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Who’s Afraid of the Big Bad Wolf Mittwoch, 28. November 2007
ОглавлениеKatharina war genau in der richtigen Stimmung, jemanden zu erschießen.
Fast zu spät war sie an diesem Morgen aus ihrem üblichen Albtraum hochgeschreckt. Dann hatte Laura nicht in den Kindergarten gehen wollen und deswegen bitterlich geweint. Erst als Lutz ihr versprach, sofort zu kommen, wenn jemand sie ärgerte, beruhigte sie sich.
Wider Erwarten gerade noch pünktlich war Katharina auf den Parkplatz vor der Agentur stop! eingebogen und die Treppe in der umgebauten Fabrik hochgestürmt.
Sven Langstroem, der Fotograf, hatte sie gemustert, mit den Schultern gezuckt und gemurmelt: »Na ja, für ein Layout reicht’s.«
All das hätte sie ja noch verkraften können. Auch dass das Visagisten-Wesen in ihre Garderobe platzte, als sie gerade beim Umziehen war, ihren Busen musterte und meinte, wenn Katharina weiter im Geschäft bleiben wolle, bräuchte sie aber etwas mehr davon. Aber als das Wesen Katharinas Haut, auf die sie besonders stolz war, als »problematische Mischhaut! Hilfe, da müssen wir heute Morgen ja einiges tun!« bezeichnete, überkam Katharina das dringende Bedürfnis, ganz schnell jemanden zu erschießen.
Doch leider war weit und breit noch kein Opfer zu sehen. Stattdessen stand sie in der Mitte des weißen, grell ausgeleuchteten Fotostudios, die Pistole im Anschlag; eine Windmaschine ließ ihr Haar wehen und bauschte den langen, schwarzen Mantel auf, in den der Fotograf sie gesteckt hatte. Sven Langstroem kommandierte bald in diese, bald in jene Pose, immer im Wind der Windmaschine, immer die Waffe im Anschlag. Katharinas Gefühl nach mussten Stunden vergangen sein, bis Sven Langstroem endlich zufrieden brummte. Wigo hob den rechten Daumen und reichte ihr eine Tasse Kaffee aus dem Automaten. Der war bitter, aber wenigstens heiß.
***
Sven Langstroem teilte Kameras an die Anwesenden aus.
»Was wird das?«, fragte Katharina Wigo.
»Schätze mal, wir werden für das Foto mit André Meyer nicht so viele Chancen haben.« Leise erklärte er Katharina, was sie tun sollte. Ihre Laune besserte sich schlagartig.
***
»Man bedarf meiner Mithilfe?« Die sonore Männerstimme erfüllte den Raum mit Wohlklang: André Meyer betrat die weiße Fläche des Studios wie ein Torero die Arena.
»André Meyer, Secondary CEO von stop!«, stellte er sich Katharina in melodiösem Singsang vor.
Wigo zwinkerte Katharina zu und sagte: »Katharina wird dir alles Notwendige erklären.«
»Also gut, Herr Meyer …«, setzte Katharina an.
»André, bitte. Unter uns Kreativen.« Wigo verdrehte hinter seinem Rücken die Augen.
»Also gut, André. In der Kampagne«, fuhr sie zuckersüß fort, »wollen wir die Vorteile der Modell 1 als Einsatzpistole herausstellen: Sie ist robust, einfach zu bedienen, gut ausgewogen und sehr zielsicher. Das Design ist nicht nur funktional, sondern bietet auch eine klare Message.« Oh Gott, jetzt fing sie auch schon an, so zu sprechen. André Meyer blitzte zufrieden mit seinen blauen Augen.
»Es gibt eine richtige Seite, die des Schützen …« Katharina zeigte André Meyer das Visier der Waffe. Er nickte allwissend; vermutlich hatte er noch nie eine Pistole in der Hand gehabt.
»Und eine verdammt falsche Seite!« Katharina sprang ein Stück zurück und richtete die Waffe auf ihr Opfer. Wie schon am Vortag verfehlte ihr Auftritt seine Wirkung nicht. André Meyer riss die Hände nach oben und fiel auf die Knie. Fotoapparate klickten. Es klang wie schwerer Hagel.
Sven Langstroem tauchte hinter seiner Kamera auf: »Super. Das haben wir im Kasten.«
Sich ein Grinsen verkneifend, ließ Katharina die Waffe sinken.
»Das ist bloody brillant.« André Meyer rang entgeistert nach Atem. »Jetzt weiß ich, warum Hasko sie unbedingt booken wollte.«
Er stand auf und knöpfte rasch das Jackett zu. »Wir sehen uns später.« Dann segelte er im Eiltempo davon.
Wigo schlug Katharina auf die Schulter. »Gut gemacht. Die Fotos haben wir im Kasten.«
»Der Fotograf sah am Anfang nicht so glücklich aus.«
»Ach, Sven mault immer, vor allem, wenn man ihm Aufträge vor dem Aufstehen reindrückt. – Tja, das war André.«
»Das Ganze scheint ihn etwas erregt zu haben«, sagte Katharina vorsichtig.
Wigo war weniger diplomatisch: »Einen mordsmäßigen Ständer hatte er.«
***
Die Coffee Point genannte Kaffee- und Raucherecke war eine durch spanische Wände abgegrenzte und mit großen Palmen dekorierte Ecke in der Eingangshalle der Agentur. Dort stand die größte Kaffeemaschine, die Katharina je gesehen hatte. Das chromblitzende Monstrum bot achtundzwanzig unterschiedliche Kaffeesorten an; offenbar schmeckten alle gleich furchtbar, denn die meisten Mitarbeiter von stop! beschränkten sich darauf, Softdrinks aus dem großen Wurlitzer-Automaten zu ziehen.
Wigo und Katharina eroberten einen der hohen Tische und ließen sich auf den in alle Richtungen federnden Hockern nieder. Kurze Zeit später gesellte sich auch Sven Langstroem zu ihnen, gemächlich an einer Cola nuckelnd. Er legte eine Kamera auf dem Tisch ab. »Brauch gleich noch dein Porträt. Asiatische Gesichter sind schwer zu finden. Wenn wir wirklich die China-Division aufmachen, dann gibt das ordentlich Arbeit.« Er musterte Katharina eingehend. »Du bist keine reine Chinesin, oder?«
Katharina lachte: »Ich bin überhaupt keine Chinesin. Meine Mutter war Koreanerin.«
Sven zuckte mit den Schultern. »Auch gut. Und die Augen retuschieren wir dunkel. – Sieht zwar ganz süß aus so mit dem Grün, ist aber nichts für den chinesischen Markt.«
»Sie ist Texterin, Sven. Kein Model«, sagte Wigo spitz.
»Hallo, hallo!« André Meyer kam herangesegelt wie ein Dreimaster im vollen Wind. »Da ist ja unser Wunderkind.«
Mit Schwung stellte er seine Cola-Flasche vor Katharina ab. Die in der Agentur verbreitete Angewohnheit, Strohhalme zu benutzen, kam Katharina sehr gelegen. So konnte sie endlich die letzten zwei DNA-Proben einsammeln.
»Hab gerade schon gesagt, wenn wir die China-Division aufmachen, können wir die Kleine auch gut als Model einsetzen«, sagte Sven.
»Oder zum Negotiation Enforcement.« André Meyer lachte sonor. »Good with big guns, he?«
»And very trigger-happy«, antwortete Katharina freundlich.
»Genau!« André Meyer lachte laut und falsch. So weit zu seinen Englischkenntnissen. »Ich habe gehört, du warst mal ein Cop?«
»Bis ich zwei Menschen erschossen habe.« Katharina fand allmählich Gefallen an dem Spiel.
»Was?« Interessante Mischung, dieser Blick zwischen Geilheit und Abscheu.
»Sie haben mich ›Cop‹ genannt. Das ist im Englischen ungefähr so, wie wenn man einen deutschen Polizisten ›Bulle‹ nennt.« Das war besser als Schokolade, dachte Katharina.
»Oh, äh … Verzeihung. – Ich glaube … I think …« André Meyer schlich so unauffällig wie möglich aus dem Coffee Point, als erwartete er, jeden Augenblick von einer Salve niedergestreckt zu werden. Er ging breitbeinig. Gewalt schien ihn wirklich anzutörnen. Katharina setzte ihn im Geiste auf Platz eins der Verdächtigenliste. Netterweise ließ er seine Cola-Flasche stehen. Mitsamt Strohhalm.
Sven Langstroem musterte sie von oben bis unten: »Hast du wirklich zwei Menschen erschossen?«
»Zwei Drogendealer, die gerade meinen Partner umgebracht hatten und dabei waren, eine Reihe von Geiseln zu exekutieren.«
Der Fotograf zog die Luft zwischen den Zähnen ein. »Kein Wunder, dass du die Branche gewechselt hast. – War das vorhin dein erster Job vor der Kamera?«
Katharina bejahte, froh, wieder über ein unverfängliches Thema sprechen zu können.
»Hast dich aber echt nicht schlecht geschlagen. – Und die Nummer mit André … Fast verzeihe ich es Sandra, dass sie mich so früh hierher zitiert hat. – Stell dich mal vor die Wand da. Ich brauche noch ein paar Headshots.«
***
Katharina fühlte sich angenehm erleichtert, als sie aus der Agentur schwebte. Sie grüßte kurz zu Lutz und Hans, die in ihrem Golf warteten. Hans war immer noch mit Kalle Blomquist beschäftigt.
