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Girl from Ipanema Donnerstag, 22. November 2007

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Das Klingeln des Handys verkündete den Beginn eines furchtbaren Tages.

Katharina kämpfte ungelenk mit ihrer Bettdecke, die sie in flauschig-fester Umarmung gefangen hielt und sich beharrlich weigerte, sie freizugeben.

Geschafft. Endlich.

Gleich darauf bereute sie die Befreiungsaktion. War das kalt! Eindeutig die falsche Jahreszeit, um nackt zu schlafen.

Aber …

Was war doch noch gleich? Ach ja, ihr Handy.

Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte sechs Uhr. Welcher Barbar rief um diese Uhrzeit an?

Katharina tastete nach ihrer Jeans, fand sie neben dem Bett und zog das kleine Telefon aus der Tasche. Auf dem Display stand »Polizeipräsidium Frankfurt – Durchwahl: POLANSKI«.

Oh nein, nicht so früh am Morgen!

Sie drückte so lange auf die Taste mit dem roten Hörersymbol, bis sich ihr Handy ganz abschaltete. Sollte ihr Chef doch auf die Mailbox sprechen.

Erst mal wach werden. Was gegen die dröhnenden Kopfschmerzen tun. Und gegen den Geschmack nach toter Ratte in ihrem Mund. Was hatte sie gestern Abend nur angestellt?

Katharina ließ sich zurück aufs Bett sinken und schaute zur Decke.

Das Bett stand eindeutig falsch. Wann hatte sie denn –?

Sie fuhr hoch. Das hier war gar nicht ihr Schlafzimmer. Nicht einmal ihre Wohnung. Wo war sie?

Vorsichtig schaute sie zur Seite.

Der Mann neben ihr schlief. Er war nackt bis auf eine mit rosa Plüsch bezogene Handschelle um sein rechtes Handgelenk. Sein Penis steckte noch in einem Kondom. Das musste eine aufregende Nacht gewesen sein.

Leise stand Katharina auf. Sie raffte ihre auf dem Boden verstreuten Kleider zusammen und machte sich auf die Suche nach dem Badezimmer.

***

Das Mundwasser, das sie auf der Ablage über dem Waschbecken fand, vertrieb wenigstens den schlechten Geschmack. Als sie ausgespuckt hatte und sich wieder aufrichtete, fiel ihr Blick in den Spiegel:

Das Neonlicht war wirklich wenig schmeichelhaft. Andererseits hätte wohl auch das sanfteste Licht den Anblick, der sich ihr bot, nicht schönen können: Ihre sonst so klaren, mandelförmigen Augen waren blutunterlaufen. Außerdem hatte sie vergessen, sich abzuschminken; der verschmierte Lidstrich ergänzte sich mit den Ringen unter ihren Augen zu einer Maske des Grauens. Wenigstens ihr Teint war klar; sie hatte die reine, helle Haut ihrer koreanischen Mutter geerbt. Leider auch ihre begrenzte Trinkfestigkeit. Was hatte sie nur geritten? Sie soff doch sonst nicht.

Egal! Erst mal unter die Dusche.

Der Strahl heißen Wassers reduzierte Katharinas Kopfschmerzen auf ein erträgliches Maß. Sie nahm ein wenig von dem sündhaft teuren Duschgel auf der Ablage und seifte sich ein.

Die Seife brannte auf ihrem rechten Handrücken. Warum das denn?

Zwei parallele Kratzer – auf der empfindlichen Haut zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Schorf eines Kratzers hatte sich gelöst; ein Blutstropfen rann langsam die Hand hinab und fiel schließlich in die Wanne.

Katharina betrachtete die Verletzung. Das war ein Gunbite, ein Pistolenbiss. Das passierte, wenn man die Pistole so hielt, dass der Schlitten beim Schuss über die Haut schürfte.

Das war ihr seit Jahren nicht mehr passiert. Und wann hatte sie überhaupt geschossen?

Der gestrige Tag war ein einziges verschwommenes Etwas in ihrem Kopf. Thomas würde ihre Erinnerungslücken füllen müssen.

Thomas. Ihr Partner. Ihr bester Freund. Was er jetzt wohl machte?

Vermutlich war er schon längst auf dem Weg ins Präsidium, Polanskis Lockruf umstandslos folgend. Vorher würde er noch rasch seine beiden Kinder in den Kindergarten bringen. Und wenn er das Haus verließ, gab er seiner Frau immer einen langen Abschiedskuss. Man weiß ja nie –

Parkhaus. Treppe. Schüsse.

Katharina musste sich an der Seifenablage festklammern, um nicht zu stürzen.

Thomas war tot. Er war gestern Abend getötet worden.

Und sie selbst hatte zwei Menschen erschossen.

Ihr Kollege, tot auf der Treppe. Die vier Jugendlichen, die in einer Ecke des Treppenabsatzes kauerten. Die beiden Mädchen weinten. Mehr Polizei war gekommen, Krankenwagen, ein Notarzt.

Paul Polanski, ihr Chef, hatte sie nach Hause gefahren. Nicht ins Präsidium.

Aber sie musste doch ihre Aussage –

»Morgen, Katharina.« Polanski hatte beruhigend den Arm um sie gelegt.

Katharina hatte ihn abgeschüttelt und war aus dem Auto gesprungen.

Und dann? Sie hatte es zu Hause nicht ausgehalten. War in die Nacht hinausgerannt. Hatte getrunken. Und dann war da dieser Mann, schön, nett – warum nicht?

Katharina drehte das kalte Wasser bis zum Anschlag auf. Langsam verschwanden die Bilder. Sie stieg aus der Dusche. Trocknete sich ab. Schlüpfte in ihre Kleider. Im Badezimmerschrank fand sie zwei Aspirin. Dann schlich sie leise aus der Wohnung.

***

Kriminaldirektor Paul Polanski blätterte fahrig in einer Akte. Schließlich warf er den Hefter auf den Tisch: »Berndt Hölsung sagt, er habe die Situation unter Kontrolle gehabt. Er wäre gerade dabei gewesen, die beiden Täter festzunehmen, als Sie … und ich zitiere wörtlich: ›wie eine wild um sich schießende Furie‹ dazwischen gestürmt sind«.

Katharina musste tief Luft holen, um nicht auf der Stelle loszubrüllen. »Seit wann kniet man mit erhobenen Händen vor einer Wand, wenn man jemanden festnehmen will?«

»Das sagen Sie. Hölsung sagt –«

»Befragen Sie doch die vier Geiseln.«

»Das werde ich tun. Verlassen Sie sich drauf. Sobald sie vernehmungsfähig sind. Die stehen immer noch unter Schock. Wissen Sie eigentlich, was Sie denen angetan haben?«

»Ihre Leben gerettet?«

»Sie haben vor ihren Augen zwei Menschen erschossen. Die haben doch ein Trauma fürs Leben. – Zu allem Unglück war eine der Geiseln Frank Grüngoldt.«

»Der Sohn der Oberbürgermeisterin?«

»Genau.« Polanski nickte matt.

