine Miene war mürrisch, auf der Stirn unter dem kahlen Schädel stand eine steile Falte.

Taff Caine und seine Männer hatten ihn wieder einmal hintergangen, das stand für ihn fest. Sein ausdrücklicher Befehl, die Position des Schiffes nicht zu verändern, war zwar befolgt worden, doch dafür musste etwas anderes im Gange sein. Wo befanden sich Luca Ladora und Lars Gunnarsson?

Er war sicher, dass er sie nicht in ihren Kabinen vorfinden würde. Wo aber sonst, bei den Geistern seiner Ahnen, mochten sie sein?

»Ärger – nichts als Ärger!«, murmelte er vor sich hin. »Ich werde den Tag preisen, an dem er aufhört, und den Ahnen auf den Knien danken. Gleichzeitig wird meine Seele aber auch zutiefst beunruhigt sein – eine PROKYON-Crew, die sich allem fügt und keinerlei Eigeninitiative mehr entwickelt, wäre ein herber Verlust für die allseits bedrohte Erde!«

Seine Besorgnis wegen der augenblicklichen Lage überwog jedoch. Das Schiff befand sich mitten in dieser seltsamen Falle oder Blase, in jedem Augenblick konnte der noch verborgene Gegner aktiv werden. Selbst dann, wenn es nur Ashkar sein sollte, war das schon bedenklich genug. Schließlich hatte dieses Überwesen aus der Vergangenheit deutlich genug gezeigt, wozu es fähig war.

Min erreichte die Kabine der beiden Raumfahrer und betätigte den Öffnungskontakt. Die Tür fuhr geräuschlos zur Seite, die Beleuchtung flammte automatisch auf. Der Asiate blieb im Eingang stehen, seine Blicke durchforschten den Raum.

Nichts!

Er hatte Recht behalten, die beiden Männer waren nicht anwesend. Die Tür zum Hygieneraum stand offen, auch darin waren sie nicht. Min Jian-Ksu stieß eine Verwünschung aus, sein Groll gegen Taff wuchs ins Unermessliche. Nun hegte er bereits einen konkreten Verdacht, nur die letzte Bestätigung fehlte noch.

Er fand sie, als er im Beiboothangar der PROKYON angekommen war. Eine der beiden Spears fehlte, mehr brauchte er nicht zu wissen.

»Sie können es einfach nicht lassen! Die Frage ist nur, ob diese beiden eigenmächtig gehandelt haben mögen. Nein, das ganz bestimmt nicht – oder sie sind zumindest von den anderen gedeckt worden. Der Astrogator musste das Boot auf seinen Schirmen haben, sobald es das Schiff verließ, und er hat geschwiegen! Das besagt genug.«

Der Minister begab sich zurück in die Steuerzentrale. Als er sie betrat, genügte ein Blick in sein Gesicht, um die anderen wissen zu lassen, was ihnen nun bevorstand.

»Armer Taff!«, flüsterte Mitani ihrem Gefährten ins Ohr. »Gleich bricht der Sturm los, und der Vogel hat kein Nest, in dem er Zuflucht finden kann ...«

Langsam kam Min auf den Commander zu, der sich erhoben hatte und ihm ruhig entgegensah. Drei Schritte vor ihm blieb er stehen, und seine Blicke musterten der Reihe nach alle Anwesenden. Dorit und Orvid beugten sich geflissentlich über ihre Instrumente und mimten Harmlosigkeit, Mitanis Augen glitten zwischen den beiden Männern hin und her. Nur Toburu-Chan und Rhegos Kytall lächelten versteckt und schienen gespannt zu sein, wie sich Caine diesmal gegen seinen höchsten Vorgesetzten behaupten würde.

