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Die Suche nach dem Scheiterhaufen

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Während ich die Mail von Beate lese, stehe ich zusammen mit meinem Mann in der Küche. Wir bereiten unseren samstäglichen Familienbrunch vor. Ich frage ihn, ob es okay wäre, wenn ich unsere Geschichte von vor 13 Jahren erzähle. Damals wurde uns unser Dienst in der Gemeinde quittiert und damit der Boden unter den Füßen weggezogen. Wir standen vor extrem emotionalen und existenziellen Herausforderungen und hatten keine Ahnung, wie unser Leben weitergehen sollte. »Das war weder dein noch mein Versagen, das ist uns widerfahren. Wir haben dafür Jahre später mehrere Entschuldigungen bekommen.« Stimmt, hatte Beate ja gerade erst geschrieben.

»Dann sag mir mal ein paar Sachen, bei denen ich gescheitert bin«, fordere ich ihn auf. »Es gibt nichts. Du bist noch nie durch eine Prüfung gefallen, alle Projekte, die du durchgeführt hast, sind gut gewesen, du hast ein Händchen für gewinnbringende Geschäftsideen und wenn du von einer Sache begeistert bist, setzt du sie auch erfolgreich um.« Natürlich bin ich geschmeichelt, aber ich brauche doch ein paar Scheiterhaufen für unser Buch. Wir gehen zusammen ein paar meiner vermeintlichen Misserfolge durch, aber mein Mann hält mir vor Augen, dass nicht ich die Schuld daran getragen habe, sondern die Umstände oder andere Personen.

Echt jetzt? Es gab tatsächlich keine Misserfolge in meinem Leben? Das kann ja nicht wirklich sein. Meine Kinder kommen zum Brunch und mein Mann fordert sie auf: »Sagt mal eurer Mama, wann in ihrem Leben sie versagt hat.« Fragezeichen in den Augen meiner Kinder. Ich erkläre ihnen, dass ich ein paar Pleiten fürs neue Buch brauche, und lese die Geschichte von Beate vor. Sie schauen mich ratlos an. »Mama, es gibt nichts.« Ich werde bisschen ungeduldig. »Ihr braucht euch nicht zurückzuhalten. Überlegt mal weiter, bestimmt fällt euch noch was ein.« Mein Mann ist mittlerweile fast ein bisschen genervt, weil er meint, dass ich nicht irgendwelche Erlebnisse dramatisieren müsse, nur damit das Buch spannend wird. Natürlich nicht, wir wollen ja ehrlich sein.

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