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XVI DAS SCHIFF

IM BETT heckten wir unsere Pläne für den nächsten Morgen aus. Aber zu meiner Überraschung und nicht geringen Besorgnis gab mir Queequeg nun zu verstehen, dass er Yojo - wie sein kleiner schwarzer Gott hieß - eifrig konsultiert hatte, und Yojo hätte ihm zwei- oder dreimal gesagt und immer wieder nachdrücklich darauf bestanden, dass wir, anstatt gemeinsam zur Walfangflotte in den Hafen zu gehen, um zusammen unser Schiff auszuwählen; anstelle dessen, sage ich, forderte Yojo ernsthaft, dass die Auswahl des Schiffes ganz allein bei mir liegen sollte, da Yojo die Absicht hatte, sich mit uns anzufreunden; und um dies zu tun, hätte er bereits auf ein Schiff gesetzt, das ich, Ishmael, wenn ich es mir nur selbst überließe, für alle Welt so unfehlbar ansteuern würde, als wäre es ein Zufall gewesen; und auf diesem Schiff sollte ich mich, vorläufig unabhängig von Queequeg, auf der Stelle selbst einschiffen.

Ich vergaß zu bemerken, dass Queequeg in vielen Dingen allergrößtes Vertrauen in die Vortrefflichkeit von Yojos Urteil und in seine immer wieder verblüffenden Vorhersagen von Geschehnissen setzte; er hielt also Yojo als eine gute Art von Gott mit beachtlicher Hochachtung in Ehren, als einen, der es vielleicht im Allgemeinen ganz gut meinte, das Ziel seiner wohlwollenden Entwürfe jedoch nicht in jedem Fall erreichte.

Also, Queequegs Plan oder besser, der Yojos, die Auswahl unseres Fahrzeugs betreffend; ich mochte diesen Vorschlag überhaupt nicht. Ich hatte mich nicht wenig auf Queequegs Weisheit verlassen, dass er wohl den rechten Walfänger für uns aussuchte, der so gut ausgerüstet war, dass er uns und unser Schicksal sicher führen würde. Da aber alle meine Proteste bei Queequeg keinerlei Wirkung zeigten, sah ich mich gezwungen, nachzugeben; und dementsprechend war ich bereit, diese Angelegenheit mit einer energischen, stürmischen Art von Tatkraft und Schwung anzugehen, wodurch diese unbedeutende kleine Affäre schnell beigelegt werden sollte. Früh am nächsten Morgen, Queequeg mit Yojo zusammen in unserem kleinen Schlafzimmer eingeschlossen zurücklassend; es sah so aus, als sei heute irgend ein Bußtag, ein Ramadan, oder sonst ein Tag des Fastens, der Versenkung und des Betens für Queequeg im Verein mit Yojo, - wie das vor sich ging, habe ich niemals genau herausfinden können, da, obwohl ich verschiedene Male daran teilnahm, ich niemals die Liturgie und ihre 39 Artikel342 beherrschte - ich verließ dann also Queequeg, fastend mit Yojo und seiner Tomahawkpfeife vereint, die sich an dem heiligen Feuer aus Spänen wärmten, und ging aus zu den Schiffen. Nach längerem Umherschlendern und vielen zufälligen Befragungen wurde ich belehrt, dass es drei Schiffe gab, die für eine dreijährige Ausfahrt vorgesehen waren - die Devil-Dam343, die Tit-bit344 und die Pequod345. Devil-Dam, davon ist mir die Quelle unbekannt, Tit-bit das ist eindeutig, und Pequod, ihr werdet euch zweifelsohne daran erinnern, war der Name eines berühmten Stammes von Indianern aus Massachusetts, welche heute, wie die antiken Meder346, ausgestorben sind. Ich beäugte die Devil-Dam und schnüffelte auf ihr herum, von dort aus zur Tit-bit hinüber gehüpft; um letztlich an Bord der Pequod zu kommen, sie ein wenig anzuschauen und dann zu beschließen, dass dieses das für uns bestimmte Schiff sei.

Vielleicht habt Ihr zu Eurer Zeit schon so manches malerische Schiff gesehen, eckig-zehenförmige Lugger347, berghohe japanische Dschunken348; Butterkasten-Galioten349, und was weiß ich nicht alles; aber glaubt mir, ein so ungewöhnliches, altes Fahrzeug wie diese seltsame, alte Pequod habt ihr noch nie erblickt.


Abbildung 30: Lugger (Gemeinfrei) (W)


Abbildung 31: Dschunke Holzdruck einer Dschunke um 1650 (Gemeinfrei) (W)


Abbildung 32: Galiot als gaffelgetakelte Ketsch (Gemeinfrei) (W)

Sie war noch ein Schiff der alten Schule; wenn überhaupt, dann eher klein; und bot einen altmodisch, klauenfüßigen Anblick dar. Lange abgelagert und durch die Taifune und Kalmen der vier Ozeane verwittert war das Aussehen ihres abgenutzten Schiffsrumpfes dem eines alten französischen Grenadiers350 ähnlich, der ebenso schon in Ägypten, wie auch dann in Sibirien351 gekämpft hat. Ihr ehrwürdiger Bug sah bärtig aus. Ihre Masten - irgendwo an der Küste von Japan zugeschnitten, weil ihre vorherigen im letzten Sturm überbord gegangen waren - diese, ihre Masten standen fest und aufrecht wie die Wirbelsäulen der drei alten Könige in Köln352.


Abbildung 33: Dreikönigsschrein im Dom zu Köln ©https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Dreik%C3%B6nigsschrein_im_Dom1.JPG#/media/File: Dreikönigsschrein_im_Dom1.JPG Attribution: Arminia

Ihre historischen Decks waren abgenutzt und runzlig, wie die von Pilgern verehrte Steinplatte in der Kathedrale von Canterbury, wo Becket353 verblutete.


Abbildung 34: Kathedrale von Canterbury der Ort an dem Thomas Becket ermordet wurde. © kathedraal van Canterbury - http://farm2.static.flickr.com/1338/1342842471_0a48884f5c.jpg

Jedoch bei all diesen Altertümern waren neue und wunderbare Funktionen auf ihr angebracht worden, die zu dem wilden Gewerbe gehörig waren, welchem sie nun bereits seit einem halben Jahrhundert folgte. Der alte Kapitän Peleg, für viele Jahre ihr erster Offizier, bevor er ein eigenes Kommando auf einem anderen Schiff bekam, heute ein Seemann im Ruhestand und einer der Haupteigner der Pequod, - dieser alte Peleg354 hatte während seiner Amtszeit als erster Offizier die ursprüngliche Groteskheit der Pequod weiterentwickelt und sie über und über mit einem eigentümlichen Material und einer Vorrichtung ausgeschmückt, die von nichts zu übertreffen war, außer vielleicht von Thorkill-Hakes355 geschnitztem Schild oder Bettgestell. Sie war gewandet wie ein barbarischer, äthiopischer Herrscher, den Nacken schwer von Gehängen aus poliertem Elfenbein. Sie war ein Ding aus Trophäen. Ein Kannibale von einem Schiff, das sich in den von seinen Feinden erbeuteten Knochen fortbewegt. Rundherum war ihr unverkleidetes Schanzkleid, wie ein durchgehender Kiefer mit den langen scharfen Zähnen des Pottwals garniert, dort eingelassen, um als Belegnägel356 zu dienen, welche des Schiffes hanfene Muskeln und Sehnen halten.


Abbildung 35: Belegnägel (Gemeinfrei) (W)

Diese Muskeln liefen aber nicht durch Blöcke aus schnödem Landholz, sondern fuhren sehr geschickt über Umlenkrollen aus Meereselfenbein. Sie verachtete ein Steuerrad an ihrem ehrwürdigen Ruder, dort führte sie stolz eine Pinne; und diese Pinne war bemerkenswerterweise aus einem Stück vom langen, schmalen Unterkiefer ihres Erbfeindes geschnitzt. Der Steuermann, der diese Pinne im Sturme führt, mochte sich schon ein wenig wie ein Tatar357, fühlen, der sein feuriges Ross durch das Umklammern seines Kiefers zurückhält. Ein edles Schiff, doch auch auf seine Art irgendwie zutiefst schwermütig! Alle edlen Dinge sind hiervon nicht unberührt.