Lutz winkte sie zu sich. »Da hat ein Frank angerufen.« Richtig, sie hatte Lutz ihr Mobiltelefon gegeben. »War ein bisschen enttäuscht, dass er dich nicht direkt erwischt hat. Sollst ihn, so schnell es geht, zurückrufen.«
Frank? Ach ja, der computerbegabte Sprössling der Oberbürgermeisterin. Sie tippte die Redial-Taste.
»Ich hab die Kiste geknackt«, jubelte es ihr ohne Begrüßung entgegen. »War ein Stück Arbeit.«
»Sehr gut. Wann kann ich denn …?«
»Ach, ich kann mich gleich auf den Weg machen.«
»Sind Sie nicht in der Schule?«
»Wenn Mamas Liebster Kopfschmerzen hat, dann muss er nicht in die Schule. Vor allem nicht, wenn Mamas Liebster mit großen Schritten auf ein Eins-Nuller-Abitur zueilt.«
***
Eine halbe Stunde später saßen Frank Grüngoldt und Katharina vor Melanie Wahrigs Rechner. Die Augen des Jungen leuchteten. Katharina würde wohl nicht um eine weitere Mär aus »Des Hackers Legendenschatz« herumkommen.
»War gar nicht so einfach. Das System ist nämlich brandneu. Noch gar nicht auf dem Markt.«
Katharina notierte sich in Gedanken, dass sie herausfinden sollte, wie Melanie Wahrig darangekommen war.
»Wurde eigentlich für Hochsicherheitsbereiche entwickelt. Ist ’ne eigene Platine. Ziemlich bombensicher. Klemmt sich zwischen Rechner, Festplatten und alle Eingabegeräte und verschlüsselt die Daten. Eigentlich ein richtiger kleiner Rechner für sich.«
»Und ohne das Ding oder ohne Schlüssel sind die Festplatten sicher verschlüsselt?«, fragte Katharina interessiert.
»Nicht nur das. Sie sehen aus wie reiner Datenmüll.«
»Und wie sind Sie dann reingekommen?«
»Ach, das ist eine längere Geschichte.« Frank redete ohne Pause weiter. »Das Ding ist im Beta-Test. Also noch nicht so ganz ausgereift. Da hab ich mir gedacht, dass die Software vielleicht Fehler haben könnte. Und wenn so ein Fehler auftritt, muss man ja auf das System zugreifen können. Ich hab also mit einem der Entwickler des Systems gechattet. War unheimlich interessant. Die Karte arbeitet mit 1024-Bit-Verschlüsselung und einem völlig neuen asymmetrischen Algorithmus …«
Wenn Nerds anfingen zu schwärmen!
»Aber, um es kurz zu machen: Die Entwickler sind etwas faul. Die Generalschlüssel werden nämlich in einem Tresor aufbewahrt; also haben sie ein Schlupfloch eingebaut, weil sie es leid waren, immer erst in den Tresorraum zu gehen, wenn ein System hängt.«
»Und das Schlupfloch hat er Ihnen einfach so verraten?«
»Nicht einfach so. Ich habe ihn mit einem völlig neuen Half-Life-Mod bestochen.«
»Fairer Tausch.«
»Wie dem auch sei: Die Kiste ist offen. Et voilà.«
Mit großer Geste schaltete er den Monitor an. Es erschien ein sehr aufgeräumter Desktop.
»Und? Schon was Verdächtiges gefunden?«
»Ich dachte, das wollten Sie selbst –«
»Frank, ich bitte Sie. Ohne Neugierde kommen Sie bei der Polizei nicht weit.«
»Also ehrlich gesagt, ich habe schon mal ein wenig geschaut. Auf dem Rechner sind hauptsächlich Grafikdaten.«
Nun, das war ja zu erwarten. Frank trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte. Pokerface musste er noch lernen.
»Sie haben noch was anderes gefunden, nicht wahr?«
»Nun, es gibt da eine Reihe von Mails …«
Er startete das E-Mail-Programm. Die Mails waren sauber in Ordner sortiert. »Das Meiste ist Geschäftskram. Aber der hier …«
Er klickte einen Ordner mit der Bezeichnung Zaphod an. Er enthielt Mails voller heißer Liebesschwüre. Die letzte Mail lautete: »Ich glaube, wir haben den Richtigen gefunden. Und wenn Hardy erst da ist, werden wir auf ewig zusammen sein! Ich liebe Dich. Zaphod.«
Die Mails waren mit einem kleinen Schloss gekennzeichnet, also verschlüsselt. Einige der Mails hatten Attachments. Lauter PDFs – durchnummeriert von eins bis zwölf. Katharina klickte eins davon an. Das Dokument ergab keinen Sinn. Über das Blatt waren Zahlen, Kreuze und andere Symbole verteilt, ohne irgendein erkennbares Muster.
»Die Dinger habe ich auch schon gefunden. Ist wohl irgendein Code. Aber die Decodier-Programme, die ich habe, konnten damit nichts anfangen«, erklärte Frank.
Eins bis zwölf. Katharinas wusste, dass ihr diese Zahlen irgendetwas sagten. Aber was? Wo war nur Thomas, wenn man ihn brauchte? Sie musste kurz Luft holen, als sich ihr Magen verkrampfte. Thomas war tot. Hatte sie das so schnell zu den Akten gelegt?
Auch Frank war aufgefallen, dass etwas nicht stimmte: »Alles in Ordnung?«
Katharina schüttelte den Kopf. »Nur ein Gedanke …«
Sie gab dem Computer den Befehl, die Dokumente auszudrucken.
»Danke«, sagte sie zu Frank Grüngoldt. »Ich glaube, das hat unsere Ermittlungen ein ganzes Stück weitergebracht.«
»Wirklich?« Frank Grüngoldt errötete und strahlte über das ganze Gesicht. »Ich habe sogar noch etwas. Der Absender-Mail-Account ist zwar anonym, aber ich konnte feststellen, von welcher Adresse die Mails verschickt wurden. Wissen Sie, jeder Rechner hat im Internet eine eindeutige Nummer –«
»Eine IP, ja. Aber die werden meist dynamisch vergeben.«
»Oh, diese nicht. Die IP gehört zur Uni Frankfurt, und ich kenne da jemanden, der uns wahrscheinlich den Rechner aufspüren kann, von dem die Mail verschickt wurde.«
Das war wirklich eine gute Nachricht. Katharina ertappte sich dabei, wie sie Frank Grüngoldt umarmte. Der Junge lief nun vollends rot an.
»Ich schaue mal, dass ich den Typen erreiche. Ich denke mal, das geht bis morgen«, sagte er verlegen.
***
Wider Erwarten war Andreas Amendt nicht auf der Säuglingsstation. Katharina fand ihn im DNA-Labor, in ein intensives Gespräch mit Torsten Kleinau vertieft. Er blickte auf, als sie den Raum betrat: »Tja, unsere schöne Theorie ist zum Teufel. Johanna ist kein Wunderkind.«
»Ich hab’s euch ja gesagt. Euer Ausdruck war ein Planspiel«, sagte Torsten Kleinau. Er tippte triumphierend auf einen Ausdruck, der zwischen ihm und Amendt auf dem Tisch lag. »Das Kind hier ist hübsch, aber nichts Besonderes. Alles andere wäre auch ein Wunder.«
»Warum? Wäre es technisch nicht möglich?«, fragte Katharina.
»Technisch gesehen ist es schon machbar. Genetic Engineering ist ziemlich weit fortgeschritten.«
»Aber?«
»Nun, um so ein perfektes Kind zu erzeugen wie auf eurem Ausdruck, reicht eine künstliche Befruchtung nicht aus. Man müsste massiv nachhelfen. Und das wäre ziemlich illegal.«
»Aber machbar wäre es?«
»In Timbuktu vielleicht. Aber hier?«
Das war wirklich eine schlechte Nachricht. Jetzt gab es für einen Mord an Alexandra Taboch praktisch kein Motiv mehr. Aber warum wollte dieser Henthen unbedingt, dass seine Wunschkandidaten das Kind adoptierten?
»Wissen Sie denn, wer die Eltern des Kindes sind?«, fragte Katharina.
»Also, die Mutter ist diese Alexandra Taboch. Und der Vater ist auf jeden Fall nicht derjenige aus euren Unterlagen. Ich drucke euch mal das Genprofil aus, falls Ihr über einen Verdächtigen stolpert.«
Torsten Kleinau ließ seine Finger geschmeidig über die Tastatur wandern: Tänzer eines Miniaturballetts. Katharina beobachtete ihn. Dabei fiel ihr etwas auf: Direkt neben der Tastatur stand ein Fingerabdruck-Scanner. Wie der von Melanie Wahrig.
»Wow, tolles Sicherheitssystem. Ich wusste gar nicht, dass es schon auf dem Markt ist.«
»Ist es offiziell auch noch nicht. Ein Beta-Test. – Funktioniert aber schon ziemlich gut.«
»Ist es nicht schwer, da Tester zu werden?«
Torsten Kleinau zuckte mit den Schultern: »Nicht wirklich. Die haben die Dinger kistenweise verschickt. Ich habe allein für das Labor hier ein ganzes Dutzend bekommen. Dabei gibt es hier nur einen einzigen Rechner, bei dem so ein System einsetzbar ist. Dieser hier.«
Er deutete auf das Tower-Gehäuse unter seinem Schreibtisch.
