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2. Erste Lebensbeschreibung des Thomas von Celano (I Cel)

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Die Vita prima des aus Celano in den Abruzzen stammenden Bruders Thomas (c. 1190 – c. 1260) ist die erste ausführliche Biographie des Franziskus. Thomas hat sie gleich nach dessen Kanonisation (16.7.1228) im Auftrag des Papstes Gregor IX. (19.3.1227 – 22.8.1241) in den Jahren 1228–1229 verfaßt. Er gehörte zu den gelehrten Männern, die Franziskus 1214 oder 1215, nach seiner Rückkehr aus Spanien, bei der Portiuncula-Kirche selbst in den Orden aufgenommen hatte. Er war sodann einer von den 25 Brüdern, die Franziskus im Mai 1221, zusammen mit dem neuernannten Provinzialminister Caesarius von Speyer, nach Deutschland schickte.87 Er wurde dort zum verantwortlichen Oberen (Custos) für die Rheinlande mit den Städten Mainz, Worms, Köln und Speyer bestellt. Wann er nach Italien zurückgekehrt ist, ist nicht bekannt.

Im Jahre 1228 weilte er wieder bei der Portiuncula. In Assisi war er Zeuge der Heiligsprechung des Franziskus durch Gregor IX., wovon er einen ausführlichen Bericht gibt (I Cel 121–126). In Assisi hat er auch 1246–1247 seine zweite Lebensbeschreibung und 1250–1252 die »Abhandlung über die Wunder des heiligen Franziskus« verfaßt (s.u.). Daß Thomas auch der Autor der »Legende der heiligen Klara« ist, die nach ihrem Tod (11.8.1253) im Herbst 1255 von dem Papst Alexander IV. (1254–1261) kanonisiert wurde, ist sehr unwahrscheinlich. Seine letzte Lebenszeit verbrachte Thomas in Tagliacozzo, in der Nähe seiner Heimatstadt Celano, wo er geistlicher Betreuer des bei der Stadt gelegenen Klarissen-Klosters war. Nach seinem Tode um das Jahr 1260 wurde er dort bestattet. Nach Aufhebung des Konvents übertrugen die Franziskaner-Konventualen von Tagliacozzo seine Gebeine im Jahre 1516 in ihre eigene Kirche. Sie ruhen dort seit dem 18. Jahrhundert unter dem Hauptaltar.

Die zur Zeit maßgebende kritische Edition der Vita prima im 10. Band der Analecta Franciscana88 wurde, wie die der übrigen dort versammelten Lebensbeschreibungen des Franziskus, von MICHAEL BIHL in Zusammenarbeit mit einigen Mitbrüdern aus dem Franziskanerorden erstellt. Sie basiert auf Handschriften, deren älteste aus dem 13. Jahrhundert stammen und die zum großen Teil in Cistercienser-Abteien überlebten. Denn das Generalkapitel der Franziskaner, das 1266 in Paris tagte, hatte auf Veranlassung des heiligen Bonaventura die Vernichtung aller älteren Franziskus-Biographien angeordnet. Im Orden gab es fortan nur noch die beiden Lebensbeschreibungen, die Bonaventura selbst verfaßt und auf dem Ordenskapitel von Pisa (1263) vorgelegt hatte.89 Die Vita prima des Thomas von Celano wurde erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in einer Handschrift der Cistercienser-Abtei Longpont (Diözese Soissons) wiederentdeckt. Auf ihr beruht die erste neuzeitliche Edition, die die Bollandisten in den Acta Sanctorum veranstalteten (unter dem 4. Oktober: Bd. II, Antwerpen 1768, 683–723). Der Codex selbst ging inzwischen verloren.

Beide Lebensbeschreibungen und die »Abhandlung über die Wunder« in deutscher Übersetzung finden sich in dem Band: Thomas von Celano. Leben und Wunder des heiligen Franziskus von Assisi, hrsg. von E. GRAU (Franziskanische Quellenschriften, 5), Werl 31980.

Franziskus von Assisi

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