Katharina musste schlucken. Walpurga »Für ein sicheres, sauberes Frankfurt« Grüngoldt. Ausgerechnet ihr Sohn musste in eine Geiselnahme mit tödlichem Ausgang geraten. »Oh je!«

»Das können Sie laut sagen, Katharina: Oh je! Walpurga Grüngoldt bombardiert mich seit Mitternacht mit Anrufen. Und das ist noch das kleinste Problem. Hölsung will Ihren Kopf. Auf einem Silbertablett.«

»Dafür, dass ich seinen Arsch gerettet habe?«

»Sie haben ihn mit einer Waffe bedroht. Und ihn festgenommen.«

»Wenn ich einen Mann sehe, der einen großen Koffer mit Geld und einen noch größeren mit Kokain umklammert, nehme ich ihn fest. Egal, ob Kollege oder nicht.«

»Berndt Hölsung hat verdeckt ermittelt.«

»In wessen Auftrag?«

Polanski zögerte.

Katharina hätte es sich ja denken können: »War das wieder einer seiner Alleingänge?«

»Er behauptet, er habe einen sicheren Tipp bekommen. Er musste schnell handeln. – Jedenfalls sagt nun Hölsung –«

»Hölsung sollte besser überhaupt nichts sagen! Welcher Schwachkopf kommt denn auf die Idee, eine fingierte Drogenübergabe in einem öffentlichen Parkhaus zu machen? Zur Hauptgeschäftszeit? Allein? Wofür gibt es denn eigentlich den Osthafen? Ein schönes Lagerhaus mit guter Deckung für das SEK. Das man bei so einem Einsatz natürlich alarmiert. Aber dann steht der Name Hölsung ja nicht so groß in der Presse.«

»Ich weiß das alles, Katharina!«

»Aber?«

»Hölsung hat mächtige Freunde.«

»Er spielt mit dem Innenminister Golf, ich weiß.«

»Und wem, denken Sie, wird man eher glauben? Dem Beamten mit der weißen Weste oder …?« Polanski ließ sich in seinen Sessel zurücksinken und öffnete die Akte wieder. »Hier! Ihre Personalakte. Fünf Schusswaffeneinsätze in den drei Jahren, die Sie jetzt bei mir im KK 11 sind. Drei Anzeigen wegen Tätlichkeiten gegen Verdächtige. Und jetzt auch noch zwei Tote. Mit Kopfschüssen.«

»Alle Verfahren wurden eingestellt. Wegen erwiesener Notwehr!«

»Sie wissen doch genau, wie das läuft. Etwas bleibt immer hängen. Und ich darf gar nicht an die Presse denken: ›Schießwütige Polizistin läuft Amok‹ – Ich sehe es doch schon vor mir.« Polanski musterte sie über den Rand seiner Lesebrille hinweg. »Katharina, ich verstehe Sie nicht. Warum sind Sie so …?«

»So – was?«

»Prädikatsexamen. Sonderausbildung beim FBI in Quantico. Mehrere vorzeitige Beförderungen. Angebote von LKA und BKA. Aber Sie wollten unbedingt zu uns nach Frankfurt. Und seit Sie hier sind –«

»Eine Aufklärungsquote von hundert Prozent.« Dieses Argument stach meistens.

»Und das ist das Einzige, was bisher Ihren Kopf gerettet hat. Sie setzen sich fröhlich über Dienstvorschriften hinweg. Ermitteln gegen strikte Anweisungen. Unterhalten private Kontakte zur Unterwelt –«

»Was?«, fuhr Katharina auf.

»Kommen Sie! Ich weiß, dass Sie mit Antonio Kurtz befreundet sind.«

»Ein alter Bekannter meiner Eltern. Ich kenne ihn seit meiner Kindheit.«

»Gegen Kurtz wurde schon Dutzende Male ermittelt.«

»Und man hat nie etwas gefunden.«

»Aber Sie wissen doch, was man reden wird.«

»Dann sollen die Leute reden. Ich lasse mir mein Privatleben nicht von meinem Dienstausweis diktieren. Sonst noch was? Schnarche ich vielleicht? Verführe Minderjährige zum Sex? Ich habe ja nicht mal ein Alkoholproblem wie viele andere in der Truppe.«

Polanski lachte widerwillig. »Wenn es das wäre. Damit kann ich umgehen.«

»Nun, wenn es Sie beruhigt: Gestern Nacht habe ich gesoffen.«

»Ihre Fahne ist mir schon aufgefallen. Aber gut: Sprechen wir wieder über gestern. Was haben Sie überhaupt in dem Parkhaus gemacht?«

»Thomas und ich wollten in die Oper. Karten kaufen für heute Abend.«

»In die Oper? Sie?« Katharinas Antwort schien Polanski zum ersten Mal wirklich aus der Fassung gebracht zu haben. Er stand wieder auf. Katharina kam nicht umhin, sich von den auf hundertneunzig Zentimeter verteilten hundertzehn Kilo einschüchtern zu lassen. Ein alternder Schwergewichtsboxer – noch immer in der Lage, viele Jüngere direkt auf die Matte zu schicken.

»Nicht meine Idee. Thomas meinte, ein gemeinsamer Abend mit seiner Frau wäre vielleicht ganz nett. Sie ist … sie war … immer extrem eifersüchtig.«

»Sie haben doch nicht –?«

»Mit Thomas?« Katharina lachte grimmig. »Dem bravsten und treusten Familienvater von allen? Dem hätte ich nackt und mit Schlagsahne beschmiert vor der Nase herumtanzen können, und er hätte nur gesagt, ich soll mir was Wärmeres anziehen, bevor ich mir einen Schnupfen hole.«

Polanski blickte betreten zu Boden. »Sie wollten also in die Oper und sind deshalb ins Parkhaus gefahren?«

»Ja.«

»Und wie kamen Sie ins Treppenhaus? Warum haben Sie nicht den Aufzug genommen?«

»Der war kaputt.«

»Und dann?«

»Ich hatte meine Handtasche im Auto liegen lassen. Deshalb ist Thomas schon mal vorgegangen. Dann habe ich die Schüsse gehört. Eine lange Salve aus einer automatischen Waffe. Ich bin ins Treppenhaus geschlichen und habe Thomas auf der Treppe liegen sehen.«

»Weiter!« Polanski setzte sich wieder. Sein Sessel knarrte bedrohlich.

