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EINLEITUNG

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Franziskus von Assisi ist nicht eine unter vielen anderen bedeutenden und heiligen Persönlichkeiten der europäischen Geschichte. Er ist vielmehr eine ganz singuläre, herausragende Erscheinung, gewiß die bedeutendste Gestalt der christlichen Religionsgeschichte seit Jesus selbst. JOSEPH LORTZ hat dies im Titel seines kleinen Buches über Franziskus zum Ausdruck gebracht: »Der unvergleichliche Heilige.«1 Aus der von Franziskus und an ihm entzündeten Bewegung hätte, unter anderen geschichtlichen Umständen, leicht eine neue, von dem damaligen Christentum verschiedene und über es hinauswachsende Religion entstehen können.2

Statt dessen wurde aus dem Hauptzweige der franziskanischen Bewegung ein ganz normaler Orden, eingegliedert in das hierarchische und kanonistische System der Römisch-katholischen Kirche. Sowohl die Neuheit und Originalität der Gedanken des Franziskus und des ursprünglichen Franziskanertums wie deren Domestizierung, ja Beerdigung – beides bis heute gleichnishaft und eindrücklich dargestellt in den beiden Kirchen Santa Maria degli Angeli (Portiuncula) und San Francesco in Assisi – gehören zu den merkwürdigsten Vorgängen der Geschichte unseres Kulturkreises.

Um hier kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: die Kirchlichkeit der franziskanischen Bewegung ist nicht etwas, was den Intentionen des Franziskus eindeutig zuwidergelaufen wäre. Er selbst wollte nie etwas anderes als die engste Bindung seiner Bruderschaft an die Römische Kirche und das Papsttum. Aber ebenso wie er in seinem Streben nach der vollkommenen Angleichung an Jesus nicht einfachhin zu einem »zweiten Christus«, sondern auch zu einem »anderen Christus« wurde, so enthält das Franziskanertum religiöse Ideen, die über das, was im traditionellen mittelalterlichen (und heutigen) Christentum gedacht und geglaubt wird, hinausgehen.3

Es sind diese Ideen, die zum Keim einer neuen Religion hätten werden können. Franziskus hatte vermutlich die Hoffnung oder Illusion, daß sein Ideal eines Tages die gesamte damalige Kirche und die christliche Gesellschaft durchdringen und umformen würde. Aber weder spaltete sich das Franziskanertum als neue Religion von der mittelalterlichen Papstkirche ab, wie es einstmals das Urchristentum in bezug auf das Judentum getan hatte, noch ergriff und verwandelte das franziskanische Ideal das kirchliche System von innen her. Daß beides nicht geschah, ist im wesentlichen das Werk eines in seiner Weise ebenfalls großen Mannes: des Kardinals Hugolino von Ostia, des späteren Papstes Gregor IX.

Gregor IX. ist recht eigentlich der Totengräber des Franziskus gewesen, und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Er veranlaßte den Bau der prachtvollen Grabeskirche des Franziskus, die er zur »Haupt- und Mutterkirche« des Franziskanerordens erhob; er »kanonisierte« Franziskus zwei Jahre nach dessen Tod und machte ihn damit zu einem zwar außerordentlichen, aber doch auch wiederum nur einem unter vielen anderen Heiligen des römisch-katholischen Pantheons, so daß die einzigartige Sprengkraft seines Lebens und seiner Ideen zugleich in die unerreichbare Sphäre des Himmlischen entrückt und in dem durch Kirchenrecht und Dogmatik bestimmten System eingefangen wurde; schließlich brach Gregor der franziskanischen Bewegung die Spitze, indem er das Testament des Franziskus, in dem das radikale und unverwässerte Armutsgebot in eindeutigen Formulierungen als letzter Wille festgehalten war, für unverbindlich erklärte.

