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Religiöse Scham

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Wenn wir im Lichte empirischer Daten nach der Situation der Kirche heute fragen, dann ist die Antwort keineswegs so eindeutig, wie das die scheinbare Objektivität empirischer Forschung nahezulegen scheint. Einstellungen über Religion zu erfragen ist schwieriger, als man denkt. Wie die Frage, ob jemand betet, beantwortet wird, hängt immer auch davon ab, was als Gebet bezeichnet wird, und das ist schon unter Theologen eine durchaus umstrittene Frage.

Auch im Hinblick auf die Selbstauskunft der Befragten bewegt man sich nicht auf sicherem Boden. Konrad Fischer hat einmal vor Jahren in einem immer noch hochrelevanten Aufsatz über die „religiöse Scham“ darauf hingewiesen, dass etwa Paare eher in der Lage sind, über ihre Sexualität zu reden als über ihre intimsten religiösen Gefühle.

Zudem begegnen wir häufig dem Phänomen, dass Leute über Einstellungen zu Religion und Kirche im deutschen Kontext sprechen, ohne überhaupt zu merken, wie begrenzt das Flashlight ist, das damit auf die Situation weltweit geworfen wird. So können im Kopf Verfallsvorstellungen im Hinblick auf Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen entstehen, die angesichts des dynamischen Wachstums der Kirchen etwa in China oder auch in Afrika nur wenig mit der Realität zu tun haben. Aber reden wir im Bewusstsein dieser Begrenzung über den deutschen Kontext.

Wir können – all dieser Schwierigkeiten eingedenk – einiges über die Entwicklung von Religion und Kirchenbindung sagen. Neben den regelmäßigen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen der EKD hat in jüngster Zeit insbesondere der groß angelegte Bertelsmann-Religionsmonitor Daten dazu geliefert, auf die ich im Folgenden Bezug nehme.

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