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Pluralisierung bedeutet nicht Abbruch von Gemeinschaft

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Die schwächstmögliche Form der sozialen Beziehung – das kann über Granovetter hinaus zur Erläuterung gesagt werden – ist heute die „Gefällt mir“-Taste bei Facebook. Wenn Sie sich – sofern Sie bei Facebook registriert sind – heute bei einem Ihrer Facebook-Freunde mit dem minimalstmöglichen Zeitaufwand in Erinnerung bringen wollen, drücken Sie die „Gefällt mir“-Taste bei einem dort eingestellten Bild oder irgendeiner Aussage Ihres Freundes. Mit einem einzigen Click sagen Sie: Es gibt mich noch und es ist mir wichtig, dass du mich nicht vergisst. Und wenn es Gründe gibt, die entsprechende soziale Beziehung wieder neu zu aktivieren, gibt es jedenfalls eine kommunikative Basis dafür.

Das kann insofern ganz handfeste Dimensionen haben, als die Untersuchung von Mark Granovetter auch gezeigt hat, dass die schwachen Beziehungen von besonderer Bedeutung sind, wenn es um soziale Unterstützungsleistungen im Alltag geht: In einer Studie über Menschen, die ihren Arbeitsplatz wechselten, stellte sich heraus, dass die meisten von ihnen den neuen Job nicht über Freunde, sondern über lockere Bekannte gefunden hatten.

Losere Netzwerke scheinen also für die sozialen Unterstützungsleistungen im Alltag eine größere Rolle zu spielen, als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Die durch schwache Beziehungen ermöglichte Pluralisierung eröffnet Zugang zu zahlreichen anderen Gemeinschaften, die ansonsten verschlossen gebliebene Horizonte eröffnen. All diese Überlegungen zeigen: Pluralisierung bedeutet nicht Abbruch von Gemeinschaft, sondern zunächst nur Veränderung von Gemeinschaft. Für die Kirche ist es von zentraler Bedeutung, dass sie auch die schwachen Netzwerksbeziehungen als Formen von Gemeinschaft würdigt und sich mit ihren Angeboten darauf einstellt.

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