Was aber Franziskus von Assisi über seinen historischen Rang hinaus für unsere Gegenwart interessant macht, sind gerade die absichtsvoll verschütteten oder unachtsam vergessenen Züge seines Lebens und Wirkens. Was bei ihm wiederzuentdecken sich lohnt, ist genau das, was über ein halbtotes Christentum hinausführt.4 Die »Aktualität« und »Modernität« des Franziskus, die Tatsache, daß er von Menschen verstanden wird, die gar keine Christen sind oder sich nicht mehr als Anhänger einer christlichen Konfession oder Sekte verstehen, findet hier ihre Erklärung.

Das Franziskanertum leidet und lebt zugleich durch einen tiefen inneren Widerspruch, der auf Franziskus selbst zurückzuführen ist. Dieses Dilemma besteht darin, daß die franziskanische Religion über das Christentum, innerhalb dessen sie lebt, hinausweist, daß sie mit der Kirche, in der sie gefangen und begraben ist, nicht zufrieden ist und sich eigentlich auf der Suche nach einer anderen Kirche befindet. (Dies ist z.B. der Grund für den Einbruch des Joachitismus mit seinen apokalyptischen Spekulationen über das Geist-Reich, die Geist-Zeit und die Geist-Kirche in den Franziskanerorden ab dem Jahr 1241).5 Die Bekehrung der Kirche, ihre Umgestaltung nach der Regel des Evangeliums, sollte aber nach der Intention des Franziskus und seiner getreuesten und radikalsten Anhänger auf dem Wege der Demut, der extremen Selbstverleugnung und des totalen Gehorsams gegenüber dem Papst, der Römischen Kurie und dem gesamten Klerus erreicht werden: eben durch das Geringersein der Brüder als alle übrigen Menschen.6

Dieses Dilemma ist die eigentliche Ursache für die zahlreichen Auseinandersetzungen und Spaltungen innerhalb des Franziskanertums im Verlauf seiner gesamten Geschichte. Es ist ferner die Ursache für die überaus zahlreichen Maßregelungen und Eingriffe, die sich die Franziskaner vonseiten der Päpste gefallen lassen mußten. Wohl kein anderer Orden, keine religiöse Bewegung wurde von den Päpsten, nicht selten mit höhnischen und verletzenden Worten, so malträtiert wie die Franziskaner.7 Auch das seit dem 14. Jahrhundert nahezu perfekt domestizierte Franziskanertum läßt sich zuweilen nur mit Mühe unter dem Deckel kirchlicher Autorität halten.

Bei all seiner Demut und Selbstverleugnung bis hin zur völligen Selbstaufgabe8 hätte Franziskus doch über den Inhalt seines Ideals überhaupt nicht mit sich reden lassen, nicht einmal vonseiten des Papstes. Das beweisen seine untergründigen Auseinandersetzungen mit dem Kardinal Hugolino von Ostia, aber auch der Kampf Klaras von Assisi mit zwei Päpsten um die Erhaltung des franziskanischen Armutsideals in ihrer Regel. Der extremen Demutshaltung des Franziskus steht nämlich sein ungeheueres Selbstbewußtsein gegenüber, das in der Überzeugung zum Ausdruck kommt, daß Gott selbst ihn zu den entscheidenden Stationen seines Bekehrungsweges geführt und ihm die wichtigsten Weisungen, darunter die Ordensregel, offenbart habe. »Der Herr gab mir und gibt«, heißt es lapidar im Testament. »Und nachdem der Herr mir Brüder gegeben hatte, da zeigte mir niemand, was ich tun müsse, sondern der Allerhöchste selbst offenbarte mir, daß ich nach der Weise des heiligen Evangeliums leben müsse.«9

Es ist das bleibende Verdienst des französischen Protestanten PAUL SABATIER, darauf hingewiesen zu haben, daß das Franziskanertum nicht schlechthin identisch ist mit den franziskanischen Ordensfamilien innerhalb der Katholischen Kirche. Vielmehr wurde das ursprüngliche franziskanische Ideal in einem unerhört dramatischen Ringen domestiziert, verkirchlicht und damit verfremdet und umgebogen. SABATIERS Buch »Vie de Saint François d’Assise« erschien zum ersten Mal 1894. Den Anstoß zur Beschäftigung mit der franziskanischen Bewegung hatte er durch seinen Lehrer ERNEST RENAN erhalten.