»Oberst Taff Caine!«, sagte Min Jian-Ksu betont ruhig, aber mit einem unüberhörbar grollenden Unterton. »Sie wissen natürlich sehr gut, was ich gefunden – oder vielmehr nicht gefunden habe. Außer Gunnarsson und Ladora fehlt noch eine Spear. Würden Sie bitte die übergroße Güte haben, mich über ihren Verbleib aufzuklären?«

Taff neigte den Kopf, wich aber seinem zornigen Blick nicht aus. Er erklärte genauso ruhig und deutlich akzentuiert: »Selbstverständlich, Herr Minister. Das Fahrzeug ist mit diesen beiden Männern unterwegs, um die Verhältnisse in dieser Falle zu erkunden, damit vielleicht eine Stelle entdeckt; wird, an der ein Ausbruchsversuch unternommen werden kann. Eine Maßnahme, die allein unserer Sicherheit dienen sollte, die im Augenblick höchst fraglich ist, und für die ich die volle Verantwortung trage.«

»Sagten Sie Maßnahme?«, brüllte Min nun plötzlich los. »Ich würde dies eher als Insubordination bezeichnen, als eine bewusste Missachtung meines eindeutigen Befehls! Sie bewegen sich wieder einmal auf jenen Pfaden, die Ihnen schon zu Marschall Drechslers Zeiten Strafen und Misskredit eingebracht haben. Wenn unsere Sicherheit bedroht ist, dann nur Ihretwegen, denn ohne Ihr Zutun wären wir niemals hierher und in diese Blase gelangt! Wie können Sie in diesem Zusammenhang überhaupt noch von Verantwortung reden, Herr?«

»Insofern, dass ich nicht vorhabe, mich vor ihr zu drücken, soweit es diese Exkursion betrifft«, gab Taff mit weniger als der halben Phonstärke zurück. »Im Übrigen muss ich zugeben, dass Sie vollkommen Recht haben. Jetzt bin ich selbst nicht mehr davon überzeugt, ob dies wirklich ein so guter Einfall war, wie ich glaubte.«

Min Jian-Ksu sah ihn mit ehrlicher Verblüffung an.

»Solche Worte ausgerechnet aus Ihrem Mund klingen so unglaublich, dass ich meinen Ohren kaum zu trauen wage. Was hat Sie zu diesem radikalen Sinneswandel veranlasst, Taff?«

»Die Umstände, die deutlich gegen mich sprechen, Meister des Tadels. Das Boot mit den beiden Männern konnte von den Instrumenten anfänglich gut verfolgt werden. Es erreichte die Nähe der Energiewand, verharrte dort und nahm verschiedene Testmessungen vor. Dann kam es jedoch an dieser Stelle zu einer ungewöhnlichen Störung, die alle Ortungen für einige Zeit lahmlegte. Orvid hat diese Tatsache erst vor wenigen Minuten feststellen können, als er die gespeicherten Werte nachkontrollierte. In dieser Zeit verschwand die Spear spurlos, und auch die Funkverbindung brach ab. Es ist also offenkundig, dass ich einen Fehler begangen habe, als ich Lars und Luca bat, diesen Flug anzutreten. Wir alle machen uns jetzt die größten Sorgen um sie.«

»Ich kann dies alles voll bestätigen, Min«, warf Toburu-Chan ein. »Zu Taffs Verteidigung möchte ich anführen, dass ich kaum anders gehandelt hätte. Ganz ohne Risiko geht es eben nicht, weder im normalen Leben, noch in der Raumfahrt.«

»Normales Leben?«, knurrte der Asiate mit verzogenem Gesicht. »Ich bezweifle stark, ob es ein solches je wieder für mich geben wird. Es war leichtsinnig von mir, mich an Bord der PROKYON zu begeben, und Leichtsinn wird stets von den Göttern bestraft, wie die Erfahrung lehrt.«

»Die berühmte Einsicht, die bekanntlich stets zu spät kommt«, bemerkte Mitani halblaut. Die Atmosphäre hatte sich deutlich entspannt, das reinigende Gewitter war zwar heftig, aber kurz gewesen. Min Jian-Ksu sah zu Boden und überlegte kurze Zeit. Dann fuhr er herum und wandte sich an Caine.

