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IV.

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Wie auch immer, mein Vater war noch mal davon gekommen. Alles, was er jetzt im Kopf hatte, war Essen. Sein ganzer Körper bestand aus einem knurrenden Magen. Doch wohin sollte er gehen? Ein Zuhause gab es nicht mehr. In Schützensorge saßen die Russen und die Polen. Nach dem Potsdamer Abkommen von August 1945 wurde Schützensorge polnisch. Alle Deutschen wurden rausgeschmissen oder ermordet.

Mein Großvater wurde nach dem Potsdamer Abkommen von seinem Hof in Schützensorge vertrieben. Er flüchtete mit seiner Familie bei Frankfurt an der Oder über eine der letzten intakten Brücken auf das linke Oderufer. Er marschierte einen Tag lang auf der Autobahn in Richtung Berlin. Dann gab er auf. Sich mit den Flüchtlingsmassen nach Berlin treiben zulassen war sinnlos. Das zerstörte und besetzte Berlin war die Hölle.

Ungefähr zwanzig Kilometer westlich von Frankfurt an der Oder blieb er in Briesen/Mark auf dem Lande sitzen. Laut Potsdamer Konferenz sollte dieses Fleckchen Erde deutsch sein, was immer man damit meinte.

Mein Großvater verschaffte sich wieder Ziegen, Schweine, Hühner und Gänse. Alles war im Kleinformat. Das war kein Bauernhof. Den hätte ihm das von den Russen installierte SED-Regime auch wieder weggenommen. Mein Großvater wirtschaftete nur für den eigenen Bedarf und für die lebensnotwendigen Tauschgeschäfte.

Den Hof in Schützensorge übernahm sein polnischer Arbeitssklave. Er brauchte zehn Jahre, bis der Hof abgewirtschaftet war, dann übernahm er einen anderen Hof. Die Polen konnten jetzt nach Belieben wählen, verbrauchen und wegschmeißen. Siegestaumel, Rache, Inkompetenz und menschliche Verrohung produzierten im Osten ein Desaster nach dem anderen.

Als ich 1986 den Hof besuchte, den mein Vater in Warta verwaltet hatte, war dieser zur Ruine zerfallen.

Silvaplana Blue II - Wir Kinder des Grauens

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