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1911 kam mein Tata als viertes von fünf Kindern zur Welt. Er wurde in eine wohlhabende, bodenständige und weitverzweigte, siebenbürgische Handwerksfamilie hineingeboren.

Vor dem Ersten Weltkrieg konnte die Familie aus einem kleinen Gerber-Handwerksbetrieb ein Lederimperium aufbauen, das weltweite Beziehungen, bis nach Übersee, unterhielt. Unter anderem versorgte unsere Lederfabrik die österreich-ungarische Armee mit Stiefeln und Lederwesten, so dass das Kriegsministerium seinerzeit beschloss, als sich im Ersten Weltkrieg die Kriegsfront unserem kleinen Städtchen näherte, unsere Fabrik in sicheres Gefilde umzusiedeln. So erhielt eines Tages die Familie vom ungarischen Kriegsministerium den Befehl, die Lederfabrik abzubauen, auf Züge zu verladen und die Produktion in Ungarn wieder aufzunehmen. Da war mein Tata noch ein Knirps von sechs Jahren.

Als nach Monaten sich die Kriegsfront von unserem Städtchen fortbewegte, ließ mein Großvater die Fabrik in Ungarn wieder abbauen und verfrachtete diese auf Schienen, zurück zu ihrem Ursprungsort.

Nach dem Ersten Weltkrieg folgte, bei den Verlierern, eine tiefe Rezession. Die hohen Reparationsabgaben für die Siegermächte konnten nur mit Mühen aufgebracht werden und so zog auch bei den Siebenbürgern, die als Reichsdeutsche an der Seite des Königs gekämpft hatten, die Hungersnot und das Elend ein. Diese Not sollte auch der Wegbereiter für den Aufstieg Hitlers werden, wobei auch in Siebenbürgen das Hitlerregime viele Anhänger fand und unser Völkchen politisch spaltete.

Trotz Weltwirtschaftskrise konnte in dieser Zeit unsere Familie ihre Lederfabrik weiter ausbauen und so kam 1936 eine eigene Eisenbahn dazu, liebevoll Mariechen genannt. Ein Elektrizitätswerk folgte, das nicht nur Strom für die Fabrikation erzeugte, sondern auch in der Lage war, den Überschuss der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Mein Großvater ließ Werkswohnungen bauen, richtete eine Kantine sowie einen ärztlichen Firmendienst ein, der nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch deren hilfsbedürftigen Familienmitgliedern zur Verfügung stand.

In den folgenden Jahren beteiligte sich unsere Familie an weiteren großen Industriebetrieben. Wobei die Lederfabrik in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Die Aktien blieben im Familienbesitz und jeder konnte seine eigenen Anteile erwerben.

1918 fing für meinen siebenjährigen Tata die Schulzeit an, die laut seiner Erinnerung geprägt wurde durch den Respekt der Lehrer zu seinem Vater. Er erhielt zwar immer gute Noten, die jedoch seine schulischen Leistungen nicht im Geringsten widerspiegelten. Sehr zum Nachteil seines Wissensstandes, schrieb Tata selbstkritisch in seinen Aufzeichnungen. Die siebenbürgischen Schulen genossen zur damaligen Zeit einen guten Ruf, so dass die besser gestellten Familien von Ungarn, Rumänen und Juden ihre Kinder in die siebenbürgischen deutschen Schulen schickten, wobei nicht nur die Schulen multikulturell bestückt wurden, auch die sonstige Bevölkerungsvielzahl wie Draker, Zekler, Walachen, Ungarn, Juden, Rumänen, Zigeuner, Deutsche und andere, die jahrhundertelang ein friedliches Miteinander pflegten, wo jeder die Andersartigkeit des Einzelnen respektierte.

So wuchs mein Tata multikulturell auf und lernte früh Toleranz üben, was ihm und uns Kindern später zugutekommen sollte. Abgeschieden von der großen Weltgeschichte, behütet im Schoß der Familie, erreichte er im 15. Lebensalter das Gymnasium.

Weil die Siebenbürger zwar Schulen und Gymnasien, jedoch keine Universität besaßen, erzählte Tata, habe es sich auf ihrem Gymnasium eingebürgert, dass sie in den drei Oberklassen die Bräuche der deutschen Studenten übernahmen und bis auf die Mensur auch ausübten. Die drei letzten Gymnasialklassen wurden somit im sogenannten Cötus zusammengefasst, in dem die Schüler aus den obersten Klassen die Herren waren, die mittleren einfache Mitglieder und die untersten die Füchse, die den Herren zu dienen hatten.

