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19 – Benjamin

Heute fanden sich große Überschriften in allen Zeitungen. Frauenmord in Tegel. Eine 30jährige Frau ist erwürgt worden. Abends auf dem Heimweg von ihrem Job. Angestellte einer Tankstelle. Hat da einer gedacht, sie hätte die Tageskasse bei sich ? Stand nicht dabei. Das wäre ein ausgesprochen dummer Gedanke. Das Geld ging doch in einen Tresor oder wurde abgeholt. Das schleppte die Frau doch nicht in ihrer Handtasche nach Hause. Nicht mal in einem Brustbeutel. Jedenfalls hat er sich extra drei Zeitungen gekauft und alles genau durchgelesen, sich auch die Abendschau im Fernsehen angesehen. Viel war weder den Zeitungen noch den Nachrichten zu entnehmen. Jetzt war er mal gespannt, ob sie den Täter schnappten. Wahrscheinlich ja, denn die meisten waren zu dämlich.

Das könnte ihm nicht passieren !

Schon die dritte Woche bei Sommermeyer. Der Job ließ sich ganz gut an. Sein Kollege Walter war schon sechzig und hat’s im Rücken. Und es gab halt viel zu tun, dauernd kamen Waren herein oder gingen hinaus. Sie mussten Kartons und Kisten ein- und ausladen, Inhalte kontrollieren und Waren einsortieren.

Auf die Lieferscheine musste man achten, dass man nur das abzeichnete, was wirklich gebracht worden war. Anfangs haben einige gedacht, dass er - neu und jung wie er nun einmal war - alles und jedes gegenzeichnen würde. Hatte er aber nicht. Hat lieber zweimal geguckt und gezählt, auch wenn die Fahrer ungeduldig wurden und mit den Füssen trampelten. Schon klar. Mussten ja weiter.

Walter war dankbar, dass Benjamin so viel schleppte und einsortierte, einfach weil er am frühen Nachmittag körperlich fix und fertig war. Es gab unzählige Einzelteile: Nicht nur Nägel, Schrauben und Muttern, sondern auch Dübel und Bohrer, Metallschienen und Rohre, Beschläge und Scharniere. Unzählige Werkzeuge. Benjamin fand es ausgesprochen interessant, ließ sich alles erklären ( sofern dazu Zeit war ). Und Walter erklärte gern. Auf jeden Fall interessanter als eine Bäckerlehre.

Auch die anderen Kollegen, die direkt im Laden arbeiten, waren nett. Sie versuchten zwar mitunter, ihn zu scheuchen, aber eher auf eine nette Art. Susanne mochte er besonders. Die war sicher an die fünfzig, ein wenig mollig, hatte blonde kurze Haare mit roten Strähnen drin. Trug irre Ohrringe in allen erdenklichen Farben, passend zu den T-Shirts.

»Na, Kleener«, sagte sie und strubbelte sein Haar. »Willste och ’ne Fluppe ?«

Nein, wollte er nicht. Dann standen beide zusammen draußen vor der Tür des Lagers und redeten ein bisschen. Manchmal trank er zusammen mit ihr sein Kakao-Kaffee-Gemisch. Das hatte er sich angewöhnt, weil er Kaffee pur nicht mochte. Aber dieses Getränk schmeckte gut. Er konnte es sich rasch von der Bäckerei Thürmann drei Häuser weiter holen. Da sagte keiner was, wenn er eben hinüberging.

Diese Frau war richtig. So eine Mutter hätte er sich gewünscht. Ihre Figur sah in den engen Jeans fest und prall aus. Aber sie richtig anzufassen traute er sich nicht. Er legte nur ab und zu einen Arm um ihre Schultern und drückte sie ein wenig an sich. Dann lachte sie. Dabei möchte er seinen Mund auf ihren legen, seine Lippen in ihre Lippen wühlen.

Wie würde sie das auffassen ?

das Fahrrad der ewigen Stille

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