»Ich habe gehört, wie sich die beiden Männer unterhalten haben. Sie wollten die Mädchen und Hölsung als Geiseln mitnehmen und die Jungs erschießen. Da habe ich mir rasch meinen Pullover ausgezogen –«

»Warum das denn?«

»Im Bustier war mein Auftritt als asiatische, betrunkene Nutte glaubwürdiger.«

»Als was?«

»Ich musste die beiden doch irgendwie ablenken. Ich bin also die Treppe hinuntergetorkelt und hab sie erschossen.«

»Absichtlich?«

»Natürlich absichtlich. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«

»Sie hätten Verstärkung rufen können.«

»Und bis die anrückt, werden zwei weitere Geiseln getötet? – Und danach? Eine Verfolgungsjagd quer durch die Frankfurter Innenstadt? Wären Ihnen ein Dutzend Tote lieber gewesen?«

Polanski putzte seine Lesebrille mit einem umständlich hervorgekramten Taschentuch. »Mussten es denn gleich Kopfschüsse sein? Meinen Sie nicht, dass die Verwirrung ausgereicht hätte, um Berndt Hölsung –?«

»Hölsung? Der findet doch nicht mal den eigenen Arsch –«

»Katharina!«

»Entschuldigung! Hölsung ist der unfähigste Beamte in Ihrer Abteilung. Und das wissen Sie! Hätte er den heißen Tipp rechtzeitig an die Kollegen von der Drogenfahndung weitergegeben, wäre überhaupt nichts passiert.«

»Vielleicht! Aber zwei tote Verdächtige –«

»Zwei tote Mörder.«

»Zwei tote Verdächtige! Noch gilt in diesem Land die Unschuldsvermutung! – Und jetzt kommen wir hierzu.« Polanski öffnete eine Schublade seines Schreibtischs und nahm eine Pistole heraus. Sie war in einen Plastikbeutel verpackt. Eine Heckler & Koch P 2000. Katharinas Dienstwaffe. Polanski legte einen weiteren Beutel daneben. Ein Magazin. Im dritten Beutel glitzerten Patronen.

»Was ist das?« Er deutete auf die Pistole.

»Meine Dienstwaffe.«

»Und das?« Polanski zeigte auf die Patronen.

»Glaser-Sicherheitsgeschosse«, antwortete Katharina kleinlaut. Die Geschosse dieser Munition bestanden aus einem Kupfermantel mit Plastikspitze, der mit kleinen Schrotkugeln gefüllt war. Höchste Mannstopp-Wirkung. Kein Durchschlag durch das Ziel. Bei Kopfschüssen sofort tödlich. Und …

»Diese Munition ist bei uns strengstens verboten. Sie dürften sie nicht mal besitzen. Und das auch noch aus einer Dienstwaffe.« Polanski lehnte sich in seinem Sessel zurück und atmete tief durch.

»Hätte ich vielleicht mit unseren schwachsinnigen Vollmantelgeschossen schießen sollen? Die wären doch in dem engen Treppenhaus herumgesprungen wie Flummis und hätten zusätzlich noch die Geiseln gefährdet.«

»Sie hätten überhaupt nicht schießen sollen.«

»Und hinnehmen, dass –?«

»Schluss jetzt! Auf jeden Fall sind Sie bis zur Klärung des Vorfalls vom Dienst suspendiert. Ihren Dienstausweis bitte.«

Katharina zog die grüne Karte aus ihrer Handtasche und legte sie auf den Tisch.

»Haben Sie sonst noch etwas in Ihrer Handtasche, das bis zum Abschluss des Verfahrens besser in meinem Schreibtisch bleibt?«

Katharina zog zwei Shuriken – japanische Wurfsterne – aus ihrer Tasche. Und ein Butterflymesser.

Polanski schüttelte missbilligend den Kopf. »Katharina! Sie sind Polizistin, keine mobile Kampfeinheit. Ich habe in meinen ganzen dreißig Jahren bei der Polizei die Waffe nur auf dem Schießstand gezogen.«

»Aber …«

»Ich weiß, was Sie sagen wollen: Der Job ist gefährlicher geworden; wir brauchen bessere Bewaffnung. Meine Güte, Sie sollten mit dem Innenminister Golf spielen. Haben Sie mir sonst noch etwas verschwiegen? Haben Sie vielleicht seit Neuestem einen Kanonenturm auf Morris montiert?«

Morris, ein von ihr selbst restaurierter Mini Monte Carlo, war Katharinas ganzer Stolz.

»Nein, nur Raketenwerfer hinter dem Kühlergrill.«

»Was?«

Eine Sekunde lang befürchtete Katharina, Polanski hätte der Schlag getroffen. Die Adern an seinem Hals traten dick und blau hervor.

»Das war ein Scherz«, sagte sie rasch.

»Das ist nicht witzig!«

In den drei Jahren, die Katharina jetzt bei der Frankfurter Kriminalpolizei arbeitete, hatte sie ihren Chef noch nie so schreien gehört. Er brauchte einen Augenblick, bis er sich wieder beruhigt hatte: »Also? Noch irgendwas?«

»Ich habe noch Pfefferspray. Moment!« Katharina kramte in ihrer Handtasche, bis sich ihre Finger endlich um den gesuchten runden Gegenstand schlossen. Dachte sie zumindest. Doch was sie aus ihrer Tasche zog, war kein Pfefferspray, sondern eine dicke Rolle mit Geldscheinen. Fünfziger und Hunderter. Das mussten mindestens zwanzigtausend Euro sein. Woher hatte sie denn …? Ihr dämmerte es.

»Was ist das für Geld?«

Was sollte sie ihrem Chef erzählen? Besser die Wahrheit: »Das habe ich gestern Nacht beim Pokern gewonnen.«

»Sie haben …« Polanski lief wieder gefährlich rot an. »Stecken Sie es weg. Ich habe das nicht gesehen. Einfach nicht gesehen. Geben Sie’s aus. Lassen Sie das Geld verschwinden. Es darf nirgendwo auftauchen, auf keinem Konto, verstehen Sie?«

Katharina steckte die Geldrolle unschlüssig zurück in ihre Handtasche: »Wieso das denn jetzt schon wieder?«

»Wenn es nun heißt, das ist Bestechungsgeld?«

»Das ist doch absurd.«

»Ich weiß das. Aber die Interne Ermittlung wird das anders sehen. Und illegales Glücksspiel ist auch nicht gerade ein Beförderungsgrund.«

»Was hat das denn mit –?«

»Gar nichts. Oder alles. Katharina, es geht um Ihren Kopf! Hölsung wird alles tun, um Sie angeklagt zu sehen. Und die Interne Ermittlung will ein gnadenloses Exempel statuieren – gerade, weil die in letzter Zeit erfolglos sind.«

»Na, meinetwegen. Wenn Sie mich hier nicht mehr wollen …«

»Verstehen Sie nicht, dass ich Ihnen nur helfen will? Ich verliere gerade zwei gute Beamte anstatt einem. Und das nur, weil Sie Rambo spielen müssen und danach mit der Frankfurter Unterwelt zocken. Wenn das alles an die Öffentlichkeit kommt!«

»So? Ist das Ihre einzige Sorge? Wie das Polizeipräsidium in der Öffentlichkeit dasteht?« Katharina war so schnell aufgesprungen, dass Polanski vor Schreck fast mit seinem Sessel nach hinten umstürzte. Zwar war sie gerade groß genug für den Polizeidienst, aber ihre Schnelligkeit und ihre Kraft glichen den Größennachteil mehr als aus. »Ohne mich müssten Sie jetzt Walpurga Grüngoldt vor der versammelten Presse erklären, warum ihr Sohn bei einer schlecht geplanten Polizeiaktion getötet wurde. Und im Übrigen kann ich jederzeit den Dienst quittieren!«

Sie drehte sich um für einen großen Abgang.

Aber Polanskis Worte hielten sie zurück: »Dann müsste ich Sie jetzt festnehmen.«

»Was?« Katharina wirbelte herum.

»Jetzt beruhigen Sie sich wieder. Das ist genau Ihr Problem, wissen Sie das? Sie sind immerzu zornig. Warum, Katharina?«

»Warum was?«

»Warum sind Sie immer so zornig?«

Katharina zuckte mit den Schultern.

