Читать книгу Kein Frieden für Palästina - Helga Baumgarten - Страница 16
Siedlerkolonialismus
ОглавлениеSchon 1965 analysierte Fayez Sayigh Israel als einen kolonialen Siedlerstaat. Nur wenige Jahre später publizierte Maxime Rodinson sein vor allem in der europäischen Linken einflussreiches Werk »Israel, Fait Colonial?« (zuerst 1966 bzw. 1967, dann als englische Übersetzung: Israel: A colonial-settler state? 1969 bzw. 1973). Die palästinensische Linke Anfang der 1970er-Jahre, also PFLP und DFLP, berief sich wie die europäische Linke auch auf Rodinson.
Erst viel später entstand die »klassische« Literatur zum Siedlerkolonialismus, angeführt von Patrick Wolfe28 und später Lorenzo Veracini.29
Mit der Theorie des Siedlerkolonialismus wird es möglich, die israelische Politik seit 1948 und bis heute in ihrer Essenz und mit ihrer inneren Triebkraft zu verstehen. Siedlerkolonialismus versucht mit allen Mitteln, durchaus wechselnd je nach politischen Umständen, die kolonisierte Bevölkerung zu eliminieren, ob durch Massaker oder Kriege, ob durch direkte oder indirekte Vertreibung. Hier muss eine Linie von Lydda im Juli 1948 bis Scheikh Jarrah 2021 gezogen werden.