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Andere Scheiterhaufen

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Von außen sieht es vielleicht so aus, als ob Türen grundsätzlich vor mir aufgegangen wären. Dass ich jeden Vorsatz umsetzen konnte und alles gelungen ist, was ich angefangen habe.

Die Momente, in denen ich mich hinterfragt habe, sind nicht öffentlich. Die Momente, in denen ich nicht aus Leidenschaft, sondern aus purem Wissen, dass es richtig ist, weitergemacht habe, hat kein Außenstehender mitbekommen. Die Nächte, die ich mir um die Ohren geschlagen habe, auch nicht und ebenso wenig die, in denen ich vor Müdigkeit geweint habe.

Eine große Demütigung war meine Kündigung. Ich hatte jahrelang in der Firma gearbeitet und mich richtig reingekniet. Ein bisschen dachte ich, ich wäre »das beste Pferd im Stall«. Natürlich wusste ich, dass ich auch Fehler mache, aber als ich die Kündigung erhielt, dachte ich, in den Boden versinken zu müssen oder zu sterben. Bin ich nicht. Das Leben ging weiter – und wäre diese Kündigung nicht gewesen, wären weder Lebe leichter noch Body Spirit Soul entstanden.

Ein Rätsel, das ich auch nach Jahren nicht gelöst habe, ist das Scheitern einer Kleingruppe in unserer Kirche. Gruppen, Kurse, Teams zu leiten ist für mich ein Selbstläufer. Freizeiten, Wochenenden, ich erinnere mich nicht, jemals Probleme beim Leiten einer Gruppe gehabt zu haben. Es wird immer gut. Die Atmosphäre ist gut. Ich leite mit leichter Hand und die Leute gehen gerne mit.

Ich war sicher, ich bin die richtige Person. Mein Mann ebenso. Ich liebte die Thematik und war voller Vorfreude. Eine gute Truppe mit Menschen, denen das Thema genauso am Herzen lag wie mir, hatte sich eingefunden. Ich kannte alle seit Jahren. Ich war sicher im Thema. Aber es ging nicht. Jeder Abend war eine Katastrophe. Wochenlang schlug ich mich tapfer durch, dann ließ ich die Kleingruppe auslaufen.

Irgendwann wird sich mir erschließen, was da los war. Ich will nur, dass du weißt: Es gibt Situationen, die wollen dir das Selbstvertrauen rauben. Wollen dir einreden, dass du der Fehler bist. Weil ich so viele positive andere Erfahrungen gemacht habe, habe ich dieses Scheitern nur als »Rätsel« abgespeichert. Aber was wäre gewesen, wenn ich bis dahin keine positiven Erfahrungen gesammelt hätte?

Ein paarmal war ich beim Lokalradio eingeladen. Im Rahmen unserer Freundinnenabende hatten wir einige Themen an die Presse weitergegeben und im Radio die Gelegenheit, ein bisschen neugierig auf das Thema zu machen. Na ja, das war ein wenig Small Talk mit dem launigen Moderator und es machte Spaß. Ihm auch. So kam er auf die Idee, dass ich eins der Themen doch auch mal im Lokalfernsehen bringen könnte. Ich weiß noch das Thema. »Stress, lass nach.« Mein eigener Vortrag darüber, dass es positiven und negativen Stress gibt.

Was für eine Chance. Aber sie stresste mich auch. Ich hatte zugesagt, aber war es nicht so, dass eins meiner Kinder gerade ein bisschen fieberte? Sollte ich nicht lieber zu Hause sein, als im Lokalfernsehen aufzutreten? Ach, du ahnst es schon. Ich hatte einfach Schiss. Ich rief den Moderator an, der in Windeseile eine neue Besetzung für den Themenbeitrag finden musste, und schäme mich noch heute, wie der Moderator vom Fernsehstudio aus Frau Nordstrand grüßte, die leider, leider wegen ihres kranken Kindes zu Hause bleiben musste. So krank war es wirklich nicht.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.

Trau dich

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