»Setzen Sie sich. Ich bin noch nicht fertig.« Polanskis Ton duldete keinen Widerspruch. Katharina setzte sich auf den vorderen Rand des Stuhls.

Ihr Chef lehnte sich vor: »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Warum sind Sie so zornig? Ich sehe Sie doch jeden Tag: Kaum ist ein Fall gelöst, stürzen Sie sich in den nächsten. Immer auf einem persönlichen Kreuzzug. Warum machen Sie sich kaputt, Katharina?«

Katharina betrachtete ihre Finger. »Ich glaube, das wissen Sie.«

»Ihre Familie?« Die Frage ließ Katharinas Blut aus ihrem Kopf sacken. Der Anruf aus Deutschland. Der Flug. Die Rechtsmedizin. Drei tote Körper auf Stahltischen.

»Glauben Sie mir, Katharina: Wir haben damals jede Spur untersucht. Sie würden nichts finden. Nicht sechzehn Jahre später. Und Sie wissen genau, dass ich Ihnen die Akten nicht geben darf. Sie sind Betroffene. So sind nun mal die Regeln.«

Katharina musterte immer noch ihre Finger. Sie hatte schmale, geschickte Hände. Chirurgenhände. Ärztin hatte sie werden wollen.

»Wie dem auch sei: Sie sind fürs Erste suspendiert. – Hören Sie mir überhaupt zu?«

Katharina nickte unmerklich. »Suspendiert.«

»Allerdings habe ich noch eine unangenehme Aufgabe für Sie. Sie müssen Thomas Henrich identifizieren. Niemand sonst hat Zeit dazu. Und seine Frau möchte ich nicht damit belasten.«

»Meinen Partner identifizieren. Schon klar.« Katharina nickte erneut mechanisch.

»Und am Montag finden Sie sich bitte beim Polizeipsychologen ein!«

Katharina sah auf. »Wozu das denn?«

»Das ist Vorschrift.«

»Wenn ich doch ohnehin gefeuert werde?«

»Katharina, ich versuche hier, Ihren Kopf zu retten. Tun Sie also gefälligst, was ich sage: Montag, acht Uhr dreißig bei Doktor Arnulf Sturmer. Er erwartet Sie.«

Katharina stand auf: »Kann ich dann gehen?«

»Ja.«

Sie hatte die Tür schon fast erreicht, als Polanski sie noch einmal aufhielt: »Ach, noch eines, Katharina.«

Was denn noch? »Ja?«

»Sie sind eine verdammt gute Ermittlerin. Vielleicht die beste, die je in diesem Präsidium gearbeitet hat. Ich will Sie nicht verlieren.«

»Danke!«

»Und es wäre an der Zeit, auch eine gute Polizistin zu werden.«

Katharina zuckte mit den Schultern und griff nach der Türklinke.

»Noch ein letztes Wort, Katharina?« Polanski hatte leise gesprochen. Versöhnlich. Überrascht drehte Katharina sich wieder zu ihm um.

»Die Akte Ihrer Familie: Sie befindet sich hier in meinem Schreibtisch. Und sie bleibt offen, bis wir …« Polanski hielt inne.

»Danke.« Katharina nickte ihm zu und ging endlich hinaus. Leise schloss sie die Tür hinter sich.

Und jetzt?

Sie entschied sich für das Nächstbeste: Schokolade und rohe Gewalt.

***

Katharina stolperte zurück. Das Shinai ihres Gegners hatte sie genau auf den Kopf getroffen.

»Konzentrier dich, Katharina!« Die Stimme von Hiroshi Yamoto, ihrem Kendo-Sensei, versprach keine Gnade. Genauso gut könnte er statt des Übungsschwerts aus Bambusstreifen ein scharf geschliffenes Katana in den Händen halten.

Katharina schwitzte unter der schweren Rüstung. Ihr Körper war müde. Fast zwei Stunden hatte sie auf die Sandsäcke im Dojo eingeschlagen und getreten, bis Hiroshi sie zu einem Übungskampf herausgefordert hatte. Jetzt scheuchte er sie bereits seit einer halben Stunde über die Kampffläche.

Katharina atmete langsam aus. Ihr Körper entspannte sich. Die Schwertspitze ihres Gegners zuckte; ihre Arme schossen vor, das Shinai traf genau auf den Helm von Hiroshi. Jetzt war es an ihm zurückzutaumeln.

»Schon etwas besser«, höhnte er.

Sie setzte einen wütenden Schlag hinterher. Doch der ging ins Leere.

Sie wirbelte herum … und im nächsten Augenblick lag sie auf dem Rücken, entwaffnet, das Schwert ihres Trainers am Hals.

Endlich ließ Hiroshi die Waffe sinken. »Genug für heute.«

Er streckte Katharina die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Dann löste er den Knoten, der den Helm auf ihrem Kopf sicherte. Katharina war froh, endlich wieder frei atmen zu können.

Sie half Hiroshi aus seinem Helm. Es war schwer zu sagen, wie alt der grauhaarige Japaner war, der unter der Maske zum Vorschein kam. Doch seinen Erzählungen nach musste er mindestens sechzig sein. Hiroshi Yamoto war der beste Kampfsportlehrer, den sie kannte. Und mit Händen, Füßen und Schwert schneller als viele Jüngere.

Sie verneigte sich vor ihrem Lehrer. Er erwiderte die Verbeugung knapp. »Lass uns duschen und Tee trinken.«

***

»Katharina, warum hast du vorhin verloren?« Hiroshi sah sie über den Rand seiner Tasse durchdringend an.

»Weil Sie extrem schnell und gut sind?«

Hiroshi lachte. »Dein Respekt ehrt mich, Katharina. Doch ich bin ein alter Mann und du eine junge, starke Kriegerin.«

»Nicht stark genug für Sie, fürchte ich.«

»Nein, Katharina. Nicht stark genug für dich selbst. Erst warst du unaufmerksam. Nicht im Hier und Jetzt.«

Katharina wusste, was jetzt kam. Aber es war eine der Lieblingslektionen von Hiroshi, also tat sie ihm den Gefallen. »Wir haben doch nur trainiert.«

»Im Bushido gibt es kein ›nur trainiert‹, Katharina. Du musst ständig eins sein: eins mit dir selbst, eins mit deiner Klinge.«

»Ja, Sensei.« Sie deutete eine Verbeugung an.

»Und danach? Am Schluss unseres Kampfes?«

»Ich hab Sie doch erwischt. Im echten Kampf –«

»Jeder Samurai muss in der Lage sein, nach seiner Enthauptung noch den entscheidenden Schlag zu tun.« Hiroshi ließ seine bevorzugte Stelle aus dem Hagakure, dem Lehrbuch für Samurai, wirken, indem er an seinem Tee nippte. »Also? Was war dein Fehler?«

»Mein zweiter Schlag war blindlings.«

»Richtig. Und warum?«

»Weil ich zornig war?«

»Genau. Du warst zornig und müde. Was hättest du tun sollen?«

»Einen Schritt zurückweichen?«

»Richtig, Katharina. Wenn man weiß, dass das eigene Schwert tötet, braucht man es nicht zu ziehen. Eines Tages wirst du diese Lektion hoffentlich begreifen.«

Sie tranken ihren Tee. Nach einer Weile brach Hiroshi das Schweigen. »Warum warst du so zornig, Katharina? Ich konnte die Gesichter auf den Sandsäcken sehen.«

»Ich habe zwei Männer getötet. Und jetzt bin ich suspendiert.«

»Ich höre?«

Katharina erzählte. Vom Parkhaus. Vom Tod ihres Partners. Von den Schüssen. Von ihrer Suspendierung.