»Was auch immer geschehen ist, es soll vorerst vergessen sein. Starten Sie sofort das Schiff, Taff! Fliegen Sie die Stelle an, an der die Spear mit den beiden Männern verschwunden ist. Wir müssen alles tun, was in unseren Kräften steht, um sie zu finden und zu retten.«

Taff nickte kurz und begab sich in den Pilotensitz. Seine Finger hasteten über die Kontrollen, die Konverter im Maschinenraum liefen an. Im gleichen Moment stieß jedoch Orvid Bashkiri einen Warnruf aus.

»Warte noch, Taff! Da drüben tut sich etwas, ich muss die Daten aber erst kontrollieren und auswerten. Eine halbe Minute genügt.«

Er nahm seinen Pultrechner zu Hilfe, weil Luca fehlte, um den Hauptcomputer zu bedienen. Die anderen warteten schweigend, atemlos und gespannt. Schließlich sah der Astrogator auf und verkündete: »Die Struktur der Fallenwandung beginnt sich an jener Stelle zu verändern, an der die Spear verschwunden ist! Es fließt Energie ab, die Wand beginnt allmählich instabil zu werden. Vielleicht bildet sich dort eine Lücke, durch die wir vorstoßen können, ohne dass wir den Hyperdead einsetzen müssen.«

Caine studierte kurz das Diagramm des Monitors der Energieortung und nickte dann. »Es ist tatsächlich so, Min! Ich vermute stark, dass das irgendwie auf eine Aktivität von Lars und Luca zurückzuführen ist. Auf jeden Fall geraten die Dinge endlich in Fluss.«

»Reden Sie nicht soviel, handeln Sie!«, forderte Hand energisch. »Fliegen Sie schon los! Eine solche Chance erhalten wir vielleicht kein zweites Mal.«

»Ich eile, Chef«, sagte Taff lächelnd und warf sich in den Pilotensitz.

*

Die etwa handlange Klinge ratschte durch das widerstandsfähige Material der Bordkombination, als bestünde es aus Butter. Lars Gunnarsson krümmte sich zusammen und zog den Bauch ein, so weit er nur konnte. Trotzdem ritzte das Metall noch seine Haut und hinterließ eine leicht blutende Schramme.

Der Bordingenieur achtete jedoch nicht weiter darauf.

Zugleich mit dem Stoff hatte das Schneidwerkzeug auch die Mehrzahl der weißen Fäden durchtrennt, die ihn gefesselt hielten. Er bekam die Arme bis über die Ellenbogen hinauf frei und riss sie unter Anspannung aller Muskeln zur Seite. Mit einem fetzenden Geräusch rissen auch die restlichen Fäden, sein Oberkörper war wieder frei.

Rasch beugte Lars sich nach vorn und schlug mit der Faust gegen die höchste Erhebung des »Giftpilz«-Körpers vor ihm. Es gab ein klatschendes Geräusch, der Sendhore überschlug sich und rollte wie ein fehlgesteuerter elektronischer Spielzeugkreisel über den Boden. Seine Tentakelarme ruderten wild durch die Luft, das Messer flog in hohem Bogen davon.

Lars achtete nicht weiter auf ihn. Er griff nach den Armen der Sendhoren, die ihn festhielten, riss die kleinen, aber überraschend schweren Körper hoch und schleuderte sie ebenfalls davon. Er vernahm einen triumphierenden Aufschrei und sah, dass Luca ähnlich mit seinen Gegnern verfuhr. In Sekundenschnelle waren beide frei und bückten sich nach den Messern, die vor ihnen lagen. Sie waren entschlossen, sich mit allen Mitteln zu verteidigen, nachdem feststand, dass die kleinen grünen Wesen mit ihnen nicht besser zu verfahren gedachten, als mit ihrer Spear.

Natürlich war dieses Geschehen nicht unbeobachtet geblieben.

