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Die restlichen Leckereien aus dem Picknickkorb wollten sie am Strand verspeisen. Mortues lenkte den Wagen über einen holprigen, von grobem Unkraut bewachsenen Weg direkt auf den Sand und brachte ihn hinter einem vertrockneten Grünstreifen mit einem „Voila!“ zum Stehen. Zufrieden stellte er den Motor ab.

Es dauerte ungefähr eine Viertelstunde, bis die jungen Leute ihre Technikarmbänder abnahmen, sie auf den Sitz legten und den Wagen verließen, so sehr überwältigte sie der Anblick des Meeres. Selbst Soul, die auf der Museumsinsel schon über Sand gelaufen war und auch im Tal der Klone in einem natürlichen See gebadet hatte, konnte sich an der unendlichen Weite der Landschaft nicht sattsehen. Sehen bis zum Horizont! Welcher moderne Mensch hatte je in seinem Leben den Horizont gesehen?

Die Landschaft war längst nicht so hübsch, wie die von Sir W.I.T.s Insel, sie war wesentlich karger, fast ein wenig herb, der Sand zwar ohne die in der einschlägigen Literatur angekündigten dicken Kiesel, aber auch nicht so fein wie der von ihr so geliebte Nordseesand. Aber das Land war flach und weit, von derber Wiese und niedrigem Buschwerk bedeckt, und der Strand zog sich in einem breiten, schnurgeraden Streifen kilometerweit an der Küste entlang.

Soul machte schließlich den Anfang und sprang aus dem Jeep direkt auf den Sand. Die anderen wollten nicht nachstehen, kletterten zögernd hinaus, schlossen beim Sprung auf das unbekannte Material im letzten Moment doch noch die Augen und wunderten sich über die Sanftmut, mit der sie der natürliche Untergrund empfing. Voller Begeisterung liefen sie ein paar Schritte voraus, kamen stampfend, hüpfend oder tanzend zurück, Mortues vollführte ein paar Radschläge, Reb schlug mit der Hacke ein Loch in den Boden und Botoja bückte sich, hob so viel von den winzigen Kieseln auf, wie sie fassen konnte, und ließ sie durch ihre Finger rieseln.

Schließlich breiteten sie am Rande des Grünstreifens eine Decke aus und bestückten sie mit den Köstlichkeiten aus dem Picknickkorb. Soul hatte auf landestypische Spezialitäten bestanden und das Küchenpersonal gebeten, mehrere kleine Portionen Moussaka, Souvlaki, Keftedes, Gyros, griechischen Salat, Tsatsiki, Käse, Oliven und Weißbrot einzupacken. Verteilt auf unterschiedlich große Keramiktöpfchen verbreiteten die Leckereien nun einen verführerischen Duft. Soul stellte noch zwei Flaschen Mineralwasser und Rebs Rotweinflasche dazu.

„Bist du sicher, dass damit alles in Ordnung ist?“, fragte Mortues und deutete auf den Weidenkorb.

Es hörte sich an, als spräche er von der Bekömmlichkeit des Weines, doch sein Freund wusste natürlich, dass er die Wanzen meinte.

„Du übertreibst, ein Schlückchen Wein hat noch niemandem geschadet“, antwortete Reb möglichst harmlos und stellte den Korb in den Jeep zurück. Nun dürfte sie niemand mehr abhören können.

Mortues wollte endlich wissen, was Reb herausgefunden hatte, und sein Freund erzählte von der Verbindung zwischen dem alten Mann und der Tochter des Hotels.

„Wie, das soll alles sein?“, mokierte sich Mortues enttäuscht. „Nach dem Theater, das du vorhin im Wagen veranstaltet hast, habe ich mit einer Katastrophe mittleren Ausmaßes gerechnet.“

„Am Anfang sieht immer alles ganz harmlos aus.“

„Am Anfang? An welchem Anfang?“

Mortues war nicht gewillt, diese Kleinigkeit als den Beginn eines großen Abenteuers anzusehen. Missmutig biss er in eine Olive.

„Auuuu!“

„Dein erstes Abenteuer könnte zum Beispiel der Besuch des hiesigen Zahnarztes sein“, konterte Soul schadenfroh.

„Woher soll ich denn wissen, dass da noch Kerne drin sind. So etwas kennt unsereiner ja nicht.“

„Siehst du“, erklärte Soul, „genauso unbedarft laufen wir wahrscheinlich an Informationen vorbei, die für unsere Recherchen von Bedeutung sein könnten.“

„Habe verstanden“, brummte Mortues, „Mund zu, Augen auf! Na, immerhin schmecken diese gefährlichen Dinger zehnmal besser als die in der Stadt.“

Ein Motorengeräusch ließ die jungen Leute aufblicken. Ein Schnellboot raste in einer Affengeschwindigkeit an der Küste entlang. Kaum hatte es die Gruppe passiert, bremste es, kam zurück und fuhr nun direkt auf den Strand zu. Soul stand auf und ging die paar Schritte zum Ufer.

„Komm lieber vom Wasser weg“, meinte Botoja ängstlich. „Das könnte gefährlich werden.“

Soul rührte sich nicht. Das Boot raste in unverminderter Geschwindigkeit geradewegs auf sie zu.

„Komm zurück“, meldete sich nun auch Reb. „Wer weiß, welcher Idiot da am Steuer sitzt.“

Soul lächelte. Schneeweiß, makellos, blitzsauber, schnittig, schnell wie ein Pfeil und fast so elegant wie der Spezialflieger, mit dem sie damals aus dem Kornreservat abgeholt worden war. Während die anderen aufstanden, um im Ernstfall zur Seite zu springen, verharrte Soul an ihrem Platz.

Endlich wurde der Motor abgestellt. Das Boot wurde langsamer, glitt fast lautlos über die Wellen, drehte sich, kurz bevor es das Ufer erreicht hatte, zur Seite und schob sich mit einem eleganten Schwung auf den Strand. Direkt vor Souls Füßen kam es zum Stehen. An der Backbordseite öffnete sich eine Klappe, und Sir W.I.T. sprang heraus. Er trug eine weiße Hose und ein weißes Oberhemd mit hochgekrempelten Ärmeln, an seinem schlanken Handgelenk glänzte sein silbernes Technikarmband.

„Ich wusste, Sie würden mich erwarten“, begrüßte er die junge Dame.

„Ja, besonders nachdem ich gelesen hatte, dass Sie sich auf Kreta aufhalten“, bestätigte Soul und drehte sich zu den Freunden um. „Kommt her, ihr seht doch, wer da ist!“

Tambara und das Geheimnis von Kreta

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