»Alles gesteuert von einem einzigen PC?« Katharina sah ungläubig auf die Hardware der automatischen Genanalyse-Anlage.
»Nicht doch. Die eigentliche Arbeit macht das Bladecenter da hinten.« Torsten Kleinau deutete auf einen schwarzen Schrank in einer Ecke des Raums. »Mein Computer erlaubt nur den Zugriff auf die Daten. Und die grafische Aufbereitung läuft auch auf meinem Rechner. Deswegen dieses High-End-Teil. Ist aber cool für Spiele.«
»Wer hat denn eigentlich alles Zugriff auf die Daten?«, fragte Andreas Amendt.
»Ganz direkt? Nur ich. Neue Sicherheitsbestimmungen, seitdem wir ›Competence Center DNA‹ sind.«
»Und was passiert, wenn du nicht hier bist?«
»Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm es will.« Torsten grinste. »Die beiden anderen Stellen sind gestrichen worden, als sie feststellten, dass das Labor doch teurer wird als erwartet.«
»Aber sollte es nicht rund um die Uhr besetzt sein?«
»Hätte, könnte, müsste, sollte. Weder das Innenministerium noch BKA, LKA oder die Uni wollen Gelder für die Stellen lockermachen. Und ich bin auch nur hier, weil ich promoviere. – Eines der besten DNA-Labors der Welt, und keiner, der es bedient. Außer mir.«
»Sonst hat keiner Zugriff? Auch Fischer-Lause und Henthen nicht?«
»Im Moment nicht. Und alles, was ich rausschicke, ist verschlüsselt. PGP mit 1024-Bit-Verschlüsselung und Signatur. Muss ja letztlich gerichtsfest sein.«
»Und diese Planspiele von Fischer-Lause und Henthen?«
»Dafür habe ich unseren beiden Gen-Spielkindern eine Sandkiste eingerichtet. Da können sie sich austoben. Aber die Analysen mache nur ich. Gesetzliche Vorschrift.«
»Das heißt, niemand kann die Daten manipulieren?«
»Nur mit sehr viel krimineller Energie. Alles, was digital ist, kann manipuliert werden. Aber dazu müsste man die automatische Protokollfunktion ausschalten, die Back-ups löschen und zudem genau wissen, was man tut. Genetik ist nicht gerade trivial.«
Katharina kaute auf ihrer Unterlippe. »Fällt Ihnen jemand ein, der so etwas könnte?«
»Außer mir? Niemand. Zumindest nicht spontan. Gibt nicht so viele Menschen, die gleichzeitig Informatiker und Biochemiker sind.«
Andreas Amendt legte ihm die Hand auf die Schulter. »Torsten ist ganz stolz auf seine zwei Diplome.«
Wenn Torsten Kleinau lächelte, sah er noch jünger aus: »Und auf meinen ehemaligen Ruf als gefährlicher Hacker.«
»Und? Warum haben Sie das aufgegeben?«, fragte Katharina. Es schadete vielleicht nichts, seine Eitelkeit ein wenig zu füttern. Einen Vertrauten in der DNA konnte man immer brauchen.
»Wer sagt, dass ich das habe? Ich habe mich nur auf einen sehr viel schwierigeren Code gestürzt. Kein Computersystem ist so spannend wie das menschliche Genom.«
***
Jeannie, mit dicker, roter Nase und in mehrere Schals gehüllt, saß an ihrem Platz, als Andreas Amendt, Katharina und die beiden Leibwächter in das Büro des Rechtsmediziners kamen.
»Professor Metzel hat angerufen«, krächzte sie. »Ihr Leichenschau-Kurs am Freitag soll unbedingt stattfinden.«
»Und wie? Ohne Leiche?«
»Ich kann doch wieder …«
»Ach Jeannie, erstens bist du erkältet, und zweitens sollte ich dann anfangen, ein paar ziemlich garstige Untersuchungen vorzuführen. Und aufschneiden möchte ich dich dann doch nicht.«
Schade, dachte Katharina – und schämte sich im nächsten Augenblick.
***
Hans und Lutz stürzten sich auf die Kaffeemaschine in Andreas Amendts Büro, glücklich, etwas anderes tun zu können, als bedrohliche Schatten zu spielen.
Katharina zog die Ausdrucke der PDFs von Melanie Wahrigs Rechner aus der Tasche und gab sie dem Arzt. »Können Sie damit etwas anfangen?«
Andreas Amendt betrachtete die Ausdrucke nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, keine Ahnung, was das ist. – Warum?«
»Die stammen aus Mails, die von irgendwo aus der Uni kommen. Ich dachte, es könnten vielleicht medizinische Unterlagen sein.«
»Zumindest keine, die ich kenne.«
»Schade.«
»Wir sind übrigens noch verabredet heute. Mit meinem ehemaligen Doktorvater. Vielleicht kann er uns helfen.«
»Und wenn nicht?«
»Dann haben wir wenigstens einen angenehmen Nachmittag.«
***
Andreas Amendt war nur widerwillig in den knallroten Mini gestiegen. Katharina musste ihm erst versprechen, zivil zu fahren. Ihr blieb auch nichts anderes übrig, denn nicht nur Hans und Lutz sollten ihr folgen können, sondern auch der unauffällige schwarze Audi mit Wiesbadener Kennzeichen. Personenschutz vom BKA. Polanski hatte ihr also nicht zu viel versprochen.
Die Kolonne fuhr kurze Zeit später vor Lauras Kindergarten vor. Katharina bat Lutz in weiser Voraussicht mit hinein. Irgendwie hatte sie es im Gespür, dass …
***
»Laura hat Torbens Hand verstaucht«, fauchte Elfie LaSalle zur Begrüßung.
Laura schob schmollend die Unterlippe vor: »Er hat mich gehauen. Weil sein Papa mit ihm geschimpft hat. Und dann hat er mich wieder so weggedrückt.«
»Laura hat mir erzählt, dass Sie ihr einen Polizeigriff gezeigt haben!«
»Einen ganz harmlosen Hebel.«
»Gewalt ist keine Lösung!«
»Wenn er mich doch haut«, schmollte Laura weiter.
»Dann läufst du weg und kommst zu mir!«
»Ich bin doch keine Petze!«
Elfie LaSalle sah wieder zu Katharina. Katharina betrachtete das in zornige Falten verzogene Gesicht der Kindergärtnerin.
»Haben Sie das auch gemacht? Weglaufen? Als Sie geschlagen wurden?«, fragte sie freundlich.
»Was?« Elfie LaSalle wurde schlagartig blass.
»Die kleine Narbe unter ihrem Auge. Ich schätze mal, der Schläger trug einen Ring?«
»Das geht Sie nichts an!«
»Und Ihre Nase hat der plastische Chirurg gut wieder hingekriegt.«
»Was? Woher wissen Sie –?«
»Mit der Zeit bekommt man einen Blick für so was. Auch ohne die Krankenakten zu lesen, die am Autopsie-Bericht dranhängen.« Katharina spürte Zorn in sich aufsteigen. »Wissen Sie eigentlich, in wie vielen Fällen ich schon ermittelt habe, bei denen der letzte Schlag tödlich war?«
Volltreffer. Tränen kullerten über Elfies Wangen.
»Wer sich wehrt, überlebt«, fuhr Katharina ärgerlich fort. »Und deswegen bin ich stolz auf Laura.« Sie holte Luft, um mit ihrer Tirade fortzufahren.
Doch eine Hand legte sich schwer auf ihre Schulter. Lutz. »Lass gut sein, Katharina.«
»Ist doch wahr! Die gebrochene Nase, die Narbe im Gesicht und wer weiß, was noch alles. Völlig unnötig. Wenn sie sich ein einziges Mal gewehrt hätte.«
»Katharina, es ist gut jetzt!« Lutz sprach lauter als gewöhnlich. Dann nahm er die Kindergärtnerin in den Arm.
»Er hat … mich geschlagen … als … ich schwanger war …«, hörte Katharina sie schluchzen, »hat unser Kind totgeprügelt …«
Daher hatte Elfie also einen Kindersitz. Eigentlich tat sie Katharina leid. Manche lernten es leider auf die harte Tour.
»Lutz, warum nimmst du dir nicht mal den Abend frei?«, sagte sie sanfter. »Hans ist ja da und die Leute vom BKA.«
»Wenn du meinst.« Lutz hielt immer noch die schluchzende Kindergärtnerin im Arm.
»Ja. Dann kannst du dich um Frau LaSalle kümmern.«
Elfie sah zu ihm hoch: »Wirklich?«
Lutz gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
***
Der Mann, der den kleinen Weg von der altmodischen Villa zu der Garage, vor der sie Morris geparkt hatten, heruntergeeilt kam, entsprach ziemlich genau Katharinas Vorstellung von einem Großvater. Er musste etwa Mitte siebzig sein, hatte weiße, volle Haare und einen gepflegten Bart. Die Weste seines hellen Anzugs spannte sich über seinem runden Bauch.
Professor Paul Leydth begrüßte sie herzlich. Laura, ganz Prinzessin, erwiderte den Händedruck mit einem Knicks.
»Du bist aber eine höfliche junge Dame.« Die Stimme des Professors war warm und voll. Noch eine Wunsch-Großvater-Eigenschaft. Er erblickte Katharinas Auto.
