Читать книгу Ihr könnt mich mal so nehmen, wie ich bin - Henriette Hell - Страница 14

Selbstoptimierung? Nein danke!

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Mein Kumpel Bernie ist ein echtes Unikat. Stattliche 1,63 Meter groß, mit spindeldürren Beinchen und einer beeindruckenden Bierwampe. Was er nicht an Haaren auf dem Kopf hat, wuchert auf Rücken und Schultern. Kurzum: Bernie ist alles andere als der klassische Frauentyp. Irgendwann fing er an, ausgefallene Brillen und so völlig schräges Zeug aus dem Secondhandstore zu tragen. Alte Jägerhüte, knallenge Hemden aus den 1970ern, freche kleine Lackschühchen mit Absatz. Seinen Style, der für mein Empfinden manchmal hart an der Grenze des guten Geschmacks kratzt, nennt er einen »Menschenfilter«. Mit Leuten, die ihn peinlich fänden, könnte er höchstwahrscheinlich eh nichts anfangen, so seine Theorie.

Als wir das letzte Mal zusammen feiern waren, trug er eine Kunstfelljacke mit Leopardenmuster, silberfarbene Leggins und ein durchsichtiges Netzshirt. Nach 30 Minuten umschwärmte ihn der halbe Club. Frauen wie Männer. Alle wollten einen kurzen Schwatz mit dem sympathischen Exoten halten, der immer eine Tüte Konfetti und Seifenblasen in seiner Bauchtasche dabeihat. Wie macht Bernie das? »Ich habe mit 14 gemerkt, dass ich weder der Klügste noch der Schönste bin, aber eine Menge mit Humor und Charme kompensieren kann«, gestand er mir. Tatsächlich wird in Bernies Nähe immer reichlich gelacht, und es vergeht kein Abend, an dem er keine neuen (Disco-)Freunde findet.

Manchmal geht Bernie ins Fitnessstudio. Er hat sich dort ein paar Übungen an Geräten zeigen lassen – unter der Bedingung: »Ich will auf keinen Fall trainiert aussehen.« Es wäre unfair den anderen Männern gegenüber, sagt er, wenn er jetzt auch noch richtig geil aussehen würde. In der Liebe fährt Bernie ein einfaches Prinzip: »Docht zu Docht und Qualle zu Qualle.« Sprich: Bernie macht sich gar nicht erst den Stress, sich eine Frau mit Kleidergröße 34 zu angeln, sondern genießt sein Leben zusammen mit einer Frau, die genauso gerne Chips und Bier mag wie er. Gerne zitieren die beiden Meryl Streep: »Es gibt keine bessere geisttötende, idiotische, selbstzerstörerische Ablenkung vom Spaß des Lebens, als seine Gedanken an Diäten zu verschwenden.« Die beiden haben das Leben verstanden.

Ihr könnt mich mal so nehmen, wie ich bin

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