Die Mitglieder des Cötus trafen sich regelmäßig zu Zusammenkünften, besaßen einen Ehrenkodex, der streng eingehalten werden musste, sowie eine Blaskapelle. Geleitet wurde der Cötus von einem Präfekten.

Als mein Tata in die oberste Klasse einzog, wurde auch er zum Präfekten gewählt und verbrachte so die letzten Jahre seiner Schulzeit in diesem Glanze. Dies hob zwar sein Ansehen, schrieb er, aber gewiss nicht sein Wissen, denn bei der Abschlussprüfung bestand er zwar diejenige des deutschen Gymnasiums, jedoch nicht die staatliche Abschlussprüfung, das sogenannte Bakkalaureat, das alleine zum Besuch der Universität berechtigte.

Als im Sommer, nach Tatas Reifeprüfung, sein Vater beschloss, seine beiden ältesten Söhne das Gerberhandwerk erlernen zu lassen, damit sie später den elterlichen Betrieb übernehmen konnten, zog mein Tata am ersten Arbeitstag ein weißes Hemd an, band sich eine Krawatte um und meldete sich im Büro seines Vaters.

»Draußen vor der Türe steht ein Besen«, beschied ihm sein Vater. »Damit kehrst du als Erstes den Fabrikhof«, befahl er meinem verdutzten Väterchen und schob nach: »aber fein säuberlich.«

Die Lehre sollte ein ganzes Jahr dauern, und sein Vater, mein Großvater, sorgte dafür, dass er von der Pike an die Ausbildung durchlaufen musste. In dieser Zeit schuftete er im elterlichen Betrieb, erzählte er mit einem gewissen Stolz, als Gleicher unter Gleichen und erhielt keinen Tag früher als alle anderen Lehrlinge auch von dem Gewerbeamt seine Gesellenprüfung. Diese Lehre wäre eine harte Zeit für ihn gewesen, stellte er fest, in der er jedoch Selbstdisziplin gelernt habe, und was noch wichtiger für sein späteres Leben werden sollte, dass man jede Arbeit voll und ganz zu tun habe, wenn man Erfolg haben will.

Von meinem Otata (Großvater) war vorgesehen, dass sein ältester Sohn, also der große Bruder meines Vaters, die technische Leitung und mein Tata der Kaufmann im Betrieb werden sollte. Aus diesem Grunde beschloss mein Großvater, meinem Tata eine weltmännische Erziehung angedeihen zu lassen. Zuerst sollte er in England studieren, da damals das Britische Reich tonangebend mit seinen Universitäten war. Seine Reise nach England wurde in dem kleinen siebenbürgischen Städtchen zur Sensation, denn wer war damals schon einmal in England gewesen! Schon eine Reise nach Wien galt in dieser Region als Weltreise.

Mein Großvater kannte in London den Lord Palmer. Das war einer der Präsidenten von »The Forestal Timber & Railway Co. Ltd.« (eine sehr große und einflussreiche Firma).

Diesen Lord bat nun mein Großvater, den Weg seines Sohnes in London zu betreuen, was dieser auch zusagte. Da der Lord jedoch Besseres zu tun hatte, als einen Studenten aus dem hinteren Transsylvanien zu beaufsichtigen, engagierte er einen Privatdetektiv, der meinen Tata in seiner Londoner Zeit auf Schritt und Tritt beobachtete. So war sein Vater, zu Hause in Transsylvanien, über alle Taten und Untaten seines Sohnes in England bestens informiert, was meinen Tata immer sehr wunderte.

Eines Tages, Tata hatte gerade das 18. Lebensjahr erreicht, war es so weit, dass er die weite Reise nach London antreten konnte.

Seine erste Station sollte Wien werden, in der seine verheiratete, ältere Schwester lebte. Tata, der das erste Mal eine Großstadt besuchte, stürzte sich mit seinen 18 Jahren sofort in allerlei dubiose Abenteuer. Nach einer turbulenten Woche, erzählte er, habe ihn schließlich sein Schwager aus diversen unangenehmen Situationen erlöst und ihn auf den Weg nach London gebracht. Der Weg nach London führte über Rotterdam, wo mein Väterchen hängen blieb und sich in weitere Abenteuer stürzte, aus denen er wieder nicht allein herauskam. Ein holländischer Geschäftsfreund seines Vaters half ihm und bewahrte ihn vor dem Schlimmsten, indem er ihn schleunigst nach London abschob.