Schon RENAN hielt die Gleichsetzung des Franziskus mit Christus, die bald nach seinem Tode, vielleicht aber schon zu seinen Lebzeiten, von einem Teil seiner Anhänger vollzogen wurde, im ganzen für zutreffend. Er sah in Franziskus die bedeutendste Gestalt der christlichen Religionsgeschichte seit Jesus selbst.10 Wie sich PAUL SABATIER erinnert, hatten für RENAN drei Epochen eine besondere Bedeutung: das Urchristentum, die Französische Revolution und die von Franziskus initiierte religiöse Erneuerung. An einem denkwürdigen Dezembermorgen des Jahres 1884 hatte der schon hochbetagte RENAN, im Bewußtsein, daß ihm selbst keine Zeit mehr bliebe, ihn, seinen Schüler, zum »seraphischen Geschichtsschreiber« bestimmt.11

SABATIERS Buch, das von Franziskus-Romantik keineswegs frei und alles andere als eine nüchterne Biographie ist, war so etwas wie der Paukenschlag, mit dem nicht nur die moderne Franziskus-Forschung eröffnet wurde, sondern auch der Beginn eines sehr weit sich ausbreitenden, seither nicht mehr nachlassenden Interesses an Franziskus und den Anfängen seiner Bewegung. Über dem ungeheueren Erfolg, der SABATIERS Werk zuteil wurde (1926 erschien bereits die 46. französische Auflage!),12 fand das kaum weniger wichtige Buch von HENRY THODE: »Franz von Assisi und die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien« kaum Beachtung.13 Das Hauptverdienst dieses 1885 in erster Auflage erschienenen Werkes ist, daß es die Bedeutung des Franziskus für die europäische Kunst- und Kulturgeschichte in eindrucksvoller und überzeugender Weise darlegt. THODE verweist auf die Auswirkungen, die das von Franziskus neu entdeckte Verhältnis zur Natur sowohl für die christliche Religion wie auch für die Geburt einer neuen Kunst hatte. Franziskus habe, so THODE, »die Religion mit der Natur versöhnt«, und er fährt fort: »Indem Franz die verachtete und mißhandelte Natur in ihre Rechte als Vermittlerin zwischen Gott und Mensch wieder einsetzte, hat er dem christlichen Künstler die einzig echte Lehrerin gewiesen. Indem er die Geheimnisse des christlichen Glaubens in den natürlichen Vorgängen von Christi irdischem Leben veranschaulicht sah, hat er den alten Stoff der christlichen Legende als einen gleichsam ganz neuen der Kunst zugeführt.«14 THODE hat demnach gewußt, was das Zentrum der franziskanischen Religion ist: Erlösung in einem umfassenden Sinn, Welterlösung.

Die »weltgeschichtliche Bedeutung« des Franziskus, von der in vielen der neueren Werke über ihn die Rede ist,15 hängt wesentlich mit seinem Verhältnis zur Natur zusammen, oder um es gleich genauer zu sagen: damit, daß das franziskanische Verständnis von Frieden und Erlösung ein universales ist. Franziskus, dessen Liebe nicht nur den Menschen galt, sondern auch die belebte und unbelebte Natur – Tiere, Pflanzen, Sonne, Mond, Feuer, Wasser –umfaßte, war umgetrieben von dem Gedanken der Erlösung der ganzen Welt, der gesamten Schöpfung. Weil ihm dieser Gedanke so wichtig war, hat er ihn gleich zu Beginn seines Testaments, nach dem kurzen Bericht über seinen Weggang aus der Welt, festgehalten: »Und der Herr gab mir ein so großes Vertrauen zu den Kirchen, daß ich folgendermaßen einfach betete und sagte: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, hier und in allen deinen Kirchen, die auf der ganzen Welt sind, und wir preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.«16

