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George Habasch: Vertreibung aus Lydda, seine Familie flüchtet nach Ramallah, er kehrt zur Weiterführung seines Studiums nach Beirut zurück

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George Habasch war einer der Gründer der Bewegung der arabischen Nationalisten und später der PFLP. Auch nach den Osloer Verträgen 1993 – er lehnte das Abkommen kategorisch ab – kehrte er nicht nach Palästina zurück. 2000 trat er von der Führung der PFLP zurück. 2008 starb er im Exil in Amman.

»Was damals in Palästina passierte, war fürchterlich, unerträglich. Ganz besonders für einen jungen Mann wie mich, Anfang zwanzig, der noch nichts erlebt hatte. Für mich war es das Natürlichste der Welt, in Lydda, in Palästina zu sein. Schließlich war Lydda meine Heimatstadt, Palästina mein Heimatland. Und dann musste ich miterleben, wie die israelische Armee einmarschierte. Sie schoss auf alles, was sich bewegte, einfach so. Am nächsten Tag befahlen sie den Einwohnern Lyddas, ihre Stadt zu verlassen. Sie gaben den Befehl dazu, ich bin absolut sicher; mit Gewalt trieben sie uns hinaus, töteten Menschen noch unterwegs. Ich konnte es nicht fassen. Als ich nach Beirut zurückkam (wo er Medizin studierte; HB), war ich fest entschlossen, den Kampf für eine Sache weiterzuführen, die gerecht war und völlig eindeutig.

Denn was für einen Sinn hat es, einen kranken Körper zu heilen, wenn so etwas passieren kann. Man muss die Welt verändern, etwas tun, töten wenn notwendig, selbst mit dem Risiko, nun selber unmenschlich zu werden.«14

Die letzten Forschungen aus Israel, in einem Buch von Adam Raz, bestätigen die Erinnerungen von George Habasch und ergänzen sie durch horrende Details:15 Nach der Eroberung von Lydda, so liest man bei Raz, hatte man den Soldaten befohlen, den vertriebenen Arabern jede Uhr, jedes Stück Schmuck, Geld, sonstige Wertsachen, überhaupt alles abzunehmen. Und die direkte Verbindung zwischen Plünderungen und Vertreibungen wurde gerade im Hinblick auf Lydda deutlich gezogen: »Es ist kein Zufall, dass Plünderungen und Vertreibungen Hand in Hand gehen. Es gibt unausgesprochene, aber (potenziell) sehr wirksame Absichten, keinen Araber im Staat Israel zu lassen.« (Zitat eines Gewerkschaftsfunktionärs).

Schon Jahre zuvor hatte Benny Morris Ben Gurion als den Verantwortlichen für die Vertreibung der Palästinenser aus Lydda identifiziert: »Der Befehl zur Vertreibung (der Palästinenser; HB) aus Lydda, der von Yitzhak Rabin unterzeichnet war, wurde direkt nach dem Besuch Ben Gurions im Hauptquartier der ›Operation Dani‹ (Juli 1948) erlassen«.16

Und die Frage des Journalisten Avi Shavit, ob er tatsächlich sage, »dass Ben Gurion die persönliche Verantwortung trage für eine bewusste und systematische Politik der Massenvertreibung«, beantwortet er mit einem klaren Ja: »Unter Ben Gurion wurde ein Konsens zum Transfer hergestellt. (…) Ben Gurion war ein Befürworter des Transfers. Er verstand, dass es keinen jüdischen Staat geben würde mit einer großen und feindseligen arabischen Minderheit.« Und er schließt mit einem brutal-zynischen Argument: »Ohne die Entwurzelung der Palästinenser hätte es keinen jüdischen Staat gegeben.«

Kein Frieden für Palästina

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