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13. Dezember 1961

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Die erste Küche, an die ich mich erinnern kann, war in unserer Altbauwohnung am Roseneck in Berlin. In der Mitte stand ein großer Tisch, links davon der Herd mit Backrohr, auf der anderen Seite die Abwasch. Man musste jedes Mal um den ganzen Tisch herum, wenn man vom Herd zur Abwasch wollte. Es war somit alles andere als eine Einbauküche.

Angeschlossen an die Küche war ein geräumiges Kabinett, die Speisekammer, in der unsere Haushälterin ihr Schmalz hütete, besser gesagt: versteckte. Meine Mutter wollte diese Köstlichkeit nämlich nicht in ihrem Haushalt und ahnte nicht, dass ich als Verbündete unserer Maria regelmäßig meine Schmalzbrote bekam, sozusagen als Provision für meine Verschwiegenheit.

Das große Fenster ging in den Hof, der eigentlich kein Hof mehr war, weil nur unser Haus noch stand. Das gegenüberliegende Haus war zu großen Teilen ausgebombt, die Fassade war in Trümmern und wurde lange nicht wiederaufgebaut, weil – wie man damals sagte – die Besitzverhältnisse »ungeklärt« waren. Wenn in diesem Nicht-mehr-Hof ein Leierkastenmann spielte, durfte ich ihm aus dem Fenster in Papier eingewickelte Münzen hinunterwerfen. Da wir im vierten Stock wohnten und es sehr weit war bis in den Hof hinunter, holte ich enorm aus, weil ich fürchtete, das Geld würde sonst unten nicht ankommen.

Am Vorabend des Geburtstages meiner Mutter weihte mein Vater mich in die Schule des Backens ein. Offenbar war er in Sorge, dass meine Mutter, die ein halbes Jahr zuvor meinen ersten kleinen Bruder auf die Welt gebracht hatte, zu sehr mit der Aufzucht beschäftigt war und nicht die Zeit fände, sich selbst einen Kuchen zu backen. Aber ein Geburtstag ohne Kuchen durfte nicht sein. Eier, Butter, Zucker waren in seiner Kindheit keine Selbstverständlichkeit und so war eine Torte oder ein Kuchen für ihn bis ins hohe Alter Voraussetzung für jede Festlichkeit. Bis zu ihrem Tod hat er seiner Mutter nach jedem Konzert eine Torte geschickt, um den Erfolg mit ihr zu teilen.

Ob und wie wir eingekauft haben, woher wir das Rezept hatten, wie wir gerührt haben, an all das kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich sehe uns noch in der Küche in Berlin sitzen, es war schon dunkel, und immer wieder den Backofen öffnen, um zu schauen, ob der Schokoladenkuchen aufgegangen war. Müßig zu sagen, dass dieser Kuchen natürlich nie aufging, sondern sitzen blieb, weil wir ihm die ganze Zeit Frischluft zugeführt hatten.

Der Erfolg war dennoch riesig. Meine Mutter war überrascht, obwohl die Wohnung unmissverständlich nach Kuchen roch, und hat sich sehr gefreut. Ich weiß nicht, ob diese Freude der Auslöser dafür war, dass neun Monate später mein zweiter kleiner Bruder auf die Welt kam.

Schokoladekuchen

(Rezept nach meiner Großmutter)

Zutaten

400 g schwarze Schokolade

1 Mokkatasse Kaffee

6 Eier

200 g Butter

200 g Zucker

100 g Mehl

Staubzucker zum Bestreuen

Salz

Zubereitung

Schokolade mit einer Mokkatasse Kaffee im Wasserbad schmelzen. Die Eier trennen. Das Eiweiß mit einer Prise Salz steif schlagen. Das Eigelb mit dem Zucker schaumig schlagen. Die zimmerwarme Butter in Flocken dazuschlagen, sodass eine Creme entsteht. Das Mehl langsam unterheben. Die geschmolzene Schokolade zu dieser Masse dazugeben. Zum Schluss das Eiweiß locker unterheben.

Die gesamte Masse in eine Springform, am besten mit Backpapier ausgelegt, füllen, in das auf 150 Grad vorgeheizte Backrohr schieben und circa 45 Minuten backen. Der Kuchen soll um das Doppelte aufgehen, daher die Tür nicht öffnen. Erst nach 45 Minuten mit einer Nadel die Probe machen, ob er gut gebacken ist. Idealerweise sollte er innen noch fast flüssig sein.

Aus dem Backrohr nehmen und auf eine Platte stürzen. Sobald der Kuchen ausgekühlt ist, mit Staubzucker bestreuen.

Leben ohne Rezept

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