»Ich meine, ich habe mindestens fünf Leben gerettet.«

»Und du hast deinen Herrn entehrt. Du hast gegen seine Vorschriften gehandelt. In zivilisierteren Tagen hättet ihr vermutlich beide Seppuku begehen müssen.«

Katharina lachte auf.

Hiroshi musterte sie tadelnd: »Darin liegt wenig Komisches. Was euch fehlt, ist Hingabe an eure Aufgabe.«

»Hingabe? Ich habe mein Leben riskiert. Für fünf Menschen.«

»Ging es dir wirklich um diese fünf Menschen, Katharina?«

Ihr Lehrer hatte den wunden Punkt getroffen. »Niemand erschießt meinen Partner ungestraft.«

»Rache, Katharina: Sie darf niemals dein Handeln bestimmen. – Lass mich dir eine Geschichte erzählen. Ein Samurai begleitete seinen Fürsten zu Verhandlungen auf die Burg seines Feindes. Es war ihnen verboten, dort Waffen zu tragen. Doch der Samurai witterte eine Falle und schmuggelte sein Schwert in sein Schlafgemach. In der Nacht drangen gedungene Mörder in die Räume seines Fürsten ein; der Samurai enthauptete sie mit einem Streich. Sein Fürst erwachte, und als er sah, was geschehen war, sprach er: ›Oh weh, was hast du getan? Du hast die Anordnungen unseres Gastgebers missachtet. Jetzt werden wir beide Seppuku begehen müssen.‹ Und so geschah es. Sie starben ehrenvoll, ohne einen Laut.«

Wollte Hiroshi scherzen? Seine Miene war undurchdringlich.

»Manchmal habt ihr Japaner echt einen an der Waffel«, sagte Katharina schließlich.

Jetzt war es an Hiroshi zu lachen. »Es spricht die Koreanerin aus dir, Katharina. Deine Mutter hat dir viel mitgegeben.«

»Immerhin haben wir den Amerikanern in den Hintern getreten. Was man von euch nicht sagen kann.« Katharina ließ auf die Herkunft ihrer Mutter nichts kommen.

»Das meinte ich. Zäh bis zum Letzten, wenn es um euer Wohl und Recht geht. Und das wird dir eines Tages den Hals brechen.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist es euch Frauen einfach nicht gegeben. Frau Yamoto …« Er sprach immer von »Frau Yamoto«. Katharina wusste nicht, ob im Scherz oder als Zeichen seines Respekts. »Frau Yamoto lernt es auch nicht mehr.«

»Sensei?« Katharina wählte diese förmliche Anrede mit Bedacht. »Wie hättet Ihr an meiner Stelle gehandelt?«

Ihr Lehrer überlegte. »Nun, ich hätte wohl das Schwert gewählt. Eine abgetrennte Hand kann nicht schießen.«

***

Es war früher Nachmittag, als Katharina das Dojo verließ. Der Himmel war spätherbstlich grau und es nieselte. Sie ging zu Morris, ihrem Mini Monte Carlo, dessen Wrack sie auf einem Schrottplatz gefunden und den sie sie in mühevoller Kleinarbeit selbst wieder aufgebaut hatte. Mit seinem Rennmotor war er das ideale Polizeifahrzeug: schnell, wendig, keine Parkplatzprobleme. Die grellrote Lackierung mit den weißen Rallyestreifen leuchtete im trüben Novemberlicht.

Katharina schloss die Tür auf und glitt auf den Fahrersitz. Wenn alle Stricke rissen, könnte sie alte Autos restaurieren. Aber zuerst musste sie –

Mit beiden Fäusten schlug sie auf das Lenkrad. Sie würde jetzt nicht in Grübeleien über ihre Familie verfallen. Eines Tages würde sie den Mörder schon noch stellen. Aber an diesem Nachmittag …

Tja, was sollte sie mit dem freien Nachmittag anfangen? Nach Hause zu fahren hatte keinen Sinn; sie würde ohnehin nur in ihrem Wohnzimmer sitzen und grübeln. Wäre schönes Wetter, würde sie mit Morris zum Nürburgring fahren, um dort ein paar Runden zu drehen. Aber es regnete, und bis sie dort war, würde es vollständig dunkel sein.

Aber …

Hatte Polanski nicht gesagt, dass sie das Geld, das sie letzte Nacht beim Pokern gewonnen hatte, verschwinden lassen sollte?

***

»Hast du heute böse Männer gefangen?« Laura Wahrig war »fast fünf«, wie sie immer wieder betonte, und Katharinas größter Fan.

»Nein!« Katharina stapfte missmutig an dem auf der Treppe sitzenden Mädchen vorbei zu ihrer Wohnung, reichlich bepackt mit ihrer Einkaufsbummel-Ausbeute. Mit der Hacke kickte sie ihre Wohnungstür ins Schloss und begann, die Taschen auf die Zimmer zu verteilen: die zwei Pakete von Under Her – einer neuen Edelboutique für Dessous in der Goethestraße – ins Schlafzimmer, ebenso eine dezent schwarze Tüte; die Tasche mit den DVDs kam ins Wohnzimmer; das neue Navigationssystem für Morris blieb im Flur.

Es war verflixt schwer, zwanzigtausend Euro auszugeben. Katharina ging in die Küche und steckte die nur mäßig geschrumpfte Geldrolle zu den anderen in die Keksdose. Dann würde sie eben mal beim Pokern verlieren müssen. Katharina verlor ungern.

Apropos Spiel: Das war eigentlich eine gute Idee. Sie ging in ihr Arbeits- und Gästezimmer und startete ihren PC. Aus einer Schublade fischte sie ihre Ausgabe von Unreal Tournament. Ein paar Aliens hinzumetzeln war doch ein idealer Ausklang für diesen Tag.

Während der PC hochfuhr, ging Katharina ins Schlafzimmer. Dort sortierte sie rasch die Einkäufe. Schade, dass man Dessous erst waschen musste, bevor man sie trug. Also ab damit in den Wäschekorb. Dann packte sie die schwarze Plastiktasche aus. She-XXX, der Erotikshop nur für Frauen, war immer so schrecklich diskret; der Laden war vermutlich der einzige in ganz Frankfurt, der schwarze Plastikbeutel ohne jegliche Beschriftung ausgab.

Das Sortiment von Kondomen wanderte in Katharinas Nachttischschublade. Danach zog sie den in rotes Seidenpapier gewickelten Kasten hervor. Einem Vibrator in Form eines metallisch glänzenden Delfins hatte sie nicht widerstehen können. Katharina sammelte Delfine.

