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Herbert

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Martha empfängt sie mit besorgter Miene.

„Was ist los, Martha?“

„Es gibt Nachrichten für dich! Hier!“ Martha hält ihr einen Brief hin. Lisa schaut auf den Absender: Herbert Mühlbeck – aus Düsseldorf!

„Herbert ist zurück!“, sagt Lisa.

„Jetzt haben wir ein Problem.“

„Wir?“

„Ich lass dich doch nicht alleine damit.“

Lisa schaut Martha mit einer Mischung aus Verwunderung und Dankbarkeit an.

Sie liest den Brief. Darin teilt Herbert mit, dass er bereits seit zwei Wochen in Düsseldorf weilt, sich aber jetzt erst für ausgeruht genug hält, um den Kontakt aufzunehmen. Er schreibt

weiter:

„Ich weiß Lisa, daß viel Zeit vergangen ist und wir uns wahrscheinlich fremd geworden sind. Allerdings hätte ich ohne die Gedanken an Dich das Lager nicht überstanden. Dafür bin ich Dir unendlich dankbar. Ich würde Dich sehr gerne in meine Arme nehmen, aber ich verstehe auch, wenn Du mich nicht mehr sehen willst.

Dein Herbert“

Lisa hat Martha den Brief mit Tränen in den Augen vorgelesen.

„Was nun, Martha?“, fragt sie.

Die ansonsten sehr schlagfertige Martha scheint das erste Mal ratlos zu sein.

„Er hat dir ein faires Angebot gemacht. Wenn du ‚nein’ sagst, akzeptiert er es.

„Ich kann doch nicht einfach ‚nein’ sagen. Ich muss ihn doch sehen.“

„Weil du neugierig bist, oder weil du noch Gefühle hast?“

„Beides.“

„Na, gut. Dann treffe ihn und entscheide dich dann.“

„Entscheiden?“

„Ja, das musst du wohl.“

Frau Mühlbeck empfängt Lisa freudestrahlend und führt sie ins Esszimmer.

„Endlich, Lisa. Wir haben uns so auf dich gefreut. Es wird Herbert sehr helfen. Er ist noch sehr schwach. Trink doch schon mal einen Kaffee. Er kommt bestimmt gleich.“

Lisa findet, dass Frau Mühlbeck sehr aufgekratzt wirkt. Sie holt kaum Luft und redet ohne Pause. Irgendetwas lässt ihr keine Ruhe.

Plötzlich steht Herbert in der Tür. Er ist sehr gealtert, bewegt sich schleppend. Lisa erschrickt, geht auf ihn zu und umarmt ihn.

Beim Schweinebraten lässt sich der alte Mühlbeck vor allem über seine guten Beziehungen zu den Engländern aus. Mutter Mühlbeck drängt Herbert, mehr zu essen. Der aber kann nicht. Der alte Mühlbeck erklärt, dass es ihnen finanziell so gut gehe, dass Herbert und Lisa eigentlich nicht mehr arbeiten müssten. Aber er habe für Herbert etwas arrangiert. Ein Mann müsse schließlich etwas zu tun haben. Lisa und Herbert kennen sich seit Jugend auf und die Familien seien immer befreundet gewesen. Er habe Lisas Vater sehr geschätzt. Die Mühlbecks hätten durch ihren wirtschaftlichen Erfolg jetzt großes Ansehen in der Stadt und viele junge Frauen wüssten das an ihrer Stelle zu schätzen. Lisa fragt ungeniert, wie groß das Vermögen sei. Mühlbeck hüstelt, skizziert kurz, dass Lisa wirklich ausgesorgt habe, wenn sie Herbert heirate. Herbert nimmt den Tenor seiner Eltern auf und weist darauf hin, dass Lisa dann nicht mehr arbeiten müsse. Schließlich könne er mehr als nötig für eine Familie sorgen. Lisa protestiert, davon könne keine Rede sein. Es kommt zu einem Streit über die Rolle der Frau in der Gesellschaft bzw. in der Ehe. Während Herbert und sein Vater einer Meinung sind, vertritt Lisa entschieden eine „moderne“ Auffassung. Alle wundern sich über Lisas plötzliche Aufmüpfigkeit. Bevor die Situation eskaliert, besinnt sich Lisa und nimmt Rücksicht auf Herberts Zustand. Sie schlägt ihm einen Spaziergang vor.

Im Garten des Hauses hakt sich Lisa bei Herbert ein. Er meint, er bräuchte sicherlich noch Zeit, um wieder mithalten zu können. Aber die Ärzte hätten gesagt, dass er wieder vollkommen genesen werde. Lisa erwidert, die Zeit wolle sie ihm lassen. Man müsse sich eben wieder aneinander gewöhnen. Herbert erinnert sich daran, wie Lisa aussah, als er sie zum letzten Mal vor seinem Fronteinsatz gesehen hat. Er habe natürlich nur ahnen können, wie sie in den Jahren zur Frau gereift sei. Ob sie andere Männer gehabt habe, will er wissen. Er würde es ihr nicht verübeln, da er jahrelang weg gewesen sei. Sie antwortet, selbst wenn sie andere Männer kennengelernt hätte, spiele das wohl keine Rolle, wenn man den für einen Bestimmten wieder gefunden hätte. Ob sie sich denn wieder gefunden haben, will er wissen. Sie antwortet, er selbst habe gesagt, dass sie sich Zeit lassen sollten.

Herbert ist müde. Lisa bietet ihm an zu warten, aber er möchte lieber alleine sein und Lisa verabschiedet sich frühzeitig.

Durch und durch

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