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I. Schriften des Franziskus von Assisi
ОглавлениеDie literarische Hinterlassenschaft des Franziskus ist jetzt in der maßgebenden Edition von KAJETAN ESSER OFM versammelt: Die Opuscula des hl. Franziskus von Assisi. Neue textkritische Edition (Spicilegium Bonaventurianum, 13), Grottaferrata (Romae) 1976 (21989). Durch sie sind die älteren, zu ihrer Zeit sehr verdienstvollen Ausgaben von LUCAS WADDING,2 LEONHARD LEMMENS,3 und HEINRICH BOEHMER4 abgelöst worden. Wie schwierig und problematisch bei der Breite der Überlieferung die Rekonstruktion der mutmaßlichen Originaltexte sein kann, zeigt ein intensiver Blick auf die einzelnen von ESSER edierten Stücke. Der Herausgeber und seine Mitarbeiter sind mit der größtmöglichen Sorgfalt verfahren, wovon neben der Edition selbst auch die sie begleitenden Studien ein eindrucksvolles Zeugnis geben.5 Dennoch bleiben zahlreiche Probleme ungelöst, vor allem was die Authentizität mancher Werke betrifft, wie z.B. der Ordensregeln sowie der diktierten und indirekt überlieferten Schriften.
Es ist nur ein einziges zweifelsfreies Autograph des Franziskus auf uns gekommen: die im Sacro Convento in Assisi aufbewahrte »Chartula fr. Leoni data« mit dem Lobgebet Gottes (Laudes Dei altissimi) auf der Vorderseite und dem Segen für Bruder Leo (Benedictio fr. Leoni data) und der berühmten Zeichnung des aus dem Munde eines beerdigten Schädels herauswachsenden Tau.6 Dagegen scheint es zweifelhaft, daß der im Schatz des Doms von Spoleto befindliche Brief an Bruder Leo ein Autograph ist, während der Text desselben sehr wohl auf Franziskus zurückgehen mag.7
Die Edition von ESSER liegt der deutschen Ausgabe zugrunde: Die Schriften des heiligen Franziskus. Einführung, Übersetzung, Erläuterungen. LOTHAR HARDICK und ENGELBERT GRAU (Franziskanische Quellenschriften, 1), Werl 61980.
Außer den nach seiner Meinung echten Schriften hat ESSER eine Liste und kurze Beschreibung der zweifelhaften und sicherlich nicht authentischen Opuscula in seine Ausgabe aufgenommen, ohne jedoch deren Text selbst zu veröffentlichen.8 Wie wir aus anderen Quellen wissen, hat Franziskus weitere Schriften verfaßt, die wohl als unwiederbringlich verloren gelten müssen. Hierzu gehören vor allem die erste Regel, die er im Jahre 1209 dem Papst Innocenz III. vorlegte (von der es aber zahlreiche Rekonstruktionsversuche gibt), ferner seine Briefe an den Kardinal Hugolino9 und andere Adressaten,10 sowie die Briefe an Klara von Assisi und ihre Schwestern, die Klara selbst in ihrem Testament erwähnt.11
Der literarischen Gattung nach kann man die erhaltenen Opuscula des Franziskus in drei Komplexe einteilen: 1. Regeln und Ermahnungen; 2. Briefe; 3. Gebete und Hymnen. ESSER hält sich nicht an eine solche Einteilung, sondern er stellt die Werke in insgesamt 28 Kapiteln vor, wobei jedoch Kapitel III zwei, Kapitel XXVIII acht kleinere Werke enthält. Wir halten uns im folgenden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, an Reihenfolge und Einteilung der »Fonti Francescane«.