Amüsiert las sie die Vorzüge des Geräts in der Bedienungsanleitung: Die diskrete Formgebung ermöglichte auch eine offene Platzierung dieses schönen und edlen Stücks. Der gebogene Delfinleib hingegen versprach gleichzeitig Stimulation der Klitoris, der Vagina und des G-Punkts. Darüber hinaus war das Gerät wasserdicht. Bis hundert Meter Tauchtiefe. Wozu auch immer. Katharina legte den Vibrator in ihr Nachtschränkchen.

Dann ging sie zurück zu ihrem Computer. Als sie die Programm-CD einlegen wollte, fiel ihr Blick auf die Uhr. Viertel nach acht. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.

***

Zehn Sekunden später stand sie wieder im Treppenhaus. Tatsächlich. Laura saß immer noch auf dem Treppenabsatz.

»Sag mal, was machst du denn so spät hier draußen?«

Laura schaute zu ihr hoch. »Mama macht nicht auf. Hat mich auch nicht aus dem Kindergarten abgeholt.«

»Und wie bist du dann hierhergekommen?«

»Ich bin gelaufen.«

»Ganz allein?«

»Klar, ich bin doch schon fast fünf.«

Katharina wollte zu einem tadelnden Vortrag ansetzen, doch sie stutzte. »Und deine Mama?«

»Mama hat mich nicht abgeholt. Und macht nicht auf.«

Katharina ging zur Wohnungstür von Melanie Wahrig und klingelte. Niemand öffnete. Sie klopfte und klingelte erneut. Keine Reaktion. Vielleicht war Lauras Mutter ja in ihrer Werbeagentur aufgehalten worden. Irgendwo hatte Katharina doch die Nummer der Agentur?

»Laura, komm doch mal kurz mit zu mir. Ich versuche, deine Mama zu erreichen.«

»Au ja.« Das blond gelockte Mädchen sprang die Stufen hoch. Katharina ging rasch hinterher. Ein Kind in ihrer Wohnung. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.

***

Wohin mit Laura? Ins Wohnzimmer? Ins Gästezimmer? Vielleicht erst mal in die Küche. Laura kletterte artig auf einen Stuhl. Katharina nahm ihr Telefonverzeichnis. Die meisten Mieter des Hauses misstrauten der anonymen Hausverwaltung und hatten Katharina ihre Notfallnummern gegeben. Schließlich war sie Polizistin.

Endlich fand Katharina den richtigen Eintrag. Festnetz, Handy, Fax, die Nummer von Lauras Vater, Tom Wahrig, und die der Agentur mit dem originellen Namen »stop!«. Katharina begann mit der Handynummer. Nur die Mailbox. Auch bei Tom Wahrig meldete sich nur eine sonore Männerstimme: »Hi, hier spricht Tom. Ich bin verreist. Macht keinen Sinn, mir eine Nachricht zu hinterlassen.« Das war wenigstens ehrlich.

Also wählte sie die Nummer der Agentur. Es war zwar schon halb neun, aber vielleicht …

Nach endlosem Klingeln meldete sich endlich jemand: »Stop! Hasko Beyer?«

Katharina konnte sich gerade noch bremsen und meldete sich nicht mit »Kriminalhauptkommissarin Klein. KK 11«. Stattdessen entschuldigte sie sich für die späte Störung und fragte nach Melanie Wahrig.

»Hm«, antwortete die Stimme am anderen Ende. »Die sitzt vermutlich in ihrem Homeoffice und arbeitet.«

Was nun? Sie könnte kurz im Polizeipräsidium anrufen. Aber das machte sie besser aus dem Nebenzimmer. Vielleicht sollte sie Laura aber zuerst beschäftigen. Alle Kinder mochten doch …

»Magst du einen Kakao, Laura?«

»Jahaa!«

Katharina gab ein paar Löffel Instant-Kakao in eine Tasse, goss Milch hinein und stellte die Tasse in die Mikrowelle.

»Du kochst aber komisch Kakao.«

»So geht es am schnellsten.«

Die Mikrowelle meldete sich mit einem optimistischen »Ping!«.

»Vorsicht, heiß!« Katharina stellte die Tasse vor Laura, die gründlich mit dem Löffel umrührte und einen kleinen Schluck trank.

»Lecker«, befand sie.

Katharina war beruhigt. Sie ging ins Nebenzimmer und kramte ihr Mobiltelefon hervor.

»Hi Oswald, ich bin’s, Katharina.« Oswald war Katharinas Lieblingsmitarbeiter in der Notrufzentrale. Hübsch, durch und durch schwul und mit einer warmen Stimme ausgezeichnet, die auch den aufgebrachtesten Anrufer im Nu beruhigte. Er grüßte freundlich und erkundigte sich, wie es ihr ging.

»Ach, frag nicht! Kannst du mir einen Gefallen tun und mal schauen, ob bei euch eine Melanie Wahrig auftaucht?« Sie buchstabierte den Namen. Oswald verneinte. Weder in den Unterlagen der Polizei noch bei den Notfallmeldungen der Feuerwehr.

»Vielleicht unter den Unbekannten?«

Oswald verneinte wieder. Es seien überhaupt nur zwei unbekannte Verletzte verzeichnet, beides Männer. Katharina bedankte sich. Oswald versprach, sie auf dem Laufenden zu halten.

Und jetzt? Vielleicht sollte sie mal in Melanie Wahrigs Wohnung nachschauen. Katharina spürte das gut bekannte Kribbeln im Magen: Ihr Jagdinstinkt meldete sich. Rasch ging sie ins Gästezimmer und holte Stifte und Papier.

»Warum soll ich denn malen?«, fragte Laura, als Katharina beides vor sie hinlegte.

»Ich muss mal kurz weg und –«

»Kann ich mitkommen?«

»Nein! Du malst«, sagte Katharina schroff. Dann fuhr sie sanfter fort: »Mal mir mal alles auf, was deine Mutter heute so gemacht hat.«

»Warum denn?«

»Das mache ich auch oft, wenn ich böse Männer fange.«

Laura sah sie ratlos an. »War Mama böse?«

»Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht finden wir sie so.«

»Ist gut.« Eifrig machte sich das Mädchen ans Werk.

***

Katharina stand vor Melanie Wahrigs Wohnungstür und betrachtete amüsiert ihre Hände. Ganz automatisch hatte sie ein paar Einweghandschuhe angezogen – wie an einem Tatort. Wenn jetzt jemand die Treppe heraufkam … Eine Festnahme wegen Einbruchs wäre ein wirklich grandioser Abschluss für diesen Tag.

Sie zog ein kleines Taschenmesser hervor, das sie immer bei sich trug. Polanski würde toben, wenn er erfuhr, dass sie ihm das Messer verschwiegen hatte: Es war nicht nur eine Stichwaffe, sondern auch noch ein Einbruchswerkzeug. Die Klinge war sehr dünn und an der Spitze zu einem Haken geschliffen. Ein Schränker hatte ihr einmal gezeigt, wie man damit einfache Sicherheitsschlösser knacken konnte.

Nach wenigen Versuchen drehte sich der Schließzylinder. Melanie Wahrig hatte nicht abgeschlossen. Und auch die Kette nicht vorgelegt, wie sonst, wenn sie zu Hause war. Dabei war Katharinas Nachbarin eigentlich übervorsichtig.

