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Pilgerbruder Felix Fabri

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Der Fondaco dei Tedeschi war Anlaufstelle aller deutschen Besucher, Kontakt- und Informationsbörse. Hier konnte man nach Post aus der Heimat fragen wie Felix Fabri, ein Dominikanerbruder aus Ulm, der sich 1483 in Venedig im Tross von vier schwäbischen Edelleuten ins Heilige Land einschiffte und einen noch heute spannend zu lesenden Reisebericht verfasste. Zu seiner zwölfköpfigen Pilgergruppe gehörten nicht nur ein Koch, ein Dolmetsch und ein Schulmeister für die Logistik. Ein Barbier, der auch ein guter Lautenschläger war, sorgte für Unterhaltung und ein „reisiger Geselle“, unter dem wir uns einen bewaffneten Bodyguard vorstellen können, für Sicherheit. Sie wohnten im Gasthaus „Zu der Fleuten“, wo zu aller Beruhigung Wirt und Dienerschaft Deutsche waren und kein einziges italienisches Wort fiel. Noch glücklicher war Bruder Felix, als der junge Ulmer Kaufmann Ytel Rentz ihn einlud, mit seinem Reisegepäck eine Kammer im Fondaco zu beziehen und am Tisch der Ulmer zu speisen, die in Venedig Hostien und Spielkarten aus den heimischen Manufakturen anboten.

Die Pilgerfahrt nach Jerusalem kostete Geld und Geduld. Wochen verbrachte man im teuren Venedig, bis der Kontrakt mit einem Schiffseigner abgeschlossen war. Bei den Fahnenstangen vor San Marco, wo die weiße Kreuzfahrerfahne mit dem roten Kreuz aufgezogen war, warteten die Werber der Galeerenbesitzer auf Kunden. Hier wurde um den Preis für die Überfahrt gefeilscht. Mit kretischem Wein, Marzipan und alexandrinischem Konfekt bewirtete man die Interessenten bei der Besichtigung der Schiffe, die am Canal Grande vor Anker lagen. Als sich Felix Fabris Herren entschieden hatten, wurde Reiseproviant eingekauft, darunter „guter“ Wein und haltbarer Zwieback, Kessel, Pfannen, Schüsseln für den Koch, auch „viel Schächtlein mit mancherlei Konfect und Specerey“. Auch besorgte man „Truhen, Laden und Kisten, Matratzen und Bettlein“ sowie graue Pilgerröcke und rote und gelbe Stiefel. Zwischen den Einkäufen wurde Venedig besichtigt. Sehenswürdigkeiten waren vor allem die Kirchen mit ihren Reliquien, von Bruder Felix minutiös aufgelistet. Man bestaunte u.a. „St. Markus Finger, St. Jörgens Arme, Sancti Cosmas und Damiani Häupter, St. Maria Magdalenas Brustbein, St. Christoffels Schienbein“ sowie „mehr als 50 Leiber der unschuldigen Kindlein, die Herodes töten ließ“. Zum üblichen Besuchsprogramm gehörten auch das berühmte Arsenal, wo der Schiffsbau zu bewundern war, und die Insel Murano, wo Glaswaren eingekauft wurden. Höhepunkt des Aufenthalts war die Teilnahme an der „Sensa“, dem großen traditionellen Stadtfest am Himmelfahrtstag, bei dem der Doge mit dem Prunkschiff Bucentaurus zum Lido hinausfuhr und sich symbolisch mit dem Meer vermählte, indem er einen goldenen Ring in die Fluten warf.

Venedig war damals bereits eine Touristenstadt. Am Rialto gab es Fremdenführer, die als Übersetzer und Geldwechsler fungierten, Gästebetten und Liebesdienste vermittelten. Alle Besucher waren fasziniert von der vieltürmigen großen Stadt auf dem Wasser, so auch Bruder Felix:

„Nie habe ich etwas Wunderbareres erblickt und etwas Staunenswerteres kennengelernt.“ Doch ganz geheuer war ihm Venedig nicht: „Der Fremde lebt immer in einer gewissen Angst und Sorge, dass die auf nachgiebigem Grund errichtete Stadt versinken, dass sie von einbrechenden Fluten verschlungen würde … Auch stürzen dort täglich Mauern und Häuser ein und recht oft werden Menschen dabei verschüttet.“

Die Vision vom Untergang Venedigs ist also nicht neu.

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