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„Du wirst uns wieder in Schwierigkeiten bringen“, schimpfte Botoja. „Warum lasse ich mich nur immer wieder darauf ein?“

„Weil du meine Freundin bist“, antwortete Soul ebenso nüchtern wie einleuchtend.

Ein weiteres Mal hatte Botoja sich überreden lassen, Soul auf einer ihrer abenteuerlichen Reisen zu begleiten, dieses Mal freilich nur unter der Bedingung, dass ihr Verlobter Mortues mitfuhr. So waren sie immerhin zu zweit, und es bestand die berechtigte Hoffnung, Souls unberechenbares Temperament durch die Übermacht an Freundschaft einigermaßen in Schach halten zu können. Außerdem arbeitete Reb auf der Insel, auf ihren Bruder hatte Soul bisher noch immer gehört.

Äußerst schwierig war es gewesen, für Mortues eine Genehmigung durchzusetzen. Gerade in der Zeit der Renaturierung wollte man in seinem Krankenhaus auf keinen Arzt, der schon einmal mit der Natur Bekanntschaft gemacht hatte, verzichten. Man konnte ja nie wissen, ob die zwischen der Insel und dem Festland hin- und herpendelnden Städter nicht vielleicht irgendwelche gefährlichen Keime einschleppten. Doch gerade diese Angst führte schließlich zur Bewilligung des Antrags, denn Mortues versprach, an Ort und Stelle Erkundigungen über naturbedingte Krankheiten und deren Heilung einzuholen.

Botoja hatte es leichter. Als Angestellte der Boulden’s Group of Fantasy and Nostalgia Products war sie häufiger auf Reisen und immer auf der Suche nach Ideen für Reproduktionen ehemaliger Verkaufsschlager. Naturnachbildungen – ob als Spielzeug für Kinder oder Raumschmuck für Erwachsene – erfreuten sich seit jeher großer Beliebtheit und hatten stets für einen guten Umsatz gesorgt. So sollte sie erkunden, was die Insel an Ideen hergab. Vielleicht ein alter Bauernhof mit Eseln und Olivenbäumen oder ein mehrstöckiges Hotel mit Swimmingpool, süßen kleinen Sonnenliegen und Touristenpüppchen darauf – mittels Computertechnik und modernem Kunststoff war heutzutage alles herstellbar, nur möglichst exotisch musste es aussehen.

Vielleicht kam der Regierung die Reise der jungen Leute nach Kreta auch ganz gelegen, denn immerhin hatte das Quartett durch die Befreiung der Gefangenen aus dem Kornreservat einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt und auf der Insel, weitab der Großstadt, bei einem schon genehmigten offiziellen Projekt, konnten die vier sicher weniger anstellen als in Tambara, wo sie, einmal neugierig geworden, vielleicht doch wieder ein Türchen in Sachen Vergangenheit aufgestoßen hätten.

Da die Freunde keinen Direktflug mehr bekommen konnten, landeten sie auf dem nächstgelegenen Stadtflughafen, um dort in einen Daily-Jet der Luxusklasse umzusteigen. Diese komfortabel eingerichteten Hubschrauber standen normalerweise ausschließlich den Managern der großen Konzerne zur Verfügung, doch die Regierung hatte die Simpson’s Group – Means of Transport angewiesen, nur eine begrenzte Anzahl von Fluggeräten zur Verfügung zu stellen und diese bis auf Widerruf auch nicht für andere Zwecke zu nutzen. Da man für die vielen Regierungsvertreter, die mittlerweile das Kreta-Projekt inspizierten, diesen Komfort anbieten musste, setzte man die Helikopter auch gleich für den Normalbetrieb ein, um nicht noch mehr von den häufiger gemieteten und wesentlich mehr Gewinn bringenden kleineren Flugkörpern aus dem Verkehr ziehen zu müssen. Hinter vorgehaltener Hand freilich wurde gemunkelt, dass es sich um eine reine Sicherheitsmaßnahme handelte. So konnten die wenigen zwischen der Insel und dem Festland pendelnden Hubschrauber besser auf Keime und Samenkörner hin untersucht werden. Die Kontrolle der Helikopter kostete Zeit, die Reinigung dem Unternehmen viel Geld, da transportierte man lieber gleich größere Gruppen in den wenigen Daily-Jets der Extraklasse, die sowieso höchst selten in der Stadt eingesetzt wurden, so reduzierte man die Ansteckungsgefahr und gleichzeitig die Ausgaben. Dass nun auch auf den Heimatflughäfen Sicherheitsschleusen eingebaut wurden, in denen jeder Gast sich entkleiden, duschen, seine Kleidung samt Einmalunterwäsche zur Einschmelzung freigeben und gegen provisorische Garderobe austauschen musste, nahmen die Bürger gelassen hin, kannten sie die Kontrollen doch von ihren Ausflügen in die Museumsparks her.

Botoja warf beim Einsteigen einen interessierten Blick auf die Armaturen der Maschine und erwähnte ganz nebenbei ihre Fluglizenz, woraufhin recht schnell eine Einladung in das Cockpit folgte. Während Soul und Mortues es sich mit den übrigen Fluggästen in den komfortablen Sesseln des Konferenzraumes bequem machten, unterhielt sich die Freundin unbefangen mit dem Piloten. Botoja erfuhr, dass ihr Gesprächspartner als Konzernangestellter viel unterwegs war, oft weite Strecken zurücklegte und anscheinend für einen finanzkräftigen Chef arbeitete. Wer sein eigentlicher Arbeitgeber war, konnte sie allerdings nicht herausfinden.

Tambara und das Geheimnis von Kreta

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