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8. Die Legenda Perusina (Leg. Per.)

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Die Legenda Perusina ist eine lockere Zusammenfügung von Episoden aus dem Leben des Franziskus, die nicht nach der chronologischen Reihenfolge geordnet sind. Sie ist enthalten in einem einzigen Manuskript, Ms. 1046 der Biblioteca Comunale von Perugia. FERDINAND DELORME, der die Leg. Per. zum ersten Mal 1922 (unvollständig)112 und dann noch einmal 1926113 edierte, war der Meinung, es handele sich hier um das authentische Material, das die drei Gefährten 1246 zusammen mit ihrem Brief von Greccio aus an den Generalminister Crescentius von Jesi geschickt hatten; er gab dem Text deshalb den Namen: »Legenda antiqua«. Gleichfalls von der Annahme ausgehend, es handele sich um das Florilegium der drei Gefährten, veröffentlichte JACQUES CAMBELL 1967 die Leg. Per. unter dem Titel: »Die Blumen der drei Gefährten«.114 1970 nahm ROSALIND B. BROOKE die Leg. Per. als Bestandteil in ihre hypothetische Rekonstruktion der »Schriften Leos, Rufinus’ und Angelus’« auf.115 Schließlich veröffentlichte MARINO BIGARONI 1975 den vollständigen Text der Handschrift 1046 von Perugia (mit italienischer Übersetzung) unter der Bezeichnung: »Compilatio Assisiensis«. Der Herausgeber hat diesen Titel gewählt, weil der Codex mindestens bis 1381 zur Bibliothek des Sacro Convento in Assisi gehörte und dort auch (ca. 1310–1312) geschrieben wurde.

Wir zitieren im folgenden die Leg. Per. nur nach dieser Ausgabe, und zwar mit Kapitel- und Seitenangaben.116 Sie enthält eine synoptische Tabelle für die beiden Ausgaben von DELORME, II Cel und die verschiedenen Versionen des Speculum perfectionis (LITTLE, LEMMENS, SABATIER: s.u. 9). Synoptische Tafeln für die wichtigsten biographischen Quellen des Franziskus insgesamt finden sich in FF, S. 2479–2518.

In der Leg. Per. und den verwandten Schriften werden die Berichte häufig durch das Zeugnis eines oder mehrerer Augenzeugen bekräftigt. Wie RAOUL MANSELLI in seiner bekannten Untersuchung gezeigt hat,117 ist das Zeugnis der »Nos qui cum eo fuimus« nicht bloß literarische Fiktion, sondern es sind tatsächlich Zeitgenossen und Augenzeugen, die ihre Erinnerungen an Franziskus aufgezeichnet haben. Viele dieser Episoden tragen alle Merkmale der Ursprünglichkeit und Authentizität an sich. Sie passen in einen späteren Entwicklungs- und Bewußtseinszustand der franziskanischen Gemeinschaft gar nicht mehr hinein.

So ist z.B. Terminus ante für die c. 13 berichtete Episode das Jahr 1260: es wird dort vorausgesetzt, daß sich der Konvent der Klarissen noch in S. Damiano befindet.118 Der Bericht über den Brand der Hütte auf dem Berg La Verna in c. 87 (wohl bei dem letzten Aufenthalt des Franziskus auf dem Berg im August/September 1224) scheint unmittelbar auf Bruder Leo zurückzugehen: es findet sich dort die historisch wertvolle Bemerkung, Franziskus habe sich immer, wenn er nicht die Messe hören konnte, vor dem Essen das Evangelium des Tages vorlesen lassen.119 Das noch im Protomonastero di S. Chiara in Assisi aufbewahrte Brevier des Franziskus enthält (auf fol. 1v) eine fast gleichlautende, von Bruder Leo stammende, handschriftliche Notiz.120

Die in der Leg. Per. und ähnlichen Sammlungen enthaltenen Traditionen gehören so mit zum wertvollsten Quellenmaterial für die Geschichte des Franziskus – besonders auch für seine innere Entwicklung121 – und der frühen franziskanischen Bewegung. Daß es sich dabei zum großen Teil um die Erinnerungen handelt, die auf Anweisung des Crescentius von Jesi aufgezeichnet und ihm zugesandt worden waren, beweist allein schon die Tatsache, daß 53 der in der Leg. Per. (und im Spec. perf.: s.u. 9) enthaltenen Kapitel auch in II Cel aufgenommen wurden – womit nicht gesagt ist, daß die Leg. Per. schon in ihrer jetzt vorliegenden Form dem Thomas von Celano als Vorlage diente, sondern daß er Material benutzt hat, das später in Sammlungen wie der Leg. Per. und dem Spec. perf. zusammengestellt wurde.

Bezüglich der Leg. Per. bemerkte RAOUL MANSELLI, sie sei »eine Sammlung von Texten, über die man viel diskutiert hat und weiterhin diskutieren wird, deren Bedeutung unter den Erforschern des ältesten Franziskanertums aber immer offenkundiger wird.«122 Dem kann man nur zustimmen und hinzufügen, daß eine genauere philologische und historische Analyse der einzelnen Texte vermutlich noch manche überraschende Erkenntnis bringen wird.

Franziskus von Assisi

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