Die Wohnung war dunkel und still.

Katharina rief: »Frau Wahrig? Melanie?«

Keine Antwort.

Das Arbeitszimmer war leer, ebenso das Wohnzimmer und das Schlafzimmer.

Das Kinderzimmer auch.

Das Bad – leer.

Zuletzt ging Katharina in die Küche. Sie stieß mit dem Schienbein gegen etwas Festes, Hartes. Instinktiv griff sie zum Lichtschalter. In letzter Sekunde hielt sie sich zurück und betätigte den Schalter äußerst vorsichtig und nur am Rand.

Das Licht flammte auf. Katharina sah, woran sie sich gestoßen hatte: eine umgefallene Haushaltsleiter. Und dahinter lag jemand ausgestreckt auf dem Küchenboden: Melanie Wahrig.

Katharina stieg vorsichtig über die Leiter. Sie tastete nach der Halsschlagader der leblosen Frau. Der Puls war flach, aber regelmäßig. Als sie die Hand auf Melanies Brustkorb legte, spürte sie das Heben und Senken. Erleichtert atmete Katharina auf. Melanie Wahrig war noch am Leben. Sie gab der Bewusstlosen ein paar leichte Ohrfeigen, kniff ihr ins Ohrläppchen: keine Reaktion.

Katharina entschloss sich, die Verletzte nicht weiter zu bewegen. Stattdessen tastete sie nach dem kleinen Mobiltelefon in ihrer Tasche.

»Katharina!«, begrüßte sie die warme Stimme Oswalds am anderen Ende der Leitung. »Leider noch nichts Neues von der –«

»Ich habe sie gefunden. Ich brauche sofort einen Notarzt und einen Rettungswagen. Vermutlich schwere Sturzverletzung.«

Oswald schaltete sofort um: »Name, Adresse … Beides ist unterwegs. Maximal zehn Minuten.«

»Danke dir, Oswald.«

»Nichts zu danken. Das ist mein Job.«

***

Katharina sah sich in der Küche um. Man würde die Leiter wegräumen müssen, wenn der Notarzt kam. Der Gedanke behagte ihr nicht. Es konnte zumindest nichts schaden, jetzt gleich ein paar Fotos zu machen. Katharina zog eine kleine, flache Digitalkamera aus der Innentasche ihrer Jacke. Systematisch fotografierte sie den Körper von Melanie Wahrig, die Küche, die Leiter. Eine Tischkante war blutverschmiert: Offenbar war Melanie Wahrig dort mit dem Kopf aufgeschlagen.

Vorsichtig stellte Katharina die Leiter so auf, wie sie vermutlich gestanden hatte. Auch das fotografierte sie.

Erst die Türklingel riss sie aus ihrer Geschäftigkeit: der Notarzt, endlich!

***

Keine zehn Minuten später lag die Verletzte auf einer Trage, eine Infusion im Arm, den Kopf durch eine Halskrause gestützt. Die Sanitäter eilten die Treppe hinunter, während der Arzt mit dem Krankenhaus telefonierte. Er bestellte die volle Kavallerie: Neurologie, Orthopädie, Chirurgie, einen Platz in der höchsten Stufe der Intensivstation.

Auf dem Weg zur Tür wandte sich der Notarzt an Katharina: »Wissen Sie, wie lange sie schon so gelegen hat?«

»Keine Ahnung, vermutlich ein paar Stunden. Sie hat ihre Tochter nicht aus dem Kindergarten abgeholt. Ist es ernst?«

»Kann ich nicht sagen. Die Lebenszeichen sind stabil – aber wie lange noch? Großes Fragezeichen. Für mich sieht es nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma aus. Die Halswirbelsäule hat vielleicht auch was abbekommen. Sind Sie eine Verwandte?«

»Nein.« Katharina entschloss sich zu einer kleinen Notlüge: »Katharina Klein vom KK 11.«

»Kriminalpolizei? Jetzt schon?« Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Also, für mich sieht es wie ein Unfall aus.«

»Ich wohne hier im Haus. Die Tochter von Frau Wahrig saß allein im Treppenhaus. Und als niemand öffnete …«

»Haben Sie nach dem Rechten gesehen. Sehr gut. Ich wünschte, alle Nachbarn wären so umsichtig. Muss wohl an Ihrem Beruf liegen.«

»Wahrscheinlich. – Wie kommen Sie auf Unfall?«

Der Notarzt zuckte mit den Schultern: »War es keiner? Das ist doch das übliche Szenario. Eine Leiter, die nicht stabil steht, eine Frau, die mit Absätzen draufsteigt … So, ich muss dann auch …«

»Ach ja, jetzt mal Hand aufs Herz: Wie steht es wirklich um sie?«

»Ganz ehrlich? Nicht sehr gut. Aber das kann Ihnen der Neurologe besser sagen. Ich bitte ihn, Sie anzurufen.«

»Danke.«

»Ach, wo ist denn jetzt eigentlich die Tochter?«

»Oben, in meiner Wohnung.« Verdammt, was sollte sie denn jetzt mit dem Mädchen machen? Laura konnte ja schlecht die ganze Nacht in Katharinas Küche sitzen.

»Ich hoffe, sie hat das hier nicht gesehen«, murmelte der Arzt.

***

Laura, Laura, Laura … Wohin mit ihr? Die Mutter im Krankenhaus, der Vater nicht zu erreichen. Melanie Wahrigs Eltern waren im letzten Winter nach Spanien gezogen. Ein klarer Fall für das Jugendamt: »Hallo Oswald, ich bin’s noch mal. Kannst du mich zum Notdienst des Jugendamts durchstellen?«

»Theresa Ludwig, Jugendamt«, bellte es kurz darauf aus dem Hörer.

Katharina wollte ihr die Situation schildern, doch die Frau wimmelte ab: »Hier ist außer mir niemand mehr. Wir haben schließlich auch Anspruch auf Feierabend.«

»Aber es muss doch –«

»Kann das Kind nicht bei Verwandten unterkommen? Nachbarn? Also wir können vor morgen Mittag wirklich nichts tun.« Ein Klicken in der Leitung beendete das Telefonat. Und jetzt?

Polanski! Sie würde ihren Chef anrufen. Dann würde er wenigstens sehen, was für eine treusorgende Polizistin sie war. Sie zögerte. Handy oder Büro? Sie war höflich, sie war freundlich, sie würde es zuerst im Büro versuchen.

Bereits nach dem ersten Klingeln hob ihr Chef ab. Katharina entschuldigte sich für die späte Störung. Polanski seufzte: »Das macht nichts. Ich komme heute sowieso nicht aus meinem Büro raus, fürchte ich. Was kann ich für Sie tun?«

Fast schämte sich Katharina, ihn mit so einer banalen Frage zu behelligen, aber sie schilderte kurz, was passiert war.

»Katharina, da kann ich auch nichts machen«, unterbrach Polanski sie. »Gibt es denn wirklich niemanden, der sich um das Kind kümmern kann?«

Katharina verneinte.

