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Die Stadt

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Lisa zieht Martha durch die Abteilungen des Kaufhauses und lässt sich nicht von modernen Küchengeräten und diversen Technologien irritieren. Unbeirrt dirigiert sie Martha in die Damenmodeabteilung. Schließlich bleibt sie vor einem Stand stehen und zieht ein Kleid von einer Stange.

„Das ist es!“ Schwarz, eng und ausgeschnitten hält sie es vor sich. Martha blickt sich irritiert um.

„Für den Unterricht?“, fragt sie. „Nein. Das geht nicht.“

„Nein? Schade!“

„Das ist für den Abend.“

„Am Abend habe ich nichts vor.“

„Noch nicht. Schau mal hier!“ Sie zieht ein Kleid von der Stange und hält es Lisa vor. Blau, dazu müsste Lisa eine weiße Bluse mit Kragen tragen.

„Wir nehmen also beide. Jedes für einen Anlass.“

„Beide?“

„Mädchen, wir leben in einer Großstadt.“

Sie haben das Kaufhaus verlassen, das auch mit der Tafel ‚Alle sollen besser leben!’ wirbt. Dann sieht Lisa plötzlich zwei ihrer Schülerinnen – Eva und Birgit – aus einem Modegeschäft kommen.

„Da, die sind aus meiner Klasse.“

„Müssen Geld haben. Dahin hätte ich dich nicht empfohlen – schweineteuer!“

„Die müssen uns ja nicht sehen.“

Martha und Lisa verstecken sich hinter dem Plakat.

Am Abend zieht Lisa ein erstes Resümee. Sie hat die ersten Stunden in der Schule überstanden, es gibt mindestens einen Kollegen, der sie unterstützt. Martha ist eine patente Person, wahrscheinlich eine gute Freundin. Die Pension und die anderen Gäste mindestens erträglich. Aber seit Tagen gehen ihr die Eindrücke am Hauptbahnhof nicht aus dem Kopf. Ist Herbert schon auf dem Weg nach Hause? Soll sie ihm noch einen Brief schreiben? Allzu gerne würde sie jetzt ihm gegenüber sitzen und über alles das mit ihm reden. Also schreibt sie ihm doch noch einen Brief, vielleicht kommt er ja nicht so schnell zurück. Wie lange kann so eine Gefangenschaft dauern? Und wenn er dann wieder da ist? Kann er dann das alles verkraften, was sich geändert hat? Was hat Martha noch gesagt? Die Männer wären verändert und man sollte aufpassen. Natürlich müssen die Kriegserlebnisse und die anschließende Gefangenschaft auch Herbert verändert haben. Er war noch eher ein Junge, als er eingezogen wurde. Sie hat ein wenig Angst, ihn wiederzusehen und gleichzeitig Sehnsucht danach. Auch davon schreibt sie ihm.

Durch und durch

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