Als ich mich nun auf dem Achterdeck nach jemandem mit offenbarer Kompetenz umsah, dem ich mich als Kandidat für die Reise empfehlen konnte, sah ich zuerst niemanden; jedoch konnte ich schlecht ein seltsam gestaltetes Zelt oder besser einen Wigwam übersehen, der ein weniges hinter dem Hauptmast errichtet worden war.


Abbildung 36: Wigwam der Ojibwe aus einem Gemälde von Paul Kane (1846) (Gemeinfrei) (W)

Dies schien nur eine zeitweilige Einrichtung für den Aufenthalt im Hafen zu sein. Es war von konischer Form, etwa zehn Fuß358 hoch; und angefertigt aus den langen, riesigen Platten biegsamer, schwarzer Knochen aus der Mitte des Blauwalkiefers, wo er am höchsten war. Mit ihrem breiten Ende auf das Deck gesetzt wurde ein Kreis von diesen Platten aneinander geschnürt, die sich gegenseitig an der Schräge überdeckten und an der Spitze zu einem büscheligen Ende vereint wurden, wo die losen haarigen Fasern hin und her wehten wie der Haarknoten auf dem Kopf eines alten Pottowottamie359 Häuptlings. Eine dreieckige Öffnung schaute auf den Bug des Schiffes, sodass der Insasse den vollkommenen Überblick nach vorne hatte.

Und halb verborgen in dieser merkwürdigen Behausung entdeckte ich endlich jemanden, dessen Erscheinung bereits Autorität ausstrahlte; welcher, - inzwischen war es Mittag geworden, und die Arbeiten auf dem Schiff unterbrochen -, die Ruhepause vom Kommando genoss. Er saß auf einem altmodischen, eichenen Stuhl, über und über mit sich windenden, merkwürdigen Schnitzereien bedeckt; und der an seinem Unterteil auf einem stabilen Geflecht desselben elastischen Stoffs stand, aus dem auch der Wigwam gefertigt war.

Es gab da vielleicht nichts außergewöhnlich Besonderes an dem Erscheinungsbild des alten Mannes, den ich sah; er war braun und stämmig, wie die meisten älteren Seeleute, und schwer eingerollt in seinem im Quäkerstil360 geschnittenen Rock aus blauem Lotsentuch, nur dass sich da ein feines, fast mikroskopisches Netz von winzigsten Fältchen um seine Augen befand, das durch sein ununterbrochenes Ausschauen bei Sturm immer in Windrichtung entstanden war; - weil dies die Muskeln um die Augen veranlasst, sich zusammenzuziehen.


Abbildung 37: Deutsche Quäker in Friedensthal im 18. Jahrhundert, mit ihren damals typischen "Quäkeruniformen“(Gemeinfrei) (W)

Solche Augenfalten sind sehr effektvoll für einen mürrischen Gesichtsausdruck. "Ist dies der Kapitän der Pequod?" fragte ich und näherte mich der Tür des Zeltes.

"Mal angenommen er wäre der Kapitän der Pequod, was würdet ihr dann von ihm wollen?" verlangte er zu wissen. "Ich hab' ans Einschiffen gedacht."

"Du warst, warst du? - Ich seh', du bist kein Nantucketer -, jemals in 'nem zerschlag'nen Boot?"

"Nein, Sir, war ich noch nie."

"Ich wag’ mal zu behaupten, dass du überhaupt gar nichts über den Walfang weißt - eh?"

"Nichts, Sir; doch hab' ich keinen Zweifel, dass ich’s bald lerne. Hab verschiedene Reisen mit der Handelsschifffahrt361 gemacht und denke, dass …"

"Handelsschifffahrt sei verdammt. Sprich nicht so'n Kauderwelsch mit mir. Siehste das Bein da? - Ich schaff' dir dieses Bein da in dein Heck362, wenn du noch mal von dieser Handelsschifffahrt anfängs. Handelsschifffahrt, in der Tat! Ich schätz mal, jetzt fühlst du dich mächtig stolz, dass du auf diesen Handelsschiffen gedient hast. Doch Fluken! Mann, was bringt dich dazu, zur Walfängerei gehen zu wollen, eh? - sieht bisschen verdächtig aus, nicht wahr, eh? - Bist kein Pirat gewesen, oder, du? - Hast nicht dein' letzten Käpten ausgeraubt, oder? - Denkst nicht dadran Off'ziere umzubringen, wenn du auf See bist?"

Ich beteuerte meine Unschuld bezüglich der angesprochenen Dinge. Ich jedoch sah unter der Maske dieser halb humoristischen Anspielungen, diesen alten Seemann als einen verschlossenen, quäkerischen363 Nantucketer, der allem Fremden gegenüber, vollkommen erfüllt von seinen insularen Vorurteilen, recht misstrauisch war, außer der Betreffende war vom Cape Cod oder dem Vineyard364.

"Aber was bringt dich zum Walfang? Ich will’s wissen, bevor ich einen Gedanken dran verschwend’ dich anzuheuern."

"Nun, Sir, ich möchte sehen, was Walfang ist. Ich will die Welt sehen."

"Willst seh'n, was Walfang ist, eh? Hast’ Kap’tän Ahab schon mal gesehen?"

"Wer ist Kapitän Ahab, Sir?"

"Aye, aye, so dacht' ich's mir. Kap’tän Ahab ist der Kapitän dieses Schiff’s."

"Dann habe ich mich geirrt. Ich dachte nämlich, ich spräche mit dem Kapitän persönlich."

"Du sprichst mit Kap'tän Peleg - der ists, mit dem du sprichst, junger Mann. ‘s ist mir und Käpt'n Bildad365 aufgetragen, das Schiff für die Reise auszurüsten, und es mit allem Nöt'gen zu versorgen, Mannschaft eingeschlossen. Wir sind Miteigentümer und Makler: Doch wie ich schon sagte, wenn du’s wissen willst, was Walfang is', wie du sprachst, kann ich dir 'ne Möglichkeit bieten, das 'rauszufinden, bevor du dich unwiderruflich verpflichtest. Wirf ‘nen Blick auf Kap’tän Ahab, junger Mann, und du wirst feststellen, dass er nur ein Bein hat."

"Was meint ihr, Sir? Ist das andere durch einen Wal verloren gegangen?"

"Durch einen Wal verloren gegangen! Junger Mann, komm näher zu mir her: 's wurd' verschlungen, abgekaut, zermalmt von dem mönströsesten Pottwal der je ein Boot zerschlagen hat! - ach, ach!"

Ich war etwas beunruhigt durch seinen Elan, vielleicht auch ein wenig angerührt durch den herzanrührenden Gram in seinem abschließenden Ausruf, und antwortete deshalb so ruhig, wie es mir möglich war, "was ihr da sagt, ist wohl zweifelsohne wahr genug, Sir, aber wie konnte ich wissen, dass in diesem speziellen Wal eine solch besondere Bosheit steckt, obwohl ich vielleicht doch aus der einfachen Tatsache des Unfalls hätte so viel folgern können."

"Schau 'mal, du, junger Mann, deine Lungen sind irgendwie weich, weißt du, du sprichst kein bisschen verständlich wie'n Seemann: Bist du sicher, dass du schon mal zur See warst; bist dir sicher?"

"Sir," sagte ich, "ich dachte, ich hätte euch gesagt, dass ich bereits vier Reisen mit der Handels …."

"Still davon! Weißt' noch, was ich über die Handelsschifffahrt gesagt hab’ - verärger mich nicht - das verbitt' ich mir. Doch dass wir uns recht versteh'n miteinander, ich hab dir 'ne Andeutung gegeben, was Walfang ist; hast’ immer noch Lust dazu?"