Als die Gruppe der ersten Anhänger zusammen mit Franziskus gerade acht Brüder umfaßt, noch vor der Abfassung der ersten Regel und deren Billigung durch den Papst Innocenz III. – also vermutlich im Jahr 1208 – schickt Franziskus sie in Zweiergruppen in die vier Weltgegenden, um den Menschen »den Frieden und die Buße« zu verkünden.17 So erhebt die franziskanische Botschaft von Anfang an einen universalen Anspruch: sie hat die Bekehrung der Kirche und der ganzen Welt zum Ziel.

Die Erlösung, das Heil, soll für die Menschen ganz einfach zu erreichen sein: eben durch eine einfache Bekehrung. Da ihm der übliche kirchliche Weg der Heilsvermittlung viel zu kompliziert war, trotzte er dem Papst Honorius III. die »Vergebung von Assisi«, den später so genannten »Portiuncula-Ablaß« ab. Im Verständnis des Franziskus handelt es sich dabei nicht nur um den Nachlaß von Sündenstrafen, sondern um die Vergebung aller Sünden und die Gewißheit des Heils. »Ich will euch alle ins Paradies schicken«, verkündet er der vor der Portiuncula-Kirche versammelten Menschenmasse.18

Das Geheimnis der Vollendung der Welterlösung und seine eigene Rolle dabei wurde Franziskus schließlich zwei Jahre vor seinem Tode, im September 1224, während der rätselhaften Vision eines gekreuzigten sechsflügeligen Engels auf dem Berge La Verna bei Bibbiena, mitgeteilt. Dabei erhielt er die Stigmata, die fünf Wunden des gekreuzigten Erlösers, wodurch er endgültig diesem gleichgestaltet und zum »zweiten Christus« wurde.

Es sind vor allem die mit der Welterlösung verbundenen Vorstellungen und die Vision und Utopie einer neuen, friedlichen Welt, die dem Franziskanertum eine beständige Aktualität verleihen, nicht nur für Christen und an religiösen Themen interessierte Menschen, sondern für alle, denen das Schicksal der Welt und ihr eigener individueller Tod keine gleichgültigen Dinge sind.

1 J. LORTZ, Der unvergleichliche Heilige. Gedanken um Franziskus von Assisi, Düsseldorf 1952; Werl 21976; italienische Übersetzung von Boris ULIANICH: Un santo unico, Alba 1958.

2 So schon Ferdinand GREGOROVIUS, Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter IX.3.2: »In diesem Propheten war ein geniales Anschauen der Gottheit, welches ihn in andern Epochen zum Religionsstifter würde gemacht haben.«

3 Die Bezeichnung »alter Christus« für Franziskus kommt zum ersten Mal in den »Actus Beati Francisci et sociorum eius«, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, vor. Zur Geschichte des Themas nach dem Tode des Franziskus s. vor allem: STANISLAO DA CAMPAGNOLA, L’angelo del sesto sigillo e l’»alter Christus«. Genesi e sviluppo di due temi francescani nei secoli XIII–XIV, Roma 1971. Die fortschreitende Angleichung des Franziskus an (den gekreuzigten) Christus ist jedoch schon in den ältesten Legenden ein häufiges Thema; s. hierzu: Helmut FELD, Franziskus von Assisi – der »zweite Christus« (Institut für Europäische Geschichte Mainz, Vorträge, 84), Mainz 1991, und u. Kap. VI.4.

4 Vgl. besonders III Cel 1: »Mox in lucem producitur sepulta quondam perfectio Ecclesiae primitivae, cuius legebat mundus magnalia, nec videbat exempla« (Anal. Fr. 10,271); s.u. Kap. VI.2.

5 S. darüber noch immer: Ernst BENZ, Ecclesia Spiritualis. Kirchenidee und Geschichtstheologie der franziskanischen Reformation, Stuttgart 1934 (Nachdruck Darmstadt 1964), 175–181.

