Читать книгу Aufenthalt bei Mutter - Hellen Scheefer - Страница 14

Beth. fünf.

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Inzwischen waren zwei Jahre vergangen. Beth hatte sich einen Absolventenjob in Karls Heimat vermitteln lassen. Sie waren in eine größere Wohnung gezogen. Beth gebar ihr zweites Kind. Sie pflegte es ein Jahr lang, dann endlich wollte sie all dieses jahrelang gesammelte Wissen anwenden und Arbeiten gehen.

Mit Beths Umzug in die gemeinsame Wohnung war auch der Streit zwischen ihnen eingezogen. Die wenigen Freunde, Karls Freunde, mochte Beth nicht. Sie selber hatte gar keine. Nach den Abschieden aus dem Ort der Kindheit oder vom Studienort war ihr keine ihrer Freundschaften wichtig genug geworden, um Kontakt zu halten. Beth gerieten halt alle Menschen ihres Alltags schnell in Vergessenheit.

Karl hatte das Sagen. Er bestimmte die Anschaffungen, suchte die Möbel aus. Haushalt und Kinder waren Beths Feld. Karl war für Garten und Keller zuständig. Er baute Betten für die Kinder, Regale für die Wand. Er befand, ob das Essen schmeckte, die Wohnung ordentlich aufgeräumt sei und ob die Kleidung, die Beth trug, ihr stand.

Sie stritten um den gemeinsamen Haushalt. Sie stritten, ob und wie sie ihre Freizeit miteinander verbrachten, stritten, welche Arbeit zu erledigen sei. Sie stritten um Kindererziehung, wegen ihrer Verwandten, stritten, wer mit welcher Meinung Recht hatte.

Beth stritt gegen Karl. Mehrmals die Woche führte sein erster Weg nach Feierabend in die Kneipe. Erst abends, wenn die Kinder fertig zum Schlafengehen waren, kam er. Fröhlich beschwipst zog er Beth an sich, küsste sie feucht und griff ihr an den Leib.

Wenn Karl mit Beth schlafen wollte, drängte er so lange auf sie ein, bis sie nachgab. Dennoch war sie selbstbewusster geworden. Seine Erfahrenheit machte sie nicht mehr verlegen. Sie war jetzt die Mutter seiner Kinder. Das wog seine Frauengeschichten auf. Sie hatte gelernt, sich ihren Teil der Lust selbst zu verschaffen. Sie versuchte, seine körperliche Heftigkeit an ihre Bedürfnisse nach behutsamer Berührung anzugleichen. Sie verzichtete auf ihr Bedürfnis nach sexueller Entspannung, hob sich quasi ihre Lust auf für das nächste Mal auf, um dann mit ihrer gesteigerten Erregung seinem Tempo entgegen zu kommen. Manchmal versuchte sie auch, nach einer halb erregten Nacht Karl am nächsten Morgen zu verführen. In ihr brannte noch die Sehnsucht nach körperlicher Entspannung. Doch es gelang ihr nie, Karl zu verführen. Stets wies er sie schroff ab. Es entsprach wohl nicht seiner Ordnung, dass eine Frau Lust zeigte.

Eines Tages, Beth und Karl waren gemeinsam zu Besuch bei ihren Eltern, sprach Beths Mutter sie abends am Bett an. „Ihr streitet euch ja so viel.“ Mutter sprach es ohne Umschweife aus. Beth sah sie an, verständnislos, zögerte um eine Antwort. „Streiten wir uns? Manchmal, wohl.“ „Nein, dauernd streitet ihr. Um jedes Wort. Merkst du das denn nicht?“ Beth sann darüber nach. Nein, sie merkte es wohl nicht.

Aufenthalt bei Mutter

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