»Das ist ja ein Mini Monte Carlo! So einen habe ich früher auch gefahren, aber das muss über vierzig Jahre her sein.« Er ging bewundernd um das Auto herum. »Gut in Schuss, der Wagen.«
»Als ich ihn gekauft habe, war er ein Wrack. Ich habe ihn selbst wieder aufgebaut«, erklärte Katharina nicht ganz frei von Stolz. Sie drückte auf den Schließknopf der Zentralverriegelung. Morris blinkte zweimal und gab einen leisen, freundlichen Huper von sich. »Kleines Zugeständnis an die heutige Zeit.«
»Hat Katharina auch selbst eingebaut. Und eine Frau, die immer den Weg sagt«, ergänzte Laura, nicht minder stolz.
»So, so«, sagte Paul Leydth. »Sie mögen Oldtimer? Dann muss ich Ihnen bei Gelegenheit mal meine Garage zeigen. Das dürfte Sie interessieren.«
»Aber nicht jetzt! Der Kaffee wartet.« Die Frau, die am Rand des Weges stand, war groß und schlank. Ihr langes silbergraues Haar war zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden. Ihr Gesicht war fein geschnitten, dominiert von den fast zu großen Augen. Und ihre Stimme war es gewohnt, auch große Auditorien mit Wohlklang zu füllen.
»Frau Kammersängerin, wir kommen«, sagte Paul Leydth. »Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen: Angelica Leydth. – Und das hier ist Katharina Klein.«
Die Frau streckte Katharina die Hand entgegen: »Ach, Andreas hat uns schon so viel von Ihnen erzählt.« Ihr Händedruck war warm und kräftig. »Natürlich nur Gutes.«
Gemeinsam gingen sie den Weg zum Haus hinauf, einer imposanten Gründerzeit-Villa mit zahlreichen Erkerchen und Türmchen, umgeben von einem charmant-wilden Garten. Katharina kannte die Villa von außen. Als Kind war sie häufig mit dem Fahrrad an dem Grundstück vorbeigefahren und hatte sich Geschichten über die Bewohner ausgedacht: Vielleicht wohnte dort ein verrückter Wissenschaftler. Oder ein weltenrettender Philanthrop: Das Wort hatte sie von ihrer Mutter gelernt und der Klang hatte ihr gefallen. In einer Phase, in der sie vor allem Comics gelesen hatte, hatte sie darüber spekuliert, ob dort ein geheimnisvoller Millionär wohnte, der nachts heimlich durch Frankfurt zog und Verbrechen bekämpfte.
Katharina bemerkte, dass der Weg, über den sie gingen, mal breiter gewesen sein musste. Doch ein Großteil des Kopfsteinpflasters war jetzt von Gras überwuchert. Vermutlich konnte man früher einmal vom Tor bis zum Eingang der Villa vorfahren. Doch dieser Weg war jetzt von der Garage versperrt.
Professor Leydth hatte Katharinas Blick bemerkt: »Es scheint mir angemessener, das Haus zu Fuß zu erreichen. Sie wissen gar nicht, wie so ein kleiner Spaziergang das Gemüt beruhigt. Gerade bei etwas nervösen Patienten.«
»Paul war Psychiater und Neurologe«, erklärte Andreas Amendt. »Er hatte seine Praxis hier im Haus.«
»In der Villa meiner Ahnen. Etwas eigenwilliger Baustil, aber ich habe sie liebgewonnen.«
»Dann sind Sie …?«
»Der Letzte der Leydths, ja.«
Die Leydths, das wusste Katharina, waren eine der großen Industriellenfamilien Hessens gewesen. Halb Frankfurt, so sagte man, habe den Leydths gehört.
»Und dieses Haus ist alles, was davon übrig ist.« Der Professor musste Katharinas Gedanken erneut erraten zu haben. »Das Haus und ziemlich viel Anlagevermögen. – Zum Leidwesen meiner Eltern konnte ich mich nicht entschließen, das Geschäft fortzuführen. Stattdessen habe ich mich der Medizin gewidmet. So steht es zumindest im Who’s who.«
***
Katharina hatte eine verkramte Villa erwartet, vollgestopft mit Erinnerungsstücken an längst vergangene Zeiten. Doch das Haus war luftig und elegant eingerichtet. Ausgesuchte Antiquitäten standen geschmackvoll eingepasst zwischen modernerem Mobiliar.
Auf dem Weg, der sie in einen anderen Gebäudeteil führte, kamen sie durch eine kleine Halle mit großen Oberlichtern. Paul Leydth hielt an. »Das hier ist unsere Ahnengalerie. Zumindest war sie das, bevor ich all die alten Schinken eingemottet habe. In zweihundert Jahren kommen eine ganze Menge Köpfe zusammen.«
Er führte sie vor ein großes Gemälde, das zentral an einer Wand hing. Laura kicherte. »Das sieht aus wie diese Bilder, wo man ganz viel suchen muss.«
»Genau das war auch die Absicht. Ich habe einen befreundeten Künstler gebeten, alle meine Ahnen auf einem Bild zu vereinen. Das spart Platz, und trotzdem erfüllt es die testamentarische Auflage, in diesem Raum unseren Vorfahren qua Abbildung Respekt zu zollen.«
Während Paul Leydth Laura seine Ahnen zeigte, hatte ein anderes Bild Katharina magisch angezogen. Es war nicht besonders groß und zeigte einen springenden, blauen Delfin. Das war … Das konnte nicht sein. Oder doch?
Paul Leydth hatte mit der kleinen Erläuterung seiner Ahnenreihe aufgehört und war neben sie getreten.
»Eine Zeichnung aus –«
»The Legend of the Dolphin«, unterbrach ihn Katharina.
»Sie haben davon gehört?«
»Natürlich.« The Legend of the Dolphin hätte der erste farbige, abendfüllende Zeichentrickfilm werden sollen. Die Bewegungen des Delfins wurden angeblich Bild für Bild von Originalaufnahmen abgezeichnet. Doch das kleine Studio brannte vor der Fertigstellung ab, die Arbeit war verloren. »Wie haben Sie das Bild gefunden?«
»Ach, das war ein Glücksfall. Ein Kunstimporteur kam eines Tages damit zu mir. Drei Blätter dieser Art waren bei einer Lieferung dabei, die er aus den USA für einen Kunden importiert hatte. Doch der Kunde wollte sie nicht. Sie mussten zufällig in die Lieferung geraten sein. Die Verkäufer in den USA wollten sie auch nicht. Ich habe die Blätter prüfen lassen. Eindeutig Zeichnungen von Ub Ibram.«
Ub Ibram, der Chefzeichner von The Legend of the Dolphin, war bei dem Brand umgekommen.
»Zwei der Blätter wollte der Händler für seine delfinverrückten Töchter behalten. Das dritte habe ich ihm abgekauft.«
Katharina durchfuhr es eiskalt: »Der Kunsthändler hieß Diether Klein?«
Paul Leydth nickte. Die Frage überraschte ihn offenbar nur mäßig . »Sie sind seine Tochter, nicht wahr?«
»Woher …?«
»Ach, eine Halbkoreanerin mit dem Namen Klein? – Irgendjemand hat mir erzählt, dass Sie Polizistin geworden sind«, antwortete der Professor rasch.
Katharina wandte sich wieder dem Bild zu. »Ich hab was ganz Tolles für deine Delfin-Sammlung«, hatte ihr Vater gesagt. In ihrem letzten Telefonat.
»Der ist aber schön.« Laura, die sich auf ihren eigenen kleinen Rundgang durch die Galerie gemacht hatte, war zu ihnen gestoßen.
»Ja, nicht wahr? Magst du auch Delfine?«, fragte der Professor freundlich.
»Ja, aber Giraffen habe ich noch lieber. – Katharina sammelt Delfine.«
»So, so. Und Zeichentrickfilme mag sie auch?«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich Zeichentrickfilme mag?«
»Nur wirkliche Fans kennen The Legend of the Dolphin.«
Katharinas Wangen begannen zu glühen. Ertappt bei ihrer kindlichen Vorliebe.
»Bevor du jetzt aber in dein Kino bittest zur Vorführung deiner eigenen Sammlung, lasst uns Kaffee trinken«, ermahnte Angelica Leydth ihren Mann streng.
»Sie sammeln Trickfilme?«, fragte Katharina.
Paul Leydth antwortete mit verlegenem Stolz: »Oh ja! Meine Frau tadelt mich zwar stets für diese Leidenschaft, aber ich habe Originalkopien aller wichtigen abendfüllenden Zeichentrickfilme. Dafür habe ich einen der zahlreichen großen und überflüssigen Räume im Haupthaus zum Kino umbauen lassen. Bei Gelegenheit …«
»Gern«, antwortete Katharina schnell, noch bevor sie wusste, was sie da eigentlich sagte. Sie kannte diesen Mann doch kaum. Aber einem Großvater konnte man doch vertrauen, oder etwa nicht?
***
»Ich wusste ja, ihr würdet euch blendend verstehen«, sagte Andreas Amendt. Sie saßen in einem großen Salon vor einem flackernden Kamin. Laura nippte selig an einer Tasse heißer Schokolade.
Paul Leydth wandte sich an seine Frau: »Angelica, was hältst du davon, Laura deine Musikinstrumente zu zeigen?«
»Das ist eine gute Idee. Laura, hast du Lust mitzukommen?«
Das kleine Mädchen stellte ihre Tasse ab und rutschte abenteuerlustig vom Sofa. »Klar.«
Angelica Leydth nahm Laura an die Hand und führte sie in einen angrenzenden Raum.
