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Erstes Kapitel

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Mit scharfer Wendung bog das Schiff um Kap Miseno herum in den Golf von Neapel ein. Unter einer Wolke von weißen Segeln dahingleitend zeichnete es einen silberblitzenden Streifen in das tiefe Blau des Tyrrhenischen Meeres, näherte sich in schneller Fahrt der Stadt.

„Weiß der Teufel, was mit meinen Augen ist!“ rief Sir William ärgerlich und kam vom Balkon ins Zimmer, um ein Fernrohr zu holen. „Ich kann die Flagge nicht erkennen. Wenn es ein Franzose wäre!“

Flüchtig sah Emma von dem Buche auf, in dem sie las.

„Woher sollte der kommen? Du sagtest doch, daß Gibraltar kein französisches Schiff aus Brest oder Havre durchläßt. Und da Hood ihre Mittelmeerflotte im Hafen von Toulon eingeschlossen hat ...“

„Aber wenn er Unglück gehabt hätte? Auch der beste Feldherr kann einmal geschlagen werden ...“

„Friedrich dem Großen ist das sogar mehr als einmal passiert, ohne daß Preußen verloren ging. So wird auch England nicht gleich vom Erdboden verschwinden, wenn einer seiner Admirale mal eine Schlappe erleidet. Setz’ dich darum also dem Sonnenbrand nicht aus! Es wird eines von Maria Carolinas neuen Schiffen sein. An ihren Anblick solltest du doch schon gewöhnt sein. Sie zeigt sie dir ja oft genug!“

Er blieb neben ihr stehen, lächelte wie belustigt.

„Hast du’s gemerkt? Sie will ihre Bundesgenossenschaft für England wichtig machen. Und ihre jungen Offiziere träumen davon, aus Neapel ein zweites Venedig zu machen. Das ganze Volk denkt nur an Schiffebauen und Matrosenausbilden. Seit Maria Carolina ihr mütterliches Erbe, die Brillanten der großen Maria Theresia, für die Flotte auf den Altar des Vaterlandes niedergelegt hat, lassen die Stände die Staatskassen plündern, opfern die Reichen die Hälfte ihrer Güter ...“

„Und die Armen bringen ihre Sparpfennige! Einen Lazzaro sah ich, krank, zerlumpt, halbverhungert. Als ich mit Maria Carolina an ihm vorbeifuhr, riß er seinen dünnen Silberring aus dem blutenden Ohr und warf ihn ihr in den Schoß. Das einzige, was er besaß.“

Ihre Stimme klang dunkel und schwer. Sir William nickte, voll Spott.

„Sie sind toll. Halb aus Patriotismus, halb aus Haß gegen die Königin. Am liebsten gäben sie ihr letztes Kupferstück her und kauften ihr den Schmuck zurück. Nur damit nichts österreichisches an den Schiffen ist und damit Maria Carolina sich nicht einer königlichen Tat rühmen kann.“

Emma ließ, das Buch aus den Händen gleiten und stand auf.

Schleppenden Schrittes ging sie quer durch das Zimmer, ließ sich neben der offenen Balkontür in einen Sessel fallen.

„Einer königlichen Tat!“ wiederholte sie langsam. „Das ist es. Sie brüstet sich damit und sorgt, daß jeder es erfährt: Maria Carolina hat ihren Schmuck verkauft und trägt falsche Steine, um Neapel ein Linienschiff zu schenken!“

Aufmerksam hatte Sir William sie beobachtet.

„Du sagst das so ... ist es nicht wahr?“

„Es ist wahr. Und das Volk glaube es. Wie Kinder an Märchen glauben.“

„Ich verstehe nicht ... Es ist wahr? Und doch ein Märchen?“

Ihr Mund zuckte, ihr ganzes Gesicht war in Bitterkeit getaucht.