6 Vgl. Admomtio 12 (ESSER, Opuscula, 112); I Cel 38 (Anal. Fr. 10,30).

7 Dafür nur ein Beispiel aus dem Mittelalter und eines aus der Neuzeit. Auf dem Höhepunkt des Armutsstreites, Ende des Jahres 1322, stellt der Papst Johannes XXII. in seiner Bulle »Ad conditorem canonum« die franziskanische Auffassung radikaler Besitzlosigkeit mit höhnischen Worten als Verrücktheit dar: »Quis enim sanae mentis credere poterit, quod intentio fuerit tanti patris [d.h., seines Vorgängers Nikolaus’ III.], minus ovi seu casei ac frusti panis et aliorum usu consumptibilium, qui saepe fratribus ipsis ad consumendum e vestigio conferuntur, dominium Romanae ecclesiae et usum fratribus retinere?« (Bullarium Franciscanum, ed. C. EUBEL, 5, Rom 1898, 238). In dem Apostolischen Schreiben »Seraphici Patriarchae« vom 15. August 1910, in dem die Reihenfolge der drei franziskanischen Orden bei Prozessionen im Detail festgelegt wird, führt der Papst Pius X. den um den Vorrang streitenden Söhnen des heiligen Franziskus ausführlich dessen Äußerungen über die Demut und die Lebenshaltung der Fratres Minores, ergänzt durch einschlägige Bermerkungen des heiligen Bonaventura, vor; woraus er dann, ziemlich süffisant, den Schluß zieht, es sei wünschenswert, daß sich die Franziskaner nicht um den ersten, sondern allenfalls um den letzten Platz stritten: »Optandum igitur esset, ut inter Francisci filios nunquam de primo loco esset contentio, sed unice de postremo« (AAS 2 [1910], 713–718; ebd. 715). Vgl. auch die Schreiben »Paucis ante diebus« vom 1. November 1909 über Streitigkeiten der franziskanischen Orden (im gleichen Bande, 705–713) und »Septimo iam pleno« vom 14. Oktober 1909 über das Verhältnis der franziskanischen »Familien« untereinander (AAS 1 [1909], 725–738).

8 Vgl. vor allem »De vera et perfecta laetitia« (ESSER, Opuscula, 461); II Cel 145 (Anal. Fr. 10,213f.).

9 Testamentum 1. 2. 4. 6. 14. 23. 39 (ESSER, Opuscula, 438–444).

10 E. RENAN, Francois d’Assise, in: Nouvelles études d’histoire religieuse, Paris 1884 (Œuvres complètes, Tome VII, Paris 1955, 919–935; ebd. 920).

11 P. SABATIER, Études inédites sur S. François d’Assise, éditées par A. GOFFIN, Paris 1932, 69f.: »Quand je commençai à travailler, j’avais rêvé de consacrer ma vie à l’étude de trois périodes – Bénies soient les illusions de jeunesse! – Trois périodes: les origines du christianisme avec l’histoire d’Israël, la Révolution française, et la merveilleuse rénovation religieuse réalisée par Saint François d’Assise. Je n’ai pu venir à bout que du premier tiers de mon programme, mais vous, Monsieur Leblond, dit-il à un jeune homme qui paraissait plein de santé, mais qui mourut peu de temps après, à la suite d’excès de travail, II. faut que vous deveniez le créateur de l’histoire religieuse de la Révolution. Vous, dit-il à un autre, en lui mettant la main sur l’épaule pour l’empêcher de se dérober, vous serez l’historien séraphique. Je vous envie: saint François a toujours souri à ses historiens. Son œuvre initiale et son action sur les siècles suivants, n’ont jamais été complètement comprises. Il a sauvé l’Eglise au XIIIe siècle, et son esprit est resté étrangement vivant depuis lors. Nous avons besoin de lui. Si nous savons le vouloir, il reviendra.«