»Ein liebes Kind«, sagte der Professor. »Aber kommen wir mal zum Grund eures Besuches. – Ihr wolltet mehr über Fischer-Lause, Henthen und ihre Forschung wissen.«
»Na ja …« Andreas Amendt zuckte mit den Schultern. »Eigentlich hat es sich schon fast erübrigt. Johanna ist kein Wunderkind.«
Paul Leydth legte die Fingerspitzen zusammen. »Hm, vielleicht bist du da etwas vorschnell.«
»Aber das Genprofil –«
»Mein lieber Andreas, schon zu meiner Zeit, mit Füller und Schreibmaschinen, konnte man medizinische Unterlagen fälschen. Und ich bin mir sicher, im Zeitalter des Computers geht das noch schneller und einfacher. Wie so vieles andere auch.«
»Du meinst –?«
»Eigentlich ist es einerlei. Es kommt darauf an, was Henthen glaubt. Und offenbar liegt ihm viel an dem Kind.« Paul Leydth lehnte sich zurück und musterte sie.
»Bitte, Paul, kein Testat«, sagte Andreas Amendt genervt.
»Früher hast du nicht so schnell aufgegeben.« Der Professor wirkte ein wenig enttäuscht.
»Das hier ist doch keine Diagnose.«
»Warum nicht? Wir haben ein Problem, das wir nicht kennen. Wir haben die Symptome. Also?«
»Also was?«
»Was wisst ihr?«
Katharina knetete ihre Unterlippe. »Offenbar ist Johanna bedeutsam für Henthen. Sonst würde er nicht so ausrasten.«
»Was noch?«
»Er hat potenzielle Adoptiveltern, die das Kind unbedingt haben wollen. Und vermutlich bereit sind, dafür zu zahlen.«
Paul Leydth runzelte die Stirn. »Nicht ganz. Henthen war bereit, für das Kind zu zahlen. Über die Adoptiveltern wissen wir nichts. – Andreas?«
Der Arzt zuckte mit den Achseln. »Gut, Henthen dürfte hoch sechs- oder sogar siebenstellig verdienen. Finanzielle Probleme hat er keine, soweit wir wissen. Oder etwa doch?«
»Nicht, dass ich wüsste. Er lebt relativ bescheiden.« Paul Leydth wirkte schon sehr viel zufriedener. »Ich war so frei, ein paar meiner Bankkontakte zu befragen. Er hat keine Schulden und außerdem ein akzeptables kleines Vermögen.«
»Dann wird Geld also nicht das Motiv sein. Außer …«, dachte Katharina laut nach.
»Ja?« Paul Leydth lächelte unverbindlich.
»Außer, sein Institut steckt in finanziellen Schwierigkeiten.«
»In finanziellen nicht, nein. – Für Genetik gibt es momentan mehr als genug potenzielle Geldgeber.«
»Aber er hat andere Schwierigkeiten?«
Paul Leydth lehnte sich vor. »Welche könnten das sein?«
»Juristische. Wenn ich Torsten Kleinau richtig verstanden habe, ist die rechtliche Grundlage seiner Forschung alles andere als gesichert.«
»Sehr gut.«
Katharina ertappte sich dabei, dass sie sich über das Lob freute wie eine gelehrige Schülerin. »Ich nehme an, dass Henthen den legalen Bereich seiner Forschung ausgeschöpft hat?«
»Und den grauen Bereich auch, munkelt man.«
»Das Kind ist eine Bestechung. Um weiterarbeiten zu können, braucht Henthen die passenden Gesetze. Aber –«
»Kein Aber!«, unterbrach Paul Leydth sie.
»Bessere Gesetze im Tausch gegen ein Kind?«
»Ein genetisch optimiertes Wunschkind ist ein anständiger Preis. Wenn er den richtigen Leuten gezahlt wird.«
Andreas Amendt räusperte sich. »Die Theorie hat einen Fehler. Dazu müsste Johanna dieses Wunderkind sein. Das ist sie aber nicht.«
»Nur –«, setzte der Professor an.
»Das wissen die Eltern doch nicht«, kam Katharina ihm zuvor. »Und ich schätze mal, es gibt nicht allzu viele unabhängige Stellen, die das bestätigen können. Und wenn Henthen wirklich so eine Koryphäe ist, dann werden sie ihm wohl auch so vertrauen.«
Andreas Amendt war nicht überzeugt. »Und wenn sich das Kind nicht als Wunderkind entpuppt?«
»Dann ist es zu spät.« Der Professor fuhr amüsiert fort: »Wenn sie es überhaupt bemerken. Die Erwartungen der Eltern können ein Kind in der Entwicklung extrem beeinflussen.«
»Sie meinen, wenn die Eltern glauben, dass Johanna ein Wunderkind ist, und sie so behandeln, wird Johanna eines werden?«, fragte Katharina.
»Ziemlich genau.«
»Unglaublich.«
»Aber wahr. Nehmen Sie Andreas hier …«
»Paul, bitte.« Andreas Amendt wurde rot.
»Ach, Andreas, du bist nun wirklich das beste Beispiel. Er ist abwechselnd bei mir und bei Marianne Aschhoff aufgewachsen. Ich habe immer geglaubt, dass er ein guter Arzt werden würde, und Marianne und meine Frau haben in ihm immer einen guten Musiker gesehen.«
Andreas Amendt blickte zu Boden: »Ich bin kein guter Arzt.«
Der Professor wandte sich an Katharina. »Reine Koketterie. Er war einer meiner begabtesten Schüler.«
Abrupt stand Andreas Amendt auf. Er ging zu dem großen Flügel im Salon nebenan. Nicht »Autumn Leaves«, betete Katharina still für sich. Sie wurde erhört. Er spielte ein klassisches Stück, das sie nicht kannte.
Paul Leydth lehnte sich verschwörerisch zu Katharina: »Seine zweite Lebenslüge: ein mittelmäßiger Musiker zu sein.«
Sie schwiegen und hörten zu. Nach ein paar Minuten fragte Katharina: »Was ist mit ihm passiert? Warum ist er so …?«
»Er hat im Leben zweimal alles verloren, was ihm wichtig war. Erst seine Eltern, und dann –« Paul Leydth unterbrach sich. »Ich bin ein geschwätziger alter Mann. Er wird es Ihnen eines Tages selbst erzählen. – Sie haben noch einen zweiten Fall?«
Überrascht, aber dankbar für den Themenwechsel erzählte ihm Katharina von Melanie Wahrig. Sie endete mit ihrer Theorie, dass Lauras Mutter offenbar auf der Suche nach einem passenden Erzeuger für ihr zweites Kind gewesen war.
Paul Leydth hatte die ganze Zeit nur zugehört. Als sie fertig war, sagte er: »Ihre Theorie klingt schlüssig. Sie vermuten den Täter bei den potenziellen Vätern?«
»Scheint mir naheliegend. Vermutlich hat sich einer der Männer in sie verliebt. Und als sie ihm reinen Wein eingeschenkt hat …«
Paul Leydth nickte. »Denkbar. Welche Möglichkeiten gibt es noch?«
»Haben Sie einen Vorschlag?«
»Nur eine Beobachtung, wenn Sie gestatten.«
»Natürlich.«
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat der Täter ja systematisch alle Spuren beseitigt. Oder es zumindest versucht.«
»Ja. Soweit wir sehen können.«
»Warum hat er dann die Kondome aus dem Kühlschrank nicht mitgenommen?«
»Vielleicht hat er sie übersehen.«
»Warum würde jemand, der erfahren hat, dass er als Samenspender untersucht werden soll, nicht systematisch alles nach Spuren von sich absuchen?«
»Sie meinen, dass unser Täter gerade nicht im Kreis der potenziellen Väter zu finden ist? Er hat nicht nach entsprechenden Spuren gesucht, weil er entweder nichts davon wusste, oder weil sie ihn nicht belasten würden?«
»Es wäre eine Möglichkeit, meinen Sie nicht?«
»Aber welches Motiv sollte er –«
»Oder sie«, unterbrach Paul Leydth sie.
»Wie kommen Sie darauf, dass der Täter eine Frau ist?«
»Ich halte es nur für möglich. Sie nicht?«
»Für die Tat braucht es schon ziemlich viel Kraft.«
»Es gibt kräftige Frauen. Aber weiter im Text: Gibt es denn Personen, die infrage kämen?«
Katharina überlegte. Was Paul Leydth sagte, war nicht falsch. Doch wen … Zumindest einer fiel ihr sofort ein: »Tom Wahrig, Melanies Exmann. Er scheint aber ein ziemlich wasserdichtes Alibi zu haben. Er segelt gerade rund um die Welt.«
»Es gibt Häfen und Flugzeuge. – Wen noch?«
»Mir fällt niemand sonst ein.«
»Mir schon. Zwei Personen sogar.«
»Nämlich?«
»Was wissen Sie über den geheimnisvollen E-Mail-Schreiber?«
»Nichts. Nur, dass er Zugang zu einem Universitätscomputer hat. Und dass er Melanie Wahrig geliebt hat.«
»Liebe kann ein scharfes Schwert sein.«
»Aber wenn das Kind für die beiden gedacht ist …«
»Ist es das?«
Paul Leydth hatte recht. Frauen taten seltsame Dinge. Hatte Melanie Wahrig tatsächlich eine Intrige gesponnen? Hatte sie Zaphod benutzt? War ihr Tod die Quittung dafür gewesen?