„Neulich ... erinnerst du dich? ... Sie fürchtete sich wieder einmal, allein zu schlafen, und behielt mich bei sich. Mitten in der Nacht kam sie auf die Idee, Theater zu spielen. Sie wollte Titus sein, ich Berenice, die ihn verführte, um Augusta von Rom zu werden. Sie schleppte selbst die Kostüme herbei, zog uns an. Ihren ganzen Schmuck mußte ich anlegen, die falschen Steine. Aber sie schienen ihr nicht prächtig genug für eine Königin des Orients. Sie riß sie mir wieder herab, lief zu einer Schatulle, öffnete ein Geheimfach, brachte den echten Schmuck, legte ihn mir an ...“

„Den Schmuck Maria Theresias?“

„Nichts fehlte. Als sie meine Bestürzung sah, lachte sie. Nannte die Geschichte ein Märchen, um großen Kindern Geld aus den Taschen zu locken.“ Sie stieß einen dumpfen Ton des Zornes aus. „Und jener Lazzaro, der sich seinen Ring aus dem Ohr riß, glaubte, daß Königinnen nicht lügen ...“

Sir William zuckte die Achseln.

„Was willst du! In der Politik ist es wie im Kriege. Alle Mittel sind erlaubt. Übrigens, dieses Märchen ... Erinnerst du dich der Halsbandgeschichte Marie Antoinettes? Kein wahres Wort war daran, dennoch beutete Philipp von Orleans sie so geschickt aus, daß der Ruf der Österreicherin unrettbar verloren ging. Ähnlich könnte man auch hier ... wenn es Maria Carolina einmal einfallen sollte, uns Schwierigkeiten zu machen ... “

„Ihr würdet ihr mit einer Enthüllung drohen?“

„Das wäre plump. Rachsüchtig wie sie ist, würde sie uns das nie verzeihen.“ Er setzte sich, zog den Kopf in die Schultern und ließ die Gelenke seiner hageren Finger knacken. „Wenn man es den Pariser Jakobinern in die Hände spielte? Seit Ludwigs XVI. Hinrichtung und Marie Antoinettes Einkerkerung sehen sie in Maria Carolina ihre natürliche Todfeindin. Sie würden eines ihrer reizend giftigen Pamphlete daraus machen, und ihre Neapeler Freunde, die Patrioten, würden schon dafür sorgen, daß Maria Carolina es liest. Sie ist leidenschaftlich, macht wie alle Weiber Gefühlspolitik. Sie wird unversöhnlich sein, wird sich rächen wollen. Wir aber sind die einzigen, die ihr diese Rache verschaffen können. Folglich wird sie sich uns ganz in die Arme werfen. Das hübscheste aber, die Pointe ... wer verhilft uns zu dem Geschäft? Unsere Gegner selbst, diese Gallier, die sich für die feinsten Köpfe der Welt halten! Entzückend, was? Pitt wird sein Vergnügen daran haben!“

Er setzte sich an den Schreibtisch und griff zur Feder. Emma richtete sich auf.

„Du willst es Pitt schreiben? Ich bin die einzige, der Maria Carolina es gesagt hat ...“

„Laß mich nur machen. Du bleibst ganz aus dem Spiel. Weiß es der König?“

„Er hat ihr seine Ehre verpfändet zu schweigen!“

„Seine Ehre?“ Er schrie fast auf vor Lachen. „Die Ehre Königs Nazone! Wetten wir, daß ich ihn innerhalb einer Stunde zum Schwatzen bringe? Übrigens — eine Idee! Er muß es dem Ruffo, dem Kardinal, ausplaudern! Der Intrigant blickt schief auf uns Engländer; möchte unsern Acton verdrängen, um selbst Premierminister zu werden. Wenn Ferdinand es ihm erzählt, fällt der Verdacht wegen des Pamphlets auf Ruffo, und er ist abgetan für immer. Während Maria Carolinas Vertrauen zu dir unerschüttert bleibt.“

Schadenfreude glänzte auf seinem Gesicht, kichernd rieb er sich die Hände.

Sie war zu ihm gekommen, lehnte ihm gegenüber an der Wand, sah ihn an; mit einem starren Blick.