"Jawohl, Sir."

"Sehr schön. Nun, bist du der Mann, der ‘nem lebendigen Wal die Harpune in den Rachen stößt und dann auch noch hinterher springt? Antworte schnell!"

"Ich bin's, Sir, wenn es absolut unabdingbar wäre; zumindest nicht um sie loszuwerden, was, ich glaube, nicht das Thema ist."

"Wieder gut. Nun dann, du wollt’st nicht nur Wale fangen geh'n, durch eig'ne Erfahrung rausfinden, was Walfang ist, du wollt’st auch noch raus um die Welt zu seh'n? Wars nicht so, wie du sprachst? Ich dacht’ schon so. Nun dann, geh mal da vorne hin, und wirf ‘nen Blick übern Wetterbug366 und komm dann zurück und sag mir, was du da siehst."

Für einen Augenblick stand ich durch seine eigenartige Aufforderung etwas verwirrt da, und ich wusste nicht so genau, wie ich sie aufzunehmen hatte, ob nun humorvoll oder ernst. Aber indem er alle seine Krähenfüße in einen einzigen finsteren Blick konzentrierte, entsandte Kapitän Peleg mich damit ohne weitere Worte auf meinen Gang.

Beim Vorwärtsgehen und dann über den Wetterbug spähend fiel mir auf, dass das Schiff, welches mit der aufkommenden Flut an seinem Anker schwang, nun schräg auf die offene See zeigte. Der Ausblick war unbegrenzt, doch außerordentlich eintönig und abschreckend; ich konnte nicht die geringste Abwechslung erkennen.

"Nun, wie ist der Bericht?" Sagte Peleg, als ich zurückkam; "was hast du geseh'n?"

"Nicht viel," erwiderte ich - "nichts als Wasser; aber ein deutlicher Horizont, und ich denke, eine Sturmböe kommt auf."

"Gut, was denkst du dann davon, die Welt zu seh’n? Möcht'st gern um Kap Hoorn 'rum um mehr von ihr zu seh'n, eh? Kannst die Welt nicht von da aus seh'n, wo du stehst?"

Das verschlug mir denn doch etwas den Atem, aber ich musste und wollte auf Walfang gehen; und die Pequod war ein so gutes Schiff wie jedes andere - ich hielt es für das Beste - all dies wiederholte ich nun dem Peleg. Als er mich aber derart entschlossen sah, deutete er seine Bereitschaft an, mich einzuschiffen.

"Und du kannst auch genau so gut gleich die Papiere unterschreiben," fügte er hinzu, "komm jetzt mit, du." So sprach er und führte den Weg unter Deck in die Kabine.

Auf dem Heckbalken367 saß eine, wie es mir erschien, äußerst ungewöhnliche und verwunderliche Gestalt. Es stellte sich heraus, dass es Kapitän Bildad war, welcher zusammen mit Kapitän Peleg einer der Haupteigentümer des Fahrzeugs waren; die anderen Anteile wurden, wie es manchmal in diesen Hafenstädten der Fall ist, durch eine Menge Rentenempfänger gehalten; Witwen, vaterlose Kinder und Minderjährigen unter Vormundschaft; jeder hält den Wert eines Stückes Holz, einem Fuß Länge von einer Planke, oder ein oder zwei Nägeln im Schiff. Die Leute in Nantucket investieren ihr Geld in Walfangfahrzeuge, genauso wie ihr das eurige in genehmigte Staatsanleihen368, die gute Verzinsung bringen.

So war nun Bildad, ebenso wie Peleg und in der Tat außergewöhnlich viele Nantucketer ein Quäker369; die Insel ist ursprünglich von dieser Sekte besiedelt worden und bis heute halten ihre Einwohner in ungewöhnlichem Maße an den Eigenheiten des Quäkertums fest, nur abweichend und außergewöhnlich verändert durch Dinge, die hier in ihrer Gesamtheit völlig fremd und verschiedenartig erscheinen. Einige der hier genannten Quäker gelten gerade als die blutrünstigsten von allen Seeleuten und Waljägern. Sie sind kämpfende Quäker; sind Quäker mit einem Rachedurst in sich.

So gibt es unter ihnen Beispiele von Männern, allesamt mit Namen aus der Heiligen Schrift versehen - eine hier auf der Insel bemerkenswerte und grundsätzliche Eigenheit - die zwar in ihrer Kindheit das ehrwürdige, dramatische "Dir" und "Du"370 der Quäkersprache aufsaugten; wobei sich dieses dann aber auch noch in den verwegenen, gewagten und grenzenlosen Abenteuern ihres späteren Lebens absonderlich mit diesen unausgewachsenen Eigentümlichkeiten zu tausend kühnen Charakterzügen vermischt, nicht unwürdig eines skandinavischen Meereskönigs oder eines heidnischen Römers. Und wenn all diese Dinge sich in einem Manne von weit überlegener Naturgewalt vereinen, mit globalem Denken und einem verwegenen Herzen; der durch die Stille und Abgeschiedenheit vieler langer Nachtwachen in den entlegensten Gewässern unter Sternbildern, die man hier im Norden niemals sah, auch zu unkonventionellem und unabhängigem Denken geführt wurde; der alle süßen, wilden Eindrücke der Natur frisch von ihrer unberührten, freien und vertrauten Brust empfängt und dadurch vor allem, doch mit etwas Hilfe von Zufallsvorteilen, eine kühne und erhaben, mutige Sprache lernt - welche diesen Menschen dann in der Wertung einer ganzen Nation zu einem mächtigen, für edle Tragödien geformten Wesen auszeichnet. Ebenso wenig wird es ihm, drastisch betrachtet, schaden, wenn er, sei es aufgrund seiner Geburt oder anderer Umstände, eine scheinbar halb willentliche, beherrschende Krankhaftigkeit an der Wurzel seines Wesens hätte. Bei allen Menschen, die tragisch groß sind, wird dies durch eine gewisse Morbidität erreicht. Sei des gewiss, o junges Streben, alle menschliche Größe ist nur Leiden. Aber noch haben wir es nicht mit einem solchen, sondern mit einem ganz anderen zu tun; doch immer noch mit einem Menschen, der, wenn auch sonderbar, erst wieder aus einer anderen Phase des Quäkertums, modifiziert durch individuelle Umstände, hervorgeht.

Aber im Gegensatz zu Kapitän Peleg, der sich nicht um die sogenannten ernsthaften Dinge kümmerte und eben diese ernsten Angelegenheiten als die allerleichtesten Kleinigkeiten betrachtete, war Kapitän Bildad nicht nur ursprünglich nach dem strengsten Brauch des Nantucket-Quäkertums erzogen worden, sondern auch beim Anblick der vielen unbekleideten, lieblichen Inselbewohner rund um das Hoorn hatte all das den geborenen Quäker während seines ganzen späteren Lebens auf dem Ozean kein bisschen berührt, nicht einmal einen einzigen Strich seiner Weste verändert. Doch trotz all dieser Unwiderruflichkeit gab es da doch einen gewissen Mangel an gemeinsamer Übereinstimmung in Bezug auf den würdigen Kapitän Bildad. Zwar weigerte er sich aus Gewissensgründen und Skrupeln, Waffen gegen Landinvasoren zu führen, doch war er selbst grenzenlos in den Atlantik und den Pazifik eingedrungen; und obwohl er als ein Feind gegen menschliches Blutvergießen eingeschworen war, vergoss er in seinem strengen, eng anliegenden Rock Tun um Tun371 von des Leviathans Blut. Wie nun der fromme Bildad am besinnlichen Abend seiner Tage diese Dinge in der Erinnerung in Einklang brachte, kann ich nicht sagen; aber es schien ihn nicht viel zu bekümmern, und sehr wahrscheinlich war er schon längst zu dem weisen und vernünftigen Schluss gekommen, dass die Religion eines Menschen eine Sache ist und diese praktische Welt eine ganz andere. Diese Welt zahlt Dividenden. Von einem kleinen Kajütenjungen in kurzen, farblosen Kleidern zu einem Harpunier in einer reichen Shadbelly372 Weste aufgestiegen; von da aus wurde er erst Bootsführer, dann Erster Offizier, Kapitän und schließlich zum Schiffseigner; so hatte Bildad nun, wie ich bereits vorher erwähnte, seine abenteuerliche Karriere durch den völligen Rückzug aus dem aktiven Dienst im ansehnlichen Alter von sechzig Jahren beendet, und widmete jetzt seine verbleibenden Tage dem stillen Erhalt seines wohlverdienten Einkommens.

Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Bildad hatte den Ruf eines unverbesserlichen alten Brockens und aus seinen Tagen zur See, den eines bitterharten Zuchtmeisters. In Nantucket wurde mir erzählt, obwohl es wie eine unglaubliche Geschichte erscheint, dass, als sie von einer Walfangreise ins alte Kattegat373 wieder zurückkamen, die meisten seiner Mannschaft aufgrund kompletter Erschöpfung und Überarbeitung ins nächste Hospital gebracht werden mussten. Für einen frommen Mann, besonders für einen Quäker, war er gewiss sehr hartherzig, um es gelinde zu formulieren. Er hat seine Männer jedoch nie beschimpft, sagten sie; aber irgendwie bekam er stets eine übermäßige Menge an grausamer, unermüdlicher, harter Arbeit aus ihnen heraus. Als Bildad Obermaat war, so wurde erzählt, machte es einen völlig nervös, wenn sein düsteres Auge einen aufmerksam ansah, bis man etwas in die Hand bekam - einen Hammer oder einen Marlspieker374- und wie verrückt an die Arbeit ging, an irgendetwas oder etwas anderem, egal was. Müßiggang und Faulheit gingen vor ihm zugrunde.


Abbildung 38: Marlspieker (Gemeinfrei (W)

Seine eigene Person war die genaue Verkörperung seines zweckdienlichen Charakters. An seinem langen, hageren Körper trug er kein überschüssiges Fleisch, keinen überflüssigen Bart, sein Kinn hatte einen weichen, sparsamen Flaum, wie der abgenutzte Flor seines breitkrempigen Hutes.

Solcherart also war die Person, die auf dem Heckbalken saß, als ich Kapitän Peleg hinunter in die Kabine folgte. Der Raum zwischen den Decks war niedrig; und dort saß, bolzengerade, Bildad, der immer in dieser Weise saß, sich niemals anlehnte, und dies tat, um seine Rockschöße zu schonen. Sein Breitkrempiger lag neben ihm; seine Beine waren steif gekreuzt; seine düstere Kleidung war bis zum Kinn zugeknöpft; und mit einer Brille auf der Nase machte er den Eindruck, als sei er vollkommen in das Lesen eines gewichtigen Buches vertieft.


Abbildung 39: Karte Kattegat 1852 (Gemeinfrei) (W)

"Bildad," brüllte Kapitän Peleg, "wieder dabei, Bildad, eh? Du hast nun die Schrift wohl inzwischen schon seit dreißig Jahr’n studiert, das weiß ich bestimmt. Wie weit bist nun gekomm'n, Bildad?"

Als sei er seit Langem an solch lästerliches Gerede seines alten Schiffskameraden gewöhnt, blickte Bildad, ohne dessen gegenwärtige Respektlosigkeit zu bemerken, ruhig auf, und als er mich sah, blickte er wieder forschend auf Peleg.

"Er sagt, er wär’ unser Mann, Bildad," sprach Peleg, "er will einschiffen."

"Willst du das?" sagte Bildad in einem hohlen Ton und drehte sich zu mir hin.

"Ich will's," sagte ich ganz unbewusst, wo er doch ein solch heftiger Quäker war.

"Was denkst du über ihn, Bildad?" fragte Peleg.

"Er reicht schon hin," sagte Bildad und schaute erst mich an, um dann wieder leise, aber doch gut hörbar aus seinem Buch zu lesen.

Ich hielt ihn für den sonderbarsten alten Quäker, den ich je gesehen habe, zumal Peleg, sein Freund und alter Schiffskamerad, ein solcher Schwadronierer zu sein schien. Doch sagte ich weiter nichts, schaute mich nur scharf um.

Peleg schloss nun eine Truhe auf, holte den Heuervertrag375 vor und platzierte ihn mitsamt Feder und Tinte vor ihm auf dem Tisch, und setzte sich selbst an einen kleineren Tisch. Ich begann nun darüber nachzudenken, dass es hohe Zeit wäre, sich darüber klar zu werden, unter welchen Bedingungen ich bereit sein würde, die Reise zu machen. Es war mir bereits bewusst, dass im Walgeschäft keine richtigen Heuern gezahlt werden; aber alle Matrosen, einschließlich des Kapitäns, erhalten gewisse Anteile am Profit, "Lay376" genannt, und dass diese Lays nach dem Grad der Wichtigkeit aufgeteilt waren, welche die entsprechenden Arbeiten innerhalb der Schiffskompanie darstellten.

Es war mir ebenso bewusst, dass mein Lay nicht besonders groß ausfallen würde, war ich doch ein Grünschnabel im Walgeschäft; aber andererseits war ich seetauglich, konnte ein Schiff steuern, konnte ein Tau spleißen377 und all solche Dinge, ich hatte also gar keine Zweifel, dass nach allem, was ich gehört hatte, mir zumindest ein 275stel Lay angeboten werden könnte - das ist der 275ste Teil der Nettoeinnahmen der Reise, egal, was immer das auch ausmachen würde.


Abbildung 40: Spleiße a) Langspleiß b) Kurzspleiß c) Augspleiß d) Linksspleiß (Gemeinfrei) (W)

Und wenn auch ein 275stel Lay ein ziemlich langes Lay genannt wurde, war es doch besser als nichts; und falls wir eine glückliche Reise hätten, würde es zumindest für die Kleidung langen, die ich während der Reise auftragen würde, und überhaupt nicht zu reden von den drei Jahren Rindfleisch und Logis, wofür ich keinen Stüber378 zu zahlen hätte.

Es mag gedacht werden, dass dies eine armselige Methode sei, um ein fürstliches Vermögen anzuhäufen - und das war es auch, ein sehr armseliger Weg tatsächlich. Doch bin ich einer von denen, für die fürstliche Reichtümer kein Anreiz sind, und ich bin doch ganz zufrieden, wenn die Welt mir Kost und Logis bietet, wobei ich das Grimmen der Donnerwolke379 ruhig hinnehme. Im Großen und Ganzen dachte ich so bei mir, dass ein 275stel Lay eine absolut faire Sache sei, ich aber auch nicht überrascht gewesen wäre, wenn man mir ein 200stel angeboten hätte, war ich doch recht breitschultrig von Wuchs.

Aber eine Sache hat mich dennoch ein wenig skeptisch gemacht, wenn es darum ging, einen großzügigen Anteil an den Gewinnen zu erhalten: Ich hatte an Land sowohl von Kapitän Peleg als auch von seinem verantwortungslosen alten Kumpan Bildad gehört, dass sie die Haupteigentümer der Pequod waren, und daher die anderen, unbedeutenderen und weit verstreuten Eigentümer, diesen beiden fast die gesamte Verwaltung der Schiffsgeschäfte überließen. Ebenso war mir auch nicht ganz klar, was der geizige alte Bildad für einen mächtigen Einfluss bei der Beurteilung von Seeleuten haben sollte, besonders, wo ich ihn nun hier an Bord der Pequod antraf, in der Kabine ganz daheim, wo er seine Bibel las, als säße er zu Hause am Kamin. Während also Peleg sich vergeblich mithilfe seines Klappmessers bemühte, eine Feder zu richten, erwog der alte Bildad scheinbar, zu meinem nicht geringen Erstaunen, dass er wohl die betroffene Partei bei diesen Vorgängen war; Bildad beachtete uns aber überhaupt nicht, sondern fuhr fort, aus seinem Buch vor sich hinzumurmeln, "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten380 …."

