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Starke Überzeugungen

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Zwei ganz unterschiedliche Deutungsmuster sind möglich, wenn wir nach der Bedeutung von Gemeinschaft in der modernen Gesellschaft fragen. Entweder wir verstehen Gemeinschaft als Gegenbegriff zur Gesellschaft, wie das der große Soziologe Ferdinand Tönnies, Nestor der deutschen Soziologie, in seinem vor über hundert Jahren erschienenen Buch „Gemeinschaft und Gesellschaft“ getan hat.

Gemeinschaft ist dann der Ort, wo Menschen, die Verwandtschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl oder starke gemeinsame Überzeugungen verbindet, Geborgenheit finden angesichts einer Gesellschaft, die geprägt ist von Egoismus, kalter Zweckorientierung und ökonomischer Nutzenmaximierung. Es überrascht nicht, dass im Lichte dieses Gemeinschaftsbegriffes die Entwicklung zur modernen westlichen Gesellschaft im Wesentlichen als Verfallsgeschichte gedeutet werden muss: Gemeinschaft geht immer mehr verloren. Der Egoismus nimmt immer mehr überhand.

Die andere Deutungsmöglichkeit teilt diesen Pessimismus gegenüber der Moderne nicht. Sie ist in der Soziologie zum ersten Mal eindrucksvoll von einem Zeitgenossen von Tönnies ausgearbeitet worden, der mit guten Gründen als Begründer der französischen Soziologie gelten kann: Emile Durkheim. In seinem Werk über die soziale Arbeitsteilung sieht er, ähnlich wie Tönnies, die alten von starker innerer Übereinstimmung getragenen Formen von Gemeinschaft („mechanische Solidarität“) erodieren. Er sieht aber gleichzeitig neue Formen von Gemeinschaft an ihre Stelle treten („organische Solidarität“).

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