Schrille Alarmpfiffe gellten auf, die Mehrzahl der Sendhoren unterbrach ihre Tätigkeit des Schrottverladens. Einen Augenblick lang schienen sie unschlüssig zu sein, doch dann ertönten neue Pfiffe, die offenbar Befehle waren. Sie wurden prompt befolgt, etwa zwei Dutzend der kleinen Wesen schwärmten aus und kamen von allen Seiten her auf die beiden Männer zu.

Sie alle trugen Gegenstände mit sich, die als Waffen geeignet waren, zumeist Metallstücke, die von dem zerstörten Boot stammten. Gunnarsson erkannte augenblicklich, dass ein offener Kampf gegen sie eine fast aussichtslose Sache war. Er packte Luca am Arm.

»Schnell, hinüber zur Magnetbarke! Wir brechen durch und stehlen ihnen das Fahrzeug! Ich bin davon überzeugt, dass ich es steuern kann, es gibt nur wenige Bedienungshebel. Mit ihren kurzen Beinchen holen sie uns nie ein.«

Ladora grinste kurz und nickte. Im nächsten Moment spurteten beide los, auf das leere Fahrzeug zu.

Sie kamen jedoch nicht weit, denn auch die Sendhoren konnten logisch denken. Es gelang ihnen zwar, den Kordon der ersten Angreifer zu überrennen, aber sofort stellten sich ihnen weitere in den Weg. Lange Tentakelarme schnellten durch die Luft, rissen ihnen die Beine weg und ließen sie zu Boden gehen. Ein wüstes Knäuel von grünen Leibern begrub sie förmlich unter sich.

Aus!, dachte Lars resignierend. Sie werden uns erneut mit ihren Fäden einwickeln, und dann beginnt alles wieder von vorn. Nur mit dem Unterschied, dass sie uns diesmal bestimmt keine Chance lassen werden, sie nochmals zu überrumpeln. Jetzt haben sie ihre Beute.

Plötzlich wurde es jedoch vollkommen still in der Halle. Das vielfältige Pfeifen der aufgeregten Sendhoren verstummte abrupt, die zupackenden Arme ließen von den Menschen ab. Der Ingenieur hob den Kopf und sah, dass sämtliche »Giftpilze« dastanden, als wären sie unter dem Einfluss von Schockstrahlen erstarrt. Messer und Metallteile polterten zu Boden, die kleinen grünen Wesen schienen vollkommen apathisch zu sein.

»Ob Taff uns gesucht und gefunden hat?«, fragte der Kybernetiker halblaut. Lars schüttelte jedoch den Kopf, während er sich vorsichtig erhob.

»Zwar wünschenswert, aber unwahrscheinlich, Freund. Bei einem Beschuss mit Lähmstrahlen wären wir ebenfalls getroffen worden. Das ist aber nicht der Fall, also muss es eine andere, uns unbekannte Ursache geben.«

»Vermutlich richtig«, gab Luca zu.

Im nächsten Moment kam jedoch wieder Leben in die Sendhoren. Ein Stakkato von gellenden Pfiffen ertönte, aus dem selbst die beiden Männer Angst und Panik herauszuhören glaubten. Sie wurden von den Gegnern nun überhaupt nicht mehr beachtet, und auch die verschrottete Spear schien restlos vergessen zu sein. Wie rasend eilten die »Pilzköpfe« auf ihr Fahrzeug zu, jeder stieß den anderen rücksichtslos zur Seite, um Platz darin zu bekommen.

»Sie stellen sich so verrückt an, als ginge es um ihr Leben«, kommentierte Luca kopfschüttelnd. »Verstehst du das, Alter?«

»In keiner Weise«, gab der Gefährte zu. Gleich darauf hob er jedoch den Arm und deutete auf die Wandung des Raumes.

»Da – sieh doch nur! Die Beschaffenheit der uns umgebenden Wände aus plastischer Energie verändert sich! Sie scheinen instabil zu werden und wirken jetzt so durchscheinend wie Milchglas. Was mag da nur geschehen sein?«

Der Erste Offizier der PROKYON verzog das Gesicht.