"Fein, Kapitän Bildad," unterbrach ihn Peleg, "und was denkst du, was wir dem Burschen für'n Lay geben?"

"Du weißt es am besten," war die düstere Antwort, "der siebenhunderundsiebenundsiebzigste Teil wäre nicht zuviel, nicht wahr? - wo Motte und Wurm sie zerstören, doch häuft an381 …."

Anhäufen, in der Tat, dachte ich da, und was für eine Anhäufung! Der siebenhundertundsiebenundsiebzigste Teil! Schön, alter Bildad, du hast dich entschlossen, dass ich, fürs Erste, nicht viele Haufen hier unten sammeln würde, wo Motten und Rost sie fressen könnten. Dies war ein außerordentlich langer Lay, wahrhaftig; und wenn sie auch von der Größe der Zahl her zunächst einen Bauern täuschen könnte, so wird doch schon die schlichteste Überlegung zeigen, dass, obwohl siebenhundertsiebenundsiebzig eine ziemlich große Zahl ist, man dann, wenn man ein Zehntel davon macht, sehen wird, so sage ich, der siebenhundertsiebenundsiebzigste Teil eines Farthing382 viel weniger ist als siebenhundertsiebenundsiebzig Golddublonen; und genau so dachte ich damals.

"Verdammt, Bildad", rief Peleg, "Du willst diesen jungen Mann doch nicht betrügen! Er muss mehr als das bekommen."

"Siebenhundertundsiebenundsiebzig," sagte da wieder Bildad, ohne die Augen zu heben; und fuhr fort zu murmeln - "denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein."

"Ich werd' ihn für'n Dreihundertstel eintrag'n," sagte Peleg, "hast du das gehört, Bildad! 'n dreihundertstel Lay, sag' ich."

Bildad legte sein Buch nieder und sagte, wobei er sich feierlich umdrehte, zu ihm, "Kapitän Peleg, du hast ein großzügiges Herz; aber du musst die Verpflichtung bedenken, die du den anderen Eignern des Schiffes schuldest - Witwen und Waisen, viele von ihnen - und dass, wenn wir die Arbeit dieses jungen Mannes zu reichlich belohnen, wir den Witwen und Waisen das Brot nehmen. Der siebenhundertundsiebenundsiebzigste Teil, Kapitän Peleg."

"Du, Bildad!" brüllte Peleg, sprang auf und polterte durch die Kabine. "verdorr'n sollst du, Kap'tän Bildad, wär' ich immer deinem Rat in diesen Sachen gefolgt, dann müsst' ich bis heut' ein Gewissen mit mir 'rumschleppen, was so schwer wär', dass es das größte Schiff versenken würd', das jemals um Kap Hoorn gefahr'n ist."

"Kapitän Peleg", sagte Bildad ruhig, "dein Gewissen mag vielleicht zehn Zoll Wasser ziehen, oder zehn Faden383, ich kann es nicht sagen; aber da du immer noch ein reueloser Mann bist, Kapitän Peleg, fürchte ich sehr, dass dein Gewissen nur ein undichtes ist und dich am Ende in die feurige Grube hinabstürzen lässt, Kapitän Peleg."

"Feurige Grube! feurige Grube! du beleidigst mich, Mensch; jenseits aller natürlichen Achtung beleidigst du mich. Es ist eine ungeheuerliche Schandtat, irgendeinem menschlichen Geschöpf zu sagen, dass es in die Hölle kommt. Fluken und Flammen! Bildad, sag das noch einmal zu mir, und rüttle so an meinen seelischen Bolzen, dann werd’ ich, ja, ich werde eine lebendige Ziege mit all ihren Haaren und Hörnern schlucken. Raus aus der Hütte, du schräger, einfarbiger Sohn einer Holzkanone - und ein glattes Kielwasser wünsch' ich dir auch!"

Als er das herausgedonnert hatte, preschte er auf Bildad zu, doch mit einer fabelhaft schiefen, gleitenden Schnelligkeit entzog Bildad sich ihm für diesmal.

Beunruhigt durch diesen schrecklichen Ausbruch zwischen den beiden Haupteignern und Verantwortlichen des Schiffes, war ich halbwegs geneigt, alle Gedanken an die Reise mit einem so fragwürdig verwalteten und nur zeitweilig kommandierten Schiff gänzlich aufzugeben, und trat ich beiseite, um Bildad das Aussteigen zu ermöglichen, welcher, da hatte ich überhaupt keinen Zweifel, eifrig bemüht sein würde, vor dem nunmehr erwachten Zorn Pelegs zu entkommen. Jedoch zu meinem Erstaunen setzte er sich wieder ganz ruhig auf den Heckbalken und schien nicht den geringsten Gedanken an Rückzug zu hegen. Er schien mit dem unbußfertigen Peleg und seiner Art des Umgangs vertraut zu sein. Und Peleg, der nun seine Wut rausgelassen hatte, schien davon auch nichts mehr weiter in sich zu haben, er setzte sich ebenfalls wie ein Lämmchen nieder und zuckte nur noch ein wenig, als sei er immer noch nervlich angegriffen. "Phiuh," pfiff er zuletzt - "die Sturmböe ist wohl nach leewärts abgezogen, denk' ich. Bildad, du warst mal gut im Lanzenschärfen, hier, spitz' mir die Feder, bitte. Mein Taschenmesser braucht ‘nen Schleifstein. Das wars; dank dir, Bildad. Nun, junger Mann, Ishmael war doch dein Name, sagtest du nicht so? Gut, dann, hier gehts lang, Ishmael, für den dreihundertsten Teil vom Lay."

"Kapitän Peleg," sagte ich, "ich bin mit einem Freund hier, der sich ebenfalls einschiffen möchte - soll ich ihn morgen herbringen?"

"Um sicher zu sein," sagte Peleg. "Bring ihn her, und wir schau'n nach ihm."

"Welchen Lay verlangt er?" stöhnte Bildad, von dem Buch aufblickend, in welchem er sich bereits wieder vergraben hatte.

"Oh, kümmer' du dich da nicht drum, Bildad," sagte Peleg. "Hat er jemals Wale gejagt?" und drehte sich zu mir hin.

"Hat mehr Wale getötet, als ich zählen kann, Kapitän Peleg."

"Gut, bring ihn dann her."

Und so ging ich also, nachdem ich die Papiere unterschrieben hatte, und bezweifelte nicht, dass ich die Arbeit eines guten Morgens erledigt hätte, und die Pequod eben das nämliche Schiff war, das Yojo bestimmt hatte, um Queequeg und mich um Kap Hoorn zu tragen.

Doch ich war noch nicht weit gekommen, als ich mich bedachte, dass der Kapitän, mit dem ich fahren sollte, von mir noch ungesehen war und obwohl in der Tat in vielen Fällen ein Walfangschiff vollständig ausgerüstet ist und seine gesamte Mannschaft an Bord aufnimmt, bevor sich der Kapitän bemerkbar macht, indem er das Kommando übernimmt; denn manchmal sind diese Reisen so außerordentlich lang und die Landgänge zu Hause so überaus kurz, dass sich der Kapitän, wenn er eine Familie oder eine andere ernste Angelegenheit ähnlicher Art hat, im Hafen nicht viel um sein Schiff kümmert, sondern es den Eignern überlässt, die Dinge vorzubereiten, bis alles seetüchtig ist. Indessen ist es aber doch sicher von Vorteil, einen Blick auf ihn werfen zu können, bevor man sich unwiderruflich in seine Hände begibt. Ich sprach also, während ich mich umdrehte, Kapitän Peleg in der Absicht an, herauszufinden, wo Kapitän Ahab zu finden sei.

"Und was willst du von Kap’tän Ahab? 's ist alles in Ordnung; du bist angeheuert."

"Ja, aber mich verlangt's dann doch danach, ihn zu sehen."