„Ja, sie vertraut mir. Der einzige Mensch bin ich, zu dem sie offen, ohne Rückhalt ist. Weil sie mich liebt, mich für uneigennützig hält. Ich aber ... mit jedem Wort, mit jeder Miene täusche ich sie ...“

„Wieder Skrupel?“ Ungeduldig bewegte er die Schultern. „Aber ich bitte dich ... du bist meine Frau, bist Engländerin ... es ist deine Pflicht, mir und deinem Vaterlande zu nützen. Und dann — du branntest doch selbst darauf, mir zu helfen, in der Politik eine Rolle zu spielen. Botest es mir an. Gerade das Verborgene, Heimliche reizte dich. Wie eine Göttin hinter Wolken thronend wolltest du das Schicksal lenken. Nun aber, wo sich dir eine Gelegenheit bietet, machst du dir Gedanken? Weil das Spiel um Völker und Könige geht? Laß dich nicht auslachen, meine Liebe! Ihr Frauen tut in euren Salons und Boudoirs im kleinen genau dasselbe. Ein Wettkampf der Intelligenz ist’s, die feinste Kunst, die es gibt. Ja, wenn du eine Stümperin wärest, eine Nichtskönnerin! Aber so, als Meisterin, als Künstlerin großen Stils ...“

Lächelnd winkte er ihr zu und begann zu schreiben. Wortlos trat Emma zurück.

Er hatte recht. Sie selbst hatte es gewollt. Um Lady Hamilton zu werden. Um sich an Greville zu rächen.

Sie stand hinter Sir William und sah auf seinen vornübergebeugten Kopf. Groß und bedeutend erschien er, als die Wohnung eines starken Hirns. Aber in der Hochzeitsnacht, als dem gierigen Greise die verhüllende Perücke entfallen war ...

Ähnliche Formen hatte sie einst gesehen. In jener Zeit des Elends. Kleine, weichknochige Schädel lasterhafter, verkümmerter Knaben, mit eingesunkenen Schläfen, beuligem Hinterkopf, dünnen, an den Rändern verbogenen Ohren ...

Unsinnig hatte sie lieh in jener Nacht gescholten, daß sie den Hochgestellten mit Dieben und Betrügern verglich. Nun aber, nach zwei Jahren der Ehe ...

Sie kannte ihn nun.

Frei und offen verstand er das Auge aufzuschlagen und wohlwollend zu lächeln, während der Mund von Lügen überfloß und sein Hirn boshafte Ränke spann. Vermochte Tränen des Mitgefühls über das Unglück seiner Opfer zu vergießen. Wußte seine Spuren so geschickt zu verwischen, daß alle Welt die Lauterkeit seines Charakters, die Güte seines Herzens pries.

Ein kleiner Dieb und Betrüger ...

Aber während die Gerechtigkeit jene dunklen Gestalten der Spelunken an den Galgen schickte, glänzte Sir William Hamilton auf der Höhe der Gesellschaft. Als Tugend und Verdienst rechnete man ihm an, was bei jenen Laster und Verbrechen war ...

Hatte er nicht recht, den Unsinn des Lebens zu verspotten? Emma selbst war ein Beweis, daß der Skrupellose alles zu erreichen vermochte. Dem eigenen Neffen hatte er sie abgekauft; für Geld; wie eine Sklavin. Weil er reich war, während Greville Not litt ...

Nun Sir William Emma sicher besaß, gestand er den Handel unumwunden ein. Lächelte darüber wie über einen gelungenen Spaß. Das Lächeln des Philosophen nannte er es über die Narrenkomödie des Lebens, auf die er von der Höhe eines kühlen Geistes herabblickte. Dieses hohnvoll schadenfrohe Lächeln, das in einem boshaften Kichern endete ...

Immer wieder peitschte es Emma aus ihrer mühsam erkämpften Ruhe auf, goß Zorn in ihr Blut, jagte hetzende Gedanken durch ihr Hirn ...

Wenn sie ihm gleiches mit gleichem vergalt, ihn betrog, ihm den Schimpf des entweihten Bettes ins Gesicht schleuderte? Würde er selbst dann als Held jenes menschlichen Possenspiels Philosoph genug sein, auch sein eigenes Narrentum spöttisch zu belächeln?

Die Männer des Hofes lagen vor ihr auf den Knien, der König selbst suchte ihr Auge mit verstohlenem Blick. Ungestraft konnte sie es wagen ...

Warum tat sie es nicht? War noch immer etwas von der bürgerlichen Ehrbarkeit ihrer Kindheit in ihr, daß sie sich gegen diese neue Lüge empörte? Denn eine Lüge würde es sein, wenn sie einem Manne Liebe erwies. Niemals wieder vermochte sie zu lieben. Ihr Herz war tot ...