»Melanie kannte den idealen Vater doch noch gar nicht«, wandte Katharina ein. »Und Eifersucht kann es ja schlecht gewesen sein. Zaphod musste doch wissen, dass Melanie die Spermaproben durch Sex sammelte.«
»Deswegen sprach ich auch nur von einer Möglichkeit.«
Paul Leydth lehnte sich zufrieden in seinem Sessel zurück.
»Sie sagten, Ihnen würden zwei Personen einfallen«, sagte Katharina vorsichtig.
»Nun ja, die zweite Person ist ein Schuss ins Blaue. Aber nehmen wir mal an, der Exmann war tatsächlich auf seinem Segelboot. Und nehmen wir weiterhin an, Melanie Wahrig hätte eine Intrige gesponnen. Dann gibt es noch einen Unbekannten, nicht wahr?«
Verdammt, Paul Leydth hatte schon wieder recht. Elfie LaSalle hatte es ja angedeutet: Melanie Wahrig war verliebt gewesen, und das schon seit einiger Zeit. Aber …
»Wieso kommen Sie darauf, dass Melanie Wahrig nicht in Zaphod verliebt war?«
»Welche Aufgabe hatte Zaphod in diesem Spiel?«
Katharina zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
»Was wissen Sie über die beiden?«, fragte der Professor streng.
»Das habe ich doch schon gesagt: Zaphod liebt Melanie, sie wollen gemeinsam ein Kind, er kommt aber nicht als Vater infrage. Er arbeitet an der Uni … Scheiße! Verzeihung.«
Paul Leydth fragte schmunzelnd: »Wer?«
»Henthen ist Zaphod?«
»Es wäre eine Möglichkeit. Das müssen Sie zugeben! Denn wer könnte nützlicher sein bei der Suche nach einem Vater mit optimalen Genen als ein anerkannter Reproduktionsmediziner?«
Katharina ließ vor ihrem inneren Auge ein Bild von Henthen entstehen. Es schüttelte sie: »Wer würde sich denn in Henthen verlieben?«
»Meine Rede. Bleibt also noch eine unbekannte Person.«
»Aber Henthen ist …«
»Gleichfalls verdächtig, ja. Aber zwei Morde, völlig unzusammenhängend …«
»Ziemlicher Zufall, stimmt.«
»Was wissen Sie also über die unbekannte Person?«
»Nur, dass sie als Erzeuger nicht infrage kommt. Also ein Gendefekt.«
»Oder?«
»Oder was?«
»Sie könnte auch eine Frau sein. Rein theoretisch.«
***
Andreas Amendt hatte endlich aufgehört, Klavier zu spielen. Es war Zeit, sich zu verabschieden. Paul Leydth wollte sie noch zum Auto begleiten.
Der Professor hätte einen guten Kriminalisten abgegeben, dachte Katharina. Vor allem hatte er ihre Gedanken geordnet. Das war sonst immer Thomas’ Aufgabe gewesen. Ihr Partner hatte stets alle Fakten gesammelt, sie in seiner kleinen, gestochenen Handschrift notiert, Fragen gestellt. Selten hatte er selbst Vermutungen geäußert, aber er war ein Genie darin gewesen, Katharinas Hypothesen blitzschnell anhand seiner Aufzeichnungen zu überprüfen. Katharina merkte, wie sehr er ihr fehlte – nicht nur als Partner, sondern auch als Freund.
Gedankenverloren spielte sie mit ihrem Schlüsselbund, mit der kleinen, neuen Fernsteuerung für die Zentralverriegelung. Sie waren auf der Mitte des Weges angekommen, als …
Ein Überschallknall? So laut?
Dann sah Katharina den Feuerball über der Garage aufsteigen.
Was war …? Keine Zeit nachzudenken!
Sie hechtete vor und stieß Laura, Andreas Amendt und Paul Leydth weg.
In derselben Sekunde bohrte sich an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten, eine rot und weiß lackierte Metallplatte in den Boden: das Dach von Morris.
Katharina sprang auf und riss ihre Pistole aus der Handtasche. Sie rannte los, vorbei an der Garage. Wo Morris gestanden hatte, lagen nur noch rauchende Trümmer. Das große Gatter an der Einfahrt war durch die Explosion aufgesprungen, das Tor der Garage eingedrückt.
Katharina hörte das Quietschen von Reifen. Sie lief durch das Tor auf die Straße, legte an, zielte, feuerte zwei Schüsse ab. Doch das Auto war schon um eine Kurve verschwunden. Mist! Wo waren eigentlich die Typen vom BKA?
Dann sah sie es: Sowohl Hans und Lutz als auch die Männer vom BKA hatten an der Straße geparkt, auf der gegenüberliegenden Seite des Tores. Die Wucht der Explosion war so stark gewesen, dass sie beide Autos in den Straßengraben gekippt hatte. Die BKA-Beamten krochen gerade aus ihrem Auto heraus.
Wo waren Hans und Lutz? Katharina ging zu dem umgekippten Golf. Lutz rang mit seinem Sicherheitsgurt.
Katharina riss an der Tür. Gott sei Dank ließ sie sich öffnen. Im nächsten Augenblick hatte sie schon ihr Taschenmesser aufgeklappt und begann, am Gurt zu sägen. Nach viel zu langer Zeit riss er endlich. Lutz kletterte aus dem Wrack, beugte sich dann gleich wieder hinein und zog Hans ins Freie. Der rührte sich nicht. Blut tropfte aus einer Wunde an seiner Schläfe. Katharina tastete nach Hans’ Puls. Er schlug regelmäßig. Gott sei Dank.
***
Lutz hatte Hans ins Haus getragen wie ein schlafendes Kind. Paul Leydth wies ihn an, ihn auf einem Sofa in einem der zahlreichen Salons abzulegen. Dann untersuchte er die Wunde an Hans’ Kopf.
»Eine Schnittwunde«, stellte er fest. »Der Kopf scheint sonst nichts abgekriegt zu haben.«
In diesem Moment schlug Hans die Augen auf: »Katharina …«, stöhnte er, dann blieb ihm die Luft weg.
Katharina nahm seine Hand: »Ganz ruhig.« Mit der anderen Hand knöpfte sie sein Hemd auf. Paul Leydth betastete die Rippen und den Bauch. »Fühlt sich nicht an, als ob was gebrochen wäre, vermutlich nur eine heftige Prellung. Aber er muss ins Krankenhaus!«
»Erst müssen wir die Wunde versorgen«, sagte Katharina. »Was haben Sie im Haus?«
»Alles Nötige. Ich hole meine Tasche.« Er eilte davon, während Katharina Hans’ Hemd auf die Wunde presste.
Paul Leydth war in wenigen Minuten zurück. Er warf Katharina ein paar Einweghandschuhe zu, während er selbst sie bei der improvisierten Kompresse ablöste.
»Schnell, Andreas. Du bist besser im Nähen als ich.«
Andreas Amendt zitterte immer noch, aber er atmete tief durch: »Lassen Sie mich die Wunde sehen.« Katharina hob die Kompresse ab.
Als hätte man einen Schalter umgelegt, war Amendt jetzt die Ruhe selbst.
»Könnten Sie …?«, begann er.
Doch Katharina wusste schon, was zu tun war. Behutsam schob sie die Wundränder zusammen, während Paul Leydth rings um die Wunde ein örtliches Betäubungsmittel injizierte. Andreas Amendt hatte währenddessen das Nahtgut aus seiner Verpackung befreit. Er begann zu nähen – sorgfältig, mit kleinen Stichen, Schicht um Schicht.
Katharina nahm vorsichtig die Hände weg. Die Naht hielt.
Paul Leydth sah ihr über die Schulter, während Andreas Amendt und sie Hans’ Kopf verbanden: »Du hast recht, Andreas. Sie wäre wirklich eine gute Ärztin geworden.«
Das wäre jetzt eigentlich ein guter Augenblick, dachte Katharina noch, um in Ohnmacht zu fallen.
***
»Sie kommt zu sich.« Die Stimme von Andreas Amendt.
»Sind Sie sicher, dass sie nicht verletzt ist?« Polanski.
»Ganz sicher.«
»Wenn doch, haben die Russen endgültig ein Problem.« Antonio Kurtz?
Katharina fand es an der Zeit, die Augen zu öffnen.
Polanski und Antonio Kurtz hatten sich über sie gebeugt. Ebenso Andreas Amendt und Paul Leydth, der mit den Sorgenfalten auf der Stirn noch mehr wie ein Großvater aussah.
Katharina versuchte sich aufzusetzen, doch Andreas Amendt hielt sie sanft zurück: »Lieber nicht. Warten Sie, bis sich Ihr Kreislauf stabilisiert hat.«
Polanski hockte sich neben sie. »Wissen Sie, was passiert ist?«
»Eine Autobombe. Ziemlich stark. Und irgendwie mit der Zentralverriegelung verbunden.«
»Wie konnte das passieren?« Polanski war aufgestanden und hatte die Frage in den Raum gestellt. Katharina hob den Kopf. Hans und Lutz saßen nebeneinander auf einem Sofa, die Köpfe gesenkt. Zwei weitere Männer, vermutlich die Personenschützer vom BKA, standen in einer Ecke.
»Das würde mich auch interessieren«, sagte Antonio Kurtz ärgerlich. »Hans, Lutz?«
»Weiß nicht, Boss«, antwortete Lutz tonlos.
»Aber ich«, sagte Hans. »Die beiden da wollten unbedingt unsere Papiere kontrollieren. Währenddessen müssen die Bombenleger durchgeschlüpft sein.«
Polanski und Antonio Kurtz musterten die beiden BKA-Beamten, die vermutlich einiges darum gegeben hätten, jetzt mit der Wand verschmelzen zu können.