"Doch denk' ich nicht, dass es dir zur Zeit möglich sein wird. Ich weiß auch nicht so genau, was mit ihm los ist; er bleibt die ganze Zeit im Haus; 'ne Art Krankheit, obwohl er gar nicht so aussieht. Tatsächlich ist er überhaupt nicht krank; aber nein, es geht ihm auch nicht gut. Gleichwohl, junger Mann, mich mag er schon niemals seh'n, da denk' ich nicht, dass er dich seh'n will. Er ist schon ein komischer Mann, der Kapitän Ahab - so denken einige - aber ein guter. Oh, du wirst ihn noch mögen, nur keine Bange, keine Bange. Er ist ein großer, gottloser, aber gottähnlicher Mann, der Kapitän Ahab; spricht nicht viel; doch wenn er spricht, dann solltest du gut hinhören. Pass also auf, sei vorgewarnt; Ahab ist weit überm Durchschnitt; Ahab war auf Hochschul'n, genauso wie unter den Kannibalen; an tief're Wunder gewöhnt, als die Wellen tief sind; hat seine feurige Lanze in mächt'gere, unbekanntere Feinde als nur den Wal gesenkt. Seine Lanze! Aye, die kühnste und die sicherste von uns'rer ganzen Insel! Oh! er ist nicht Kap'tän Bildad; nein, und er ist auch nicht Kap'tän Peleg; er ist Ahab, Jung'; und der Ahab384 von früher, weißt du, der war'n gekrönter König!"

"Und ein äußerst niederträchtiger dabei. Leckten nicht die Hunde sein Blut auf385, als der böse König erschlagen wurde?"

"Komm' hier' zu mir - hierher, hier," sagte Peleg mit einer Bedeutungsschwere im Blick, die mich geradezu bestürzte. "Hör zu, mein Junge; sag' das niemals an Bord der Pequod. Sag' das niemals irgendwo. Kap'tän Ahab hat sich nicht selbst mit diesem Namen versehen. 's war ‘ne törichte, dumme Laune seiner verrückten, verwitweten Mutter, die starb, als er erst zwölf Monde zählte. Und selbst Tistig, die alte Indianersquaw aus Gayhead386 hat behauptet, dat sich der Name auf irgend'ne Art als prophetisch weisen würd'. Und manch andere Narren wie sie werden dir das gleiche erzählen. Ich möchte dich warnen. ‘s ist 'ne Lüge. Ich kenn' Käpt'n Ahab gut; bin vor Jahren als Maat mit ihm gesegelt; Ich weiß, was er ist - ein guter Mann - kein frommer, guter Mann wie Bildad, sondern ein fluchender, guter Mann - mehr wie ich - nur, dass er viel mehr darstellt. Aye, aye, ich weiß, er war niemals besonders fröhlich, und ich weiß, dass er auf der Heimfahrt 'n bisschen neben sich war, für 'ne Zeit lang; aber das war'n wohl die scharfen, stechenden Schmerzen in seinem blut'gen Stumpf, die das verursachten, wie jeder einseh'n wird. Und ebenso weiß ich, dass er ein bisschen mürrisch geworden is, seitdem er auf der letzten Reise durch den verfluchten Wal sein Bein verloren hat - verzweifelt mürrisch, und manchmal grausam; doch wird das alles vorbeigehen. Und abschließend, junger Mann, lass' mich dir sagen, 's ist besser, mit ‘nem mürrischen, aber guten Kap'tän zu segeln, als mit ‘nem fröhlichen, aber schlechten. Also, leb’ wohl - und tu Kap’tän Ahab nicht unrecht, nur weil er ‘nen bösen Namen hat. Nebenbei, mein Jung', hat er 'ne Frau - keine drei Reisen verheiratet - 'n süßes, schicksalsergeb'nes Mädel. Denk' drüber nach; mit diesem süßen Ding hat der alte Mann ein Kind. Glaubst du denn wirklich ‘s könnt' ein heilloses, hoffnungsloses Unheil mit dem Ahab sein? Nee, nee, mein Jung'; heimgesucht, verflucht wie er auch sei, hat Ahab doch seine Menschlichkeit!"

Ich war in Nachdenklichkeit versunken, als ich fortging; was mir soeben über Ahab offenbart worden war, erfüllte mich mit einer gewissen wilden Unklarheit in Bezug auf seinen Schmerz. Und irgendwie fühlte ich damals gleichzeitig Mitgefühl und Trauer für ihn, ich weiß nicht wofür genau, es sei denn, um den grausamen Verlust seines Beines. Dennoch fühlte ich ebenso aber auch eine befremdliche Ehrfurcht vor ihm; aber die Art von Ehrfurcht, welche ich überhaupt nicht beschreiben kann, die jedoch nicht wirklich mit Furcht zu tun hat; ich weiß nicht, was es war. Aber ich habe es gefühlt; und es machte mich ihm gegenüber nicht abgeneigt; obschon ich ungeduldig auf das Geheimnis in ihm war, so unvollkommen er mir zu diesem Zeitpunkt auch bekannt war. Egal, meine Gedanken wurden schließlich in andere Richtungen gelenkt, sodass ich den dunklen Ahab für den Moment vergaß.

342 die 39 Artikel: die Lehren der Kirche von England, die 1563 als Antwort auf die protestantische Reformation gegründet wurde. (M) Die Neununddreißig Artikel sind historische Glaubensaussagen des anglikanischen Bekenntnisses. Sie sind nicht als umfassende und vollständige Glaubensgrundsätze der Konfession zu verstehen, sondern stellen die Position der Kirche von England zu jener Zeit in der Auseinandersetzung mit der römisch-katholischen Kirche und dem Calvinismus dar. (W)

343 Devil-Dam: die Mutter des Teufels. (M)

344 Tit-bit: das heißt Leckerbissen. (M)

345 Pequod: benannt nach dem Volk der Pequot, einem Stamm amerikanischer Ureinwohner in Neuengland, die zwar nicht ausgestorben sind, aber 1637 ein berühmtes Massaker erlitten haben. (M)

346 Meder: ein iranisches Volk im achten bis sechsten Jahrhundert vor Christus. (M) Die Meder, altpersisch Māda-, altgriechisch: Μῆδοι, hebräisch: מָדַי Madai) waren ein altiranisches Volk, das die Sprache der Meder sprach und ein als Medien bekanntes Gebiet zwischen West- und Nordiran bewohnte. Ende des 9. bis Anfang des 7. Jahrhunderts v. Chr. wurde das Gebiet der Medien im Westen durch das Zagros-Gebirge, im Süden durch den Garrin-Berg in der Provinz Lorestan, im Nordwesten durch das Qaflankuh-Gebirge in der Provinz Zanjan und im Osten durch die Wüste Dasht-e Kavir begrenzt. Seine Nachbarn waren die Königreiche Gizilbunda und Mannea im Nordwesten und Ellipi und Elam im Süden. (M)

347 Lugger: eine Bauart eines kleinen Segelschiffes. (M) Logger (auch Lugger oder Lougre) bezeichnet ursprünglich einen historischen Schiffstyp des 18. Jahrhunderts mit unterschiedlichster Verwendung, später auch einen verwandten Fischerbootstyp auf der Nordsee. Der Logger des 18. Jahrhunderts wurde als schnelle Post-, Kaper-, Lotsen- oder Küstenfrachtschiffe eingesetzt. Siehe Abbildung 30: Lugger auf Seite 66. (W)

348 Dschunke: ein Segelschiff chinesischer Herkunft. (M) Dschunke, auch Dschonke (chinesisch 中國帆船 / 中国帆船, Pinyin zhōngguó fānchuán – "chinesisches Segelschiff“ selten: 戎克船, róngkèchuán) bezeichnet eine Vielzahl ein- oder mehrmastiger Segelschifftypen traditioneller Bauart in China. Der deutsche Name stammt von der englischen Bezeichnung Junk (deutsch "Dschunke“) und dieser wiederum ist abgeleitet von den malaiischen Bezeichnungen Dgong oder Jong, was wiederum auf den chinesischen Begriff chuán (船) für "Schiff“ zurückgeht. Siehe Abbildung 31: Dschunke auf Seite 66. (W)

349 Galioten: ein holländischer Galiot, ein Segelschiffstyp, der auch Ruder haben könnte. (M) Galioten sind seegehende, flachbodige Rundgattschiffe. Dieser Schiffstyp – eine Weiterentwicklung der Fleute – wurde ursprünglich im 17. Jahrhundert in den Niederlanden entwickelt. Er wurde in der Küstenschifffahrt und in der Nord- und Ostsee eingesetzt. Aufgrund des geringen Tiefgangs war dieser Schiffstyp in Pommern sehr beliebt. Siehe Abbildung 32: Galiot als gaffelgetakelte Ketsch auf Seite 66. (W)

350 Grenadier: ein Soldat, der für Spezialangriffe ausgebildet ist, häufig die erste Angriffslinie. (M)

351 in Ägypten … in Sibirien: Napoleon Bonapartes Agyptenfeldzug 1798, der Russlandfeldzug 1812. (D. Ü.)

