Читать книгу Immer Ärger mit den Dämonen! Gruselroman Großband 3 Romane 9/2021 - Hendrik M. Bekker - Страница 20

Оглавление

11



Dennis Ellsmore ärgerte sich ein wenig, dass er die hübsche Anhalterin nicht mitgenommen hatte.

Die einsame Fahrt würde mit Sicherheit langweilig werden. Andererseits konnte man nie wissen ... Ellsmore hatte schon die haarsträubendsten Dinge gehört. Wenn er anhielt, tauchten vielleicht ein paar Männer aus dem Straßengraben auf und fielen über ihn her ...

Nein, sicher war sicher. Lieber einsam in der Nacht unterwegs und dafür sicher vor Überfällen!

Er drehte am Senderwahlknopf des Radios, bekam aber keine Musik herein, die ihm gefiel. Verärgert schaltete er das Gerät wieder aus. Der Mitsubishi zog sanft durch die geschwungenen Kurven. Ellsmore hoffte, dass er die Autobahn bald erreichte. Er fuhr selten in Richtung Berlin, meistens war er zur Küste hin unterwegs. Das war das Gebiet, in dem er sich auskannte. Dort lebte er auch förmlich auf und schrieb seine Reportagen mit besonderem Feuer. Er war als Journalist tätig und schrieb über dies und jenes für verschiedene kleine Zeitungen und Agenturen. Damit konnte er sich mehr schlecht als recht durchschlagen. Das Internet und die dadurch neu entstandene Konkurrenz waren Segen und Fluch der journalistischen Branche – Fluch, weil die Gehälter und Festanstellungen weniger wurden, Segen, weil er ziemlich viel als freier Mitarbeiter rausschlagen konnte. Jeder brauchte Inhalt, Storys oder Content auf Neudeutsch. Aber er wollte auch gar keiner ertragreicheren Arbeit nachgehen. Er war zufrieden mit dem, was er besaß, und er brauchte sich auch nicht sonderlich anstrengen.

Dass er aber jetzt nach Berlin unterwegs war, hatte einen anderen Grund.

In Bruchsdorp, in der Nähe von Wismar an der Ostsee, war eine Zigeunersippe mit einer Monstrositätenschau aufgetaucht. Er seufzte innerlich. Wie schrieb man das jetzt? Sinti und Roma? Er überlegte, dass nicht alle Zigeuner Sinti und Roma waren, so wie nicht alle Deutschen auch Bayern waren. Er schob den Gedanken beiseite – die Gedanken waren immerhin noch frei. Jedenfalls waren die Zigeuner nichts Besonderes. Aber hier geschahen seltsame, unerklärliche Dinge. Dennis Ellsmore witterte Gefahr. Aber er war genug Reporter, zunächst einmal an sich und seine Kollegen zu denken, bevor er die Polizei darauf aufmerksam machte. Ganz abgesehen davon, dass die Polizei ihn wahrscheinlich auslachen würde, wenn er von Spukerscheinungen erzählte.

Allein traute er sich auch nicht an die Sache heran. Aber er kannte jemanden, der Erfahrung damit hatte, einen, der ihn nicht auslachen würde: Sebastian Kuhn, einen Kollegen in Berlin. Der würde anbeißen.

Ellsmore hatte ihn angerufen und auf eine Story heißgemacht, aber Kuhn konnte nicht sofort weg. Er bat Ellsmore, zu ihm zu kommen und Informationen mitzubringen, um das ganze in Ruhe zu besprechen. Und so fuhr Ellsmore jetzt in Richtung Berlin.

Plötzlich setzte der Motor aus. Von einem Moment zum anderen starb er ab. Ellsmore unterdrückte eine Verwünschung. Ausgerechnet jetzt und hier, mitten in der Pampa! Sekundenlang verwünschte er seine angeborene Bequemlichkeit. Er hätte sich schon längst einen anderen, neueren Wagen kaufen sollen oder diese alte Gurke mal wieder richtig auf Vordermann bringen lassen können. Beides hatte er aber tunlichst vermieden, es hätte ihm zu viel Arbeit gemacht. Außerdem, ging ihm durch den Kopf, war immer etwas Wichtigeres dazwischengekommen.

Selbst reparieren konnte er den Wagen allerdings nicht. Mit der Technik hatte Ellsmore schon immer auf Kriegsfuß gestanden.

Er lenkte den Mitsubishi an den Straßenrand und ließ ihn resigniert ausrollen. Mehrfach versuchte er, den Motor wieder zu starten. Aber das klappte einfach nicht. Der Anlasser orgelte, aber das war auch alles.

Ellsmore löschte die Scheinwerfer und schaltete die Warnblinkanlage ein. Es konnte ja sein, dass jemand hier entlangfuhr. Und der sollte dann nicht auffahren. Ellsmore stieg aus und öffnete die Haube des Wagens, leuchtete mit der Taschenlampe den Motor an. Es stank ein wenig nach Benzin. Ellsmore schnüffelte, ging dem Geruch nach und stellte fest, dass da ein Schlauch an dem Ding fehlte, das sich gemeinhin Vergaser nennt.

Der Schlauch musste sich gelöst haben und war verschwunden, vielleicht nach unten gefallen und dann ganz abgerissen. Dem Geruch nach hatte es sich wohl um die Benzinleitung gehandelt.

Ellsmore überlegte. Er traute es sich nicht zu, diesen Defekt selbst zu beheben – vor allem: womit? Wenn der Schlauch weg war, brauchte er doch einen Ersatz dafür. Er zog sein Handy aus der Tasche. Natürlich, kein Empfang, dachte er bitter. Das war etwas, auf das man sich in Brandenburg verlassen konnte.

Er seufzte und sah sich ratlos in der Dunkelheit um. Dass der Wagen ohne Benzin nicht fuhr, war ihm klar. Aber große Lust, kilometerweit zu Fuß zu gehen, hatte er auch nicht.

Da sah er ein Gebäude – mehr nur ein Schatten in der Dunkelheit und bestimmt einen Kilometer entfernt. Wenn Ellsmore Glück hatte, gab es dort jemanden, der sich mit Technik auskannte und ihm helfen könnte.

Vielleicht gab es dort aber auch sogar ein Telefon.

Er schloss die Haube des Wagens und setzte sich in Marsch. Nach kurzer Zeit traf er auf einen Schotterweg, der direkt auf das dunkle Anwesen zuführte. Er sah noch einmal auf sein Handy, und wollte schauen ob er nicht doch Empfang bekam. Doch er wurde enttäuscht. In diesem Augenblick wurde er aufgeschreckt, als ein LKW um die Kurve kam und an ihm vorbeidonnerte. Er riss die Arme hoch und rief, doch da war der LKW bereits vorbei. Der Fahrer sah ihn wohl nicht, stellte Ellsmore resigniert fest und sah wieder hinauf zu dem Haus.

Hoffentlich wohnt da jemand, dachte er in aufkeimender Hoffnung und schritt schneller aus.


Immer Ärger mit den Dämonen! Gruselroman Großband 3 Romane 9/2021

Подняться наверх