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An alle Kleriker über die Ehrfurcht gegenüber dem Leib des Herrn
ОглавлениеIn diesem Brief beklagt Franziskus die ehrfurchtslose Behandlung von Leib und Blut des Herrn, aber auch der Texte (nomina et verba). Mit letzteren sind zweifellos die liturgischen Bücher, die Missalia und Evangeliare, gemeint. Es geht Franziskus um die körperlich greifbaren Dinge, die durch Gottes Wort geheiligt sind. »Denn wir haben und sehen auf dieser Welt nichts von dem Allerhöchsten selbst als Leib und Blut, Namen und Worte, durch die wir geschaffen und erlöst wurden vom Tode zum Leben« (1 Joh 3,14). Von daher gibt Franziskus den Klerikern zu bedenken, wie schäbig die kultischen Geräte und Textilien sind, wie unwürdig Leib und Blut des Herrn aufbewahrt werden, und er ermahnt sie, »schleunig und entschlossen« (cito et firmiter) Abhilfe zu schaffen.
Der Brief ist einer der wichtigsten Belege für die unverwechselbare Auffassung des Franziskus von Welt und Materie und seine damit eng zusammenhängende Eucharistie- und Erlösungslehre. In der Legenda Perusina und parallelen Texten wird berichtet, daß sich Franziskus über verdreckte Kirchen ärgerte, sie eigenhändig mit einem Besen säuberte und den an separatem Ort versammelten Priestern ernsthafte Vorhaltungen machte; ferner daß er den Brüdern die Ehrfurcht vor der Eucharistie und deren angemessene Aufbewahrung ans Herz gelegt und dies sogar gern in die Regel aufgenommen hätte.48
Auch von diesem Brief sind zwei Rezensionen überliefert, deren Text in Einzelheiten voneinander abweicht.49