»Was auch immer es sein mag, es gefällt mir nicht. Der Vorgang hat uns zwar aus einer ziemlich aussichtslosen Lage befreit, scheint uns aber in eine noch schlimmere zu bringen! Wenn sich hier alles auflöst, was soll dann aus uns werden?«

Inzwischen hatten fast alle Sendhoren einen Platz in der Magnetbarke gefunden. Etwa ein Dutzend lag davor regungslos auf dem Rücken, aber niemand kümmerte sich um sie. Einige »Giftpilze« hantierten hastig an den Steuerorganen, das Fahrzeug erhob sich träge und wurde langsam gewendet. Dann schoss es schwankend davon und verschwand in einem der Tunnel im Hintergrund.

»Mahlzeit!«, sagte Lars lakonisch, und Angst griff mit kalten Fingern nach ihm. »Die Mehrzahl der Winzlinge ist fort, die übrigen offenbar tot – und was fangen wir jetzt an? Falls sich hier wirklich alles auflöst, sind wir ohne Raumanzüge verloren, denn außerhalb der Hohlräume in der Fallenwand gibt es keine Spur von Atemluft!«

»Dabei wollte ich einmal an Altersschwäche sterben ...«, knurrte Luca bitter.

Ein seltsames Jaulen lag plötzlich in der Luft, ein prasselndes Knistern durchlief die energetischen Wände. Elmsfeuern gleich zuckten merkwürdige Leuchterscheinungen auf, der Geruch von Ozon breitete sich aus. Die Haare der beiden Männer begannen zu knistern und richteten sich auf. Gehetzt sahen sie sich um, aber es gab weit und breit nichts, das ihnen Sicherheit versprach.

Sie bemerkten nur die Symptome des rätselhaften Geschehens, ohne die Ursachen dafür zu kennen.

Schuld an allem war der Kosmische Instrukteur. Die Zapfstelle lag zwar mehrere Kilometer von diesem Ort entfernt, doch sein Energiehunger war ungewöhnlich groß und die technischen Anlagen längst ausgefallen. So entzog der »Feldsauger«, ohne es zu ahnen, der Wandung der Wachboje einen Teil ihrer Bindungskräfte.

Die Sendhoren aber waren auf eine energetisch stabile Umgebung angewiesen. Veränderte diese ihr Potential um einen gewissen Betrag, sahen sie ihr Leben bedroht, verfielen zuerst in Starre und dann in eine Panik, die ihnen jede Orientierungsfähigkeit raubte. Nur mit Hilfe der Magnetbarke konnten sie noch diese gefährdete Umgebung verlassen, und das hatten sie nun getan, ohne Rücksicht auf ihre schwächeren Artgenossen.

Plötzlich bemerkten die beiden Raumfahrer, dass die vorhandene Schwerkraft von etwa 0,7 Gravos rapide abnahm. Sekunden später waren sie bereits schwerelos, dann erfasste sie ein starker Sog und trieb sie davon, ohne dass sie dagegen ankommen konnten.

Sie wurden in den Tunnel getrieben, durch den sie in diese Halle gelangt waren. Bald aber gabelte er sich mehrfach, neue Hohlräume hatten sich gebildet, als immer mehr erstarrte Energie umgewandelt wurde und abfloss. Ein wahres Labyrinth tat sich vor ihnen auf, von silbrig schimmernden Leuchterscheinungen erfüllt. Zuweilen waren die Wände bereits fast transparent, man konnte hinter ihnen die absolute Schwärze des Weltraums oder des Innern der Boje ahnen.

Lars und Luca gaben nicht mehr viel für ihr Leben.

Um nicht getrennt zu werden, hatten sie sich fest umklammert. So trieben sie nun ziellos dahin, einmal in diese, einmal in jene Richtung, oft durch Spalten in der Wand, die sich erst wenige Sekunden zuvor gebildet hatten.

Der energetische Sog führte sie davon – auf die Zapfstellen zu, hinter der der seiner Aufgabe nicht mehr bewusste Kosmische Instrukteur verankert war.

Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie

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