»Nun, ein Auto mit zwei bewaffneten Insassen …«, sagte einer der beiden.
Antonio Kurtz wandte sich an Polanski: »Haben Sie denen nicht gesagt, dass sich auch noch private Sicherheitskräfte um Katharina kümmern?«
»Doch, schon. Zumindest habe ich das so durchgegeben.«
»Aber wir haben einen Hinweis bekommen, dass es sich bei den beiden um Kriminelle handeln soll«, sagte der andere BKA-Beamte entschuldigend.
»Hölsung.« Polanski und Katharina sagten es gleichzeitig. Katharina fügte hinzu: »Ich hätte ihn erschießen sollen.«
»Ich bin fast geneigt, Ihnen recht zu geben, Katharina. Wenn ich den in die Finger kriege! – Ach ja …« Polanski wandte sich an Antonio Kurtz. »Es wäre vielleicht besser, wenn nur das BKA …«
»Kommt überhaupt nicht infrage!« Kurtz drehte sich zu Hans und Lutz. »Ab sofort weicht ihr Katharina nicht mehr von der Seite. Außerdem kriegt ihr den Panzer.«
Der Panzer war Antonio Kurtz’ speziell gesicherter Maybach: Panzerplatten, schussfeste Scheiben, sichere Reifen; der getunte Motor hatte mehr als sechshundert PS. Vermutlich das sicherste Auto in ganz Frankfurt. Nobel geht die Welt zugrunde.
***
Der Panzer hatte sie dann auch nach Hause gebracht. Hans hatte sich standhaft geweigert, in ein Krankenhaus zu gehen. Auch Lutz hatte immer noch ein schlechtes Gewissen und weigerte sich, von Katharinas Seite zu weichen, als sie ihn zu seiner Verabredung mit Elfie LaSalle schicken wollte. Katharina war zu müde und zu genervt, um ihm zu widersprechen, doch Andreas Amendt hatte eine Idee: Lutz solle den Besuch bei Elfie nutzen, etwas mehr über Melanie Wahrig zu erfahren. Die Kindergärtnerin wäre vielleicht gesprächiger, wenn Katharina nicht in der Nähe war.
Aber auch nachdem Lutz gegangen war, empfand Katharina ihre Wohnung als überfüllt: Hans saß mit den beiden Personenschützern vom BKA am Küchentisch und diskutierte die Vorteile der neuen MP5. Andreas Amendt versuchte, aus dem Restlebensmittelchaos etwas Essbares zu zaubern.
Einzig Laura saß schweigend im Wohnzimmer und malte. Katharina setzte sich zu ihr. Sie sah dem kleinen Mädchen zu, wie es sorgfältig Strich um Strich setzte, immer wieder innehaltend, um eine neue Farbe auszuwählen. Polanski hatte angeregt, dass Laura aus Sicherheitsgründen vielleicht doch besser in einem Heim untergebracht werden sollte. Aber Laura hatte sich weinend an Katharina geklammert. Schließlich hatte er nachgegeben.
Katharina barg das Gesicht in den Händen. Am liebsten hätte sie geheult, aber nicht vor dem Mädchen.
Sie spürte, wie eine Hand ihr über den Kopf strich, und blickte auf. Laura hatte aufgehört zu malen und hockte neben ihr auf dem Sofa. »Bist du traurig, weil Morris tot ist?«
Tot. Sie alle wären jetzt tot. Laura. Andreas Amendt. Wenn sie nicht zufällig mit dem Schlüsselbund gespielt und die Autobombe vorzeitig gezündet hätte. Sie zog das kleine Mädchen an sich und schloss sie ganz fest in die Arme. Sie spürte den Herzschlag, den warmen Atem. Laura lebte. Katharina schwor sich, sie nie wieder in Gefahr zu bringen.
***
»Ich dachte, Sie wollten vielleicht auch eine Kleinigkeit essen.«
Andreas Amendt war ins Wohnzimmer gekommen. Er reichte Laura und Katharina je einen Teller mit Nudeln und einer nach Käse riechenden Sauce.
»Sie gestatten, dass ich …?« Andreas Amendt setzte sich in einen Sessel.
Laura kniete sich vor den Wohnzimmertisch und nahm ihren Löffel. »Warum mag der Paul dich nicht?«, fragte sie Andreas Amendt.
Das Kind bekam ziemlich viel mit, dachte Katharina. Was hatte Polanski zum Abschied gesagt? »Für meinen Geschmack kommen in Ihrer Gegenwart zu viele Menschen zu Schaden, Amendt.« Der Arzt hatte nicht widersprochen.
»Das ist eine lange und uralte Geschichte«, beantwortete er jetzt Lauras Frage.
»Erzählst du sie mir?«
»Nein.« Er sagte es nicht schroff. Nur leise und bestimmt. Katharina fröstelte. Auch Laura betrachtete ihn argwöhnisch. Dann wandte sie sich ihrem Teller zu.
***
Katharina war dankbar für das Klingeln an der Wohnungstür. Sie wollte selbst hingehen und öffnen, doch Hans befahl ihr, ins Wohnzimmer zurückzukehren. Sie gehorchte.
Kurze Zeit später führte Hans Frauke Müller-Burkhardt ins Wohnzimmer. Die verliebte Staatsanwältin hatte Katharina gerade noch gefehlt. Frauke setzte sich zu Katharina und Laura aufs Sofa.
»Ich hoffe, die Bombenlegerin wird mir zugeteilt.«
»Bombenlegerin?«
»Ja. Erinnerst du dich an Andrej Chrabrijewskow?« Frauke brachte den Namen über die Lippen, ohne zu stottern.
»Der Typ von gestern? Der mich vor meiner Haustür abgepasst hat?«
»Genau der. Arbeitet normalerweise mit seiner Schwester Elena zusammen. Sprengstoffexpertin. Liegt doch nahe, dass sie es war, die versucht hat, dich in die Luft zu sprengen.«
»Wartet mal einen Augenblick!«
Katharina nahm ihr Telefon und ging ins Gästezimmer, um ungestört zu sein. Antonio Kurtz war sofort am Apparat.
»Katharina! Bist du gut nach Hause gekommen?«
»Ja. Kennst du einen Andrej Chrabrijewskow? Oder seine Schwester Elena?«
Kurtz zog die Luft zwischen den Zähnen ein. »Natürlich. Das Pärchen, das die Russen auf dich angesetzt hatten.«
»Wusstest du, dass die Schwester Sprengstoff-Expertin ist?«
Katharina war nicht in der Stimmung, den Moment zu genießen, in dem sie ihrem Patenonkel endlich einmal um eine Information voraus war.
»Madonna ragazzi. Ich habe mir die Bande doch zur Brust genommen. Sie behaupten, sie hätten alle Hilfen für de Vega eingestellt.«
»Und du vertraust ihnen?«
»Sagen wir mal, sie vertrauen mir: Ich habe sie wissen lassen, dass keiner von ihnen das Land lebend verlässt, wenn dir auch nur ein Haar gekrümmt wird. – Warte mal eben.«
Katharina hörte, wie das Telefon beiseitegelegt wurde. Dumpf klangen Gesprächsfetzen zu ihr durch. Antonio Kurtz telefonierte von seinem zweiten Apparat aus. Seine Stimme klang schroff und befehlend.
»Katharina?«, meldete er sich nach ein paar Minuten wieder. »Sie haben mir hoch und heilig versprochen, sie hätten alle Hilfe für de Vega eingestellt. Nur …« Katharina spürte die schlechte Nachricht, noch bevor Kurtz sie aussprach. »Elena ist abgetaucht. Katharina, bitte, du musst …«
»Ich weiß. Ich passe auf. Mittlerweile habe ich hier eine halbe Armee um mich herum.«
»Die Frau war beim KGB. Die kann ihren Job. – Keine Extratouren. Versprich mir das.«
»Ich verspreche es.« Katharina meinte es ausnahmsweise ernst.
***
Eine durchgeknallte Sprengstoff-Expertin mit KGB-Training auf Rachefeldzug: Das hatte Katharina gerade noch gefehlt. Wäre sie doch Ärztin geworden. Dann könnte sie ihre Kunstfehler einfach begraben und gut.
Andreas Amendt hatte der Staatsanwältin ebenfalls einen Teller Nudeln geholt. Sie hatte die Schuhe abgestreift und aß genüsslich mit untergeschlagenen Beinen. Katharina ließ sich auf den letzten freien Sessel fallen.
»Eine Runde Mensch-ärgere-dich-nicht?«, fragte Laura.
Es wurden drei Runden, von denen Laura zwei gewann. Das Mädchen gähnte herzhaft, als sie ihre letzte Figur ins Ziel geschoben hatte.
»Ich muss jetzt ins Bett«, verkündete sie und tappte aus dem Zimmer.
Katharina, Frauke und Andreas Amendt blieben sitzen und schwiegen sich an. Gut, dass das Mädchen zehn Minuten später im Pyjama und mit frisch geputzten Zähnen wieder im Raum stand: »Liest mir wer was vor?«
Katharina wollte aufstehen, doch Andreas Amendt war bereits an der Tür. Er nahm das kleine Mädchen an der Hand und ging mit ihr ins Gästezimmer.
