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Kapitel 5 Zuhause
ОглавлениеIn Janas Erinnerung drang das Geräusch des fahrenden Autos. Sie sah von hinten, im Rückspiegel, das glückliche Gesicht ihres Vaters. Er hatte sie besorgt auf dem Rücksitz in Decken gepackt, als ob die Heizung des Fahrzeugs nicht ausreichte.
»Geht es dir gut, Kleines?«, fragte er mit besorgtem Ausdruck im Hintergrund seiner grünen Augen, wobei sein Gesicht einen freudigen Ausdruck trug.
Jana nickte lächelnd. Sie hatte beschlossen, nicht zu sprechen. Na ja … ganz so war es auch nicht. Sie hatte es geschworen.
Jana war einssiebzig groß und trug ihr blondes Haar halblang bis zur Schulter. An den Schläfen war sie rasiert, wegen der Elektroden, die die Gehirnströme gemessen hatten. Doch in den letzten Tagen hatte sie gelernt, ihre Haare so zu frisieren, dass die Stellen verdeckt wurden. Sie war schon immer ein schlankes Kind. Doch jetzt, nach der langen Krankheit, war sie hager und zu einer jungen Frau geworden. Die ehemals kindlichen Züge von vor zwei Jahren suchte sie vergebens. Der erste Blick in den Spiegel zeigte nicht sie, wie sie sich in Erinnerung hatte. Die Jochbögen in ihrem Gesicht traten hervor und die blauen Augen lagen in tiefen Höhlen. Trotz der schneeweißen Gesichtsfarbe sah sie keineswegs krank aus, sondern sprühte vor unbändiger Lebenskraft. Die junge Frau, die ihr entgegensah, hatte noch einiges vor im Leben.
Das Gesicht ihres Vaters trug einige Falten mehr, als in ihrer Erinnerung. Vor allem in den Augenwinkeln. Doch es waren die vertrauten Züge, die sie, trotz allem, vermisst hatte. Er trug sein blondes Haar kürzer, als früher.
Jana lenkte den Blick wieder zur vorüber gleitenden Landschaft.
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