Dennoch —

Von jenem verbrecherischen Spiel ihrer Phantasie mußte wohl etwas Fremdes, Dunkles in ihr zurückgeblieben sein, das in unbewachten Augenblicken immer wieder auftauchte ...

Bei den rauschenden Festen des Hofes ... in den schattigen Laubgängen der Parks ... auf den nächtlichen Fahrten über den im Mondlicht flimmernden Golf, während aus dahingleitenden Barken sehnsüchtige Lieder an ihr Ohr drangen, flüsternde Stimmen, das leise Geräusch verstohlener Küsse ...

Drängend quoll es dann in ihr empor, wie eine Frage. Sie nahm sie mit in das Menschengewimmel ihrer sterbensmüden Tage, in die Einsamkeit ihrer fieberdurchschauerten Nächte. Suchte die Antwort. Sehnte sich nach ihr, fürchtete sich vor ihr. War voll Verzweiflung, daß sie sie nicht fand ...

Was war es nur? Was war es mir?

***

„Neapel, 10. September 1793.“

Als Sir William das Datum des Tages auf den Bericht setzte, drang vom Hafen der Schall eines Kanonenschusses herauf. Gleich darauf trat nach einem anmeldenden Klopfen der Erste Sekretär der Gesandtschaft ins Zimmer.

„Um Vergebung, Exzellenz, wenn ich störe! Die Hafenstation meldet, daß der ‚Agamemnon‘ von Admiral Hoods Geschwader aus Toulon soeben einläuft. Gleichzeitig ist der Kabinettskurier Ferreri gekommen. Majestät lassen Exzellenz um Ihren Besuch bitten.“

Sir William lachte.

„Das glaub’ ich! Er wird nicht wenig in Angst gewesen sein, bis der ‚Agamemnon‘ seine Flagge zeigte. Wenn’s ein Franzose gewesen wäre ... Erinnern Sie sich an das Renkonter vor neun Monaten, Mr. Clarke? Nein? Richtig, damals waren Sie noch nicht hier!“

Und in schadenfroher Breite erzählte er ihm die Geschichte, die den Hof von Neapel vor ganz Europa gedemütigt hatte. Latouche-Tréville, der französische Admiral, war mit einer Flotte im Hafen erschienen, hatte Anerkennung der Republik und Genugtuung für einen Schimpf gefordert, der dem französischen Gesandten in Stambul durch Maria Carolinas Politik angeblich widerfahren war. Die Botschaft hatte er nicht einem seiner Offiziere, sondern einem gemeinen Grenadier Belleville anvertraut, der den königlichen Bourbonen wie einen Rekruten behandelt hatte. Um eine Beschießung der Stadt abzuwenden, hatte Ferdinand sich demütig entschuldigen und die französischen Offiziere zu einem Versöhnungsfeste an Land einladen müssen. Als ‚Republikaner‘ aber hatten diese jede Berührung mit dem ‚Despoten Neapels‘ zurückgewiesen.

„Der Grenadier hat dem Könige eine heillose Angst vor den Franzosen eingejagt“, schloß Sir William lachend. „Kein Wunder, daß er vor den Nachrichten aus Toulon zittert! Sagen Sie also Ferreri, ich würde vor Seiner Majestät erscheinen. Und sehen Sie, bitte, im Register nach, was für ein Schiff der ‚Agamemnon‘ ist und wer es kommandiert! Damit ich etwas habe, Seiner neugierigen Majestät die Zeit des Wartens zu vertreiben.“

Der Sekretär öffnete ein Aktenstück, das er in der Hand hielt.

„Ich sah Euerer Exzellenz Frage voraus und habe das Register mitgebracht. Der ‚Agamemnon‘ ist ein Linienschiff von vierundsechzig Kanonen unter dem Befehl des Kapitäns Nelson, am 11. Mai dieses Jahres von Spithead abgesegelt und Anfang August zu Lord Hoods Geschwader gestoßen, um im Verein mit den Spaniern unter Admiral Langara Marseille und Toulon zu blockieren.“

Mit einer plötzlichen Bewegung unterbrach ihn Emma.

