Читать книгу Das Erzählwerk Cécile Wajsbrots - Herbert Huesmann - Страница 42
2.3 Mariane Klinger1 – Auf dem Rückweg von der Neuen in die Alte Welt
ОглавлениеDie Vordergrundhandlung ist auf einen einzigen Schauplatz, die legendäre Queen Mary2, den Ozeandampfer, mit dem Mariane Klinger innerhalb von sechs Tagen von New York nach Southampton reist, konzentriert. Aufgrund der Bewegung des Schiffes auf ein bestimmtes Ziel hin ist der Rückweg Mariane Klingers von den USA nach England in Anlehnung an K. Lewin und O.F.Bollnow durchaus als hodologischer Raum bzw. als „Wegeraum“ zu bezeichnen, obwohl der Begriff i.d.R. nicht auf Seewege bezogen wird.3 Für die Frage nach der Funktion von Raum und Bewegung für die Handlungsweise der Figuren, insbesondere der nach einer Neuorientierung ihres Lebens suchenden Titelheldin, ist dies bedeutsam, da ihr Nachdenken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht von einem fixen, unbeweglichen Punkt, sondern von einem sich stetig auf ein Ziel hin bewegenden Schiff seinen Ausgang nimmt.
Für Mariane Klinger, die sich die Zeit im Rückblick verräumlicht als eine Kreuzung unterschiedlicher Straßen und Flüsse vorstellt, ihre ihr aufgezwungene Wahlheimat in New York fluchtartig verlassen hat und nicht weiß, ob sie ihren Sohn verloren hat, bedeutet sein Verschwinden eine todesähnliche Erfahrung.4 Vor diesem auch durch andere Faktoren belasteten persönlichen Hintergrund und angesichts der chronotopischen Bedingungen vier Jahre nach dem Ende des II. Weltkriegs ist ihre Suche nach einem neuen Leben in der Alten Welt nicht vergleichbar mit ihrem abenteuerlichen, von großen Hoffnungen begleiteten Aufbruch in die Neue Welt im Jahre 1929.
Im Rahmen einer summarischen, die wesentlichen Leitfragen (B 1.2) integrierenden Analyse soll die Suchbewegung Marianes transparent dargestellt werden. Die Erinnerungen und die Zukunftsplanung der Protagonistin werden durch örtliche Fixpunkte oder zumindest durch grobe Zielvorstellungen gelenkt. Die von ihr reflektierte Vergangenheit gliedert sich in ihre der Abfahrt nach New York vorausgehende Zeit in ihrer Heimat Heidelberg und die Hinreise nach New York einerseits und die zwanzig in den USA verbrachten Jahre andererseits. Ergänzt wird die Retrospektive durch Reflexionen über Gegenwart und Zukunft.