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Was am Ende blieb

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Pietros Stiefschwester Chiara heiratete 1793, wenige Jahre vor dem Untergang der Markusrepublik, ihren Nachbarn Giovanni Barbarigo, dessen Familienpalast nach der außergewöhnlich großen Terrasse am Canal Grande den Beinamen „della Terrazza“ trägt. Die beiden Paläste wurden durch einen Übergang verbunden, noch einmal zwei beträchtliche Familienvermögen vereinigt. Der Barbarigo-Palast war berühmt für seine Gemäldesammlung. Den Grundstock dazu hatte 200 Jahre zuvor Cristoforo Barbarigo gelegt. Er hatte dem verschuldeten Tiziansohn Pomponio für 300 Dukaten das verwaiste Atelierhaus des Vaters abgekauft, in dem der hochbetagte Meister an der Pest gestorben war, mit allen darin verbliebenen Bildern und Zeichnungen. Doch sollte es keinen Erben für all die schönen Dinge geben. Das einzige Kind von Chiara und Giovanni starb schon als Säugling durch die Unachtsamkeit des Kindermädchens bei einem Brand. Chiara starb 1840, Giovanni Barbarigo drei Jahre später. Da war die Markusrepublik längst zugrunde gegangen, die Patrizier entmachtet und die Stadt von den Österreichern regiert. In seinem Testament setzte Giovanni als „Witwer, ohne Nachkommen, ohne nahe Verwandte, letztes Individuum der ex-patrizischen Familie der Barbarigo von San Polo“ einen Cousin als Alleinerben ein, der nach einer kurzen Anstandsfrist alles zu Geld machte. 102 Bilder der Gemäldesammlung, darunter sieben von Tizian, gingen 1850 nach St. Petersburg, vom russischen Zaren für 562.000 österreichische Lire für die Eremitage erworben – mehr als doppelt so viel, als zu dieser Zeit für den gesamten Palazzo Grassi (Kapitel 5) bezahlt wurde.

Den Palazzo Barbarigo della Terrazza teilen sich heute das Deutsche Studienzentrum, die Contessa Loredan aus ältestem venezianischen Adel und ein Hotelbetrieb. Der benachbarte Palazzo Pisani-Moretta ist nach seiner Sanierung durch Maurizio Sammartini der am besten erhaltene historische Privatpalast am Canal Grande, eine begehrte Filmkulisse und Gesellschaftsbühne. Hier durchschritt Richard Burton als Richard Wagner die Salons, und für den Hollywood-Film The Tourist mit Angelina Jolie wurde die Bel Etage in ein Luxushotel verwandelt. Auf exklusiven Empfängen, Hochzeiten und während des Karnevals amüsieren sich Vertreter einer internationalen Gesellschaft aus Wirtschaft, Politik, Kunst und Hochadel. Wenn dann der große Ballsaal mit seinen Muranospiegeln, Wandappliquen und Lüstern, der bis heute ohne Elektrizität ist, im flackernden Kerzenschein erstrahlt, dürften sich die Gäste wie auf einer Zeitreise ins 18. Jahrhundert fühlen – ohne zu wissen, welchen besonderen Umständen sie dieses Erlebnis zu verdanken haben.

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