„Nelson heißt der Kapitän? Horatio Nelson?“

Mr. Clarke sah nochmals im Register nach. „Horatio? Zu Befehl, Exzellenz. Er heißt Horatio.“

„Kennst du ihn?“ fragte Sir William.

Sie zeigte ihm ein gleichgültiges Gesicht.

„Ich kenne ihn nicht, muß aber den Namen schon einmal gehört haben.“

„Steht Näheres über ihn in den Akten, Mr. Clarke?“

„Nur wenig, Exzellenz. Als Sohn des Pfarrers von Burnham-Thorpe ist er mit zwölf Jahren 1771 in die Marine eingetreten, hat 1773 eine Entdeckungsreise nach dem Polarmeer mitgemacht und wurde 1779 Postkapitän in Westindien, wo er das spanische Fort San Juan eroberte. 1780 kehrte er nach England zurück, um sich in den Bädern von Bath von einer Lähmung heilen zu lassen. 1781 trat er wieder in Dienst, geriet 1784 in Westindien bei der Durchführung der Navigationsakte gegen die Nordamerikaner in einen Konflikt mit seinen Vorgesetzten ...“

„Ach ja, ich erinnere mich!“ unterbrach Sir William. „Er deckte Unterschleife bei den Schiffswerften auf. Ein verdienstvoller Mann! Geben Sie also Ferreri Bescheid und halten Sie einen Kurier nach London bereit. Der ‚Agamemnon‘ bringt vielleicht Nachrichten, die wir an das Auswärtige weitergeben müssen.“ Er wartete, bis der Sekretär das Zimmer verlassen hatte. Dann wandte er sich zu Emma. „Willst du Pitt das Märchen chiffrieren? Der Kurier kann es mitnehmen.“

Sie sah ihn starr an.

„Du bestehst darauf?“

Aufmerksam betrachtete er sie. Ein Lächeln umspielte seine dünnen Lippen.

„Ist es nicht meine Pflicht?“

Sie nickte kalt, setzte sich an den Schreibtisch, fing an zu chiffrieren. Aber Sir William ging noch nicht. Etwas schien ihn zurückzuhalten. Sie wußte, was es war. Kannte das Lächeln, mit dem er sie angesehen hatte.

Seine Gegenwart machte sie ungeduldig. Gehen sollte er endlich. Allein wollte sie sein, überlegen.

Nelson kam ...

Unwillkürlich gab sie der Frage Worte, dir in ihr brannte.

„Und der Kapitän des ‚Agamemnon‘ ... ich frage wegen der Vorbereitungen ... wirst du ihn in der Gesandtschaft empfangen?“

„Gesellschaftlich? Diese Seeleute mit ihren Flüchen und Trinkermanieren — unmöglich! Zudem hat der Mann mit seinen westindischen Enthüllungen sich die Admiralität verfeindet. Ein sogenannter Weltverbesserer, der mit dem Kopf durch die Wand geht. Das hält man sich am besten vom Leibe!“ Er hatte ihre Frage benutzt, um zu ihr zu kommen. Nun stand er neben ihr, starrte auf sie nieder. Plötzlich beugte er sich zu ihr herab, mit flackerndem Blick, gepreßtem Atem. „Ist dir daran gelegen, daß Pitt das Märchen nicht erfährt? Vielleicht ... wenn du lieb zu mir wärest ...“

Er hatte ihre Hand ergriffen, bedeckte sie mit leidenschaftlichen Küssen. Sie litt es, ohne sich zu rühren. Aber als er, kühn gemacht durch ihre Duldung, den Arm um ihren Leib legte, fuhr sie auf, bog den Kopf zurück, wich seinen Lippen aus.

„Nicht! Ich will nicht!“ Dann besann sie sich, daß sie seine Frau war, und daß sie ihm schon öfter ihre Gunst für die Gewährung eines Wunsches verkauft hatte. Mühsam suchte sie zu lächeln. „Verzeih ... ich bin müde ... der Kopf schmerzt mich ... ein andermal ...“

Matt hielt sie ihm den Mund hin. Aber während er sie küßte, ballte etwas wie ein Krampf ihre herabhängenden Hände ...

Lord Nelsons letzte Liebe

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