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Durchgefallen

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Wenn ich von der Autobahn zum Haus meiner Eltern fahre, komme ich an der Stelle vorbei, wo der Fahrschulprüfer mir damals eröffnete, dass ich bei der praktischen Prüfung durchgefallen bin. Was für eine Demütigung für eine 18-Jährige. Auch heute noch denke ich bei jedem Vorbeifahren daran. Und wenn ich drei Kilometer weiter an der Fahrschule vorbeikomme, denke ich noch mal daran. An das Gefühl, als ich ein paar Wochen später den Führerschein in den Händen hielt, erinnere ich mich nicht, nur an die Blamage, durchgefallen zu sein.

Ich beschließe, beim nächsten Mal genau an dieser Stelle auszusteigen, eine Piccoloflasche Sekt zu öffnen und mit dem Erstbesten, der vorbeigeht, 42 Jahre nachträglich auf meinen Erfolg anzustoßen und ein Foto davon zu schießen. Ich möchte neue Bilder in meinem Kopf!

Wie gut, dass ich das Geld und einen weiteren Anlauf nicht gescheut habe. Allerdings bekam ich kaum Fahrpraxis. Zum einen hatte ich ja meine Vespa. Die genügte mir für die täglichen Wege und meine Spritztouren. Und wenn es für den Roller zu weit war, gab es genug Freunde, die mich mitnahmen.

Am 16. Mai 1984 bekam unsere frischgebackene Familie ein Auto. Unser erstes Kind war einen Tag vorher auf die Welt gekommen und mein Mann besuchte mich im Krankenhaus – mit einem Kleinbus. Mein Wunsch, ihn selber zu fahren, hielt sich in Grenzen. Das zweite Kind kam, das dritte und bestimmt auch das zweite und dritte Auto. Mit dem vierten Kind schwanger wurde mir bewusst, wie viel leichter es sein würde, wenn ich mich traute, Auto zu fahren.

Zu dieser Zeit wohnte eine norwegische junge Frau bei uns, deren Name mir so gut gefiel, dass ich das kleine Menschlein in meinem Bauch nach ihr benannte. Birgitta. Mit Engelsgeduld half sie mir, meine Scheu zu überwinden, und übte mit mir Autofahren. Eine ziemlich große Delle am Garagentor war das einzige Lehrgeld, das wir bezahlen mussten. Birgitta ging nach Norwegen zurück, unsere Birgitta kam auf die Welt und seit 30 Jahren fahre ich täglich Auto, weitaus mehr als mein Mann.

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