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Mein Tata war ein schöner Mann. Groß, stattlich, wohlgebaut, und auch der Reichtum seiner Familie taten seinem Ansehen keinen Abbruch.

Später, als Erwachsener, sollte ich feststellen, dass mein Tata immer und überall ein gern gesehener Gast war, der mit seinen skurrilen Erzählungen, die meist von liebenswürdigen Niederlagen handelten, die Zuhörer in seinen Bann schlug. So erzählte er mir einmal, als ich ihn auf seinem Altersruhesitz besuchte und wir am See entlangwanderten:

»Stell dir vor«, sagte er und eine gewisse Empörung schwang in seiner Stimme mit, »in der Gaststätte Meierhöfe will man mir den großen Saal für meine Geburtstagsfeier nicht geben.«

»Und«, fragte ich ihn, »was hast du ihnen geantwortet?«

»Ich habe gedroht, dass ich nie wieder ihr Lokal betreten werde.«

»Und, hat es gewirkt?«

»Nein.«

»Und jetzt«, fragte ich neugierig weiter, »wirst du dich an deine Drohung halten und dies wunderbare Lokal nicht mehr besuchen?«

»I wo«, erklärte er mir gelassen, »ich werde mich doch nicht selbst bestrafen.«

Als ich bereits meinen gottähnlichen Mann kennen und schätzen gelernt hatte, baten wir eines Tages mein Väterchen zu uns nach Hause. Wir hätten einen wunderbaren Wein gefunden, berichteten wir ihm, den wir mit ihm genießen wollten. Nach einem Glas des köstlichen Tropfens stand mein Väterchen auf und verabschiedete sich mit den Worten, er müsste jetzt nach Hause. Erstaunt begleiteten wir ihn zu seinem Wagen. Zurück im Haus fanden wir unseren Wein nicht mehr.

»Tata«, fragte ich telefonisch bei ihm nach, »weißt du, wo wir den Wein hingestellt haben? Wir können ihn nirgends finden.«

»Ja«, antwortete Tata, »ich habe ihn mitgenommen. Der Wein ist viel zu gut, dass wir ihn zu dritt teilen.«

Laut seinen Aufzeichnungen müssen bereits meine Großeltern ihre liebe Not mit seiner Erziehung gehabt haben, denn Tata berichtete in seinen Aufzeichnungen: »Als Kind habe ich einmal meiner Mutter Geld aus ihrer Börse stibitzt, um mir einen großen Dampfer zu kaufen, den ich in der Auslage eines Geschäftes gesehen hatte. In unserem kleinen Städtchen machte mein Einkauf schnell die Runde, und als mein Vater (mein Großvater, Otata genannt, der ob seiner Wichtigkeit in unserem kleinen Städtchen den Spitznamen »Kaiser« erhielt) davon erfuhr, rief er mich ins Wohnzimmer, wo er mich zur Rede stellte. ›Geh in den Garten und hole einen Stock‹, befahl mir mein Vater nach der Aussprache. Ich kam mit einem kleinen Zweiglein zurück«, erzählte er. Noch zwei Mal habe ihn sein Vater in den Garten geschickt, stets mit dem Befehl einen größeren Stock zu holen, »und als mein Vater meinte, der Stock sei nun groß genug, da erhielt ich die Tracht Prügel, die ich auch jetzt nach 70 Jahren nicht vergessen habe«.

Später, wenn mein Tata als Junggeselle von irgendwelchen Reisen nach Hause kam, sollen seine Mutter Mitzi sowie die Angestellten beim Auspacken seines Gepäcks jedes Mal verwundert festgestellt haben, dass von den vielen mitgenommenen bestickten Leinennachthemden nur ein Bruchteil zurückkam. Tata verriet uns später, dass alle seine Freundinnen, mit denen er auf seinen Reisen die Nächte verbracht habe, diese als Trophäen behalten hätten.

Aber alles der Reihe nach.

Tata

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