Читать книгу Ratgeber E-Zigarette - Heino Stöver - Страница 19

„Die E-Zigarette ist eine Einstiegsdroge für Kinder und Jugendliche und führt dazu, dass sie später Tabakzigaretten rauchen“

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Die Annahme, dass Kinder und Jugendliche durch den Konsum von E-Zigaretten gem. ICD 10 eine psychische Störung und Verhaltensstörung (ICD 10 - F17.2) entwickeln könnten, ist weit verbreitet. Innerhalb dieses Szenarios wechseln Kinder- und Jugendliche aufgrund der „Re-Normalisierung“ des Rauchens durch die Nutzung einer E-Zigarette irgendwann von der E-Zigarette zur Tabakzigarette und entwickeln ein Abhängigkeitssyndrom. Dies beschreibt kurz und knapp die Grundannahme dessen, was gemeinhin als „Gateway“-Hypothese benannt wird. Bernd Werse und Anna Dichtl haben sich dieser Thematik gewidmet und kommen zu dem Schluss, dass der Konsum von Tabakzigaretten unter Jugendlichen insgesamt abgenommen hat und dieser Trend durch E-Zigaretten nicht unterbrochen wurde. Das Gegenteil ist der Fall. Werse und Dichtl bestätigen, dass Befunde aus Studien nahe legen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Jugendlichen sich mit einem experimentellen oder gelegentlichen Konsum von E-Zigaretten begnügt und nicht zu einem regelmäßigen Konsum von Tabakzigaretten übergeht [8].

Die aktuellste BZgA-Umfrage zeigt, dass sich unter deutschen Jugendlichen (12- bis 17-Jährige) die Nutzung von E-Zigaretten und Tabakerhitzern nicht dramatisch beschleunigt und dass auch in dieser Altersgruppe immer noch Verbrennungsprodukte (Shisha/Wasserpfeife und herkömmliche Zigaretten) das größere Problem darstellen. Zudem zeigt sich unter deutschen Jugendlichen eine historisch niedrige Raucherquote, wahrscheinlich der beste Hinweis darauf, dass der befürchtete Gateway-Effekt, also der Einstig in das Rauchen durch vorheriges Dampfen, nicht zu beobachten ist. Im Gegenteil! Weltweit beschleunigen E-Zigaretten und Tabakerhitzer den Rückgang von Raucher*innenquoten gerade unter Jugendlichen. [9]

Aber vielleicht beruht diese Annahme auch auf einem generellen Missverständnis. In Teilen der politischen Diskussion wird offenbar auch im Jahr 2020 noch so getan, als ob das Produkt E-Zigarette ein ganz neues wäre und es keinerlei Regulierung gäbe. Diese Grundannahme untergräbt jedoch völlig, dass in den letzten Jahren eine fast schon unüberschaubare Vielzahl an Studien, Meta-Studien und Ergebnissen veröffentlicht wurde, und verschweigt die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren per Gesetz (Tabakproduktrichlinie, Tabakerzeugnisgesetz, Tabakerzeugnisverordnung, Jugendschutzgesetz) einen besonderen Schutz genießen: Alle Produkte rund um die E-Zigarette dürfen nicht an Kinder und Jugendliche verkauft oder abgegeben werden und dies muss auch deutlich und ausreichend auf den jeweiligen Produkten gekennzeichnet werden. Soll heißen: De jure und de facto darf (!) kein Shop, Kiosk oder Supermarkt E-Zigaretten oder Liquids (ob mit Nikotin oder ohne!) an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verkaufen oder in anderer Weise zugänglich machen. Jugendliche davon abhalten zu wollen, diese Grenze, mit welchen Mitteln auch immer, zu überschreiten, scheint im Angesicht dessen, was Jugendkultur ausmacht (Rebellion, Experimentierverhalten etc.), unmöglich.

„Insgesamt scheint Zigarettenrauchen unter Jugendlichen in den letzten Jahren immer ‚uncooler‘ geworden zu sein […], gleichzeitig wurde dieser Imageverlust aber nicht annähernd durch regelmäßigen E-Zigaretten-Konsum kompensiert. Die in Deutschland immer noch weit verbreitete Skepsis gegenüber E-Produkten als Schadensminimierungsmaßnahme für Raucher*innen ist also auch im Hinblick auf die Verbreitung unter Jugendlichen offenbar unbegründet“ [8]

1 Für das Schreiben des Inhaltes wurden verschiedene Quellen genutzt, die wir nicht vorenthalten möchten. Hinter einigen Abschnitten befinden sich aus diesem Grund Zahlen in eckigen Klammern [x]. Im Literaturverzeichnis können bei weiterem Interesse die Quellenangaben sowie weiterführende Literatur gefunden werden, um die Texte im Original nachlesen zu können.

Ratgeber E-Zigarette

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