In London angekommen bezog er als Erstes ein Boardinghouse, in dem ihn der Lord untergebracht hatte und in dem strenge Sitten herrschten. Am zweiten Tag meldete er sich bei der »University of Economics«, wo ihn eine ziemlich hübsche Direktrice empfing und ihn mit Wohlwollen behandelt habe. Nach seinem Zeugnis gefragt, habe er ihr sein rumänisches Reifezeugnis übergeben, in dem ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass dieses Zeugnis nicht zum Studium an den Universitäten berechtigte. Da weit und breit kein Übersetzer oder Dolmetscher aufzutreiben war, der das rumänische Zeugnis der hübschen Sekretärin hätte erklären können, wies mein Tata auf gut Glück darauf hin, dass das Wort Universitate auf dem Zeugnis angeführt worden sei. Besagte hübsche Universitätsangestellte habe meinen Tata freundlich angesehen, genickt und ihm den Status eines Universitätsstudenten ausgehändigt. Für ihn sollte das ein wichtiges Dokument werden, denn auf Grund dieser Zulassung benötigte er zukünftig bei anderen Universitäten, wie in Deutschland und Österreich, keine neuen Berechtigungsnachweise.

Bei dem nun folgenden Lebenswandel meines Väterchens verwunderte es nicht, dass ihm eines Tages das Boardinghouse kündigte. Worauf ihn Lord Palmer zu sich rief und ihm eröffnete, dass sein Vater in Transsylvanien, auf Grund seines liederlichen Lebenswandel beschlossen habe, ihn in eine moralisch saubere Umgebung zu versetzen. Und zwar zum Pastor des Dorfes Harpenden, das etwa 30 km von London entfernt lag. So machte sich Tata, mit einem kleinen Köfferchen, auf den Weg nach Harpenden. Der Pfarrer und seine Haushälterin seien sehr freundliche Menschen gewesen, erzählte er, mit denen er eine lustige Woche verbracht habe. Nach dieser Woche habe der Pastor volles Verständnis aufgebracht, als Tata ihm erklärte, dass er nicht jeden Tag 30 km, nachts und bei Dunkelheit, den gefährlichen Weg von der Londoner Universität zu dem weit entfernten Harpenden nehmen könne und er sich daher nicht wundern solle, wenn er des Öfteren in London, bei Freunden, übernachten müsse. Zurück in London mietete mein Tata eine Dreizimmerwohnung und stellte eine rothaarige, rassige und willige Irin als Haushälterin ein. Anschließend kaufte er sich einen gebrauchten Wagen der Marke Morris, der damals nur zwei Bremsen auf den Hinterrädern besaß. Da all das den Monatswechsel seines Vaters überstieg, dachte er nach, wie er diese missliche Situation ändern könne. So schrieb er seinem Vater, er möge prüfen, ob ein Export der Fabrikledersohlen aus Transsylvanien nach England möglich wäre. Sein Vater, über den Geschäftssinn seines Sohnes hocherfreut, sandte ihm sofort aus der Fabrik 100 Kilo des besten Sohlenleders, das er für die Bemusterung der zukünftigen Kunden benötigen würde. Mit diesem Leder ging Tata auf die Suche nach einem Abnehmer und fand ihn auch nach längerem Suchen. Es war ein Schuster, der ihm das Leder, in der darauffolgenden Zeit, sukzessive abkaufte. Und so trug Tata jeden Monat zehn Kilo Leder zu diesem Schuster und füllte mit dem Erlös seine Finanzen auf.

Als nach kurzer Zeit die Firma Morris einen neuen Wagen mit vier Bremsen herausbrachte, wurde Tatas Wagen mit den zwei Bremsen praktisch unverkäuflich. In Anbetracht seiner jetzigen guten Finanzlage kaufte er sich einen neuen Morris mit vier Bremsen und versuchte, seinen alten Wagen, mit den zwei Bremsen, zu verkaufen.