12 Die Ausgabe von 1931 trägt die Bezeichnung: Édition définitive.

13 H. THODE, Franz von Assisi und die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien (11885, 21904, 31926), Wien 41934. Im Vorwort zur zweiten Auflage verwundert sich THODE über die Ungleichheit des Schicksals beider Bücher; im Gegensatz zu demjenigen SABATIERS sei sein eigenes in den neunzehn Jahren seit seinem Erscheinen lange unbeachtet geblieben, ja totgeschwiegen worden. Zu THODES Werk s. auch: Raoul MANSELLI, Franziskus. Der solidarische Bruder, Zürich 1984, 330. MANSELLI bemerkt zutreffend, daß THODES Werk und These »in vieler Hinsicht mehr Aufmerksamkeit verdienen, als man ihnen heute gewöhnlich einräumt.« – Im gleichen Jahr wie THODES Buch erschien ein weiteres Standardwerk protestantischer Franziskus-Forschung: Karl MÜLLER, Die Anfänge des Minoritenordens und der Bußbruderschaften, Freiburg Br. 1885.

14 THODE, o.c. 79.

15 Schon das (auch heute noch nützliche) »Handbuch der Geschichte des Franziskanerordens« von Heribert HOLZAPFEL (Freiburg Br. 1909) enthält einen Abschnitt: »Weltgeschichtliche Bedeutung des hl. Franz« (S. 11–17). Als unterscheidende Merkmale franziskanischer Religiosität nennt der Verfasser dort: »Freiheit des Geistes, Liebe, Frömmigkeit, Fröhlichkeit, Vertraulichkeit«: Qualitäten, die sich wohltuend abheben von: »Pharisäismus, Fanatismus, und Scholastizismus« (ebd. 14). Dem verdienstvollen Werk, der ersten Ordensgeschichte in neuerer Zeit aus der Feder eines Franziskaners, widerfuhr das Unglück, im Pontifikat Pius’ X. zu erscheinen. Dieser merkwürdige Papst, der bekanntlich auch sonst in der Theologie nach Art eines Rasenmähers wirkte, äußerte sein Mißfallen an dem Buch, worauf dessen Lektüre von der Römischen Kurie allen Ordensleuten, Priestern und Studenten untersagt, seine Verbreitung und positive Rezension verboten wurde; s. STANISLAO DA CAMPAGNOLA, Le Origini francescane come problema storiografico, Perugia 21979, 221, Anm. 145.

16 Testamentum 4–6 (ESSER, Opuscula, 438).

17 I Cel 29f. Von den alten franziskanischen Eremitorien erheben vor allem zwei den Anspruch, Ausgangspunkt der ersten franziskanischen »Weltmission« zu sein: Poggio Bustone bei Rieti und der Eremo dei Carceri bei Assisi. In der Nische einer Außenwand der Carceri befindet sich die folgende schöne Inschrift aus dem 16. Jahrhundert: RICEVUTA/CHE EBRO LA/BENEDITIONE/DA SANTO/FRANCISCHO/DIVISENSI IN QUATRO/PARTE E PRESERO LE/QUATRO PARTE DEL/MONDO INDECHATIDO/LORO CHE ESO SANTO/FRANCISCHO DOVIVA/PIARA TUTO/El MONDO: »Nachdem sic den Segen vom heiligen Franziskus erhalten hatten, teilten sic sich in vier Gruppen und zogen in die vier Weltteile, da ihnen die Verpflichtung desselben heiligen Franziskus gegenüber der ganzen Welt aufgezeigt worden war.«

18 P. SABATIER (Hrsg.), Fratris Francisci Bartholi de Assisio tractatus de indulgentia S. Mariae de Portiuncula (Collection d’Études et de Documents, 2), Paris 1900, 26; s. auch: DERS., Étude critique sur la concession de l’Indulgence de la Portioncule ou Pardon d’Assise, Paris 1896.

Franziskus von Assisi

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