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Der Erbstreit

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Die Jahre vergingen, Chiara starb. Wieder stand das Erbe infrage. Die Ehe ihres älteren Sohns Pietro Vettore war kinderlos geblieben. Der Nachkomme des jüngeren Vettore war ein rechtloser Bastard, deshalb drängte ihn der Bruder, sich eine standesgemäße Frau zu suchen. Aber nach der „degoutanten“ Vorgeschichte war Vettore in besseren Kreisen als Heiratskandidat nicht willkommen. Schließlich fand sich Cornelia Grimani, eine Verwandte der Schwägerin, arm, aber mit einwandfreiem Stammbaum. Das Ehepaar bekam eine Tochter, die nach der Großmutter Chiara genannt wurde. Daraufhin resignierte auch Teresa Vedova und heiratete noch einmal. Im Jahr darauf starb Vettore mit nur 44 Jahren unerwartet „an einem bösen Fieber“, wie in der Todesurkunde steht. Teresa sollte ihn um fünfzig Jahre überleben.

Schließlich wurde Pietro, der Sohn der Bürgertochter Teresa Vedova, volljährig. Er hatte eine hervorragende Ausbildung genossen – dafür war gesorgt worden –, er war charmant, klug und höflich, sah blendend aus und wurde bald zum Liebling der Gesellschaft. Jetzt wollte er sein Recht als legitimer Erbe einklagen. 1783 begann der erbitterte und in der Stadt heiß diskutierte Erbstreit, der nach Volljährigkeit der Halbschwester Chiara in immer neue Runden ging und noch das Ende der Markusrepublik überdauerte. Die Angelegenheit dezimierte das Familienvermögen und bereicherte einige berühmte Anwälte. Immerhin war Pietro unter dem Jubel ganz Venedigs am Ende voll rehabilitiert, ein reicher Mann, einziger männlicher Erbe einer traditionsreichen Familie, und mit einer begehrten Schönheit aus alten Adelskreisen verheiratet. Auch ein Stammhalter wurde ihm geboren: Vettor Daniele.

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