352 Drei alte Könige von Köln: die drei Weisen, die Gaben für das Jesuskind brachten. Ihre sterblichen Überreste befinden sich vermutlich im Kölner Dom, Deutschland. (M) Der Kölner Dom (offiziell: Hohe Domkirche Sankt Petrus) ist eine römisch-katholische Kirche in Köln unter dem Patrozinium des Apostels Petrus. Er ist die Kathedrale des Erzbistums Köln sowie Metropolitankirche der Kirchenprovinz Köln. (W) Siehe Abbildung 33: Dreikönigsschrein im Dom zu Köln auf Seite 67.

353 Beckett: Thomas Becket, auch bekannt als St. Thomas von Canterbury, der 1170 in der Kathedrale von Canterbury von Gefolgsleuten König Heinrichs II. ermordet wurde. (M) Die Kathedrale von Canterbury, offiziell The Cathedral of Christ Church, in Canterbury, England, ist mit ihrem 75 m hohen Turm, dem sogenannten Bell Harry, ein meisterhaftes Bauwerk der Gotik. Eng mit der Geschichte der Stadt und der Kathedrale sind vor allem die Ereignisse um Thomas Becket verbunden, einem Erzbischof, der 1170 von vier Rittern des Königs Heinrich II. in der Kathedrale ermordet wurde und schon kurz nach seinem Tode als Märtyrer verehrt wurde. Um Becket entstand ein florierender Reliquienkult und schon 1173 wurde er heiliggesprochen. (W) Siehe Abbildung 34: Kathedrale von Canterbury auf Seite 68.

354 Peleg: dies ist ein im Alten Testament namentlich erwähnter Mann. Der hebräische Name bedeutet "Teilung“ welcher im Nifal "sich spalten“ bedeutet. Dies stellt einen Bezug zur Zerstreuung der Menschheit in Gen 11,1–9 EU her. (D. Ü.)

355 Thorkill-Hake: ein isländischer Wikinger-Held aus dem 11. Jahrhundert, dessen Abenteuer durch Schnitzereien in seinen Möbeln illustriert wurden. (M)

356 Belegnagel: in Belegnagel ist ein kurzer, oben meist abgerundeter und unten verjüngter Stab, der auf Segelschiffen verwendet wird, um an ihm die Taue des laufenden Gutes zu belegen, d. h. festzumachen. Belegnägel werden in dafür vorgesehene Halteeinrichtungen gesteckt, in die sogenannten Nagelbänke. Siehe Abbildung 35: Belegnägel auf Seite 69.

357 Tatar: Tataren (Eigenbezeichnung Tatar oder Törk-Tatar, Plural Tatarlar oder Törk-Tatarları) oder – älter – Tartaren ist seit der ausgehenden Spätantike in türkischen Quellen (Orchon-Runen) und seit dem europäischen Mittelalter eine Bezeichnung für verschiedene überwiegend muslimische Turkvölker und Bevölkerungsgruppen. (W)

358 zehn Fuß: das ist 3,05 m. (D. Ü.)

359 Pottowotamie: ein indianisches Volk der oberen Mississippi-Region. (M) Die Potawatomi (auch Pottawatomie oder Pottawatomi) sind ein Indianerstamm der Algonkin-Sprachfamilie aus der Region des oberen Mississippi River. Kulturell sowie historisch zählen die Potawatomi zur Stammesgruppe der Anishinaabe(g) ("Erstes Volk“, "Originales Volk“, oder "Wesen geschaffen aus dem Nichts“), die verschiedene Varianten und Dialekte des Anishinaabemowin sprachen - der auch die Anishinabe (Ojibwe oder Chippewa), Saulteaux (Salteaux), Mississauga, Odawa (Ottawa), Algonkin (Algonquin), Nipissing und Oji-Cree (Severn Ojibwa) angehören. Heute gibt es in Kanada neun First Nations und in den USA acht staatlich anerkannte Stämme (federally recognized tribes) der Potawatomi oder mit großer Potawatomi-Bevölkerung; die Potawatomi zählen heute insgesamt rund 28000 Stammesangehörige. (W)

360 Quäkerstil: schlichte, grobe Kleidung. (M) Siehe Abbildung 37: Deutsche Quäker in Friedensthal auf Seite 70 (W)

361 Handelsschifffahrt: die Flotte von Schiffen und Booten in zivilem Besitz, die in Friedenszeiten Fracht und Passagiere befördert. (M)

362 Heck: der hinterste Teil eines Schiffes oder in diesem Fall das Hinterteil einer Person. (M)

363 Quäkerisch: ein Mitglied der Religiösen Gesellschaft der Freunde, einer christlichen Glaubensgemeinschaft, die eine direkte Kommunikation zwischen Gläubigen und Gott betont. Viele Nantucket-Walfänger waren Quäker. (M) Das Quäkertum ist eine religiöse Gruppe mit christlichen Wurzeln im England der 1650er-Jahre. Als Gründer gilt George Fox, aber auch Margaret Fell, Francis Howgill und James Nayler waren von zentraler Bedeutung in der Gründungsphase. Heute ist das Quäkertum als christliche Denomination zu bezeichnen, wenngleich sich nicht alle Quäker als Christen sehen und es diesbezüglich eine minderheitliche Interpretation des Quäkertums als einer Universalreligion gibt. (W)

364 Der Vineyard: Martha's Vineyard, eine Insel südlich von Cape Cod. (M) Martha’s Vineyard ist eine 231,75 km2 große Insel vor der Südküste von Cape Cod im US-Bundesstaat Massachusetts. Ursprünglich war die Insel ein Gebiet der Wampanoag-Indianer; in ihrer Wampanoag-Sprache nannten sie die Insel Noepe beziehungsweise Land unter den Strömen. Martha’s Vineyard umfasst sechs der sieben Gemeinden des Dukes County (Aquinnah, Chilmark, Edgartown, Oak Bluffs, Tisbury, West Tisbury). Die Gemeinde Chilmark schließt auch die weiter südlich gelegene, unbewohnte Insel Nomans Land (2,477 km2) ein. Insgesamt hat Marthas Vineyard rund 15.000 Einwohner. Die namensprägenden Weinbauflächen sind der Herkunftsbezeichnung Martha’s Vineyard AVA zugeordnet. (W)

365 Bildad ist im Alten Testament ein Freund des Ijob (Hiob). Bildad ist nach Elifas, und vor Zofar und Elihu der zweite der Freunde Ijobs. Er ist folglich jünger als Elifas und älter als Zofar. Bildad wird als Schuchiter (Bewohner Schuachs) bezeichnet. (W)