»Interessanter Mann«, stellte Frauke sachlich fest. »Und eigentlich ganz attraktiv, findest du nicht? Zumindest für einen Mann. – Was machen deine Ermittlungen in Sachen Wahrig?«
Die Staatsanwältin kaute auf einer Haarsträhne, während sie zuhörte. Katharina berichtete ihr auch von der Querverbindung zu Henthen und Fischer-Lause.
»Ich glaube, man sollte den beiden einmal auf den Zahn fühlen«, fasste Frauke ihren Eindruck zusammen.
»Ich habe leider nichts Konkretes für eine Vernehmung.«
»Ich dachte auch eher indirekt. – Ärzte haben Patienten, nicht wahr?«
Katharina zuckte mit den Schultern: »Stimmt. Zur Fischer-Lause kann ich gehen. Aber Henthen kennt mich.«
»Mich nicht.« Frauke grinste. »Und ich glaube, ich höre meine biologische Uhr gerade ganz laut ticken. Da wäre doch Henthen genau der Richtige, nicht wahr?«
»Würdest du das wirklich tun?«
»Klar. Wir Schwesterhexen von Polizei und Justiz müssen doch zusammenhalten«, sagte sie ernst, nur um dann laut loszulachen. »Das ist zumindest der offizielle Grund.«
»Und der inoffizielle?«
»Was tut man nicht alles, wenn man verliebt ist.«
»In wen?« Katharina wollte es eigentlich gar nicht wissen.
»In dich natürlich, Dummchen.«
Das fehlte jetzt gerade noch!
»Du weißt aber …?«, begann Katharina vorsichtig.
Die Staatsanwältin legte ihr die Hände auf die Schultern. »Katharina, ich bin zweiundvierzig. Keine sechzehn. Du bist halt hetero. Schade. Und träumen wird man doch noch dürfen. – Nun mach nicht so ein Gesicht und setz dich wieder hin. Sonst bekomme ich noch den Eindruck, du hast Vorurteile. Dein erstes lesbisches Liebesgeständnis?«
Katharina nickte. Ihr erstes Liebesgeständnis überhaupt. Bisher hatte sie sich Menschen immer gut vom Hals halten können.
»Andreas Amendt?«, fragte Frauke.
»Was ist mit ihm?«
»Habt ihr was –?«
»Nein!«
»Schade.«
Katharina fühlte sich elend für das, was sie jetzt tun würde: »Frauke? Kannst du mir noch einen Gefallen tun?«
»Klar. Immer.«
»Kannst du herausfinden, woher Andreas Amendt und Polanski sich kennen? Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass Polanski Amendt mal verhaftet hat.«
»Ich tue mein Bestes.«
»Danke.« Katharina beugte sich vor und gab der Staatsanwältin einen Kuss auf die Wange. Warum auch immer.
»So, Laura schläft jetzt. – Oh, Verzeihung, ich wollte nicht …«
Andreas Amendt stand im Türrahmen. Katharina war so verdattert, dass sie vergaß, Frauke loszulassen.
»Ich glaube, ich mache mich dann mal auf den Heimweg.« Amendt drehte sich ruckartig um und ging nach draußen.
Katharina war immer noch sprachlos. Frauke beugte sich zu ihr: »Keine Sorge, ich kläre das.«
Dann rief sie laut: »Doktor Amendt, können wir uns ein Taxi teilen?«
***
Katharina war froh, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Sie wusste aber nicht recht, was sie mit sich anfangen sollte. Um ins Bett zu gehen, war es noch zu früh. Außerdem hatte sie das Gefühl, ihre beiden Fälle sträflich vernachlässigt zu haben.
Was hätte Thomas jetzt gemacht? Erst mal alles aufgeschrieben. Sie holte sich ihr Notebook. Die Fakten zu Henthen und Alexandra Taboch waren rasch geordnet. Eigentlich eine ganz klare Sache. Wenn die Annahmen, die sie, Andreas Amendt und Paul Leydth entwickelt hatten, richtig waren. Fehlten nur noch die Beweise.
Sie speicherte die Datei ab. Zu Melanie Wahrig hatte sie sehr viel mehr Material. Sie notierte erst einmal alles, was sie über den Täter wusste. Dann legte sie ein Dossier zu den Verdächtigen an. Im rechten Licht betrachtet, waren es gar nicht so viele:
Thomas Hartmann, der Architekt – unwahrscheinlich. Dann die männliche Belegschaft von stop!. Und natürlich die Unbekannten. Da der Täter das Adressbuch von Melanie Wahrig hatte verschwinden lassen, würde es schwer werden, weitere Namen zu finden. Also erstmal auf die konzentrieren, die sie schon kannte.
Sie kopierte die Bilder, die sie bei stop! gemacht hatte, von ihrer Kamera auf den Rechner und begann, sie in die einzelnen Profile einzubauen.
***
»Ich kann nicht schlafen.«
Katharina sah auf. Laura stand neben ihr, im Schlafanzug, mit ihrem grünen Plüschbären im Arm.
Was jetzt? Heiße Milch mit Honig? Honig hatte Katharina nicht im Haus. Aber … »Magst du einen Kakao?«
Laura zögerte: »Dann muss ich danach aber noch mal Zähneputzen.«
»Das wirst du wohl müssen«, sagte Katharina mit gespieltem Bedauern.
»Na gut.«
Das Mädchen tappte neben Katharina in die Küche. Die Leibwächterrunde war inzwischen bei seligen Erinnerungen an ihre Heldentaten angekommen. Laura musterte die drei kritisch.
»Wo ist denn Lutz?«, fragte sie.
»Ach, Lutz ist bei Elfie«, antwortete Hans vergnügt.
»Mag der Lutz die Elfie?«
Hans und Katharina zuckten mit den Schultern. Schwer zu sagen, wirklich.
***
Das kleine Mädchen saß auf dem Sofa und ließ die Beine baumeln. Sie nippte vorsichtig an ihrer Tasse Kakao. Schließlich sagte sie: »Ich finde das gut, wenn der Lutz die Elfie mag. Dann braucht die Elfie keine Angst mehr zu haben.«
»Wie kommst du darauf, dass Elfie Angst hat?«
»Weiß nicht. – Bin oft die Letzte im Kindergarten. Und wenn ich gehe, dann guckt sie sich immer so um und schließt ganz schnell ab. Und dann war da mal so ein Mann.«
»Was für ein Mann, Laura?«
»Weiß nicht. Aber er hat die Elfie ganz doll angebrüllt. Und die Elfie hat uns alle ins Haus geholt, als er weg war.«
Das Exmann-Phänomen. Katharina kannte das aus ihrer Arbeit nur zu gut.
Laura konnte Menschen offenbar recht gut einschätzen. Verflixt, warum hatte sie nicht gleich daran gedacht? Das Mädchen war doch eine Zeugin.
»Laura, magst du mir mit was helfen?«
»Klar.«
»Ich möchte, dass du dir ein paar Fotos ansiehst und mir sagst, ob du die Menschen kennst.«
»Klar.« Laura rutschte neben Katharina auf den Boden. Katharina rief die Bilder auf, die sie eben überspielt hatte.
»Das ist der Papa von Torben«, sagte sie zu dem Bild von Thomas Hartmann.
»War der schon mal bei euch?«
»Nö. Ich glaub, Mama hat den nicht so gemocht. – Die ist ganz schnell mit mir weg, als der mal in den Kindergarten kam.«
Katharina begann zu tippen.
»Was schreibst du denn da?«
»Das, was du gesagt hast.«
»Ist das denn wichtig?«
»Vielleicht.«
Katharina zeigte ihr das nächste Bild.
»Das ist der Wigo. Mama hat mit dem gearbeitet. Der ist immer lustig.« Katharina tippte wieder. Und zeigte Laura Bild um Bild.
»Das ist Sven. Der macht viele Fotos. War mal bei uns, aber nicht oft.«
Hasko Beyer: »Das ist der Chef von Mama. Der spricht immer so komisch. Hat mir mal ein Malbuch geschenkt.«
»Magst du ihn?«, fragte Katharina.
»Weiß nicht.«
André Meyer: »Das ist auch ein Chef von Mama. Hat Angst vor Flecken. Und redet auch so seltsam. – Den mag ich nicht.«
»Warum?«
»Hab Angst vor dem. Irgendwie.«
Aha. Katharina tippte wieder.
Hartmut Farber: »Der macht das Gleiche wie Mama. Hat sich deswegen mal mit Mama gestritten, als ich im Bett war. Ich hab sie aber ganz genau gehört.«
Ernesto Langmann, der Halbbrasilianer: »Der ist doof. Wollte immer bei uns übernachten, aber Mama wollte das nicht.«
Doch dann zeigte Laura erfreut auf die Frau, die neben Ernesto Langmann stand. »Das ist ja Tante Sandra. – Die war ganz oft bei uns. Die ist total nett und kann klasse Pfannkuchen backen.«
Katharina betrachtete das Foto. Tante Sandra? Hatte Laura nicht schon mal von ihr erzählt?
»Sie war mit deiner Mama befreundet?«
»Ja. Die hatten sich ganz doll lieb.«
Lieb, lieb … Da war doch was.
»Ist das die, die Frauen lieber mag?«
»Genau. Das ist aber nicht schlimm.«
Katharina lachte leise auf: »Nein, wirklich nicht.«
Laura sah grübelnd zu Katharina: »Mag die Frauke auch Frauen lieber?«
»Wie kommst du darauf?«
»Sie ist so mit dir, wie Tante Sandra mit Mama.«
***