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1.1. räumlich

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Zunächst denke ich da ganz räumlich. Wenn zwei sich nicht begegnen, kommt eine erste Beziehung gar nicht erst zustande. Wenn zwei sich kennen, jedoch getrennt voneinander leben, gestaltet sich eine bereits bestehende Beziehung schwieriger. Jene, die einmal länger vom Partner getrennt waren, wissen wovon ich rede. Auch wenn es heute technische Mittel gibt, räumliche Entfernungen zu überbrücken, belastet eine längere Abwesenheit das immer auch auf räumliche Nähe angewiesene Miteinander. Skype oder Facetime, Whatsapp und Telefon mögen ein wenig hinauszögern, dass die Distanz wächst und Nähe und Gegenwart vorgaukeln – aber auf Dauer braucht eine Beziehung den direkten Kontakt. Es ist eben nicht dasselbe, meine Frau vor mir am Küchentisch zu sehen oder auf dem Display meines Handys. Es ist total anders, ihre Stimme unmittelbar zu hören und allemal sie zu berühren und ihren Duft einzuatmen, als wenn sie als Video über meinen Computer flimmert.

Auf Gott bezogen geht es mir ähnlich. Wenn Gott irgendwo fern von mir existiert, mag ich die Frage »Gibt es ihn?« mit »Ja« beantworten – allerdings wäre er dann für mich nicht relevant und wichtig. Mit anderen über die Existenz eines Gottes zu diskutieren, finde ich zwar interessant und stelle mich diesem Gespräch durchaus gern. Sehr schnell werde ich allerdings fragen, was die Existenz eines fernen Gottes bedeutet. Was geht mich ein Gott an, der weit weg ist? Irgendwo im Himmel. Jenseits meiner von Zeit und Raum bestimmten Dimension. Über mir, wo immer das sein mag. Der Absolute. Die Transzendenz. Der Ewige. Der Gott, den niemand kennt – oder den eben alle Religionen gleichermaßen verehren. Der ferne Gott.

Ich muss schlicht sagen: Mit einem solchen Gott kann ich nichts anfangen. Er bleibt mir nicht nur fremd, er hat auch keine Bedeutung für mein Leben. Er interessiert mich nicht wirklich.

Ob Gott deshalb Mensch geworden ist? Ob er deshalb als Mensch in die Geschichte der Menschheit gekommen ist? Um deutlich zu machen: Ich bin mit euch! Ich wohne nicht auf einer rosaroten Wolke, sondern will bei euch sein. Ich bin nicht fern von euch, sondern komme euch nahe. Ich residiere nicht in einem euch fremden Raum oder in der Ewigkeit, sondern ich stelle mich in Raum und Zeit an eure Seite. Ich gehe mit. Ich leide mit. Ich lache mit. Ich lebe mit.

Jesus Christus ist der »Immanuel«, Gott mit uns. Er kommt in unsere Räume: Auf die Erde, historisch, ethnologisch, psycho-, bio- und sonstwie -logisch unter uns. Er teilt Essen und Lebensweise, leidet, zweifelt, stirbt, geht durch die Hölle und ins Grab. Keinen Ort, keinen Raum, den er meidet. Gott ist auch dort, wo ich ihn nicht vermute, nicht nur in der Kirche, auch in der Kneipe, nicht nur bei den Feiernden, auch im Krankenhaus, ja sogar auf dem Friedhof ...

Diese ganz konkrete Meditation der Räume, in denen ich lebe, hilft mir weiter. Es gibt keine gottlosen Räume mehr! Nirgends. Nirgendwo bin ich und nirgendwo sind wir Gott los.

Lasst es mich einmal so sagen: Ohne Jesus bliebe Gott für mich fern, unnahbar, jenseits meiner und unserer Welt. Aber mit Jesus wird Gott zum »Immanuel«. Gott mit uns. Wir werden noch über Jesus Christus reden – aber soviel ist schon mal klar für mich: Gott ist räumlich nicht fern von mir. Er ist hier, jetzt und heute in meiner Nähe. Er ist mit mir. Da wo ich mich gerade aufhalte, ob ich diese Zeilen schreibe oder lese, da ist Gott.

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