Trotz großer Mühen wurde er den alten Morris nicht los, worauf er beschloss, den Wagen gut zu versichern und ihn in der verruchten Gegend von Soho abzustellen, in der Hoffnung, dass der Morris mit den zwei Bremsen gestohlen werde und er von der Versicherung das Geld zurückerhalten könne. Täglich habe er sich daraufhin auf den Weg nach Soho begeben, um der Versicherung endlich das gestohlene Auto melden zu können. Bei jedem Besuch habe er jedoch den Morris im alten Zustand vorgefunden. Um den Dieben auf die Sprünge zu helfen, habe er nach einiger Zeit selbst den Zündschlüssel im Wagen stecken lassen. Leider, erzählte er bekümmert, wäre ihm dieser Versicherungsschwindel nicht gelungen.

Dann meldete sich mein Väterchen in einem Boxclub an. Als sein Trainer der Ansicht war, er wäre so weit, dass er sich in einem Kampf bewähren könnte, schickte er ihn eines Tages auf die Bretter.

Ein großer, schwarzer, durchtrainierter Neger sollte sein Gegner werden, der Tata so vermöbelte, dass er sich von diesem Sport verabschiedete. Dem Zufall verdankte mein Tata, dass er in seiner Londoner Zeit zu einem großen Empfang beim Schatzkanzler Lord Duneeden eingeladen wurde. An besagtem Termin fuhr Tata, mit Cut und einer Melone bekleidet, zum Palais des Lords Duneeden, wo ihn auf dem Parkplatz eine Reihe von Rolls-Royce empfingen. Verschämt sei er zwei Straßen weiter gefahren, wo er seinen Morris abstellte und sich zu Fuß zum Empfang begab. Dort wurde er vom Zeremonienmeister mit lauter Stimme und dem Klopfen seines Stabes der hohen Gesellschaft angekündigt. Worauf die alten Ladys angefangen hätten herumzurätseln, wer er eigentlich sei und was er dort zu suchen habe. Zum Schluss hätten sie sich darauf geeinigt, dass er wohl vom Hofe des rumänischen Königs stamme, der mit dem englischen Königshaus verwandt war. Die hochpeinlichen Fragen, die darauf von den Damen über das rumänische Königshaus an ihn gestellt wurden, sollten seine höchste Geschicklichkeit verlangen.

An diesem Abend jedoch warf die Gastgeberin, Lady Duneeden, eine französische Prinzessin, etwa fünfzig Jahre alt, ein wohlwollendes Auge auf meinen Tata, wohl auch deswegen, da ihr Mann die achtzig überschritten hatte, so dass er in der nachfolgenden Zeit öfters ins Haus von Lord Duneeden eingeladen wurde. Bei diesen Einladungen, so erzählte Tata, führte der Lord oft Filme aus seiner Zeit in Indien vor, wobei er vor Ende eines jeden Filmes bereits schlief.

Natürlich gehörten zu diesem Lebensstil auch gute Freunde. So verbrachte er mit Ralf, Karl und Franz, alles Söhne begüterter Familien aus Deutschland, seine Londoner Zeit. Ihr Motto, so erzählte Tata, lautete: »If you can’t be good, be careful.«

Eines Tages beschlossen die vier, an die größte deutsche Faltbootfabrik, die Firma Klepper, zu schreiben. Dort schlugen sie der Firma Klepper vor, als Werbegag, ein Faltbootrennen von London nach Paris zu veranstalten. Sie würden das alles organisieren, wenn die Firma Klepper ihnen fünf Boote zur Verfügung stellen würde und das Training bezahle. Die Firma Klepper nahm den Vorschlag an, und was darauf folgen sollte, würde ein Buch für sich füllen, behauptete Tata, weshalb er mir nur eine verkürzte Ausgabe dieses Streiches wiedergab.

In Wien kannte einer seiner Freunde den Seppl. Dessen Vater besaß einen Verlag, der die Zeitschrift »Wiener Bilder« herausbrachte. Durch den Seppl also bekamen die vier Freunde einen guten Kontakt zur Londoner Presse, der sie die Geschichte im Voraus verkauften. Mit diesem Geld und dem der Firma Klepper verbrachten die vier Freunde in der darauffolgenden Zeit an der oberen Themse herrliche Tage, wo sie nebenbei auch trainiert hätten.

