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Der Krieg kommt näher

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In der Menschenwelt aber kam der Krieg immer näher. Zum Jahreswechsel 1942/43 flogen immer öfter feindliche Flieger in Richtung Berlin oder luden ihre Bomben auf die Werke in der unmittelbaren Umgebung ab.

Viele Quadratkilometer weit wurde die Landschaft vor jedem Fliegerangriff vernebelt, um gezielte Bombenabwürfe zu verhindern.

Mit Chemikalien gefüllte Vernebelungstonnen waren aufgestellt und wurden bei einem Anflug feindlicher Bomber aufgedreht, um Nebel auszublasen. Die Brabag – ein Chemiewerk, in dem aus Braunkohle Benzin hergestellt wurde – sollte so geschützt werden.

Das Werk wurde durch die weitläufigen dicken Nebelschwaden für Flieger nahezu unsichtbar. Damit der Nebel auch die Schornsteine verstecken konnte, wurden sie grau-weiß angestrichen. Um die dichte Nebelwand herum waren Fliegerabwehrkanonen (Flak) stationiert, die bei jedem Anflug feindlicher Maschinen ein mörderisches Feuer eröffneten.

Es kam das Jahr 1944. Fritz und Paul waren als Flakhelfer eingezogen worden. Sie hatten Glück, weil sie an den Geschützen in der direkten Umgebung zum Schutz der Fabriken eingesetzt wurden.

Alois, der ein Jahr älter war und der sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte, war schon 1943 eingerückt, so hieß das damals. Von ihm hatten die übrig gebliebenen Drei des Kleeblattes keinerlei Nachrichten erhalten. Sie wussten weder, in welcher Einheit er diente, noch wo er sich befand.

Auch Hans hatte schon im Herbst 1943 den Einberufungsbefehl für ein Wehrertüchtigungslager erhalten. Hier wurden die Jugendlichen ideologisch und körperlich durch die Ausbildung an den verschiedensten Waffen auf einen Kriegseinsatz vorbereitet. Das WE-Lager war im Riesengebirge in Schlesien und hieß Leopoldsbaude.

Für Hans als Flachländler war das Gebirge eine tolle Entdeckung. Die Ausbilder waren junge SS-Leute die abends nach der Ausbildung begeistert von den Heldentaten im Krieg erzählten. Das Ziel bestand darin, Nachwuchs für SS-Einheiten zu werben. Es waren faszinierende Burschen und Hans hätte sich bestimmt werben lassen, wenn er nicht von seinem Elternhaus dringend ermahnt worden wäre, sich nicht der SS anzuschließen. Die Väter von Fritz, Paul und Hans waren links eingestellt, während die Eltern von Alois mehr eine liberale Gesinnung vertraten.

Durch die Erziehung im Elternhaus waren die drei ersten Kleeblätter auch daran gehindert worden, sich freiwillig zur Wehrmacht zu melden im Gegensatz zu Alois. Wobei an dieser Stelle ehrlich zugegeben werden muss, dass sich auch diese drei – ohne Beeinflussung durch die Eltern – freiwillig gemeldet hätten, als Soldaten zu dienen.

Hans kam vom WE-Lager zurück, da wartete schon der nächste Einberufungsbefehl zum Dienst als Fronthelfer. Er kam nach Krotoschin in Polen, zu einer Einheit mit dem Abenteuer versprechenden Namen „Panzerjagdkommando“. Seine beiden Flakhelferfreunde beneideten ihn. Er durfte direkt an die Front, dem Feind Auge in Auge gegenüber stehen und bei der Panzerjagd vielleicht sogar ausgezeichnet werden. Sie waren nur an der Heimatfront und mussten als Flakhelfer bei jedem Fliegerangriff blöde Munitionskisten heranschleppen.

Mit Hans’ Abreise drohte das Kleeblatt zu zerfallen. Wann würden sie sich, wo und wie wiedersehen? Sie versprachen feierlich: „Komme, was da wolle, wir halten weiter miteinander Kontakt und halten zusammen!“

Jahrgang 1928 - Erinnerungen

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