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2.1. Gott will nicht ohne uns

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Die Jünger Jesu wurden von ihm aus sehr unterschiedlichen Situationen herausgerufen. Blättern Sie doch einmal im Lukasevangelium und lesen Sie die Passagen, wo es um die Jünger geht. Jesus ruft sie – und sie folgen.

Die Geschichte von Petrus (Lk. 5,1–11) gibt exemplarisch wieder, was in allen anderen Berufungen ebenfalls enthalten ist: Gott braucht seine Leute! Jesus kommt unerwartet auf den von einer erfolglosen Nacht gezeichneten Fischer zu. Und er schleppt ihn nicht zur Versammlung der Gemeinde. Er kritisiert nicht seinen Lebensstil oder belehrt ihn mit Passagen aus der Bergpredigt. Jesus listet auch nicht auf, wieso Petrus ihn oder Gott braucht und versucht nicht, ihn zu »bekehren«. Nein, Jesus macht nur dies: »Petrus, ich brauche dich mit deinem Boot! Hilf mir!«

Ich habe irgendwann entdeckt, dass diese Haltung Gottes sich durch die Geschichte der Bibel und auch der Kirche zieht. »Ich brauche dich!« »Ich kann und will ohne dich nicht sein!« »Egal ob du, Mensch, mich brauchst oder nicht, ob du das Gefühl hast, dir fehlt etwas oder nicht – ich brauche dich und mir fehlt etwas ohne dich!«

Petrus bekommt dann einen Auftrag und unterstützt Jesus bei dessen Mission. Kurz darauf ruft Jesus Levi in die Nachfolge, den Zöllner. Ohne Levi wäre er kaum mit dessen Kollegen vom Zoll in Berührung gekommen. Frauen schließen sich Jesus an und versorgen ihn und seine Jünger. Sie werden gebraucht. Die Jünger werden gesandt, organisieren größere Versammlungen, ziehen los und predigen, gehen in die Städte und Dörfer und verbreiten die Kunde von Jesus in Palästina und später weltweit. Immer wieder wird deutlich: Nicht nur die Jünger brauchen Jesus, auch und vielleicht besonders braucht er selbst seine Nachfolger, sein »Team«.

Für mich als jungen Mann gehörte diese Erfahrung elementar zum Christ-Werden dazu. Klar, ich hatte die Frage, was der Glaube bringt. Und lange Zeit hatte ich keine Antwort darauf. Aber dann kam der Diakon meiner Heimatstadt. Und er sagte schlicht: »Komm, ich brauche dich!« Er brauchte mich als Gitarrist in einer Band. Er hatte Instrumente und eine Anlage besorgt und suchte jetzt junge Leute, die Lust an Musik hatten ... und dann auch in Gottesdiensten spielten ... und auf diese Weise mit den Inhalten des Glaubens in Berührung kamen ... und sich dann damit auseinandersetzten ... und irgendwann das Wunder eines persönlichen Glaubens erfuhren. Und seine »Rechnung« ging auf, besser, seine Hoffnung erfüllte sich.

Die Frage »Brauche ich Gott?« hat mich damals gelegentlich auch bewegt. Aber ganz ehrlich: Ich bin auch ohne Gott ganz gut klar gekommen. Wir hatten unseren Spaß. Wir hatten unsere Freunde, begannen mit dem Herumreisen, fanden die Mädels interessant, konnten uns von unseren ersten Gehältern manches leisten ... . All das ging auch ohne Gott ganz gut.

Doch dann diese Entdeckung: Gott braucht mich!

Eingeleitet wurde sie vermutlich durch die existenzielle Erfahrung, dass ich in der Band gebraucht wurde. Während eines Bandwochenendes diskutierten wir dann irgendwann über den Glauben und ob er uns etwas bringen konnte. Das überzeugte mich nicht besonders. Doch dann drehte unser Gesprächspartner die Frage einfach um: »Okay, wenn ihr denn Gott nicht braucht – er braucht euch auf jeden Fall!«

Das war krass. In einer Phase, wo ich mich fragte, was beruflich dran war, wofür ich mich einsetzen sollte und wofür ich meine Lebenszeit sinnvoll investiere, nun dies:

»Gott braucht dich!«

Ich bin Jugendlichen begegnet, die meinten auf die Frage nach ihrem Lebensgefühl: »Wir sitzen so in Europa rum!« Erste Klasse, uns geht’s gut – aber wozu?

Gott braucht dich!

Die jungen Menschen im Team unserer Tagungsstätte machen einen Freiwilligendienst (FSJ), viele von ihnen, um herauszufinden, welchen beruflichen Weg sie einschlagen sollen. Manche kommen einfach und schnell, manche nur langsam und schwerfällig zu Entscheidungen. Für alle haben wir während ihres Jahres und für danach diese Botschaft: Gott braucht dich!

Eine Frau erzählte mir, dass sie plötzlich in ein Loch fiel, als ihre drei Kinder aus dem Haus waren. Da war keine Aufgabe mehr, für die sich Zeit- und Krafteinsatz lohnte.

Gott braucht dich!

Ich gehe in Rente. Vorbei mit den Pflichtterminen, Anfragen gehen zurück, für Anerkennung und Lob gibt es weniger Gelegenheit. Mein Dienst als hauptamtlicher Mitarbeiter der Kirche ist vorbei. Was bleibt? Richtig: Gott braucht mich! Wo und wozu, das finde ich gerade heraus – aber dass er mich braucht, ist für mich eine Tatsache.

Wie ich das verstehe, will ich gerne etwas genauer beschreiben. »Gott braucht dich!« ist ja erst einmal recht plakativ und wirft viele Fragen auf. Warum? Wozu? Wie?

Einige Aspekte möchte ich gerne mit Ihnen teilen.

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