366 Wetterbug; die Seite eines Schiffsbugs, gegen die der Wind bläst. (M)

367 Heckbalken: der flache Teil des Rumpfes am Heck eines Schiffes, der als Sitzbank verwendet werden kann. (M)

368 Staatsanleihen: von einem US-Bundesstaat garantierte Aktien. (M)

369 Quäker: Quäkertum bezeichnet die Gesamtheit der quäkerischen Weltanschauung, Organisationen und Bräuche. Das Wort Quäker (englisch Quaker "Zitterer“) war ein früher Spottname, der für die Mitglieder der Religiösen Gesellschaft der Freunde (englisch Religious Society of Friends), so der formelle Name der Organisation der Quäker, verwendet wurde. Jedoch wurde der Begriff bald von den Mitgliedern selbst adaptiert und ist heute normaler Sprachgebrauch. Um das Jahr 1827 kam es in Nordamerika zur ersten großen Spaltung zwischen den sogenannten Hicksites und den orthodoxen Quäkern. Im Laufe der Zeit ergaben sich weitere Spaltungen und Wiedervereinigungen. Die Ursache für die kaum ausgeprägte Dogmatik im Quäkertum ist in der Betonung und Gewichtung der persönlichen Erfahrung/Offenbarung zu sehen. (W) Siehe auch Fußnote 363 auf Seite 71 ebenfalls für (W)

370 Hier ist auf die Eigenart der Quäker angespielt, unterschiedslos alle mit den Formulierungen aus der King James Version der Bibel Thou "Du" und Thee "Dir" anzureden. (D. Ü.)

371 Tun: Altenglisch Tonne, Fass. "Tun" ist ein Fass mit 252 Gallonen Inhalt (Gallone = 3,79 l) also 953,92 l. (D. Ü.)

372 Shadbelly ist ursprünglich ein englischer Jagdrock (Schwalbenschwanz), ist aber von den Quäkern in den 1860er-Jahren auch in den USA übernommen worden. (D. Ü.)

373 Kattegat Walfänger: ein Walfänger, der zum Kattegat fuhr, einem Teil der Ostsee, der Schweden von Dänemark trennt. (M) Das Kattegat (Dänisch Kattegat, Schwedisch Kattegatt) ist ein 20000 km2 bis 35000 km2 großes und durchschnittlich rund 80 Meter tiefes, äußerst schwierig zu befahrendes Meeresgebiet zwischen Jütland (Dänemark) und der schwedischen Westküste. Bei Skagen grenzt es an das Skagerrak. Siehe Abbildung 39: Karte Kattegat 1852 auf Seite 74. (W)

374 Marlspieker: ein sich verjüngendes Eisenwerkzeug, das zum Trennen der Seillitzen beim Spleißen verwendet wird. (M) Der Marlspieker, Markpfriem, auch Hohlspieker ist ein Spleißwerkzeug als eiserner Dorn mit einem Knauf am dickeren Ende, und Werkzeug der Takler als Bearbeitern von Tauwerk für den maritimen Einsatz, das zum Spleißen von Tauwerk eingesetzt wird. Der Marlspieker gehört auch heute noch zum Handwerkszeug der Seemannschaft. Siehe Abbildung 38: Marlspieker auf Seite 73. (W)

375 Heuervertrag: ein juristisches Dokument, das als Arbeitsvertrag mit Matrosen verwendet wird. (M)

376 Lay: Anteil des einzelnen Besatzungsmitglieds am Profit einer Walfang- oder Fischereifahrt. (D. Ü.)

377 Der Spleiß ist eine bruchfeste, dauerhafte, nicht lösbare Verbindung von Tauwerk durch Verflechten der einzelnen Kardeele (Das Kardeel bezeichnet bei der Herstellung von Fasertauwerk wie auch bei Drahtseilen aus Stahl oder Kupfer einen Bestandteil eines Seils bzw. seemännisch einer Leine oder Trosse.). Er wird auch zur Reparatur von Tauwerk verwendet. Dies wird bei Drahtgut mithilfe eines Marlspiekers – bei stramm sitzendem anderen Gut meist eines Hohlspiekers – bewerkstelligt. Der Takler kennt verschiedene Arten von Spleißen: Augspleiß, Langspleiß, Kurzspleiß und End- oder Rückspleiß. Die Haltbarkeit einer Spleißverbindung beruht auf der Reibung und Selbsthemmung zwischen den zu verbindenden Tauwerkstücken. Da sich Tauwerk – wie fast alle anderen Materialien auch – bei Zugbelastung längt und im Durchmesser verkleinert, beklemmen sich die einzelnen Kardeele und lassen sich nicht mehr gegeneinander bewegen. Dabei bleiben (je nach Material, Art des Spleißes und Sorgfalt bei der Ausführung) etwa 85 –100 % der ursprünglichen Festigkeit des Seils erhalten. Ein Knoten schwächt eine Leine dagegen beträchtlich (etwa 50 % und mehr). Siehe Abbildung 40: Spleiße auf Seite 75. (W) Zudem geht ein Spleiß auch durch eine Talje, im Gegensatz zu einem Knoten. (D. Ü.)

378 Stüber: (holl. stuiver) eine kleine Münze, die früher in den Niederlanden verwendet wurde und einem Zwanzigstel eines Gulden entspricht. (M)

379 Grimmen der Gewitterwolke: die Welt. Die Wolken am Himmel sind das Zeichen der Herberge, in der Ishmael sich aufhält. (M)

380 "… Schätze auf Erden, wo Motten …": aus Matthäus 6:19. Der Rest des Verses ist "wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen." (M) Matthäus 6: 19: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. (Lutherbibel 2017)

381 "… aber sammelt …": aus Matthäus 6,20-21. Der Rest des Textes lautet: "Ihr sollt euch aber Schätze im Himmel sammeln, wo weder Motten noch Rost fressen und wo Diebe nicht einbrechen und nicht stehlen; denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein" (Matthäus 6,20-21). (M) Matthäus 6: 20-21: Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. (Lutherbibel 2017)

382 Farthing: ein Farthing war eine britische Münze im Wert eines Viertelpennys. Das Substantiv stammt aus dem Altenglischen fēorþing. (D. Ü.)

383 zehn Zoll: das ist 25,4 cm, zehn Faden: das ist 18,3 m. (D. Ü.)

384 Ahab: ein König Israels im 9. Jahrhundert v. Chr. Er heiratete Isebel, die im Auftrag Ahabs einen Landbesitzer tötete, um einen Weinberg neben ihrem Palast zu erwerben. (M) Ahab (אחאב, "Bruder des Vaters“) war von etwa 871 bis 852 v. Chr., seit dem Tod seines Vaters Omri, König des Nordreiches Israel. Ahab heiratete Isebel, die Tochter des phönizischen Königs Etbaal von Sidon, wohl aus politischen Gründen. Aus der Ehe gingen die Söhne Ahasja und Joram sowie die Tochter Atalja hervor. Wie alle Mitglieder der Dynastie Omri sieht die Bibel auch Ahab als gottlosen König, nicht zuletzt aufgrund seiner Heirat mit einer "ungläubigen“ Phönizierin. Ahab ließ zu, dass seine Frau Isebel den Baal-Kult in Israel einführte und Anhänger Jahwes verfolgt wurden, woraufhin ihm vom Propheten Elija am Berg Karmel Gottes Strafe verkündet wurde. Durch Atalja, Gemahlin des Joram von Juda, war Ahab ein Vorfahr der späteren Könige von Juda. (W)

385 sein Blut auflecken: Im biblischen Buch der Könige 21 sagt ein Prophet König Ahab, dass er sterben wird, und Hunde würden sein Blut auflecken. (M) So spricht der Herr: Du hast gemordet, dazu auch fremdes Erbe geraubt! An der Stätte, wo Hunde das Blut Nabots geleckt haben, sollen Hunde auch dein Blut lecken. 1. Buch der Könige, 21:19. (Lutherbibel 2017)

386 Gayhead: Aquinnah, Massachusetts, eine Stadt auf Martha's Vineyard. (M) Gayhead ist eine Stadt auf Martha's Vineyard, Massachusetts, die bis 1997 so genannt wurde. Seitdem heißt der Ort Aquinnah, der Name in der Sprache der Ureinwohner, der Wampanoag. (W)

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