Eines Tages wäre es dann so weit gewesen, dass sie ihre Boote unter der Westminster-Brücke, in aller Herrgottsfrühe, für das Rennen montierten, und die Presse sowie Tausende von Schaulustigen hätten ihnen dabei zugesehen. Um das zu dokumentieren, zeigte mir Tata einen Zeitungsausschnitt, auf dem er beim Bau seines Bootes zu sehen war und im Hintergrund zufällig auch die Queen vom Reporter erwischt wurde.

Als sie nach Stunden die Boote fertig zusammengebaut hatten, habe es sich die Wasserpolizei nicht nehmen lassen, ihnen das Geleit zu geben.

Nach einer Woche trafen die drei Freunde, todmüde, in Folkstone ein. Dort habe ihnen das Hafenamt wegen der stürmischen See für fünf Tage die Weiterfahrt verboten. Dies sei jedoch eine willkommene Pause für sie geworden, denn als sie auf der Fahrt nach Folkstone das östliche Kap, neben der Themse, wegen der starken Gegenströmung nicht umpaddeln konnten, hätten ihnen die Glieder durch den langen Umweg geschmerzt.

Als die See sich nach fünf Tagen noch immer nicht beruhigt hatte, wurden die vier Freunde gezwungen, die nächste Strecke im Landesinneren auf kleinen Kanälen zu umfahren, die teilweise noch mit Weidenstacheldraht überspannt waren. Und als sie endlich verspätet von England in Richtung Frankreich starten konnten, hätten sie ein Zeitproblem bekommen, denn die Überfahrt musste in spätestens acht Stunden bewältigt werden, um die Strömung von Ebbe und Flut ausnützen zu können. Am Ende hätten sie zwölf Stunden paddeln müssen, was fast über ihre Kräfte gegangen sei.

In Boulogne-sur-Mer angekommen habe sie der Bürgermeister des Ortes mit einem Volksfest empfangen. Eine Woche lang habe man sie dort als Gäste verköstigt und so versackten die vier in diesem herrlichen Städtchen. Tata erzählte, dass der französische Wein und die hübschen Französinnen ihre Wirkung nicht verfehlt hätten.

Indes die Gegner des Rennens, Inder und Engländer, mit ihren Booten heimwärts verschwanden und damit das weitere Unternehmen platzte. Und nun, erzählte Tata voller Empörung, habe er das erste Mal die Verlogenheit der Presse erlebt. Da Seppl ihre Geschichte im Voraus an die Presse verkauft hatte, musste ihr Abenteuer auch bis zum Schluss in den Zeitungen erscheinen. So habe die Presse über ihren triumphalen Empfang in Paris berichtet, wo sie niemals angekommen seien. Als auch noch sein Vater, mein Großvater, das Bild seines Sohnes, mit dem Bericht dieses Abenteuers, in einer Illustrierten entdeckte, beschloss Otata, dem Treiben seines Sohnes ein Ende zu setzen.

Eines Tages erschien sein Vater, in Begleitung meiner Großmutter, in London, um sich an der Universität über die Zwischenprüfungen seines Sohnes zu erkundigen, und als mein Großvater entsetzt feststellen musste, dass sein Sohn zu gar keiner Zwischenprüfung erschienen war, wurde mein Väterchen, nach anderthalb Jahren, Hals über Kopf nach Hause beordert.

Nach der Londoner Zeit folge ein Zwischenstudium auf der technischen Hochschule in München und anschließend auf der kaufmännischen Akademie in Wien. Leider, so bemerkte Tata, wäre er überall sehr abgelenkt worden. Als Positivum bemerkte er jedoch, habe er in dieser Zeit viele Menschen aller Schattierungen kennengelernt, was ihm auf seinem weiteren Lebensweg sehr zustattenkommen sollte.

Mit 22 Jahren kam dann mein Tata nach Hause, wo er seinen Militärdienst absolvieren musste. Auch diese Zeit sparte mein Väterchen in seinen Erzählungen aus, da er die wenigste Zeit beim Militär verbracht habe, was zur Folge hatte, dass er nur mit dem Rang eines Fähnrichs entlassen worden sei. Im Jahre 1934, also mit 23 Jahren, begann Tatas berufliche Tätigkeit im elterlichen Betrieb. Sein Vater habe schon frühzeitig seinem Bruder und ihm verantwortliche Aufgaben übertragen, bemerkte er, was wohl zu früh gewesen sei, denn beide Brüder sollten im folgenden Jahr viele Fehler begehen, die dem Betrieb erhebliche Kosten verursacht haben.

Tata

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