Читать книгу das Fahrrad der ewigen Stille - hedda fischer - Страница 23
Оглавление15 – Onkel Otto
Als Valentina ihnen mitgeteilt hatte, dass sie mit ihrem Freund oder Partner oder wie auch immer in den Harz ziehen wollte, war er doch erstaunt. Der Mann arbeitete als Schreiner und wollte einen eigenen Betrieb aufmachen. Ganz schön mutig. Sie haben ihn kurz kennen gelernt, weil seine Schwester sie eingeladen hatte, sozusagen zu einem Abschiedsessen. Es gab Rinderrouladen, dazu Rotkohl und Kartoffelbrei. Also kochen hat sie immer können, die Valentina, nicht unbedingt Sterne-Küche, aber wohlschmeckend. Von wem sie das wohl hat ? Mutter war nicht gerade eine großartige Köchin. Die war übrigens nicht da - an dem Abend. Benjamin auch nicht.
Im Nachhinein wusste er auch warum. Nämlich weil seine Schwester sie fragen wollte, ob sie ihren Sohn bei sich aufnehmen könnten, eine Zeitlang zumindest. Gefragt hat sie allerdings erst nach dem Essen, als sie sich alle satt und zufrieden zurückgelehnt hatten.
Seine Frau Laura war fast vom Stuhl gefallen, das hat ihr gar nicht gepasst, das hat er gleich gesehen und daher erst einmal abgewiegelt. Aber Familie ist Familie. Schließlich waren sie zu dem Ergebnis gekommen, dass Benjamin wenigstens für die erste Zeit zu ihnen ziehen könnte. Sie haben eine Vier-Zimmer-Wohnung, da war das kleine Zimmer frei. Früher das Arbeitszimmer, in dem seine Frau ihre Abrechnungen machte. Aber inzwischen machte die der Steuerberater.
»Gut, Valentina«, hat er gesagt, »wir machen das, wenigstens für die erste Zeit, und - das möchte ich betonen - nur, wenn er Kostgeld abgibt. So ganz umsonst können wir ihn nicht durchfüttern.«
Valentina hatte nur genickt, erleichtert, wie er annahm. Dann hat sie die alten Kristallgläser hervorgeholt ( angeblich von den Urgroßeltern, bloß, wenn das stimmte, fragte er sich, warum nur sie welche hat und er nicht ) und allen echten Williams eingeschenkt. Sie wusste, dass er den mag.
Er fragte sich, ob sie den auch hervorgeholt hätte, wenn sie abgelehnt hätten.