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In der Uniklinik

Am Hotel angekommen gingen alle, noch immer stumm, in ihre Zimmer. Nur der Rektor blieb auf der Treppe im Bus vor Hannes und Susanne stehen.

»Sie denken daran, dass Sie uns um halb acht Uhr nach Hinterzarten zum Konzert fahren«, sagte er.

In diesem Moment stand der Busfahrer vom Fahrersitz auf. Mit seiner stattlichen Figur überragte er den Rektor fast um einen Kopf. Dieser wich rückwärts die Bustreppe hinunter, bis er auf dem Parkplatz stand. Dann stieg auch Hannes aus. Susanne sah, dass er wütend wie selten war.

»Jetz loose Se mol zu, Sie Bachel«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme. »Eine Ihrer Lehrerinnen ist fast tödlich verunglückt und sie wollen in ein blödes Konzert. Ich werde mit meiner Frau jetzt nach Freiburg fahren und wir informieren uns, wie es Frau Wagenknecht geht. Sie können ja zu Fuß nach Hinterzarten laufen und ihr Konzert besuchen. Sie sollten sich schämen, Sie Lumpeseggel.«

Hannes drehte sich um, stieg in den Bus zu Susanne und verließ den Parkplatz in Richtung Freiburg. Zurück ließen sie einen sprachlosen Rektor.

»Schön!«, sagte Susanne, »das war schon lange fällig.«

Dann schwieg sie wieder, bis sie an der Uniklinik in Freiburg ankamen.

Nachdem Hannes einen Parkplatz für den Bus gefunden hatte, fragten sie sich durch, bis sie zur Intensivstation kamen. Sie klingelten an der Zugangstür und eine Krankenschwester öffnete ihnen.

»Zu wem möchten Sie?«, fragte sie.

Susanne erklärte ihr, dass sie wissen wollten, wie es ihrer Kollegin ginge.

»Auskünfte bekommen nur nahe Angehörige«, lautete die Antwort.

Hannes schaltete sich ein und erklärte ihr die Umstände, dass es momentan keine Familienmitglieder in der Nähe gäbe, und dass er und seine Frau die Verunglückte gefunden hätten.

Daraufhin meinte die Schwester etwas freundlicher: »Ich werde mal sehen, ob ein Arzt für Sie Zeit hat.«

Etwa eine Viertelstunde verging, bis sich die Tür erneut öffnete und ein Arzt zu ihnen trat.

»Guten Abend, ich bin Dr. Meier. Sie hatten nach Frau Wagenknecht gefragt? In welchem Verhältnis stehen Sie zu ihr?«

Jetzt versuchte Susanne, ihm die Sache verständlich zu machen.

»Aber Auskünfte dürfen wir nur an Angehörige geben«, bedauerte der Arzt.

»Ich weiß ja nicht einmal, ob sie welche hat«, sagte Susanne verzweifelt. »Ich will ja nur wissen, ob sie wieder gesund wird.«

Der Arzt überlegte einen Moment, dann entschied er: »Also gut, das ist ja wirklich eine Ausnahmesituation. Die Patientin ist soweit stabil. Sie hat einen Oberschenkelhalsbruch, einen Oberarmbruch, eine Nierenprellung und zwei Brustwirbel sind angebrochen. Durch das Abrutschen auf dem Hang weist der ganzen Körper Abschürfungen auf. Weiterhin erlitt sie eine Platzwunde am Kopf und eine Gehirnerschütterung. Aufgrund der Vielzahl der Verletzungen haben wir sie erst einmal in ein künstliches Koma versetzt.«

Susanne schauderte es bei dieser Aufzählung.

»Aber sie wird doch wieder ganz gesund?«, fragte sie den Arzt.

»Das wird sie sicher, aber es wird längere Zeit dauern. Wir beobachten die nächsten Stunden, ob noch innere Blutungen auftreten. Aber das ist eher unwahrscheinlich.«

»Danke!« Susanne schöpfte wieder Hoffnung. »Wann glauben Sie, macht es Sinn, sie zu besuchen?«

»Frühestens in zwei Wochen. Die Brüche müssen ja noch operativ gerichtet werden, und dann ist es erforderlich, dass sie wegen des Rückens völlig stillliegt. Rufen Sie bitte an, bevor Sie kommen.«

Hannes und Susanne bedankten sich noch einmal und verabschiedeten sich.

Vor dem Krankenhaus meinte Hannes zu Susanne: »Du, ich habe Hunger, wollen wir auf dem Weg noch etwas essen? Deinen bescheuerten Rektor ertrage ich heute Abend einfach nicht mehr.«

»Können wir machen. Auf meine ›lieben Kollegen‹ habe ich auch keine Lust mehr.«

»Dann lass uns in die ›Birke‹ nach Burg bei Kirchzarten fahren. Da gibt es einen großen Parkplatz.«

Kurz nach halb zehn saßen sie in dem gemütlichen Restaurant. Hannes bestellte ein Rumpsteak mit Kräuterbutter, während seine Frau nur eine Rindfleischsuppe mit Flädle wollte.

»Du, Hannes«, fing Susanne an, »ist das nicht komisch mit Heidis Handtasche? Die lag ziemlich weit weg von der Absturzstelle. Als ob sie diese dort abgelegt hätte.«

»Warum sollte sie das getan haben?«, wunderte sich Hannes.

»Wenn das kein Unfall war? Wenn sie da runterspringen wollte?«

»Wie kommst du darauf? Findest du das jetzt nicht ein bisschen übertrieben?« Hannes schüttelte den Kopf.

Aber Susanne meinte: »Wenn es ein Unfall gewesen wäre, hätte die Tasche entweder mit ihr da unten gelegen oder eben in der Nähe der Absturzstelle. Aber doch nicht so weit weg. Außerdem war Heidi überhaupt nicht gut drauf. Hab ich dir doch erzählt.«

Hannes stutzte: »Da könntest du am Ende sogar noch Recht haben. Hast du wem davon erzählt?«

»Nein, das fiel mir grad eben erst ein.«

»Dann behalt es zunächst mal für dich. Wenn du sie besuchst, kannst du ja versuchen, herauszufinden, ob was dran ist an deiner Überlegung. Aber wenn du den Ärzten was davon sagst, schicken sie deine Kollegin gleich in die Psychiatrie.«

Da hatte Hannes natürlich Recht.

»Gut, ich versuche dann erstmal, mit ihr zu reden.«

Nachdem ihr Hunger gestillt war, fuhren sie zurück nach Titisee und suchten sofort ihr Zimmer auf.

Nur ein toter Lehrer ist ein ...

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