Und dann hatte Polanski einen seiner gefürchteten Geistesblitze: »Was ist denn, wenn die Kleine über Nacht bei Ihnen bleibt? Und morgen sehen wir dann weiter.«

»Bei mir?« Katharina musste sich am Türrahmen der Küche festhalten. »Ich kann doch mit Kindern nichts anfangen.«

»Ach, daran gewöhnt man sich ganz schnell.«

Polanski hatte gesprochen. Katharina musste einsehen, dass er recht hatte. Also dann: ein Kind über Nacht. Ihr blieb auch nichts erspart.

***

Was brauchte so ein Kind denn alles? Wahllos begann Katharina Dinge in einen Rucksack zu stopfen, den sie auf dem Flur gefunden hatte. Kleidung, Unterwäsche … Die kleine Mickymaus-Zahnbürste im Bad gehörte wohl Laura. Ebenso die Kinderzahnpasta namens Papa Him-Bär. Katharina ließ ihren Blick durch das Kinderzimmer schweifen. Auf dem Bett saß ein großer, reichlich abgegriffener Teddybär aus giftgrünem Plüsch. Hoffentlich war das Lauras Liebling. Sie klemmte sich den Bären unter den Arm.

Was noch? An einem Haken bei der Tür hing ein Schlüsselbund. Katharina probierte sicherheitshalber einige Schlüssel durch. Einer passte zur Wohnungstür.

Als sie die Tür schon ins Schloss fallen lassen wollte, hielt sie inne. Sicher war sicher. Sie zupfte sich ein Haar aus und legte es behutsam über den Riegel des Türschlosses. Vorsichtig zog sie die Tür zu und schob das Haar in die Türfüllung, sodass nur noch eine kleine Schleife zu sehen war. So würde sie erkennen können, wenn die Tür in nächster Zeit geöffnet wurde.

Langsam ging sie die Treppen hoch. Das konnte ja noch heiter werden: von der Kriminalbeamtin zur Babysitterin in weniger als zwölf Stunden.

***

Laura saß artig am Küchentisch und malte. Wenigstens hatte sie keine von Katharinas Schuhen zernagt oder was kleine Kinder sonst so anstellten, wenn man sie alleine ließ.

»Das hat aber lang gedauert«, stellte das kleine Mädchen resolut fest.

»Ja, entschuldige. Aber …« Was sollte sie dem Kind denn jetzt erzählen? »Laura, deine Mutter musste ganz plötzlich weg. Und sie hat mich gebeten, auf dich aufzupassen.« Katharinas Magen verkrampfte sich bei dieser Lüge.

Laura sah sie mit großen blauen Augen an: »Ist Mama jetzt eine Giraffe?«

»Was?«

»Mama hat gesagt, wenn sie mal wegmuss, dann will sie eine Giraffe werden. Das ist nämlich ihr Lieblingstier. Und meins auch.«

Katharina begriff: »Ach nein, Laura. Sie ist keine Giraffe. Aber deiner Mutter geht es nicht gut. Sie ist krank, verstehst du?«

Laura nickte.

»Und deswegen ist sie jetzt in einem Krankenhaus. Aber sie ist bald wieder da.« Meine Worte in die Ohren jedes höheren Wesens, dachte Katharina.

»Und so lange bleibe ich bei dir?«

»Erst mal heute Nacht. Und dann sehen wir weiter.«

»Fein. – Schau mal, was ich gemalt habe.«

Katharina sah auf die Zeichnung. Laura konnte ja richtig gut malen. In der Mitte des Bildes war eine Frau mit langen, blonden, gelockten Haaren: »Das ist Mama. Mama hat viele Freunde.«

Lauter Männer, eindeutig. Bis auf eine Frau im Rock. »Das ist Tante Sandra. Die kann ganz toll Pfannkuchen machen. Zum Frühstück.«

Katharinas Magen meldete sich. Sie hatte den ganzen Tag bis auf eine Tafel Schokolade nichts gegessen.

»Hast du Hunger, Laura?«

Laura schwieg. »Laura? Hast du Hunger?«

»Mama sagt immer, man soll so spät nichts mehr essen. Das macht dick.«

»Hast du denn heute schon was gegessen?«

»Nur heute Morgen.«

»Aber du musst doch was essen, damit du groß und stark wirst.« Oh Hilfe, noch keine Viertelstunde Pflegemutter und schon tief in den Klischees.

»Na gut«, sagte das kleine Mädchen gnädig.

Das warf ein weiteres Problem auf: Was sollten sie essen?

Katharina tat einen Blick in den Kühlschrank: mehrere Sorten Schokolade, eine Flasche Orangenlimonade, ein paar Sorten Relish, eine Flasche Gewürzketchup und eine halbe Salami. Das sah alles nicht nach einer kindertauglichen Mahlzeit aus.

Aber alle Kinder mochten doch …

»Magst du Pizza, Laura?«

»Mama sagt immer, Pizza ist ungesund.«

»Ach, manchmal darf man das. Schau mal, ich esse auch hin und wieder Pizza.« Katharina wunderte sich, wie leicht ihr diese dezente Untertreibung über die Lippen kam. »Und ich bin sogar Polizistin geworden.«

»Mit Wurst? Und Käse?«

»Natürlich. Wie du magst.«

***

Katharina beglückwünschte sich: Sie hatte sich einen lang gehegten DVD-Wunsch erfüllt und Shrek gekauft. Laura kannte den Film noch nicht. Und so saßen sie kurze Zeit später mit ihren Pizzakartons auf Katharinas Sofa und sahen der Geschichte über ein grünes Monster, einen sprechenden Esel, eine vogelzersingende Prinzessin und einen verliebten Drachen zu.

Als der Film zu Ende war, sah Katharina mit Schrecken auf die Uhr. Es war schon fast Mitternacht: Mussten Kinder um diese Uhrzeit nicht schon längst im Bett sein? Sie hatte noch nicht einmal das Gästezimmer fertig gemacht. Und jetzt? Musste sie Laura beim Zähneputzen helfen?

»Kann ich allein. Bin doch schon fast fünf.« Das war eine klare Ansage.

Laura putzte sich mit Inbrunst die Zähne. Lauras Vater war Zahnarzt gewesen, bevor er reich geerbt hatte. Melanie Wahrig hatte es Katharina einmal erzählt.

Währenddessen stand Katharina rätselnd vor dem Wäscheschrank: Seide, Satin – alles in Schwarz. Aber irgendwo musste doch noch … Genau, eine infantile Liebschaft hatte ihr ein Set Star-Wars-Bettwäsche geschenkt. Sie fand die über und über mit kleinen Yodas bedruckten Bettbezüge im hintersten Winkel des Schranks.

Laura kicherte über den grünen Zwerg und schloss glücklich Zon aus dem Land Yan in den Arm – den grünen Teddy, den Katharina aus ihrer Wohnung mitgebracht hatte.

»Liest du mir noch was vor?«

Auch das noch. Was sollte sie denn …? Klar! Sie zog einen alten gelbroten Band aus dem Bücherregal. Er hatte ihrer älteren Schwester Susanne gehört; sie hatte Katharina immer daraus vorgelesen.

»Also: Kalle Blomquist, der Meisterdetektiv.«

***

Jazz-Trilogie

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